Wenn man an deutsche Komiker denkt, so fallen einem gleich Otto, Heinz Erhardt und natürlich der Großmeister der Satire und Komödie, Dieter Hallervorden ein. Es dürfte unbestritten sein, dass Hallervordens Kinofilme der 80er zwischenzeitlich einen Kultstatus erlangt haben und er damals einen Kinoerfolg nach dem anderen feiern konnte. Das sahen die damaligen Kritiker zwar etwas anders, doch entscheidend war der Erfolg beim Publikum und dieser steht ja wohl außer Frage. Die bekanntesten Kinohits dabei sind „Didi – Der Doppelgänger“ und „Didi und die Rache der Enterbten“. „Ach Du lieber Harry“ begründete zwar Didis glorreiches Kinojahrzehnt, doch erst der Kinofilm „Der Schnüffler“ konnte rund herum überzeugen. Was wohl auch daran lag, dass „Ach Du lieber Harry“ eine Co-Produktion war, bei der es wohl so einige Unstimmigkeiten gab und sich die Hauptfigur noch nicht so recht von den älteren „Nonstop Nonsens“ Sketchen abheben konnte. Nun aber liegt uns endlich auch „Der Schnüffler“ in HD a vor und nicht nur das, Turbine spendiert uns auch noch ein schickes Steelbook dazu. Wie sich Didis Spionage-Parodie heute schlägt und was es zur VÖ und deren Qualität zu sagen gibt, erfahrt ihr wie immer, wenn ihr weiterlest.
Story:
Das ferne Australien und dort Schafe züchten, das ist Herbert Böckmanns Traum. Daher kommen dem unbescholtenen Taxifahrer jegliche Extra Touren gerade recht. So auch an diesem Abend, als er zum hiesigen Eros-Center gerufen wird und ihm zwei „nette“ Männer einen Fahrgast ins Taxi setzen. Dieser scheint zu viel „getankt“ zu haben und muss wieder nach Ost-Berlin zurück. Dumm nur, dass sein Fahrgast Boris Stravinski ein hochrangiger KGB-Agent ist und noch dümmer, dass dieser tot auf seiner Rückbank sitzt. Das weckt doch sehr das Interesse des KGBs in der Ost-Zone. Nach Stunden im Verhörraum kommt Oberst Protopopov auf Idee, Böckmann zu entlassen, um zu sehen, wer wohl seine Auftraggeber sein könnten. So darf Herbert geradewegs wieder nach West-Berlin, um kurz darauf in den Fängen der CIA zu landen. Denn diese sind ebenfalls sehr interessiert daran, warum Stravinski tot auf Böckmanns Rücksitz gesessen ist. Nach weiteren endlosen Stunden im Verhörraum der Amis, kommen diese ebenfalls auf die gleiche Idee wie die Russen. Herbert wird freigelassen und wird nun nicht nur vom KGB, sondern auch vom CIA beschattet. Nach einer wilden Verfolgungsjagd wird Böckmann von der Polizei gefasst. CIA, KGB, toter Agent, das ist selbst dem erfahrenen Kommissar Runge zu viel und so landet Herbert letztendlich in der Klapsmühle. Herbert ist aber alles andere als verrückt und flüchtet mit Hilfe von Assistenzärztin Anna, die ihm als einzige glaubt. Herbert Böckmann hat nur eine Chance, wenn er sein altes Leben zurückhaben will. Er muss herausfinden, wer hinter all dem steckt. Aber woher soll er die Kraft und Willensstärke nehmen, sich den Geheimdiensten der Welt zu stellen? Dabei soll ihm ein kleines rotes Fläschchen helfen, welches er von Anna erhält. Dessen experimenteller Inhalt soll Herbert zum wahren Superman werden lassen, wenn er an diesem schnüffelt. Jetzt heißt es aufgepasst, sein Name ist Böckmann, Herbert Böckmann und nun wird zurückgeschlagen.
