„Ugly ist das neue Schön!“
Uglydoll bzw. Ugly Doll (engl. für hässliche Puppe) ist eine US-amerikanische Puppenfirma, die seit 2001 bunte Spielzeugpuppen bzw. Kuscheltiere herstellt, die sich deutlich von gängigen Schönheitsidealen abgrenzen. Manche haben nur ein Auge, anderen wiederrum fehlen Zähne oder haben eine schiefe Nase. Sie sollen so Kindern zeigen, dass jeder auf seine eigene und außergewöhnliche Weise schön sein kann. Soviel zur netten Grundidee dahinter. Dass früher oder später jedes Spielzeug, egal ob es nun Lego, Playmobil oder Barbie heißt, seinen eigenen Spielfilm spendiert bekommt, ist nur eine Frage der Zeit.
„UglyDolls“ lief ab 03. Oktober 2019 in den deutschsprachigen Kinos und erfährt nun im Vertrieb von LEONINE (ehemals Universum Film und Tele München Gruppe) seine Heimkinoauswertung auf DVD und Blu-ray Disc.
Wie sich der Film und die Blu-ray Disc so schlagen und ob es sich um ein „Trolls Light“ oder doch ein eigenständiges schelmisches Pop-Märchen handelt, wird natürlich gleich geklärt
Story:
Da ist in der Spielzeugfabrik in der Kuscheltier-Abteilung aber ganz schön was schief gelaufen. Schaut man sich die kleinen Spielzeugkuschler an, so fehlt dem einen ein Auge und der andere hat dafür drei. Oder das Lächeln erstrahlt, doch leider fehlen ein paar Zähne. Doch trotz des Aussehens haben sie alle einen liebenswerten, kuschligen Charakter und darauf kommt es an. Oder? Und so fühlen sich die etwas defekten Kuschler in Uglyville sauwohl und haben Spaß. Nur Moxy glaubt, dass es da draußen in der Welt noch mehr gibt und sie irgendwo erwartet wird. Und so überredet sie ihre bunten Freunde Lucky Bat, Wage, Babo und Ugly Dog, mit ihr gemeinsam Uglyville zu verlassen und die Welt jenseits des Berges zu erkunden. Dabei entdecken sie das „Institut der Perfektion“, in welchem die perfekten Spielzeug-Puppen durch ein hartes Training für ihren Weg in die Kinderzimmer vorbereitet werden. Moxy ist gleich Feuer und Flamme und will an dieser Ausbildung teilnehmen. Doch Ausbilder Lou findet diese Idee gar nicht gut und versucht alles, um die UglyDolls wieder los zu werden. Doch Moxy ist ein bezaubernder Sturkopf, der sich vorgenommen hat, mal in die Arme „ihres“ Kindes zu gelangen.
Regisseur und Animationsspezialist Kelly Asbury, der bereits bei Filmen wie „Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf“, „Gnomeo und Julia“ oder aber auch beim grünen Märchenmonster „Shrek 2“ als Regisseur tätig war, bringt natürlich einiges an Know-How mit, um einen Animationsfilm unterhaltsam zu gestalten. So wundert es nicht, dass auch „UglyDolls“, eine chinesisch-kanadisch-amerikanische Co-Produktion, trotz, oder gerade wegen seiner einfachen Botschaft, „Sei einfach du selbst!“, als gelungen bezeichnet werden darf… zumindest für unsere Jüngsten.
Am Anfang der Review erwähnte ich kurz „Trolls Light“, denn „UglyDolls“ ist in vielen Belangen mit dem großartigen „Trolls“ von 2016 zu vergleichen. Nicht nur optisch ähneln sich beide Filme immens, indem sie sehr ähnliche Charaktere zeigen, fast die komplette Farbpalette ausschöpfen oder ein Dance-Pop-Musical vorführen, deren Songs von berühmten Sängern arrangiert wurden. Im Falle von „UglyDolls“ bekommen wir in der englischen Originalfassung Kelly Clarkson, Pitbull sowie Nick Jonas zu hören, während wir in der deutschen Fassung immerhin mit Lina-Larissa Stahl, vielen besser bekannt als Bibi aus den „Bibi & Tina“–Filmen, vorliebnehmen dürfen. Sie singt nicht nur sehr gut, sondern leiht auch dem pinken Kuscheltier „Moxy“ ihr zartes Stimmchen.
Der einzige Unterschied zu „Trolls“, aber gleichzeitig auch der größte Kritikpunkt von „UglyDolls“ ist die recht handzahme Inszenierung, die primär ein jüngeres Publikum anspricht. Per se ist ja nichts Schlechtes daran, Filme für jüngere Filmfans zu produzieren, dennoch könnten die satirischen Ansätze etwas bissiger dargestellt werden, um auch ein älteres Publikum bei der Stange zu halten.
Dass der Film dann auch in puncto Handlung bei anderen Mitbewerbern wie „The Lego Movie“ und „Toy Story“ etwas abkupfert, nimmt ihm dann leider auch noch ein wenig Wind aus den Segeln. Es fehlt ihm etwas an Tiefe, Vielschichtigkeit und Humor, die alle Altersgruppen anspricht, die wir von den besten Animationsfilmen erwarten.
