Dem allgemeinen Trend folgend, bedient sich die filmische Unterhaltungsindustrie gerne nur allzu oft bereits vorhandener und erfolgreicher Produktionen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis man sich an den damaligen Kino- und TV Hit „Das Boot“ erinnern und diesen erneut verfilmen würde. So entstand nach den Drehbüchern von Tony Saint und Johannes W. Betz eine neue Geschichte um den Roman „Das Boot“ von Lothar-Günther Buchheim. Mit einer entscheidenden Änderung, diese Geschichte spielt nach den Ereignissen um die Besatzung des U-Boots U-96. Die Dreharbeiten, welche an den Drehorten: La Rochelle, Prag, Malta und München stattfanden, begannen im August 2017. Produziert wurde die Serie von der Bavaria Fernsehproduktion, Sky Deutschland und Sonar Entertainment. Wie sich nun dieser Ableger von Wolfgang Petersens „Boot“ geschlagen hat und wie die Blu-ray Auswertung geworden ist, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest.
Story:
Zur Vermeidung von Spoilern, werde ich hier nur eine grobe Einleitung schreiben!
Es ist das Jahr 1942 und wieder wird eine junge U-Boot Besatzung in feindliche Gewässer geschickt. Klaus Hoffmann, der frisch gebackene Kapitänleutnant, erhält das Kommando über das U-Boot
U-612. Die Kommandantur setzt große Erwartungen in ihn, ist er doch der Sohn eines Kriegshelden. Doch Hoffman tut sich schwer damit, den Erwartungen gerecht zu werden. Diese Unsicherheit führt schon früh zu Konflikten mit seinem 1. Offizier Karl Tennstedt, der seinerseits Zweifel an den Fähigkeiten Hoffmans hegt. Doch der Konflikt der Alphatiere Hoffman und Tennstedt ist nicht das einzige Problem, das sich auftut. Nachdem Frank Strasser unerwartet als Funker eingezogen wird, bittet er seine Schwester Simone, ihm einen Gefallen zu tun. Da Simone gerade erst eine Stellung als Sekretärin in der Kommandantur erhalten hat, versucht sie, dieser natürlich pflichtbewusst nachzukommen. Sie soll sich nachts mit einer Frau treffen, der sie ein Buch mit einem Umschlag übergeben soll, im Gegenzug erhält sie ebenfalls etwas, dass sie zu einer bestimmten Adresse bringen muss. Nun wird auch sie stutzig, was hat ihr Bruder mit Leuten zu schaffen, die sich mitten in der Nacht treffen und ominöse Nachrichten übermitteln. Die Antworten auf diese Fragen werden sich für sie schon bald als brandgefährlich herausstellen.
Meinung und Wertung:
Das ist sie nun also, die neue Serie um „Das Boot“ oder um genauer zu sein, um ein anderes U-Boot, mit anderer Besatzung und einem erweiterten Plot. Eine Geschichte, die sich nach dem Ende der U-96 abspielt. Regisseur Andreas Prochaska wirft den Zuschauer schon zu Beginn in eine heftige U-Boot Schlacht. Wohl, um den Kenner des Originals sowie dem neuen Zuschauer gleich zu Anfang die klaustrophobische Atmosphäre und Spannung in einem U-Boot, bei einem Wasserbomben Angriff nahe zu bringen. Dies gelingt auch ganz gut, ist aber ebenso schnell wieder mit dem Sinken des U-Boots vorbei. Im Szenenwechsel werden wir Simone Strasser kennenlernen sowie der Ernennung Klaus Hoffmans zum U-Boot Kommandant beiwohnen. Schnell wird klar, es gibt eine neue Besatzung und etliche neue Charaktere und somit wohl auch mehr Handlungsstränge, als noch im „alten“ Boot. Der eine Erzählstrang beschäftigt sich natürlich mit dem U-Boot U-612 und seiner Besatzung, der andere mit Simone Strasser. Die durch einen Gefallen, dem sie ihrem Bruder tut, in die Machenschaften der französischen Widerstandsbewegung verwickelt wird. Somit gibt es dann gleich zwei Spannungsbögen.
Der Serie startet recht hochglanzpoliert, die etlichen „Heil Hitler“ Rufe aus dem alten Film / Serie sind interessanterweise nicht zu hören. Auch sonst wird auf einiges aus dem damaligen Nazi Regime verzichtet, was im Vorgänger immer wieder thematisiert und sogar explizit gezeigt wurde. Auch wenn viele es vielleicht nicht sehen wollen, aber wenn ich eine Geschichte im 2. Weltkrieg ansiedle, dann sollte man die entsprechenden Parolen, Anhänger, den Wahn und Irrsinn verschiedener Gruppierungen auch zeigen, nicht zur Verherrlichung, sondern zur Abschreckung. Die Spannungsbögen ziehen ihr Potential aus dem Konflikt zwischen dem Kommandanten und dem 1. Offizier sowie dem eventuellen Auffliegen von Simone Strasser.