Meinung und Fazit:
Während „Ach Du lieber Harry“ schon in die Richtung Krimi-Komödie schlug, liefert Hallervorden zusammen mit Autor Hartmann Schmige („Didi der Experte“, „Tatort“) und Produzent Wolf Bauer („Didi auf vollen Touren“, „Alf – Der Film“) mit dem Schnüffler eine astreine Persiflage an die gängigen Agentenfilme der damaligen Zeit des „Kalten Krieges“ ab. Dabei bleibt Didi seiner gängigen Figur des „kleinen“, tollpatschigen Mannes treu, der wie so oft unverschuldet in allerlei Schlammassel gerät. In diesem Film wird Didi zum Bauernopfer beider großer Geheimdienste in Ost und West. Diese scheinen nur in der Lage zu sein, sich gegenseitig zu verdächtigen, ohne dabei auch nur Ansatzweise in Betracht zu ziehen, dass es noch eine dritte Partei geben könnte. Diese setzt seinerseits auf die engstirnige Denke der großen Geheimdienste und steigt unerkannt in das Spiel um die Geheimnisse dieser Welt mit ein. Das wiederum Herbert Böckmann mit Hilfe eines „Wundermittels“ nun seinerseits zurück schlägt, um seine Unschuld zu beweisen, hat dabei keiner der Beteiligten auf dem Plan.
Dabei lassen Hallervorden und die Autoren den Titelhelden nicht allzu sehr in die Rolle eines Top-Agenten abdriften. Dieser rettet sich nach wie vor, dank vieler Zufälle, seiner Tollpatschigkeit und eines Placebos über allerlei Widrigkeiten hinweg. Dies natürlich wie immer auf die nette, liebenswürdige Art, wie man sie aus allen Didi Figuren kennt. Neben der Komödie setzt man auch auf Action-Elemente, wie zum Beispiel eine Verfolgungsjagd mit Böckmanns Taxi. Zu herrlich ist dabei Gustl Bayerhammers („Meister Eder und sein Pumuckel“) Auftritt mit Filmpartnerin Martha Mödl als bayrisches Ehepaar. Diese wollen doch nur zu ihrer Urlaubs-Pension und werden dabei in Böckmanns Taxi quer durch Berlin geschaukelt. Der Film ist gespickt mit Agentenfilm Klischees und verballhornt diese noch und nöcher, dass es eine wahre Freude ist. Nur gegen Ende hin treibt es „Der Schnüffler“ dann etwas zu arg auf die Spitze und der Schluss bekommt einen Hauch zu viel Klamauk spendiert. Besonders dann, als Didi betört durch sein rotes Fläschlein, durch einen Kugelhagel tanzt. Aber auch die Rettung seiner geliebten Anna ist schon ziemlich Over-the-top. Denn das dürfte mit Abstand wohl eine der längsten „Fall-Szenen“ der Filmgeschichte sein. Der Sturz aus vielleicht gerade mal 10 – 20 Metern dauert gefühlt eine Ewigkeit und auch der Effekt-Shot sieht nicht wirklich gut dabei aus. Hervorheben muss man noch, dass Dieter Hallervorden in vielen seiner Filme, wie auch in diesem, einen großen Teil der Stunts selbst gemacht hat. Sowas nenne ich einen Filmemacher und Schauspieler, der mit Leib und Seele seinen Beruf ausübt. Das er dabei aber auch nicht immer ganz unfallfrei davongekommen ist, hört man immer wieder mal in alten Interviews. So auch beim „Der Schnüffler“, wo er sich bei einem Stunt mit dem Taxi eine Kopfverletzung zugezogen hatte.
