Eines muss man dem bereits 73-jährigen Sylvester Stallone lassen, für sein Alter ist er in einer guten körperlichen Form und sein Mienenspiel ist (dank operativer Nachhilfe) über die Jahre unverändert geblieben. Und auch wenn seine filmischen Erfolge nicht mehr ganz so groß sind, wie in den 1980ern und 1990ern, so schaut man ihm doch immer wieder gerne zu, wenn er Pläne schmiedet, sein Waffenarsenal hervorholt und dem Gegner so tief in den Allerwertesten tritt, dass es bei diesem Nasenbluten hervorruft.
Nachdem 2013 mit „Escape Plan“ eine damals unterhaltsame und frische Action-Marke das Licht der Welt erblickte, war es nur mehr eine Frage der Zeit, bis schließlich 2018 mit „Escape Plan 2: Hades“ bzw. 2019 nun mit „Escape Plan: The Extractors“ zwei Nachfolger erschienen. Nachdem der zweite Teil sowohl bei Kritikern als auch bei Fans mehr verhöhnt denn empfohlen wurde, soll der neueste Ableger der Serie natürlich mit Argusaugen begutachtet werden.
Zum Glück stellte uns KSM GmbH dafür ein Blu-ray Review-Exemplar zu Verfügung, denn „Escape Plan: The Extractors“ erscheint bereits am 07.11.2019 bei uns auf DVD, Blu-ray und als Blu-ray Tape Edition im VHS Design.
Story:
„Breslin Security“ steht für Aufträge, die eigentlich unlösbar scheinen. Doch Ray Breslin (Sylvester Stallone) hat das Team dafür, denn die Mann- Naturgewalt Trent Derosa (Dave Bautista) und der Überwachungsexperte und Computer- Crack Hush (Curtis „50 Cent“ Jackson) haben es bis jetzt in jedes Höllen-Loch geschafft, rein und auch wieder raus zu kommen. Natürlich sind sie die Nummer 1 als es darum geht, die Tochter eines hochrangigen Hongkonger Industriellen zu retten. Doch der Auftrag erweist sich härter als gedacht, denn nicht nur die junge Frau muss befreit werden, auch Breslins Lebensgefährtin Abigail wurde entführt. Und da wird es persönlich! Sie treffen auf einen Feind, der so nicht auf dem Schirm war, doch egal, wie hart die Situation ist, Breslin Security ist härter!!!!
Sylvester Stallone wird auf seine alten Tage nicht müde Fortsetzungen „seiner“ Filme zu produzieren. Sei es „Rocky“ / „Creed II“, Rambo: Last Blood“, „The Expendables 3“ oder eben nun „Escape Plan: The Extractors“ – aber, so richtig danach gefragt hat eigentlich niemand…
War bereits der Vorgänger „Escape Plan 2: Hades“, eine Direct-to-Video Produktion, die eher für den chinesischen Markt zugeschnitten war, schon nicht sonderlich einfallsreich oder gar spannend, will es auch beim neuesten Ableger nicht so recht klappen. Gut, der an nur 20 Drehtagen fertig gedrehte Actioner bietet zwar ein paar Schusswechsel, superb choreographierte Martial Arts-Fights und, FSK 18 sei Dank, CGI-Blutvergießen, das mehr schlecht als recht integriert wurde. Der Story, die auf einem Bierdeckel Platz hat, hilft das dennoch nicht groß weiter.
Ebenso wie bereits beim Vorgänger, spielen auch hier Sly himself, Dave Bautista und Curtis „50 Cent“ Jackson nur eine Nebenrolle und kommen gerade mal auf 10 bis 15 Minuten Screentime. Für jemanden, der immerhin am Filmcover grimmig dreinschauen darf, definitiv zu wenig Zeit. Für mich grenzt das schon fast an Kundenverarsche, aber vielleicht hatten ja auch die drei oben genannten Herren einfach keinen Bock mehr auf den Film und hielten sich bewusst ihre Rollen kurz… Natürlich ist das reine Spekulation, würde aber zumindest die Demotivation, die sie im Film an den Tag legen, erklären.
Der „eigentliche“ Hauptdarsteller, Asiens Martial-Arts Export Jin Zhang, bekannt aus „Master Z: Ip Man Legacy“, macht seine Sache dafür mehr als gut und teilt als Shen unter anderem im Kampf gegen Silva ordentlich aus.
So oder so, der von Regisseur John Herzfeld inszenierte „Escape Plan: The Extractors“ ist leider kein guter Film geworden – im Gegenteil. Das liegt unter anderem am lahmen Plot, der so wenig Dynamik entwickelt, wie ich vor meinem ersten Kaffee, dem geringen Budget, das man dem Film allzu häufig ansieht, den schlecht aufgelegten Schauspielern, die lieber daheim geblieben wären, als ans Set zu kommen und die seelenlosen 0815-Bösewichtern aus der Reserve, die, ähnlich wie in „John Wick 3“, überhaupt nicht an ihrem Leben hängen und quasi im Vorbeilaufen weggeballert werden, den mickrigen Explosionen, die aussehen, als wären Silvesterkracher hochgegangen und zu guter Letzt an der bescheidenen Entführungsgeschichte, die heutzutage niemandem mehr hinter dem Ofen hervorlockt.
