Bereits seit den 1938ern ist die Addams Family Bestandteil der Unterhaltungswelt. Damals noch als Cartoon in der Zeitung „The New Yorker“, in der die Addams Family sehr großer Beliebtheit erlangte. Und das, obwohl die Addams Family das komplette Gegenteil einer amerikanischen Vorzeigefamilie darstellt. Nicht nur, dass die Addams das Groteske und Makabre lieben, so stammen sie doch alle von Hexen, Ghoulen, Vampiren und sonstigen Ungetümen ab. Dabei sind sie aber alles andere als gefährlich, zugegeben sie sind exzentrisch, aber dennoch liebenswert. Auf den Cartoon folgte 1964 eine erste Serie, 1973 eine Zeichentrickserie, 1991 der erste Kinofilm und 1993 der Nachfolger (ein dritter Film, kam aufgrund des Todes des Hauptdarstellers Raul Julia nicht mehr zustande), 1992 noch eine weitere Zeichentrickserie und schlussendlich folgte 1998 noch ein Direct-to-DVD Addams Film sowie eine weitere Serie mit dem Titel „The New Addams Family“. Somit dauerte es nun rund 20 Jahre, bis sich wieder ein Studio dem Thema annahm. Mit „The Addams Family“ aus dem Jahre 2019 spendiert man dieser illustren Familie ein Computer-Animiertes Abenteuer. Wie sich diese Neuauflage nun gegen seine Vorgänger schlagen kann und was die Blu-ray zu bieten hat, erfahrt ihr wie gehabt in den nachfolgenden Zeilen.
Story:
Ein mystisch unheimlicher Ort, ein Gemahl, der auf seine zukünftige Gemahlin wartet. Es ist der Abend der Hochzeit von Gomez und Morticia. Doch der wütende Mob hat nur auf den richtigen Moment gewartet, bis sich alle monströsen Gestalten zu dieser Feier versammelten. Nun endlich, so hoffen die Dorfbewohner, können sie die Addams Sippschaft und alles andere „Ungeziefer“ ein für alle Mal vertreiben. Und ja der Plan geht auf, die Addams suchen sich ein neues Zuhause, ein fürchterliches, ungeheures, wo es niemals einen normalen Menschen hin verschlagen würde. Da bietet sich eine ehemalige Irrenanstalt in New Jersey, welche auch noch verflucht ist, geradezu an. 13 unglücklich/glückliche Jahre vergehen und der Nachwuchs der Addams, Wednesday und Pugsley reift im Schoss der gar schrecklichen Familie, bestehend aus Gomez, Morticia, Onkel Fester, Großmama Addams sowie dem „eiskalten Händchen“ und dem Butler Lurch, zu Teenagern heran. Für Pugsley steht das Initiationsritual an, bei dem er in die Reihen der erwachsenen Addams Männer aufgenommen werden soll. Aber auch Wednesday spürt Veränderungen in sich, diese ganze Trostlosigkeit scheint ihr so unheimlich sinnlos. Doch während sich die Sprösslinge mit den Problemen des Erwachsenwerdens herumschlagen müssen, rückt die gesamt Familie Addams in das Visier der Realtiyshow Moderatorin Margaux Needler. Dieser gefällt die Anwesenheit des Addams Clans in ihrer, „ach so heilen“ Kleinstadtwelt so gar nicht. Und so startet diese ihren ganz eigenen Feldzug gegen die Addams Family…
Meinung und Wertung:
Um der „Addams Family“ neue Lebensgeister einzuhauchen, entschieden die Regisseure Conrad Vernon („Madagascar 3“, „Sausage Party“) und Greg Tiernan („Thomas die kleine Lokomotive“), die Addams Family Ära mit deren Hochzeit, sprich noch recht früh, zu zeigen. Neudeutsch eine Origin Story (Ursprungsgeschichte), die nach der Hochzeit zeigen soll, wo und wie die Addams sesshaft wurden. So zumindest die damalige Ankündigung. Entgegen dieser halten sich die Regisseure dann doch nicht allzu lange mit der Origin Story auf. Nach rund neun Minuten ertönt die allseits bekannte Titelmelodie, die natürlich von Lurch auf der heimischen Orgel gespielt wird und kurz darauf befindet sich der Zuschauer wie durch Zauberhand dreizehn Jahre später in der Gegenwart wieder. Kurzum, wirklich Wissenswertes oder irgendetwas Neues erfährt der Zuschauer dann doch nicht von der Addams‘sen Vergangenheit.
