Story:
Das Schicksal meint es nicht gut mit Sarah, nach dem Mord an ihren Ehemann gerät ihr Leben ziemlich aus den Fugen. Die Polizei stellt die Ermittlung nach dem Mörder ein, ihr Sohn Ben verarbeitet den Verlust seines Vaters damit, dass er komplett stumm bleibt. Und trotz der Trauer versucht Sarah, irgendwie über die Runden zu kommen und für ihre beiden Kinder zu sorgen. Und dann stolpert plötzlich Tito in ihr Leben, der gerade einen Drogenboss um seine Ware erleichtert hat. Diese versteckt er in Sarahs Wohnung, einen scheinbar sicheren Ort, um von dort die Drogen an den Mann zu bringen. Die ohnehin gebeutelte Sarah ist von der neuen Situation überwältigt und eingeschüchtert. Möchte sie doch nur mit ihren Kindern in ein halbwegs normales Leben zurückkehren, doch das scheint in weiter Ferne gerückt zu sein. Zunehmend verschlimmern sich ihre Umstände und Sarah muss sich etwas einfallen lassen, damit sie wieder Normalität in ihr Leben bringen kann.
Eindruck:
Der Regisseur Abner Pastoll konnte mit seinem Debütfilm Road Games schon einen guten Eindruck hinterlassen. In seinem zweiten Werk schickt er eine junge Mutter in ein Rachedrama.
Die Inszenierung von „A Good Woman Is Hard to Find“ ist erfrischend anders, Pastoll zeigt uns keine typisch sorgenfreie Mutter, deren Kinder und ihr es an nichts mangelt. Im Vordergrund steht ihr Existenzkampf, selbst zum Einkaufen für das Nötigste reicht das Geld noch nicht einmal aus. Bei der Polizei behandelt man sie eher genervt, wenn sie nachfragt, ob es etwas Neues zum Mörder ihres Mannes gibt und ihre Mutter kritisiert sie wo sie nur kann. Als Tito in ihrem Leben auftaucht, kann es für sie kaum schlimmer kommen. Einzig der Gedanke, dass er ihr etwas Geld von dem bevorstehenden Drogenverkauf abgeben will, versüßt ihr die Situation des Eindringlings.
Die Location mit Irland sowie Belgien kommt belebend daher, die Kulisse ist gut gewählt und vermittelt eine zusätzliche Tristesse. Ebenfalls die recht unbekannten Darsteller bereichern die Story und bieten eine eindrucksvolle Darstellung. Allen voran Sarah, gespielt von Sarah Bolger, die Serienfans vielleicht aus „Die Tudors“ oder „Mayans MC“ kennen. Rein optisch erinnerte sie mich leicht an Elle Fanning, ihr teils zerbrechliches Spiel ebenfalls. Der junge Tito (Andrew Simpson) verkörpert den unerfahrenen und cool wirkenden Gauner ordentlich. Aber auch der leicht überdrehte Drogenboss Leo Miller (Edward Hogg) gefällt und überzeugt mit seinem differenzierten Spiel.
Die Herangehensweise von Pastoll in „A Good Woman Is Hard to Find“ ist unaufgeregt, keine hektischen Schnitte und auch die dezent eingesetzten Effekte sind handgemacht. Es entsteht anfänglich ein einfühlsames Bild eines Dramas, das einer Mutter, die versucht ihr beschwerliches Leben zu meistern. Umso heftiger wirken die vereinzelt eingesetzten Gewaltspitzen und lassen den Zuschauer dadurch gekonnt mitleiden.
Fazit:
„A Good Woman Is Hard to Find“ ist ein gemeiner und schmerzhafter Film. Der seine Akteurin nicht einfach und simpel im Laufe des Films zu einer Rächerin werden lässt. Abner Pastoll zeigt uns eine verzweifelte Mutter, die zu ungewöhnlichen Taten getrieben wird und diese schocken sie selbst gehörig. Dadurch bekommt die Story eine ehrlichere Note, man leidet definitiv mit Sarah mit, sei es bei einer Tat oder den anschließenden Zweifeln und Gewissensbissen.
