Heidi Klum ist bekannt als ehemaliges Victorias Secret Model und in Deutschland in erster Linie dadurch, mit einem bärtigen Milchbubi verheiratet zu sein und der Albtraum aller Männer zu sein, aufgrund ihrer Pro7 Casting Show „Germanys Next Topmodel“, welches von Frauen sehr gerne gesehen wird und Männer extrem viel Frust schieben lässt, wenn sie mit gucken müssen. Was aber viele nicht wissen, in den USA hatte sie 16 Staffeln lang die Casting Show „Project Runway“ moderiert, wo sie nach dem nächsten großen Top Designer suchte. Doch für eine Staffel 17 stand sie nicht mehr zur Verfügung, ebenso wenig wie Tim Gunn, der ebenfalls von Anfang an dabei war und als Mentor für die Designer diente.„Project Runway“ läuft natürlich immer noch, nur halt mit anderer Jury. Heidi Klum und Tim Gunn dagegen sind nach Amazon gewandert und haben dort nun ihre eigene Casting Show „Making the Cut“.Wir von Filme.de haben uns mal „geopfert“ und die erste Staffel angeschaut, nun können wir euch sagen ob, diese Show was taugt oder Gefahr droht, dass sämtliche Gehirnzellen vernichtet werden.
Worum geht’s?
Zwölf junge talentierte Designer aus aller Welt treten in einem Wettbewerb gegeneinander an und müssen jede Folge verschiedene Designs nach unterschiedlichen Themen erstellen und diese einer Jury bestehend aus Heidi Klum, Naomi Campbell, Nicole Ritchie, Chiara Ferragni und Joseph Altuzarra präsentieren. Der Druck ist groß, denn nicht nur ist die Zeit stets knapp berechnet, jeder will am Ende der Sieger sein. Der Sieger erhält nicht nur 1 Mio. Dollar Preisgeld, sondern seine Kollektion wird dann auch via Amazon verkauft. Ebenso wird das Siegerkleid jeder Episode auf Amazon im sogenannten „Making the Cut Store“ verkauft. Werden die jungen aufstrebenden Designer den Druck standhalten? Zumindest versucht Tim Gunn, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, doch wird das reichen?
Eindruck:
Die erste Staffel besteht aus zehn Folgen mit einer Laufzeit zwischen 52 und 61 Minuten. Wer jetzt „Project Runway“ verfolgt hat wird jetzt denken mhmm…. Irgendwie jetzt nicht groß anders. Stimmt, „Making the Cut“ macht im Grunde dasselbe wie „Project Runway“, nur halt mit merklich mehr Budget und anderer Location. Und ich kann sagen, im Gegensatz zu Germanys Next Topmodel besteht hier nicht ganz so die große Gefahr, schreiend durch ein geschlossenes Fenster in den Tod zu springen. Klar, Heidi Klum ist auch hier, nennen wir es mal, nett „anstrengend“ aber gut ist, dass ihr Screen Time nicht so groß ist. Stattdessen sieht man mehr von Tim Gunn, der den Designern mit Rat und Tat zur Seite steht. Dieser ist auch weniger kindisch wie Heidi.
Die Designer selbst kommen von überall auf der Welt her und sind vom Typ her, nennen wir es mal, „speziell“ aber immerhin zickt man sich hier nicht an und geht ganz ordentlich miteinander um, wobei gegen Ende spürt man schon das Konkurrenzdenken und Spannungen zwischen den Kandidaten. Jeder ist von der Art und von der Kleidung die sich machen anders drauf, aber immerhin sorgt es so für ein ordentliches Zusammenspiel.