Der Animationsspaß vermittelt aber dennoch eine wichtige Botschaft: „Sei´ du selbst!“ Auch wenn dieser Satz nicht für eine soziale Gerechtigkeit aller sorgen wird, sollten unsere Jüngsten gerade in der heutigen Zeit, diesen Spruch mehr denn je kennen. Auch dafür ist Popkultur da.
Wem „Trolls“, „Toy Story“ oder aber auch „Playmobil – Der Film“ gefallen hat, kann auch gerne bei den „UglyDolls“ vorbeischauen, da der heitere und kunterbunte Animationsspaß wenig falsch, dafür aber vieles richtig macht. Mit den großen Konkurrenten aus dem Hause Disney oder Dreamworks kann er leider nicht vollends mithalten.
Bild:
Wie bei einem aktuellen Animationsfilm nicht anders zu erwarten, macht das Bild im bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis 1,85:1 eine hervorragende Figur und bietet ein angenehm scharfes Full-HD-Erlebnis.
Bei diesem fluffigen CGI-Animationsabenteuer werden dem Zuschauer neben vielen und abwechslungsreichen, optisch selbstgebastelten Schauplätzen schöne Details wie einzelne Haare und sogar Fussel am Fell der Kuscheltiere präsentiert.
Die Animationen können sich ebenfalls sehen lassen, denn das geschätzte Budget von ca. 45 Millionen Dollar machen sich in jeder Szene bezahlt. Die Farben werden gut saturiert dargestellt und geben der Bezeichnung „bunt“ fast schon eine neue Bedeutung. Der toll eingestellte Kontrast und der (meist) satte Schwarzwert können, genauso wie die fast schon dreidimensionale Plastizität, den ganzen Film hindurch überzeugen.
Ab und an schleichen sich zwar etwas weichere Abschnitte am Bildrand ein, dem tollen Bild tut dies aber keinen Abbruch, auch wenn noch etwas Luft nach oben herrscht.
Ton:
- Deutsch DTS-HD MA 5.1
- Englisch DTS-HD MA 5.1
Auffallend ist, dass „UglyDolls“ sehr frontlastig ertönt. Die hinteren Lautsprecher werden höchstens bei der Filmmusik, bei den wenigen Actionsequenzen oder für ein paar nette Effekte (Stichwort: Waschmaschine und Spielzeugfabrik) angesteuert. Wie auch bei den Rears wird der Subwoofer spärlich und lediglich beim Soundtrack in Anspruch genommen.
Immerhin sind die Stimmen, sowohl in der deutschen als auch in der Originalfassung, sehr gut zu verstehen und werden von bekannten Synchronsprechern vertont.Im Großen und Ganzen kann man den Ton als „solide“ bezeichnen. Etwas mehr Dynamik wäre, besonders für einen Animationsfilm, dennoch wünschenswert gewesen.
Extras:
- B-Roll mit Lina Larissa Strahl und Tilman Pörzgen (Deutsch)
- Song Quiz (Deutsch)
- Interviews (Deutsch, Englisch)
- Featurettes (Broken & Beautiful, Couldn´t be better, Pitbull, The Ugly Truth Lou (Englisch)
- US-Voice-Cast (Englisch)
- Behind the scenes (Englisch)
- Premieren-Clip (Englisch)
- Trailer (3 Originaltrailer)
- Trailershow „Die Heinzels – Die Rückkehr der Heinzelmännchen“, „Die Abenteuer von Wolfsblut“, „Das Wunder von Marseille“
Das Bonusmaterial wirkt auf den ersten Blick sehr üppig, bei genauerem Hinsehen merkt man aber dann doch recht schnell, dass dieses aus vielen kleineren Clips besteht. Diese Clips zeigen die deutschen und auch die englischen Synchronarbeiten aus nächster Nähe. Abgerundet werden die Extras mit ein paar kurzen Interviews und einer Trailershow mit einem halben Dutzend Trailern.Da der Redaktion lediglich die lose Filmdisc zur Verfügung gestellt wurde, kann über ein Wendecover ohne FSK 0 Siegel leider keine Auskunft gegeben werden.
Fazit:
Bild und Ton der blauen Scheibe aus dem Hause LEONINE sind solide – Luft nach oben besteht aber bei beiden. Das Bonusmaterial ist ganz nett zusammengestellt – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Auch wenn es für ältere Filmfans (eventuell) zu seicht und zu zahm zu geht, haben die Jüngsten bei den kunterbunten „UglyDolls“ definitiv ihren Spaß, da sie auch gleich eine wichtige Botschaft mit auf den Weg bekommen. Wer mehr Tiefe oder gar bissigen Humor erwartet, wird leider enttäuscht werden.
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Center-Lautsprecher: Teufel Ultima UL 40 C Mk3
Front- und Surround-Lautsprecher: Teufel Motiv 6
Atmos-Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)
(Alexander Gabler)
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