Story:
Isa, die Tochter einer Brauerei Familie ist seit zehn Jahren verschwunden, die anfängliche Suche endete im Nichts. Niemand hatte etwas gesehen, gehört oder sonst eine Ahnung, was passiert ist mit Isa von Gems.
Doch völlig überraschend steht Isa vor der Tür ihrer Eltern, das scheinbar freudige Erlebnis hat jedoch einen Beigeschmack. Isa kann sich an das Vergangene nicht mehr erinnern, ihre Amnesie stellt die Familie vor einer weiteren Herausforderung. Der damals ermittelnde Kommissar, der dem Fall psychisch nicht gewachsen war, arbeitet inzwischen im Sicherheitsdienst der Brauerei Gems. Jetzt bietet sich die Möglichkeit für ihn, endlich die Antworten zu finden, die er damals vergeblich suchte.
Ihre Familie dagegen bleibt seltsam reserviert und zweifelt, ob Isa wirklich Isa ist. Das macht es für Isa nicht einfach, ihren Platz in der Familie zu finden und den nötigen Halt zu bekommen, mit ihrer Amnesie umzugehen. Aber warum distanziert sich fast die komplette Familie von ihr, verbirgt sie vielleicht mehr, als sie zugeben?
Eindruck:
Ich hatte zuletzt ein paar deutsche Serien zum Review, wie „Merz gegen Merz“ und „Arthurs Gesetz“. Diese waren eher im komödiantischen Gebiet angesiedelt und überzeugten auf ganzer Linie. Daher nochmals ein Hinweis dazu, weil sie eben extrem unterhaltsam und empfehlenswert sind, denn deutsche Produktionen wie diese, brauchen sich nicht vor den US Kollegen zu verstecken. Nun liegt mir die sechsteilige TV-Serie „Die verlorene Tochter“ vor, das Genre ist ernster und düsterer angelegt. Kann auch diese deutsche Mini-Serie überzeugen und aus dem Schatten der riesigen Flut von wirklich tollen amerikanischen Serien treten?
Jede Folge der sechsteiligen Serie beginnt mit einem Rückblick auf den Abend als Isa verschwand. Es ist immer der gleiche Augenblick, bietet aber eine unterschiedliche Perspektive und Sichtweise der Akteure. Das ist gelungen inszeniert und bietet nicht nur Abwechslung zu Beginn der jeweiligen Folge, sondern macht auch neugierig auf den weiteren Story-Verlauf.
Wenn Isa plötzlich wieder auftaucht, wird der Zuschauer erstmal kräftig überrascht. Überrascht von dem Verhalten ihrer Familie, die seltsam distanziert und fast abstoßend auf Isa‘s erscheinen reagiert. Es wird für Isa nicht das Erwünschte ankommen und dank ihrer Amnesie fehlt ihr der Zugang zur Familie. Sie zweifelt, ob sie unter ihnen einen liebevollen Platz besaß. Es scheint, dass jeder nicht nur ein Geheimnis hat, sondern die Familie alles andere als intakt ist, auch wenn sie in der Öffentlichkeit ein anderes Bild abgibt.
Das alles klingt vielversprechend und lässt auf eine spannende Serie hoffen, dazu optisch bemerkenswert eingefangen mit einer gelungenen Kameraführung. Auch die Location ist großartig gewählt, mit vielen faszinierenden wie träumerischen Bildern, vermittelt die dörfliche Idylle um das Anwesen der Brauerei Familie, eine heile Welt Stimmung.
Doch die heile Welt in eine verlorene Tochter ist trügerisch, je mehr sich Isa erinnert, je mehr der Zuschauer tiefer in die Charaktere ihrer Familie eintaucht, umso mehr bröckelt das anfänglich harmonische Bild. Es geht natürlich auch um Macht, die Macht der Brauerei, die vor einer wegweisenden Veränderung steht. Schnell werden die Figuren in Stellung gebracht und dem Zuschauer ein vielfältiges Bild vorgegaukelt. Aber nach und nach offenbaren sich die Zusammenhänge, die ein paar Überraschungen bereithalten.