Fazit:
Kommen wir zum Fazit: Mit dem Schnüffler hat das Produktionsteam rund um Hallervorden den entscheidenden Schritt in die richtige Richtung gemacht. Sah „Ach Du lieber Harry“ noch nach einem Stückwerk aus „Nonstop Nonsens“ und einer seichten Krimi Komödie aus, an dem man ziemlich merkte, dass zu viele Köche am Film-Brei werkelten, so liefert „Der Schnüffler“ eine durchweg gelungene Agenten Persiflage ab, die nur zum Schluss hin etwas zu viel Klamauk für meinen Geschmack auflegt. Hallervorden hat nun endgültig seine Figur des „kleinen“ Mannes etabliert, der wie in allen folgenden Filmen ebenfalls versucht, aus einer unverschuldet misslichen Lage heraus zu gelangen. Der Film ist straff inszeniert und es gibt so gut wie keine Längen oder Leerläufe, die Gags sitzen und selbst die Action ist für einen Film aus dem Jahre 1983 eine Besonderheit, wie bereits erwähnt einzig das Ende ist etwas lang.
Abschließend kann ich sagen, dass der Film auch heute noch ein Unterhaltungs-Hit ist und für mich den eigentlichen Beginn von Hallervordens 80er Jahre Film Ära darstellt. Neben dem „Doppelgänger“, dem „Enterbten“ und „auf vollen Touren“ ist auch „Der Schnüffler“ für mich, ein immer wieder gern gesehenes Highlight aus vergangenen Tagen. Und Dank Turbine ist dieser nun endlich auch mit einer mehr als würdigen Bildqualität erhältlich. Ebenso ist wieder der Blick hinter die Kulissen des Audiokommentars mit rund 43 Minuten, mit Dieter Hallervorden, Wolf Bauer, einem Autor und einem Gast Regisseur vorhanden, für mich ein Novum unter allen Bonusmaterialien anderer Label. Somit ist auch Didis Schnüffler, ein Muss für Fans und Nostalgiker oder einfach auch für Leute, die einen ausgeprägten Sinn für guten Humor haben.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild vom Schnüffler ist eine reine Augenweide geworden. Es ist glasklar, die Farben erstrahlen in frischem Glanz und sahen nie besser aus. Natürliches Filmkorn ist vorhanden, stört aber niemals den Filmgenuss und tritt auch bei den üblichen Verdächtigen, sprich den dunklen Szenen nicht groß zum Vorschein. Und wenn wir schon bei dunklen Szenen sind, die BD bietet einen tollen Schwarzwert, der Details in dunklen Ecken immer detailreich erkennbar lässt. Besonderes Highlight ist die Schärfe, einzelne Haare, Poren, die Struktur von Kleidung, Texturen sind in den meisten Aufnahmen immer wunderbar differenziert erkennbar. Die Hell / Dunkel Kontraste sind ebenfalls meist ausgewogen und lassen weder Szenen „absaufen“ noch werden diese überstrahlt. Es gibt nur eine Handvoll Szenen, in denen sowohl das Filmkorn mal etwas mehr und die Kontraste einen Hauch zu steil sind. Dies betrifft aber nur einzelne Einstellungen und nicht die gesamte Szene. Überwiegend ist das Bild als sehr gut zu bezeichnen. Diese ist sogar einen Ticken besser, als der später gedrehten Doppelgänger Film.
Ton:
Der Ton liegt jeweils für Deutsch und Englisch in DTS-HD Master Audio 2.0 vor. Der Ton ist klar, frei von rauschen oder sonstiger Fehler. Die Dialoge sind durchweg klar und verständlich und erleben zu keiner Zeit eine Überlagerung von Musik oder Effekten. Weiterhin ist eine Hörfilmfassung für Sehbehinderte und Untertitel in Deutsch für Hörgeschädigte mit dabei.
Extras:
- Hinter den Kulissen des Audiokommentars
- Die Dreharbeiten
- Entstehung der Special Effects
- „Didi – Ein Schnüffler?“ Die Stasi Akten des D. Hallervorden
- „Welle Wahnsinn“ – 1 Folge
- Hallervorden Trailershow
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
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