Der Aufbau der Folgen ist recht gleich. In jede Folge gibt es ein Thema, dazu müssen die Designer jeweils zwei Kleider zusammenstellen. Anfangs suchen sich noch die Inspiration in der Stadt, in der sie sich gerade befinden, wie z. B. Paris oder Tokyo und dann legen sie fleißig los. Zwischendurch kommt Tim rein und sagt noch seine Meinung. Unterbrochen werden die Folgen aber mit 2-3x kurze Einspieler, wie Tim und Heidi verrückte Abenteuer in der Stadt machen. Diese nerven schon etwas. Zum einen nimmt es den Folgen an Fahrt weg, zum anderen sind diese einfach nur überflüssig, kindisch und passen wirklich null rein. Es wirkt eher wie: Oh wir hatten noch jede Menge Budget übrig, komm verballern wir es einfach mal.
Gegen Ende der Folgen kommen dann die Fashion Shows vor der Jury und dann wird die Entscheidung getroffen, wer fliegt, wobei sich der Teilnehmer auch mündlich zu Wehr setzen kann, um die Jury umzustimmen, indem dieser sein Design erklärt, ebenso wird ein Sieger der Folge prämiert, dessen Siegerkleid dann direkt bei Amazon in Serie geht und verkauft werden kann.
Einzig bei den letzten beiden Folgen ist die Aufgabe ein bisschen anders. Hier müssten die verbliebenen Designer ein Pop Up Store aufmachen und eine Kollektion von 20 Kleidern erstellen. Wobei hier Heidi und Naomi ganz witzig reagierten, weil sie im Kaufrausch verfielen.
Bei der Jury fand ich, gab es auch ein paar Überraschungen. Einmal Nicole Ritchie, den meisten bekannt als nerviges Party Girl, ist inzwischen merklich erwachsener geworden und wirkte sehr am Boden geblieben und dann die große Naomi Campbell, dich mich am meisten überraschte. Bei ihr merkt man zum einen, dass sie den Job sehr ernst nahm und zum anderen auf sowas wie „fachlich kompetent“ rüberkam.
Sie war ehrlich und knallhart, egal ob positiv oder negativ, sie sagte klar heraus was sie dachte und erklärte auch dabei, wieso wer was wie richtig bzw. falsch machte, ohne dabei provozierend rüber zu kommen, wie ein Juror von Deutschland sucht den Superstar. Naomi machte sich auch zu jedem Kleid Notizen und sah sich alles ganz genau an und schenkte auch den Erklärungen der Designer merklich viel Aufmerksamkeit und fragte nach. Dagegen wirkten die anderen mit ihrer gefällt mir, gefällt mir nicht bzw. ihrer würde ich kaufen, würde ich nicht kaufen Art schon fast oberflächlich. Okay, Heidi als Juror war dann bei der Frage Runde mit den Designern schon etwas die Labertasche. Etwas nervig war, dass die Regeln ständig wiederholt wurden, vor allem vor der Entscheidung wer fliegt und wer weiter kommt. Nachdem man es gefühlt 100 Mal hört, kribbelt es schon, etwas vorzuspulen.
Optisch ist die Casting Show aber sehr hochwertig in Szene gesetzt, man Merkt, dass Amazon schon hat einiges springen lassen, damit die Modeshows sowie die Städte sehr gut rüberkommen.
Fazit:
Jetzt ist es natürlich so, dass ich als Mann nicht wirklich zur Zielgruppe dieser Casting Show gehöre. Hier kann ich nur sagen, es ist optisch sehr hochwertig in Szene gesetzt und nicht annähernd so schlimm wie Germanys Next Topmodel. Aus der Sicht der Frau kann ich aber sagen, die Dame an meiner Seite war begeistert. Sie kritisierte die entstandenen Kleider, riet mit, welches gewinnen würde, fieberten mit den Designern mit und freute sich auf die Kommentare der Jury, wie sie auch ihre Meinung widerspiegelte. Was ihr ebenfalls nicht gefiel waren die Einspieler von Tim und Heidi auf Tour. Überflüssig und nervig.Insgesamt kann man also sagen, für eine Frau eine tolle Show, für Mann zumindest erträglich.
(Pierre Schulte)
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