Das gilt aber auch für Isa, die natürlich der Fokus in der Serie ist, denn wo war sie die ganzen Jahre und was ist an dem Abend ihres Verschwindens wirklich passiert. Wie man sieht, genug Stoff für eine packende Serie, um den Zuschauer zu unterhalten. Isa, gespielt von Henriette Confurius, spielt ihren Part recht emotional und durchaus überzeugend. Der restliche Cast, mit unter anderem Christian Berkel, Claudia Michelsen, Götz Schubert und Nina Gummich wirkte auf mich recht durchwachsen.
Fazit:
„Die verlorene Tochter“ konnte mich leider nicht vollends überzeugen. Rein optisch habe ich nichts zu bemängeln, wie gesagt eine eindrucksvolle Kulisse, die mehr als passend gewählt wurde. Auch die angesprochene und wiederkehrende Einführung jeder Folge macht Appetit auf mehr. Doch leider kann die Folge selten dem Appetizer gerecht werden. Das liegt anfänglich noch nicht einmal an der Story, welche ja genug Potenzial für spannende Unterhaltung bietet. Sondern die teilweise extrem Klischee behafteten Figuren, die sich im Laufe der Serie kaum entwickeln und einfach vorhersehbar wirken. Dabei bieten neben der Familie Gems auch die Menschen in der Provinz genügend Leichen im Keller, um vieles dramatischer zu gestalten.
Wie angedeutet, agiert der Cast durchwachsen, das mag vielleicht an den schablonenhaften Figuren liegen, die das Drehbuch für sie parat hält. Somit entsteht leider recht wenig Spielraum, um dem Zuschauer eine abwechslungsreiche darstellerische Performance zu bieten.
Schade, der Ansatz passt, die Umsetzung weniger, einzig der Ex-Polizist Peter Wolff sticht neben Isa deutlich heraus. Die Figur hat Ecken und Kanten, bietet wendungsreiche Erlebnisse und Götz Schubert holt das Beste aus seinem Part heraus. Es macht Spaß ihm zuzuschauen, wenn er auf der Bildfläche erscheint.
Das gelingt bis auf Isa kaum einem der anderen Darsteller, die sicherlich hier und da gute Momente bieten, aber selten herausragen können.
Dadurch mangelt es der Serie an Zugkraft, die Geschichte in „Die verlorene Tochter“ geht dank einfach ausgearbeiteter Nebenfiguren verloren. Sie hält den Zuschauer zwar bis zum Schluss bei der Stange, aber nur der Auflösung willens. Die allerdings nicht innovativ genug ausgefallen ist, um den Zuschauer restlos zu begeistern.
„Die verlorene Tochter“ in wirklich schönen Bildern, mit wenig Glanz, bei einigen Figuren und einer Story, die sich zu sehr in Klischees verstrickt, anstatt einen mutigeren Weg einzuschlagen. Sehenswert ist sie schon und bietet mehr als solide TV-Kost, es ist somit keine verlorene Zeit. Insofern man mit den stereotypischen Figuren leben kann, ein Faible für die Thematik hat und sich an imposanten landschaftlichen Aufnahmen erfreut.
Bild:
Das Bild der DVD überzeugt hingegen auf ganzer Linie, die Location wird imposant mit teils warmer und kühlerer Farbgebung, recht scharf abgebildet. Der Schwarzwert und Kontrast bieten ebenfalls eine tolle Vorstellung, ohne dass mir irgendwelche Kritikpunkte aufgefallen wären. Und dank toller Kameraarbeit, verzaubert die Serie visuell recht überzeugend, mit beschaulichen und eindrucksvollen Aufnahmen.
Ton:
Tonal normale Hausmannskost, in Dolby Digital 2.0, bekommt man eine unspektakuläre Tonspur. Nun ja, die Serie ist extrem dialoglastig und diese werden bestens in den Raum gestellt. Dynamiksprünge sollte man in der Abmischung nicht erwarten, selten gibt es Szenebedingt, etwas mehr Druck aus den Lautsprechern. Offen gesagt, ich habe auch nichts anderes erwartet und bin dementsprechend nicht enttäuscht. Es ist tonal solides TV-Niveau, nicht mehr und nicht weniger.
Extras:
- Booklet
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
©Bilder Edel Motion – Alle Rechte vorbehalten!