Am 06. Februar 2020 startet „The Lodge“ des österreichischen Regie-Duos: Veronika Franz und Severin Fiala, die auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnen, in den deutschen Kinos. Nach dem Überraschungserfolg „Ich seh Ich seh“, ist „The Lodge“ der zweite große Kinofilm der beiden Österreicher. Produziert wurde der Film von „Filmnation Entertainment“ und den schon legendären, britischen „Hammer Films“ Studios. Die unter anderem auch „Die Frau in Schwarz“ mit Daniel Radcliffe in der Hauptrolle produzierten. Gedreht wurde Anfang 2018 in Kanada. Premiere feierte der Film bei dem allseits bekannten „Sundance Film Festivals“ im Januar 2019. Ich durfte mir vorab schon mal einen Eindruck zu Veronika Franz und Severin Fialas neustem Werk verschaffen und möchte euch meine Eindrücke schildern.
Story:
Es ist eine schwere Zeit für die Geschwister Aidan und Mia. Ihr Vater Richard hat sich von ihrer Mutter getrennt und möchte wieder heiraten. Bei seiner Recherche für einen Artikel über eine Sekte traf er auf Grace, die als einzige den Massensuizid der Sektenmitglieder überlebte und verliebte sich dabei in sie. Die Mutter von Aidan und Mia hat mit der Situation besonders zu kämpfen, hoffte sie doch bis zuletzt auf Richards Einsicht. Als diese nicht eintritt begeht sie Selbstmord und bringt noch mehr Trauer und Sorgen über die eh schon zerrüttete Familie. Richard bemüht sich sichtlich für seine Kinder da zu sein, dennoch hält er an der Entscheidung fest, Grace zu heiraten. Da ist es nicht verwunderlich, dass Aidan und Mia ihre Trauer und Wut auf Grace projizieren. Würde es Grace nicht geben, würde ihre Mutter vermutlich noch leben. Das Aidan und Mia mit diesem Gedanken so gar nicht umgehen können, bleibt auch ihrem Vater Richard nicht verborgen und so versucht er, eine Wohlfühl-Atmosphäre zu schaffen. Richard, Grace, Aidan und Mia könnten doch in der Familien-Lodge, die mitten im Wald an einem See liegt, Weihnachten gemeinsam verbringen. So hätten die Geschwister die Chance, Grace besser kennen zu lernen. Gesagt, getan, die Vier fahren zusammen in die Waldhütte. Aidans und Mias Interesse Grace eine Chance zu geben, geht leider immer noch gen Null. Erst als Richard nochmals für einige Tage in die Stadt muss, nähern sich Grace, Aidan und Mia etwas an. Doch während sich die Differenzen zu legen scheinen, kommt es zu einem mysteriösen Zwischenfall. Persönliche Gegenstände, Lebensmittel, Kleidung und Grace Medikamente verschwinden, es gibt keinen Strom mehr, ebenso keine funktionierende Handy-Verbindung. Die Abgelegenheit und völlig verschneite Einöde verhindern, bis zur nächst gelegener Stadt zu gelangen. Die Tage vergehen und es scheint gerade so, als wenn sie nicht nur abgeschnitten, sondern ganz alleine auf diesem Planeten wären. Für Grace verschwimmen nach und nach die Grenzen zwischen Realität und Illusion. Es stellt sich die Frage: Hat dies etwas mit Grace Vergangenheit zu tun oder sind hier ganz andere Mächte am Werk?