Das zeigt sich in ihren schlaflosen Nächten, ihre tiefen Augenringe und den Versuch, das Familienleben mit ihren Kindern einigermaßen aufrechtzuerhalten. Auch ihre Einsamkeit, der fehlende Mann in ihrem Leben, wird aufrichtig und nachvollziehbar dargestellt. Und wenn Sarah sich plötzlich zu Wehr setzen muss, dieses mit einem eher ungewöhnlichen Gegenstand tut, der uns Zuschauer normalerweise eher zum Schmunzeln anregen würde, so verstummt es genauso schnell und die Szene spiegelt imposant ihre verzweifelte Lage wider.
Für einen kleinen Independent Film ist „A Good Woman Is Hard to Find“ sehr originell und somit extrem sehenswert. Die Dialoge sind durchdacht, die Story spannend und selbst der Nebenplot mit ihrer nörgelnden Mutter verleiht der Story um Sarah mehr Tiefe. Vielleicht wirkt manchmal nicht alles immer rund und stimmig, aber hier spreche ich von Nuancen, gesamt gesehen hat mich der Film schon durchaus überzeugt und begeistert. Die Spannung steigt behutsam, mündet letztlich in einem überwältigenden Finale und dank der überschaubaren Laufzeit von rund 97 Minuten sind Längen fast komplett Fehlanzeige.
„A Good Woman Is Hard to Find“ fesselt den Zuschauer gekonnt, langsam, aber sicher versinkt man förmlich in das erschöpfende Leben von Sarah, die Anspannung von ihr überträgt sich imposant auf den Beobachter. Man wird zunehmend erschüttert, schockiert und gefesselt von der raffiniert ausgearbeiteten Geschichte. Die trotz des meistenteils bedächtigen Tempos versteht, einen in ihren Bann zu ziehen.
Mit „A Good Woman Is Hard to Find“ hat Capelight Pictures erneut ein tolles Händchen bewiesen und einen Film veröffentlicht, der ansonsten der breiten Masse leider verwehrt geblieben wäre. Dazu in einem optisch sehr ansprechenden Mediabook, das Coverartwork gefällt und ist farblich extrem stimmig. Mit dem informativen Booklet und der obligatorischen DVD dazu, bekommt man ein preislich attraktives Paket. Den gelungenen Film kann man nicht würdiger verpacken, ganz großes Kino Capelight!
Bild:
Farblich zurückhaltend, mit leicht bläulicher Filterung versehen, erstrahlt das Bild mit toller Schärfe auf der Leinwand. Der Kontrast ist sehr ausgewogen und überzeugt neben dem recht satten Schwarzwert. Gelegentlich bekommt man auch eine recht kräftige Farbgebung beschert, das ansonsten eher blass wirkende Bild passt aber bestens zur Stimmung des Films.
Ton:
Die DTS-HD MA 5.1 Spur auf der Blu-ray ist erfreulich, auch wenn sie hier selten ihr Potenzial nutzen kann. Es dominieren Dialoge und der teils treibende Score, welcher sich gut über das Boxenset verteilt und das Gezeigte perfekt einhüllt. Gelegentlich gibt es ein paar dynamische Szenen, die dann auch entsprechend vertont sind, allerdings bleibt die Tonspur homogen und es fügt sich ins Gesamtbild ein. Anhand des Gezeigten gibt es eine stimmig abgemischte Tonspur, die sich nicht in den Vordergrund drängt, sondern Teil des Filmes bleibt, auch wenn der Score es bisweilen am meisten versucht.
Extras:
- Alternative Eröffnungssequenz
- Making-of
- Ein Besuch am Set
- Entfallene Szenen
- Outtakes
- UK Trailer
- Internationaler Trailer
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
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