Bild:
Das in MPEG-4/AVC codierte 1080p Bild wird im Ansichtsverhältnis 2,40:1 präsentiert und weiß, zumindest bei Szenen, die untertags spielen, durchgehend zu gefallen. Ein sehr schönes Beispiel sind hierfür die anfänglichen Drohnenbilder über den Dächern Ohios, die gestochen scharfe Bilder der unzähligen Bauwerke und Straßenzüge bieten. Die Farben werden äußerst natürlich, aber auch etwas kühl serviert – Grün- und Blautöne haben hier meist das Sagen. Orange wird nur im Gefängnis der Entführer hervorgehoben.
Die Schärfe bewegt sich durchgehend auf hohem Niveau, könnte aber in einigen Totalen mehr Details offenbaren. Der Schwarzwert ist primär gut saturiert eingestellt, verschluckt aber hie und da einige Details in den dunklen Szenen. Die Durchzeichnung funktioniert dort leider nicht so, wie sie sollte (sehr gut zu sehen im letzten Drittel, als Sly durch die Kanalisation rennt).
Insgesamt ist das Bild für eine Direct-to-Video Produktion recht solide und im oberen Mittelfeld anzusiedeln.
Ton:
- Deutsch DTS-HD MA 5.1
- Englisch DTS-HD MA 5.1
Zu allererst muss gesagt werden, dass der Ton in „Escape Plan: The Extractors“ für einen Actionfilm recht unspektakulär ausfällt – dies gilt für beide Sprachfassungen. Klar werden einige direktionale Effekte geboten und auch die Dialoge sind jederzeit klar verständlich, aber gerade in den Actionszenen fehlt es letzten Endes an Wucht. Etwas mehr Dynamik hätte viele Schusswechsel und Explosionen akustisch immens unterstützt.
Lediglich die passende Filmmusik von Komponist Victor Reyes („Buried – Lebendig begraben“) nimmt Gebrauch vom Subwoofer.
Ach ja, viele Filmfans dürften ja bereits mitbekommen haben, dass Thomas Danneberg, Silvester Stallones Stammsprecher, gesundheitsbedingt nicht mehr synchronisiert. Sly wird bereits hier von Jürgen Prochnow synchronisiert, der natürlich nicht an gewohnte Danneberg-Qualität herankommt, seinen Job aber, wie ich finde, mehr als ordentlich macht.
Extras:
- The Making Of Escape Plan: The Extractors (10:02 Minuten, HD)
- Trailer (HD)
- Bildergalerie
Das Bonusmaterial bietet neben einem kurzen Promo-Making Of lediglich einen Trailer des Films und eine kurze Bildergalerie.
Immerhin verrät uns Sly, dass das Gefängnis, in dem gedreht wurde, das selbe Gemäuer ist, in dem schon der Klassiker „Die Verurteilten“ entstand.
Ansonsten quillt das Making-Of vor gegenseitiger Lobhudelei völlig über. Es fallen dort so Sätze wie „Es war mir eine Ehre mit solchen Künstlern gearbeitet zu haben“ oder „wir steigerten die Dramatik des Films damit…“. Alles völliger Mumpitz, da im Film keinerlei Dramatik vorkommt.
Immerhin wurde bei der blauen Scheibe an ein Wendecover ohne FSK 18 Siegel gedacht.
Fazit:
Audiovisuell bewegt sich „Escape Plan: The Extractors“ im soliden Mittelfeld. Beim Bild könnte die Durchzeichnung etwas besser ausfallen und dem Ton fehlt es etwas an Dynamik. Das Bonusmaterial ist mit seinem kurzen Promo-Making Of nicht wirklich der Rede wert.
Lady´s and Gentlemen, wir haben einen Anwärter auf „die filmische Gurke des Jahres 2019“. Einen Punkt gibt’s für den nimmermüden Stallone, einen Punkt für Kung Fu-Experte Jin Zhang und einen dafür, dass der Film wenigstens keine 90 Minuten gedauert hat.
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Lautsprecher: Teufel Motiv 6 (5.1)
Atmos Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)
(Alexander Gabler)
©Bilder und Trailer NewKSM Cinema – Alle Rechte vorbehalten!
https://www.youtube.com/watch?v=XB7syxCeVCc
So gut der Streifen, wer hätte das gedacht.
Sly sagt selbst, der mieseste Streifen den er ja gedreht hat. Passt