Mit Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre hat sich Regisseur Tim Burton mit seinem einzigartigen Stil auf sich aufmerksam gemacht. Egal ob der durchgeknallte „Beetlejuice“, der dunkle Rächer „Batman“ oder ein verbannter Künstler namens „Edward mit den Scherenhänden“ – alle Werke leben regelrecht von ihrer visuellen Kreativität, die bis heute hin unvergessen geblieben ist. Als Abschluss und Einstieg in das zwanzigste Jahrhundert, widmete sich Burton einer in den USA sehr beliebten und bekannten Gruselkurzgeschichte von Schriftsteller Washington Irving, über die Legende von einem kopflosen Ritter, der mordlustig auf die Jagd geht. Bereits 2008 wurde „Sleepy Hollow“ als Blu-ray veröffentlicht und ist bedauerlicherweise seit Jahren für viele Filmliebhaber und Sammler nicht mehr erhältlich. Doch nur nicht den Kopf verlieren, denn glücklicherweise wird „Sleepy Hollow“ als Neuauflage am 21. Mai veröffentlicht und wir konnten schon die kommende Blu-ray für Euch unter die Lupe nehmen.
Story:
Im kleinen, abwärtsliegenden Örtchen „Sleepy Hollow“ werden seit geraumer Zeit die Einwohner von einem kopflosen Ritter heimgesucht, der mit seinem schwarzen Pferd und der scharfen Klinge seines Schwertes, auf die Jagd geht und dabei regelrecht die Köpfe seiner Opfer rollen lässt. Um das Rätsel und die Morde des mysteriösen Übeltäters zu untersuchen und zu lösen, wird der Kriminologe Ichabod Crane (Johnny Depp) aus New York auf den Fall angesetzt, der mit neuen Methoden den Mörder auf die Spur kommen soll. Doch je länger Crane sich mit dem Fall befasst, desto mehr gleitet die Realität in eine unbekannte paranormale Welt ab, die ungeahnte Geheimnisse verbirgt.
Kritik:
Wo Tim Burton drauf steht, ist bekanntlich auch Tim Burton drin! Ein Regisseur, der nicht nur eine faszinierend kreative Ader besitzt, sondern es auch schafft, seine Ideen und Visionen visuell umzusetzen. Im Falle von „Sleepy Hollow“ wurde das kleine Örtchen nicht dekorativ umgestaltet, um die gewünscht gruselige und schaurige Atmosphäre zu kreieren – nein – es wurde tatsächlich gebaut, damit exakt die Optik, die Tim Burton in seinem Kopf bereits hatte, umgesetzt wird. Aber nicht nur das Dorf, auch viele Teile der verkommenen Wälder, mit den etlichen ausgetrockneten und toten Bäumen sowie der Hauptbaum und ebenfalls die Mühle wurden nach Tim Burtons Vorstellung errichtet. Doch die Mühe hat sich mehr als ausgezahlt, denn die Settings sehen fantastisch aus und erzeugen allein eine schauderhafte Umgebung, in der selbst das leise Wehen des Windes für Gänsehaut sorgen würde. Hinzu kommt noch die nachträgliche Bearbeitung der Farbsättigung, die auf ein Minimum reduziert wird, wodurch jeglicher Hauch von Leben genommen wird und dem Zuschauer in allen Belangen die absolute Verwahrlosung suggeriert.
Abseits vom Setting glänzen zudem hochkarätige Schauspieler, die bis in die kleinste Nebenrolle zu begeistern wissen und natürlich an erster Stelle: Johnny Depp. Seine Verkörperung von Ichabod Crane vereint charakterliche Eigenschaften wie Wissen, Ängstlichkeit und gar kindliches Verhalten und trotz all dem wirkt die Figur, durch die schauspielerische Klasse von Depp, bemerkenswert glaubwürdig, ohne ins lächerliche abzurutschen. Auch Filmkollege Christopher Walken hatte als kopfloser Ritter sichtlich seinen Spaß und konnte den Irrsinn richtig ausleben – was er auch in einem Interview mit köstlichem Humor nochmal unterstrichen hat.
Das Danny Elfman die Musik zu „Sleepy Hollow“ komponieren würde, war wohl wieder eine sichere Bank – aber kein Wunder auch, schließlich hat Elfman seit „Pee-Wees irre Abenteuer“ aus dem Jahre 1985 fast für alle Werke von Burton die passende Musik beigesteuert und das mit gutem Grund. Der Soundtrack bringt wiedermal viele variable, aber adäquate Nuancen mit sich und verpasst „Sleepy Hollow“ eine passende musikalische Untermalung, die mit wuchtigen und imposanten Stücken regelrecht das Adrenalin freisetzt oder aber auch mit feinen und wohlfühlenden Tönen begleitend daher kommt.
Die Geschichte um „Sleepy Hollow“ dürfte mittlerweile bekannt und schnell erzählt sein und doch hat Burton einen Film mit vielen Facetten und einem abwechslungsreichen Genre-Mix auf die Beine gestellt. Sei es der trockene Humor, die verschiedenen Horror-Elemente oder die altbekannte Brise Romantik und Liebe – alles harmoniert lobenswert gemeinsam. Obendrein macht sich die größtenteils angewandte Handarbeit und der minimale Einsatz von CGI auch heute noch bezahlt, denn „Sleepy Hollow“ sieht nach über 20 Jahren immer noch verdammt gut aus und erzeugt mit den detailverliebten Settings ein fabelhaftes 1800tes Jahrhundert, dass wohl in seiner Form und Kreation einzigartig bleiben wird.
