Nachdem „Prinzessin Mononoke“ 1997 zurecht (wie in unserem Review nachzulesen) so ziemlich alles weggebombt hat, was möglich war, waren die Erwartungen an den nächsten Film der Studio Ghibli unerreichbar hoch, man konnte also nur enttäuschen und was soll ich sagen, das Publikum wurde enttäuscht. 1999 erschien der Ghibli Film „Meine Nachbarn die Yamadas“. Er war vom Zeichenstil komplett anders als bei den Filmen davor. Dazu wechselte man in das Comedy Genre. Die Kritiken waren zwar positiv, aber weit weg von überragend. Auch an den Kinokassen lief es gut, aber auch hier ist erfolgreich eher anders. Tatsächlich gehört er zu den kommerziell schwächsten Filmen der Studio Ghibli. Doch kann der Film uns überzeugen? Im Zuge der zweiten Ghibli Welle auf Netflix haben wir natürlich reingeschaut und können auch nun berichten, ob der Film zu Recht enttäuschte oder ob sich hier eine versteckte Perle verbirgt.
Story:
Der Alltag der Familie Yamada ist der typische Wahnsinn. Oma Yamada hat nichts Besseres zu tun, als über alles zu meckern. Mutter Yamada ist Hausfrau, kocht aber nicht und putzt nicht für ihren Mann. Papa Yamada hat einen drögen Bürojob und die beiden Kinder sorgen zusätzlich für jede Menge Wirbel. Doch am Ende geben alle einfach nur ihr Bestes.
Eindruck:
Gleich von der ersten Szene an ist der Film sehr, sehr gewöhnungsbedürftig. Man hat nämlich nicht den klassischen, typischen Ghibli Zeichenstil genommen, sondern setzte stattdessen auf den Zeichenstil der Manga Vorlage „Nono-Chan“. Der Comedy Manga Style wirkt dadurch zwar ohne Frage besser, aber so richtig schön anzuschauen ist das Ganze nicht. Der Zeichenstil ist nämlich sehr minimalistisch, ohne große Details und mit blassen Farben. Es wirkt ein bisschen, als hätten die Zeichner keine große Lust gehabt, den Film zu zeichnen oder als hätten die ein Kind rangelassen. Schön ist definitiv anders, stellenweise grenzt es schon ein bisschen an Augenkrebs.
Inhaltlich ist die Story auch nicht gradlinig erzählt, sondern man bekommt einzelne Episoden aus dem Alltag der Yamadas gezeigt, ohne irgendwelchen Zusammenhang. Es ist so, als hätte man ca. 10-minütige Cartoons einfach zusammengehängt. Manche davon sind sogar wirklich lustig, wie das berühmt-berüchtigte Battle um die Fernbedienung. Diese Sequenz war wirklich klasse, aber viele dieser „Cartoons“ waren, na ja, nennen wir es mal nicht gut, da nützt es auch nichts, dass man viele alltagsbezogene Themen aufnimmt, die man selbst in irgendeiner Form in der Familie erlebt hat. Alles zieht sich total, es ist ohne Frage alles auch sehr verrückt, driftet teilweise ins Alberne ab aber so richtig zünden tun die meisten Jokes nicht und da die einzelnen Geschichten sehr kurz sind, kann da sich da auch weder große Spannung noch Dramatik entwickeln. Kaum ist man halt in einer Episode drin, springt man nämlich schon in die Nächste und ist in einer komplett neuen Situation, und auch wenn die Situationen Alltagsbezogen recht skurril sind, irgendwie passiert da auch gar nichts und im Gegensatz zu „Kikis kleiner Lieferservice“ versprüht es auch null Charme.
Fazit:
Hier muss ich leider sagen, mit „Meine Nachbarn die Yamadas“ haben die Studio Ghibli eine richtige Gurke geschaffen. Klar, danach lief noch sehr erfolgreiche eine TV-Serie in Japan und vermutlich als Serie passt das Format deutlich besser, als als Film, denn hier passt irgendwie wenig.
Es wirkt ein bisschen wie gewollt, aber nicht gekonnt. Leider hat dieser Film wirklich seinen Ruf zurecht als sehr schwacher Ghibli Film. Na ja, eigentlich ist er so schwach, dass er gar nicht würdig ist überhaupt als Ghibli Film bezeichnet zu werden. Hier darf man es niemanden verübeln, wenn man den Film einfach auslässt. Vermutlich ist es auch besser so, wenn man den Film auslässt.
(Pierre Schulte)
©Bilder Netflix/Ghibli Studio – Alle Rechte vorbehalten!
Der hat mir noch nie gefallen, brauchte sogar 2 Anläufe um ihn mal ganz zu sehen. Nicht jeder Ghibli ist ein Meisterwerk, genauso wie nicht jeder Disney Trickfilm ein Meisterwerk ist.