Film: Wenn es irgendwo im Universum Ärger gibt, ist Scorch Supernova vom Planeten Baab bald vor Ort, um mit Coolness und Wagemut den Tag zu retten. Eines Tages erreicht ihn ein Notruf vom „dunklen Planeten“, jenem geheimnisvollen Ort, von dem noch nie ein Wesen zurückgekehrt ist, das ihn jemals betreten hat. Natürlich macht sich Scorch sogleich auf und wird bereits bei der Landung gefangengenommen. Glücklicherweise hat Scorch einen großen Bruder (der viel kleiner ist als er), der zwar eher ein Computer-Nerd als ein Held ist, doch dieser macht sich sofort auf den Weg, um Scorch zur Hilfe zu eilen.Der Filmtitel verrät schon im Vorfeld, dass jener mysteriöse „dunkle Planet“ nichts anderes ist als unsere gute, alte Erde. Doch ganz so gut ist sie nicht, jedenfalls nicht mehr und nicht aus der Sicht der Baabaner. Vor Jahrmillionen lebten hier zwar intelligente und attraktive Wesen (die Dinosaurier) doch haben diese sich im Laufe der Zeit zu aufrecht gehenden Idioten zurückentwickelt, die Männer mit merkwürdiger Geschichtsbehaarung anbeten.
Das Notsignal wurde von dem hinterhältigen General Shanka ausgesendet, um alle möglichen Aliens zur Area 51 zu locken. Dort zwingt er die Wesen von aller Herren Sterne dazu, ihm ihre Geheimnisse anzuvertrauen, Dinge für ihn zu erfinden und vor allem eine gigantische Laserwaffe zu bauen, mit der er die Macht über das gesamte Universum erlangen will.
Die Ausgangssituation ist schon mal ganz witzig, und auch die zahlreichen Anspielungen auf bekannte Alien-Invasions-Verschwörungs-Theorien haben durchaus ihren Reiz. Bis hierher bietet der Film also alle Zutaten, die eine gelungene Science-Fiction-Animationskomödie braucht. Doch obwohl die Zutaten alle vorhanden sind, will das Rezept nicht so recht aufgehen.
Ein kleinwenig erinnert der Film an einen Mix aus „Planet 51“ und „Monsters vs. Aliens“. Allerdings nimmt „Nix wie weg vom Planeten Erde“ von beiden Filmen die eher langweiligeren Momente und fügt nichts wirklich nennenswert Neues hinzu.
An Ideen mangelt es dem Skript zwar nicht, doch verpuffen diese zumeist maximal in einem leichten Schmunzeln oder Kopfschütteln seitens der Audienz. Wenn die vollvermummten „Soldaten“ der Area 51 immer in Zweiterteams unterwegs sind, deren Namen „James und Cameron“ oder ähnlich lauten, ist das spätestens beim dritten Mal nicht mehr ganz so witzig. Zudem dürften diese Insidergags bei einem jüngeren Zielpublikum nicht einmal ansatzweise zünden. Die restlichen lustigen Einfälle beschränken sich auf leichte Slapstick-Einlagen, Fäkalhumor und Missverständnisse, die aus den Unterschieden der diversen Rassen resultieren. Auch das ist im Grunde genommen nicht schlecht, allerdings wäre hier viel mehr drin gewesen, und es hätte auch viel mehr gebraucht, um diesen Film aus der Masse herauszuheben.