Bild:
Das 1999 gedrehte Filmmaterial wurde mit einer analogen Panavision Kamera auf 35mm Zelluloid aufgenommen und auch wenn das Mastering des Bildes auf dem blauen Medium als sehr gut bezeichnet werden kann, so machen sich kleinere Makeln aus der damaligen Zeit bemerkbar.
Immer wieder ist ein leichtes Rieseln ersichtlich, dass mal stärker und mal schwächer ins Auge fehlt, ohne störend aufzufallen. Die Schärfe ist konstant auf einem guten Niveau, besonders bei Nahaufnahmen ist man immer wieder von der Qualität verblüfft. Doch bei Panorama Aufnahmen lässt die Schärfe oftmals nach und das Bild wirkt an dieser Stelle zu weich, wobei viele Details verschluckt werden. Der Schwarzwert ist dafür durchgehend hervorragend und die vielen, dunklen Sequenzen werden wunderbar wiedergegeben und profitieren zusätzlich von einem guten Kontrast. Die Farben werden sehr blass dargestellt, was eher dem Stil von Burton verschuldet ist und Teil seiner angestrebten Machart ist. Insgesamt kann das Bild, das Alter berücksichtigend, als sehr gut bezeichnet werden und weist zudem in keinerlei Art und Weise optische Fehler auf.
Ton:
Die deutsche Tonspur wird lediglich als komprimierte Dolby Digital 5.1 angeboten, was sehr schade ist, da die Erstauflage eine verlustfreie DTS HD 5.1 Audiospur beinhaltete. Allerdings sei zu erwähnen, dass dieser Aspekt noch lange nicht ein besseres Klangerlebnis garantiert.
Kommen wir aber zum deutschen Ton zurück – bei „Sleepy Hollow“ findet die Ausgabe größtenteils frontal statt und lässt die hinteren Lautsprecher fasst links liegen. Leider leidet enorm die Räumlichkeit darunter, denn diese kommt so gut wie gar nicht zur Entfaltung, obwohl der Film etliche Szene dafür parat hält. Sei es die ständigen Gewitter, die Aufnahmen im Wald oder der kopflose Ritter, der mit gewaltigen Schritten direkt über die Kamera springt und damit die perfekte Vorlage offeriert – nichts. Die Bidirektionalität wurde bei Sleepy Hollow leider gänzlich vergessen und die Surround-Lautsprecher erhalten lediglich eine ganz leise Abmischung vom Gesamtton spendiert, den man auch nur wahrnimmt, wenn man ganz nah sein Öhrchen an die Box hält.
Hinzu fällt der Ton sehr hell aus, wodurch bei zunehmender Lautstärke der Sound gelegentlich blechernd wird und dadurch eine unangenehme Akustik fabriziert. Der Subwoofer wird vollends nur marginal eingesetzt, doch wenn mal etwas Tiefe ins Spiel kommt, z. B. durch das galoppierende Pferd, erlebt man einen satten Bass, der richtig Laune macht und gleichzeitig einem die Frage aufdrängt: Warum nicht gleich so?
Positiv zu erwähnen ist die Dialogveständlichkeit, die stets erhaben ist und dem Zuschauer keine Silbe vorenthält sowie die Ausgabe von Danny Elfmans Soundtrack, der für eine gelungen musikalische Untermalung sorgt.
Aus dem vorhandenen Inhalt hätte man im Tonstudio weit aus mehr rausholen müssen und mit einer besseren Abmischung wäre „Sleepy Hollow“ auch akustisch eine Ohrenweide geworden.
Im Vergleich zur deutschen Tonspur ist die englische verlustfreie DTS HD 5.1 Variante in puncto Dynamik und Intensität definitiv die bessere Wahl, doch leider ist die räumliche Abmischung identisch und bietet daher keinen weiteren Mehrwert – und das trotz einer HD-Tonspur.
Extras:
Zum einen wird eine 30-minütige Dokumentation mit Blick hinter den Kulissen geboten, die sehr Wissenswertes und Interessantes bei der Entstehung von „Sleepy Hollow“ preisgibt. Dabei werden viele Einstellungen vom Dreh, die angewandten Spezialeffekte und die Arbeit der Maskenbildnern aufgezeigt – für Filmliebhaber ein gelungener Einblick. Beim zweiten Clip liegt der Fokus auf die Schauspieler, deren Meinung zum Projekt und Ihren Film-Kollegen – man könnte es als Lobeshymne auf das komplette Team bezeichnen, ohne wirklich neue Infos oder Fakten zu liefern. Kann man anschauen – muss man aber nicht. Darüber hinaus sind leider keine weiteren Extras enthalten, was sehr schade ist, aber der Blick hinter den Kulissen ist als kompakter Beitrag wärmstens zu empfehlen.
Fazit:
„Sleepy Hollow“ hat selbst zwei Jahrzehnte später nichts von seinem Reiz verloren und weiß immer noch zu begeistern. Die einzigartige Optik von Tim Burton blüht oder besser gesagt verwelkt hier wunderbar auf und der großartige Cast macht bis in die kleinste Nebenrolle richtig Spaß.
Die Neuauflage auf Blu-ray kann im Ganzen als gelungen bezeichnet werden, auch wenn bild- und tontechnisch altersbedingte Abstriche in Kauf zu nehmen sind.
(Deniso)
©Bilder Universal Pictures – Alle Rechte vorbehalten!
Mich würde interessieren wie groß die Hauptfilmdatei auf der blu-ray ist. Ob es eine BD-50 ist oder ob man auch hier auf eine BD-25 runterkomprimiert hat.
Für mich war Burton/Depp schon immer ein Dream-Team. Die meisten Arbeiten der beiden waren für mich großartige Filme. Sei es Edward mit den Scherenhänden oder Dark Shadows.