Story:
Die Menschheit ist fast komplett ausgestorben, in einem bunkerähnlichen Komplex lagern tausende Embryonen, darauf wartend, zum Leben erweckt zu werden. Ein Android beaufsichtigt den Komplex und versucht, die Embryonen erfolgreich zu beleben. Bei einem Mädchen ist es gelungen, der Androide übernimmt die Mutterrolle des heranwachsenden Kindes. Er fungiert als Lehrer und Spielkamerad und das mittlerweile zum Teenie gereifte Mädchen nennt den Androiden wie selbstverständlich Mutter. Eines Tages vernimmt das Mädchen Geräusche in dem Komplex, die Neugier treibt sie an die Schleuse zur Außenwelt, welche laut dem Androiden für Menschen unbewohnbar und noch kontaminiert ist. Hinter der Schleuse steht eine verletzte Frau, das Mädchen ist zugleich erschrocken und überrascht von dem Auftauchen der Frau. Dachte sie doch bis dato, dass sie das einzige menschliche Wesen ist.
Natürlich lässt sie die Frau rein, doch diese bekommt beim Anblick des Androiden riesige Panik. Dieser verhält sich neutral und möchte ihre Wunden versorgen, doch die Frau weigert sich. So übernimmt der Teenie die Behandlung und hat natürlich auch jede Menge Fragen an die Frau. Dem Mädchen kommen nach Gesprächen mit der Frau langsam Zweifel, ob der Androide in Bezug auf die Menschheit und Außenwelt die Wahrheit gesagt hat. Sie wird skeptischer, wem kann sie trauen, dem Androiden, der sie groß gezogen hat und immer für sie da war oder der unbekannten Frau, die eine ganz eigene Sicht der Dinge hat und den Androiden für alles andere als eine harmlose Mutterfigur hält. Sie trifft eine mutige Entscheidung, die Folgen haben könnte.
Eindruck:
Das Sci-Fi Drama mit Thriller-Elementen „I am Mother“ von Regisseur Grant Sputore, ist sein Erstlingswerk. Und damit ist ihm der Einstieg in die Filmwelt, mehr als geglückt.
Die ruhige und kammerspielartige Inszenierung gefällt, man lernt zunächst nur das Mädchen und den Androiden kennen. Begleitet sie dabei, wie der Roboter die Aufgabe der Mutter übernimmt und sein Bestes gibt, aus dem heranwachsenden Mädchen einen intelligenten Menschen zu machen. Dabei versteht es der Regisseur, die menschliche Neugier des isoliert lebenden Mädchen gekonnt zu entfachen, ohne dass es ausgesetzt erscheint.
Natürlich hat der Androide auf alles eine logische Antwort und kann immer wieder die Fragen des Mädchens befriedigend beantworten. Mit stetig ruhiger Stimme vermittelt der Androide einen harmonischen Eindruck und bleibt so nicht nur die Mutterfigur, sondern auch der einzige Freund des Mädchens in „I am Mother“.
Schon der 24 Stunden andauernde Entwicklungsprozess des Embryos zeigt den Androiden, wie er geduldig auf den weinenden Säugling wartet, um ihn gleich behutsam aufzunehmen und mit einer vielfältigen Auswahl an Liedern zu beruhigen. Auch die Mutter / Lehrerfigur ist überzeugend dargestellt und der Zuschauer nimmt ihm die Rolle einfach ab, die ungewöhnliche Intimität zwischen den beiden wirkt erschreckend echt.
Die Inszenierung in dem Komplex erinnert oft an Ridley Scotts „Alien“, langsame Kamerafahrten durch den labyrinthartigen Hightech-Komplex, unterbrochen von eingeblendeten Textnachrichten, die eben an Mutter erinnern. Mit diffuser Ausleuchtung und wenigen digitalen Anzeigen in den Wänden, entsteht eine ebenso ähnliche Kulisse. Auch die ruhige fast lethargische Erzählgeschwindigkeit ähnelt „Alien“ und funktioniert hier genauso eindrucksvoll. Denn schnelle Schnitte oder gar ein hohes Tempo, würden der Story eher schaden.
Mit dem Erscheinen der Frau in „I am Mother“ wechselt natürlich die Herangehensweise, eine neue Komponente kommt ins Spiel. Jetzt steigt nicht nur die Spannung an, auch das Tempo wird langsam aber sicher höher und das anfänglich harmonische Bild gerät ins Wanken. Die Frau bringt Angst ins Spiel, ein Gefühl, welches das Mädchen nie kannte und dadurch erstmal irritiert ist. Von jetzt an wird es ein Katz- und Maus-Spiel, eine Situation, die das Mädchen definitiv überfordert, aber auch erstmals in ihrem Leben eigene Entscheidungen treffen lässt.
Das Mädchen wird von Summer Lenton (Kleinkind), Thalia Sturzaker (junges Mädchen) und Clara Rugaard (Teenie) bemerkenswert interpretiert, ihre Mimik reicht häufig aus, um zu vermitteln, was sie fühlt. Die Frau wird von Hilary Swank überzeugend dargestellt und bringt die notwendige Spannung ins Spiel.
Fazit:
„I am Mother“ ist ein beeindruckender und klaustrophobisch wirkender Film, der schnell eine besondere Stimmung vermittelt, auf der einen Seite Fleisch und Blut, auf der anderen eine kühl wirkende Maschine mit künstlicher Intelligenz. Doch die Bande zwischen den beiden, das Muttergefühl, kommt erstaunlich realistisch rüber. Erst mit dem Auftauchen der Frau bekommt auch der Zuschauer Zweifel an dem technologischen Mutterersatz. Eine durchdachte und gekonnte Inszenierung, in der die Frau zwar Tempo in den Film bringt, dieser aber seinen anfänglichen Rhythmus nicht verliert. Dazu ein ausgesprochen faszinierender Score, der Situationsbedingt sich mal mehr und mal weniger in den Vordergrund spielt.
Die Interaktion zwischen Android und Mensch wird hier spannend und teils beunruhigend zelebriert, ähnlich wie in „Ex-Machina“ doch eben mit anderen Voraussetzungen. Somit ein großartiger Film mit einer perfekten Inszenierung und einer spannenden Geschichte. Die zeigt das Sci-Fi nicht immer Raumschlachten und viele Explosionen braucht, um einen zu fesseln. „I am Mother“ weckt den Mutter- und Beschützerinstinkt im Zuschauer, löst aber auch Misstrauen aus. Es entsteht ein Wechselspiel der Gefühle, daher ganz großes und intelligentes Kino.
Bild:
Passend zur Location recht kühl und düster gehalten, erstrahlt das Bild auf der Leinwand. Die Schärfe ist überwiegend gut, allerdings das letzte Quäntchen fehlt hier und da. Dagegen können der solide Kontrast und der ansprechende Schwarzwert überzeugen. Insgesamt ein stimmiges Bild, das nur in der Außenwelt, auch Dank künstlicher Kulisse, etwas weicher erscheint.
Ton:
Die DTS-HD MA 5.1 Spur ist recht frontlastig abgemischt, sicher das klingt erstmals ernüchternd. Doch in dem Komplex und die Interaktion von Android und Mädchen gibt es aber auch kaum Anlass zu einer raumfüllenden Abmischung. Der Score dagegen bietet hier das räumliche Gerüst. Und hin und wieder bekommen die Rears auch Futter Dank ein paar Nebengeräuschen. Der Sub bekommt überraschenderweise gute Einsätze und drückt eindrucksvoll seine Momente in den Raum.
Extras:
- Featurette
- Trailer
- Programmtipps
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
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