Die Figuren, allen voran die Aliens, sind leider erschreckend konturlos und erinnern sehr an Gummispielzeuge. Diese simplen Animationen mögen ja durchaus so gewollt sein, und vermitteln in ihrer Einfachheit auch den Charme früherer Zeichentrickfilme, aber alles in allem kann diese Art der Darstellung nicht wirklich überzeugen. Dazu kommt, dass die einzelnen Figuren sehr plakativ und oberflächlich sind und keine erkennbare Individualität aufweisen. Der große Held ist ein Aufschneider, der Computer-Nerd hat das Herz am rechten Fleck und schafft mit Intelligenz den Tag zu retten, und der böse General ist nun einmal durch und durch böse. Dazu kommt, dass der fiese Plan des Antagonisten viel zu früh verraten wird, wodurch auch an dieser Stelle keine Spannung entsteht. Apropos Spannung: An dieser fehlt es dem Film leider ebenfalls. Nach einem guten und witzigen Anfang driftet der Film nach etwa einer dreiviertel Stunde in Banalitäten ab und fällt in ein inszenatorisches Loch, aus dem er auch bis kurz vor Schluss nicht mehr herauskommt. Überraschungen bietet der Film nicht. Obwohl am Anfang viele Möglichkeiten eröffnet wurden, der Story etwas Würze zu verleihen, spielt der Film seine Karten leider nicht aus und lässt die interessanten Nebencharaktere leider rasch unter den Tisch fallen.
Nun könnte man anmerken, dass es sich hierbei um einen Kinderfilm handelt und eine allzu verschachtelte Handlung die Zielgruppe zu sehr beanspruchen könnte. Nun, das mag sein. Zugegeben ist die Leichtigkeit der Handlung, die simplen Figuren und die klare Trennung von Gut und Böse durchaus auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten, die auch durchaus Gefallen an diesem Streifen haben könnten. Allerdings enthält er zum Teil sehr drastische Szenen, deren schwarzer Humor von den jüngeren Zuschauern nicht verstanden werden dürfte, und somit völlig deplatziert wirkt. Summa Summarum ist „Nix wie weg vom Planeten Erde“ also ein im Ansatz guter Film, der leider zu viele inszenatorische Schwächen aufweist, um letztendlich überzeugen zu können.
Bildqualität: Das Bild ist, wie bei einem aktuellen Animationsfilm zu erwarten, beinahe perfekt. Die Schärfe ist hervorragend und offenbart haufenweise Details. Vor allem die Hintergründe und die ganzen Kleinigkeiten am „Set“ gefallen hier. Leider sind die Figuren, insbesondere die Aliens, etwas zu glatt, wodurch ein paar Möglichkeiten verschenkt werden. An der hohen Qualität ändert das jedoch nichts, denn der Film sieht so aus wie er aussehen soll. Die Farben sind kräftig und stark, haben einen gewollten Comic-Charakter und strahlen in einer ganz wunderbaren Brillanz. Der Kontrast ist ebenfalls perfekt eingestellt und auch der Schwarzwert – schön in den Szenen im Weltraum zu sehen – ist tief und absolut perfekt. Hier gibt es nicht das Geringste auszusetzen.
Der Film ist auch in 3D erhältlich, allerdings lag uns lediglich die 2D-Version des Titels vor. Doch auch diese vermittelt bereits einen Eindruck davon, wie schön das 3D-Bild mutmaßlich aussieht. Schon in dieser Version wird eine enorme Tiefenwirkung erreicht. Die Figuren und Gegenstände sind schön und plastisch und auch die einzelnen Ebenen erscheinen fast schon gestaffelt.
Lediglich hin und wieder machen sich leicht stufige Farbübergänge bemerkbar, aber diese sind so selten und so dezent, dass sie nicht wirklich an der Bewertung kratzen.
Tonqualität: Die deutsche Tonspur ist, gerade wenn man bedenkt um welche Art von Film es sich hier handelt, bemerkenswert gut. Zwar sind die Dialoge alles in allem etwas frontlastig, aber dafür werden zahlreiche Surroundeffekte aus den Rears abgefeuert, wodurch fast immer eine sehr gute Räumlichkeit entsteht. Die Direktionalität ist derweil auf einem ebenfalls sehr hohen Niveau, und häufig fliegen irgendwelche Gegenstände quer durch das Heimkino, zumindest klingt es so. Der Subwoofer hat auch einige sehr schöne Einsätze, bleibt aber etwas hinter den Möglichkeiten zurück – was eingedenk der Zielgruppe wohl in manchem Fall auch besser so ist.