Der Film steigt genau da ein, wo sich der Nachwuchs mit den Problemen der Pubertät und des Erwachsenwerdens auseinandersetzen muss. Wednesday stellt ihre Lebensweise und ebenso die ihrer Familie in Frage. Während Pugsley sich einem Addams Ritual stellen muss, das ihn zum Mann machen soll. Dazu müssen sich deren Erzeuger Gomez und Morticia, einer RealityShow Moderatorin erwehren, die etwas gegen „Menschen“ hat, die nicht ihrem Idealbild entsprechen. Um es auch hier wieder kurz zu machen. Die Story besteht aus Pubertät, Angst, die Erwartungen nicht zu erfüllen und Diskriminierung, weil man anders ist oder anders sein möchte. Anders sein zu wollen, wird hier besonders bei Wednesday und der vernachlässigten Tochter von Margaux Needler namens Parker sehr stark thematisiert. Aber auch mit den Absichten Margauxs, eine Community namens „Assimilation“ (zu Deutsch „Anpassung“) zu erschaffen, haut man dem Zuschauer das Thema Diskriminierung schon sehr auffällig um die Ohren. Früher warf man Disney Filmen vor, manche Themen dem Publikum mit dem erhobenen Zeigefinger zu präsentieren. Das, was man hier bei der Addams Family macht, hat schon was von einem Dampfhammer.
Allgemein erscheint die Darstellung der Figuren stark überzeichnet, zu hektisch und viel zu übertrieben. Was bei den Addams düster, ist bei Gegenspielerin Margaux viel zu bunt. Das ganze Paket wirkt wie ein knallbuntes Bonbon, außen toll, innen fad. Natürlich gaben sich die Macher allerlei Mühe, Charles Addams Figuren, nach bekannter Art in Szene zu setzen. Von daher haben Vernon und Tiernan eigentlich alles richtig gemacht. Warum also finde ich den Film fad? Es fehlt schlicht und ergreifend das Groteske, das Skurrile, das teils Gruselige und Makabre, alles, was die Addams in ihren vorherigen Verfilmungen ausmachte, wirkt hier wie aufgesetzt. Das Eigenständige, was das Flair und den Charme dieser Familie ausmachte, ist einfach nicht da. Stattdessen verpasste man dem Film zwei einfache Coming-of-Age Plots sowie eine Gegenspielerin, die gegensätzlicher nicht sein könnte. Darüber hinaus packte man noch jegliche Wiedererkennungswerte aus Cartoon, Film und Serie hinein, sprich Fanservice pur. Um die Gegenspielerin auch als diese kenntlich zu machen, benutzten die Macher regelrecht die Holzhammer-Methode, damit es auch ja ein jeder kapiert. Die Gegenspielerin noch bunter und schriller darzustellen, wäre wohl unmöglich gewesen und selbst ein vor dem Bildschirm sitzendes Baby hätte den Unterschied sofort erkannt. Das war mir ehrlich gesagt viel zu weit drüber. Der Running Gag um Onkel Fester bezüglich Pfeil und Bogen bleibt ebenso blass wie Morticias Teint. Eigentlich zündet kein Gag so richtig. Um ehrlich zu sein, erinnerten mich verschiedene Abläufe, die Inszenierung und besonders auch die Gegenspielerin inkl. der überdimensionalen Frisur und auch Figur, wirklich sehr an den dritten Madagascar Film. Da Regisseur Vernon ebenfalls auch diesen zu verantworten hat, könnte man sagen: „ein Schelm wer Böses denkt“.
