Story:
Lara, die selbst einmal Pianistin werden wollte, aber leider nicht gut genug Talent zu besitzen schien, fördert ihren Sohn daher umso mehr. Es scheint sich ausgezahlt zu haben, denn an ihrem sechzigsten Geburtstag, gibt ihr Sohn Viktor ein bedeutsames Konzert. Doch sie scheint nicht willkommen zu sein, weder ein Anruf zu ihrem Geburtstag noch eine Karte für das Konzert erreichen sie. Kurzum plündert sie ihr Konto und kauft die restlichen Karten für das Konzert auf, welche sie spontan an jeden verschenkt, dem sie begegnet. An dem Konzertabend trifft sie auf ihren Ex-Mann, der wenig erfreut ist sie zu sehen und er deutet das gleiche für ihren gemeinsamen Sohn Viktor an. Scheinbar hat ihr stetiger und großer Druck auf Viktors musikalische Erziehung nicht mehr reparable Spuren bei ihrer Familie hinterlassen.
Eindruck:
Der Regisseur Jan-Ole Gerster konnte mit seinem Debüt „Oh Boy“ Zuschauer und Kritiker gleichermaßen begeistern. Für seinen zweiten Film „Lara“ hat er sich richtig Zeit gelassen. Nun schauen wir mal, ob sich das Warten gelohnt hat.
„Lara“ ist eine Charakterstudie, eine One-Woman Show, denn von Anfang an ist Lara präsent und das zieht sich wie der berühmte rote Faden durch den ganzen Film. Der Regisseur zelebriert den ganzen Tag von Lara, vom Aufstehen an ihrem sechzigsten Geburtstag, bis tief in die Nacht nach dem Konzert. Man wird Zeuge, wie einsam Lara ist, sie grübelt, ist gedanklich weit weg, ruft ihren Sohn an. Allerdings ist nur die Mailbox erreichbar. Und dabei lernt man Lara kennen, wirkt sie anfänglich selbstherrlich und fast arrogant, bröckelt dieses Bild nach und nach, aber nur ein wenig. Ihre abschreckende und meist unzufriedene Art, erscheint für den Zuschauer zunehmend qualvoller. Doch es gibt auch sensible Momente, Lichtblicke, in der Lara nicht mehr ganz so anstrengend erscheint.
Corinna Harfouch verkörpert Lara Jenkins so intensiv, dass es schon erschreckend ist. Die restlichen Darsteller verkommen dagegen zu Statisten und sind es eigentlich auch. Tom Schilling (Viktor) oder Rainer Bock (Paul Jenkins) stehen trotz familiärer Bindung zu Lara kaum im Focus und somit im Bild. Mal abgesehen von dem Konzertabend, aber auch hier sind sie vorsichtig dosiert eingesetzt worden. Man erkennt schnell, dass Lara einsam ist, obwohl es in ihrem Umkreis Menschen gibt, die sich um ihre Gunst bemühen. Doch sie bleibt kühl und reserviert, kommt nicht aus ihrer Schale heraus und das verdeutlicht auch den Konflikt zu ihrem Sohn.
Die Inszenierung von Jan-Ole Gerster mutet kammerspielartig an, die Location wechseln zwar und sind abwechslungsreich, doch die Kamera bleibt immer dicht an Lara dran, engt ihre Umgebung ein, wie die harte Schale, die sie umgibt, man wartet förmlich auf ein Ausbrechen von ihr, genauso wie von der Kameraperspektive.
Fazit:
„Lara“ ist ein Drama, das den Zuschauer schon extrem fordert, wie ein Magnet klebt man an Lara und begleitet sie durch den kompletten Tag. Man fragt sich öfters, was geht in ihr vor und hat man gerade den Eindruck, sie öffnet sich etwas, wird man sogleich eines Besseren belehrt. Mir fiel es stellenweise schwer, den Sinn hinter der Geschichte zu erfassen, was will sie uns erzählen. Denn Lara bleibt Lara. Zwar erfährt man ein paar Hintergründe, doch ihre Figur entwickelt sich nicht. Ihr Lachen wirkt aufgesetzt, ihre Unterhaltungen oberflächlich und kühl, sie bleibt einfach in ihrer eigenen Welt gefangen.
Nun, keine einfache Kost, ein schwermütiger, fast depressiver Film, der selten so etwas wie Lebensfreude durchschimmern lässt. Dennoch passt es zu der Figur von Lara, wer meint, ein Mensch ändert sich plötzlich, auch im Film, der liegt hier mal so richtig falsch. Das Drama, die Charakterstudie verlangt viel vom Zuschauer, man sollte sich auf einen sehr ruhigen Film einlassen. Und einer traurigen Geschichte, einer Frau, die nicht aus ihrem Schatten heraustreten kann oder will. Die Art der Inszenierung kann man mögen oder auch nicht, die Leistung von Corinna Harfouch ist ohne Frage beeindruckend. Sie spielt Lara so zynisch, mit einer deprimierenden Gelassenheit, das ist beängstigend gut. Eine faszinierende One-Woman Show, in Regisseur Jan-Ole Gerster zweiten Film, der ja bekanntlich der schwerste ist. Ich bin hin und hergerissen, ein schwer zugänglicher Film, dennoch mal etwas komplett anderes.
Bild:
Das Bild ist so trist wie der Gemütszustand von Lara, die Farbgebung ist leicht zurückgenommen, bleibt aber natürlich und hin und wieder wird man mit ein paar Szenen überrascht, die recht bunt daherkommen. Die Schärfe überzeugt mit vielen Details und sowohl der Schwarzwert wie auch der Kontrast geben keinen Anlass zur Kritik. Ein auf den ersten Blick recht unauffälliges Bild, dessen Werte aber absolut überzeugen.
Ton:
Mit einer DTS-HD MA 5.1 Spur versehen, freut sich der Kunde über eine exzellente Tonspur auf der Disc. Das bekommt man bei dem Konzert auch imposant aus dem Boxenset zu hören, das Klavierspiel ist dynamisch und druckvoll, der Applaus verteilt sich bestens in den Raum. Das war es überwiegend aber schon, der Rest beschränkt sich auf Dialoge, die selten mit ein paar Nebengeräuschen aus den Rears aufgewertet werden. Allerdings ist die Vertonung entsprechend dem gezeigten, der Focus des Filmes ist Lara.
Extras:
Featurettes:
- Corinna Harfouch
- Über den Regisseur
- Die Geschichte
- Klassische Musik
- Making Of
- Kinotrailer
- Weitere Highlights
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
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