Die Tonspur ist perfekt ausbalanciert und lässt zu keiner Zeit irgendwelchen Geräuschen oder Musik den Vortritt, so dass sich alles in einem tollen Einklang befindet. Die hohe Dynamik ist vor allem bei dem wuchtigen Soundtrack spürbar und lässt kaum Wünsche offen. Die Dialoge sind zu jederzeit klar und deutlich verständlich.
Kommen wir nun zu den Synchronsprechern, die in einem Animationsfilm wie diesem einen hohen Stellenwert einnehmen. Im Original erklingen bekannte Stars wie Brendan Fraser, Sarah Jessica Parker Jessica Alba und William Shatner, aber auch die deutsche Synchronisation ist durchaus gelungen. Der böse General wird von Stamm-Stimmbösewicht Klaus-Dieter Klebsch (Doktor House) gesprochen, der zwar nicht die metaphorischen Qualität des Charakters besitzt, die William „Captain Kirk“ Shatner vorweisen kann, mit seiner rauen und tiefen Stimme aber einen hervorragenden Antagonisten abgibt. Der Held Scorch wird von Tobias Meister mit der gleichen Tonlage gesprochen, die er für Jack Black reserviert hat, wodurch dem Charakter des Scorch durchaus ein gewisser Charme zugesprochen werden kann. Olaf Reichmann, Preisträger des Deutschen Preises für Synchron 2009, verlieh in der deutschen Version dem Nerd Gary seine Stimme, und macht seinen Job beinahe besser als sein amerikanisches Pendant Rob Corddry. Der größte Glücksgriff ist allerdings die deutsche Stimme des Bordcomputers namens „James Bing“. Im Original wird dieser von Ricky Gervais gesprochen, doch Dietmar Wunder, die deutsche Stimme des aktuellen James Bond Darstellers Daniel Craig, passt hier wesentlich besser ins Bild.
Extras: Was das Bonusmaterial angeht, so ist dieses de facto nicht vorhanden. Lediglich eine Handvoll Trailer zu artverwandten Filmen hat es aus Werbezwecken auf die Scheibe geschafft. Zumindest an ein Wendecover ohne FSK-Logo wurde gedacht.
Fazit: Bild und Ton der blauen Scheibe erreichen mühelos die Höchstnote. Beim Bild war das nicht anders zu erwarten, schließlich erreichen aktuelle Animationsfilme häufig Referenzwerte, doch das auch der Ton in diesem Ausmaß zu punkten versteht, ist nicht ganz so selbstverständlich. Zahlreiche gut platzierte Surroundeffekte mit hervorragender Direktionalität begeistern das Ohr des Zuschauers ebenso wie die vorbildliche Schärfe und die kräftigen Farben das Auge erfreuen. Hier wurde wirklich keine Möglichkeit ausgelassen um zu punkten.
Beim Bonusmaterial sieht das Ganze leider völlig anders aus, denn hier herrscht gähnende Leere. Außer ein paar obligatorischen Trailern (worunter sich leider nicht einmal der Trailer zum enthaltenen Film befindet) findet sich nichts auf der Scheibe.
Der Film selbst bietet ein paar gute Idee, setzt diese aber leider nur unzureichend um. Mit den vorhandenen Zutaten wäre ein wesentlich besserer Film machbar gewesen. Die Figuren sind charakterlos, die Handlung vorhersehbar und über lange Strecken ist der Film schlicht und ergreifend langweilig. Kinder könnten an den niedlichen herum wuselnden Figuren möglicherweise ihre Freude haben, und erwachsene Zuschauer verstehen die zahlreichen Referenzen auf klassische Science-Fiction-Elemente, aber von beidem ist zu wenig im Film, um die eine oder andere Partei vollends zufriedenzustellen. Immerhin: Für einen kurzweiligen Filmnachmittag ist der Streifen durchaus geeignet, aber ob er zum mehrmaligen Ansehen taugt darf an dieser Stelle in Frage gestellt werden.
(Michael Speier)
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