Fazit:
Lange Rede, kurzer Sinn, Fazit komm her: Die Idee, die Addams Family per Animationsfilm wieder auferstehen zu lassen, gefiel mir eigentlich recht gut. Nur was ich nun bekommen habe, gefällt mir weit weniger gut. Die dargestellte Addams Family selbst wirkt wie ein Ensemble, welches versucht, die echte Addams Familie nachzuspielen. Jeder Wiedererkennungswert wurde zwar in jegliche Szenen ohne Rücksicht auf Verluste eingebaut, das aber egal wie passend oder unpassend es wirken wird. Selbst der Löwe aus dem Intro tappt durchs Haus. Ebenfalls Onkel Fester muss mit einer leuchtenden Glühbirne im Mund durchs Haus wetzen, auch wenn es gar nicht zur eigentlichen Szene passt. Aber egal, Hauptsache Fan-Service. Die angedachte Origin Story ist genauso schnell zu Ende, wie sie damals ausgesprochen wurde. Der Plot ist Stückwerk und besteht wie bereits geschrieben aus 2-mal Coming-of-Age und einmal die alt bekannte Story des bösen Gegenspielers. Alles schon mal gehabt, alles schon mal gesehen. Das bei soviel Fan-Service und drei Standardplots kein Raum mehr für Eigenständigkeit und Innovation bleibt, wundert dabei nicht. Grundlegend fehlt es den bekannten Hauptfiguren an ihrem alten Charme und dem Plot fehlt es eindeutig an Innovation. Für mich ein Rätsel, wie vier Autoren mit dieser Aufgabe beschäftigt sein konnten. Sowas kann ein Filmstudent, der bei den Lesungen nicht, die Betonung liegt auf NICHT, aufgepasst hat, schon im ersten Semester abliefern. Genug nun der Schelte, nach allem was ich geschrieben habe müsste die Wertung gen Null gehen, geht sie aber nicht. Dafür gibt es auch einige positive Punkte. Die Animationen sind wirklich ordentlich gemacht und schön anzusehen, ebenso die erkennbaren Details und Ideen. Die Figuren bleiben aber eine Frage des Geschmacks. Die Story ist absoluter Durchschnitt, müsste aber ausreichen, um die Kinder zu unterhalten. Der Film bietet für Fans Fanservice ohne Ende. Auch wenn diese Punkte die Wertung wieder heben, bleibt der Film dennoch nur Mittelmaß. Für mich als Fan der Addams Family (obwohl ich The Munsters immer besser fand), habe ich leider eindeutig zu wenig eigenständige Addams Family und noch weniger Innovation erhalten.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild eines Computergenerierten Animationsfilm aus dem Jahre 2019 dürfte keinen Grund zur Klage bieten. Und so ist es auch hier, das Bild sieht absolut top aus. Knackscharf, Knallbunt, Kontraste, Schwarzwerte, alles einwandfrei. Alles andere wäre auch unverständlich und eher auf fehlerhaftes Mastering zurückzuführen. Dennoch bin ich der Meinung, dass Titel von Disney noch ein Ticken besser aussehen. Was wohl auch an den Animationen liegt, die im Hintergrund detailreicher wirken. Dies ist zwar dessen geschuldet, was die Macher zeigen wollten, dennoch wirken etliche Hintergründe bei der Addams Familie etwas verwaschen. Ob gewollt oder nicht, ändert nichts daran, dass das Bild in diesen Momenten nicht komplett überzeugen kann.
Ton:
Der Ton liegt in Deutsch in DTS-HD HR 7.1, in Englisch in DTS-HD MA 7.1 und in Türkisch und Bulgarisch jeweils in DTS 5.1 vor. Der deutsche Ton klingt durchwegs sehr ordentlich und ist auch wirklich sehr gut abgemischt. Die Dialoge bleiben jederzeit klar und verständlich, dass sogar bei jeglichen Soundeffekten ob Explosionen oder sonstiger Effekte sowie auch bei musikalischen Einspielungen. Da stelle ich mir immer wieder Frage, warum andere Titel nicht auch so klingen können.
Extras:
- Ein Blick zurück auf die Adams Family
- Willkommen in der Familie
- Scharade mit Händchen
- Entstehung einer Szene
- Gelöschte und erweiterte Szenen
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
©Bilder, Trailer und Medium zur Verfügung gestellt von Universal Pictures – Alle Rechte vorbehalten.