Meinung und Bewertung:
Nach dem Überraschungshit „Ich seh Ich seh“ waren die Erwartungen groß, mit was uns das österreichische Regie-Duo, diesmal überraschen wird. „The Lodge“ beginnt als Familiendrama, ausgelöst durch Trennung und den Selbstmord der Mutter. Der Look des Films ist somit schon von Anfang an überwiegend düster, kalt und traurig und vermittelt sogleich: hier wird’s nicht viel zu lachen geben. Bis zur Mitte des Films ist noch nicht so recht klar wohin der Film eigentlich will. Man ist immer noch der Meinung, man sehe ein Familien-Drama und die Tristesse ist fast schon nicht mehr erträglich. Dieser Eindruck wird durch eingeblendete Erinnerungsfetzen aus Grace grausamer Vergangenheit immer wieder mal unterbrochen. Ein weiteres Stilmittel ist ein Puppenhaus, das in Mias Kinderzimmer steht und das exakte Ebenbild der Familien-Lodge im Wald darstellt. Dieses wird ebenfalls zur Szenenunterbrechung benutzt und bei den Kamerafahrten durch dieses Puppenhaus, erhält man einen vagen Blick auf Zukünftiges, aber auch Vergangenes. Anfangs weiß man anhand der Puppen im Puppenhaus, auf was man gerade blickt. Im Verlauf des Films verschwimmt aber auch für den Zuschauer immer wieder mal das Wissen, ob man sich noch in der realen Wald-Lodge oder im Puppenhaus in Mias Kinderzimmer befindet. Getragen wird der Film durch Aidan, Mia und Grace. Gerade durch die geringe Anzahl an Darstellern, zwei davon auch noch „hilflose“ Kinder, die unwirkliche Einöde und den düsteren fast schon unheimlichen Look, entsteht ein ziemlich flaues Gefühl im Magen. Derweil baut sich auch Spannung auf, man erwartet mit jeder Minute das irgendetwas passieren muss.
Das große Vorbild für Setting, Look und den Spannungsaufbau hat man spätestens beim Ausflug in die Familienhütte erraten. „Stephen Kings – Shining“ dürfte den Regisseuren beim Drehbuch schreiben wohl im Hinterstübchen herum gespukt haben. Alles beginnt recht harmlos, eine Familie begibt sich an einen einsamen Ort und es kommt zu mysteriösen und / oder gar grusligen Ereignissen. Für den Spannungsaufbau bedienen sich die Regisseure, besagter Erinnerungsfetzen, die auf eine grausige Vergangenheit hindeuten, dazu gesellt sich die unwirkliche Umgebung und das Gefühl von vollkommener Abgeschieden- und Hilflosigkeit. Was bei „Shining“ noch die Geistererscheinungen waren, ist hier das äußerst mysteriöse Verschwinden fast aller mitgebrachter persönlicher Gegenstände sowie der Verlust der Kontaktaufnahme zur Außenwelt. Auch der Zuschauer kann sich nicht mehr sicher sein, ob er gerade der Realität oder der Illusion folgt.
Fazit:
Kommen wir zum Fazit: Grusel- oder Horrorfilm erfahrene Zuschauer könnten eventuell früh erahnen, was hinter all diesen mysteriösen Zwischenfällen steckt. Gerade eine Szene verfehlte auch für mich ihre angedachte Wirkung und brachte mich, wohl entgegen des gewünschten Effekts der Regisseure, dennoch auf die richtige Spur. Es gibt ein paar Längen und auch ein paar Szenen, die recht unnötig waren oder auch ihre Wirkung verfehlten. Ebenfalls sind nicht alle Entscheidungen der Protagonisten immer nachvollziehbar. Diese Mankos halten sich aber vertretbaren Grenzen. Welcher Grusel/Horrorfilm ist schon durchweg folgerichtig oder gar logisch aufgebaut. Der Film selbst versucht den Zuschauer auf andere Fährten zu locken, was er auch immer wieder schafft. Trotzdem entlarvt sich der Film an manchen Stellen, da einige Szenen zu lang sind oder versuchen, dem Zuschauer etwas mehr zu erklären. Da hätte ich mir mehr Mut der Regisseure gewünscht, den Zuschauer länger im Dunkeln zu lassen. Dennoch treffen Franz und Fiala den Nerv des Zuschauers. Das bedrückende Gefühl und die Fragen nach dem Warum, Wieso, Weshalb, können sie mit ihrer Inszenierung bis zum Ende aufrecht und offen halten. Der Weg zum Finale lässt ab einem gewissen Punkt wiederum alle Möglichkeiten zu, die da von einem versöhnlichen Ende, einem traurigen Ende, einem Happy End bis zu einem drastischen Ende reichen. Wer nun wissen will welches Ende zutrifft, der muss sich „The Lodge“ selbst ansehen. Eines aber kann ich verraten, der Film folgt alten, aber wahren Sprüchen, einer davon wäre: „Es ist nie ratsam schlafende Hunde zu wecken.“
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
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