Die ersten Folgen behalten ihren Hochglanzlook erstmal bei, bis die Serie dann beginnt, dreckiger und härter zu werden. Trotzdem fühlt es sich eher an, als wenn man das „neue“ Boot mehr auf den internationalen Serienmarkt getrimmt hätte. Etwas Härte da, etwas Sex dort, hier ein bisschen derbe Gewalt, eine Vergewaltigung und dort ein paar Schockszenen (als Beispiel sei eine Notamputation genannt). Selbst der dreckigere Look oder die Fäkalsprache wirkt eher aufgesetzt, weil es nun Mal irgendwann dreckiger aussehen muss. Die Seeleute werfen sich auf „Kommando“ ihre vulgären Floskeln an den Kopf und auch das wirkt irgendwie unecht. Die junge Darsteller Riege wirkt aalglatt und ohne Ecken und Kanten. Die Wortgefechte, die sich der erste Offizier mit seinem Kommandanten liefert, sind recht zahm. Der „harte“ Ton an Bord hat etwas gespieltes an sich. Die Ausstattung, die Settings, Effekte wiederum sind alle sehr hochwertig, dort merkt man der Produktion das wirklich üppige Budget an.
Bisher habe ich bewusst auf einen Vergleich mit dem Original verzichtet, trotzdem werde ich auch dazu ein paar Worte sagen. Denn wer meint, sich an eine neue Verfilmung oder Weitererzählung eines absoluten Kultklassikers zu wagen, der muss sich auch dem Vergleich stellen. Was mir schon in den ersten Folgen aufgefallen ist, die neue Verfilmung möchte eigentlich so anders sein, orientiert sich aber doch so sehr am Original. Das fängt schon beim Cast des Boots an, man wird das Gefühl nicht los, man sehe eine Kopie der alten Riege. Das wäre nun natürlich nicht weiter schlimm, nur leider kommt keiner der neuen Darsteller an die Optik und Performance der damals jungen Wilden auch nur ansatzweise heran. Dem aktuellen Cast fehlen die Ecken und Kanten der damaligen Darsteller. Die neue Riege ist zu „glatt“, zu „schön“, zu „brav“, um Akzente zu setzen. Einzig die Darstellerin der Simone Strasser, Vicky Krieps, weiß bei ihrem Handlungsstrang durchweg zu überzeugen. Während die Handlung der Bootsbesatzung eher wie eine Kopie wirkt, ist der Spannungsbogen um die französische Widerstandsbewegung und der Gefahr der sich Simone Strasser aussetzt, aufzufliegen, wirklich gut umgesetzt worden.
Fazit:
Kommen wir zum Fazit: Der Schatten, den das „alte“ Boot wirft, ist für die Neuverfilmung viel zu groß, als dass diese daraus heraustreten könnte. Zu sehr versucht man dem Publikum eine neue Geschichte zu verkaufen und doch hat der Kenner des Originals immer wieder das Gefühl, eine Kopie zu sehen. Ebenso empfinde ich die Serie als zu glatt, zu gestriegelt und für den Weltmarkt zurecht gebügelt. Jüngere Zuschauer, die noch nicht das Vergnügen hatten, das „alte“ Boot und deren Besatzung kennenzulernen, könnten einen gewissen Unterhaltungswert erfahren. Aber auch losgelöst vom Original konnte mich die Geschichte um die Besatzung um das U-Boot U-612 und dessen Kommandanten nicht wie erhofft begeistern. Vielmehr war es der zweite Spannungsbogen, der wesentlich mehr Interesse erwecken konnte. Losgelöst von der „Boots-Geschichte“ hätte dieser Erzählstrang für sich alleine vielleicht auch eine spannende und interessante Serie werden können. Für mich ist die Neuverfilmung oder auch Weitererzählung sehr „handzahm“ geworden. Man spart zwar nicht mit harten Szenen, diese wirken aber sehr aufgesetzt. Mehr Mut bei der Darstellung der wirklichen Gegebenheiten der damaligen Zeit und ebenfalls mehr Mut, sich von dem Original zu lösen, hätte der Serie wirklich gutgetan. Loben muss ich die Ausstattung und das Spiel von Vicky Krieps. Für mich ist „Das Boot“ 2018 nicht der ganz große Wurf geworden, dennoch eine ordentliche Serie. Trotzdem mit einigen fragwürdigen Entscheidungen in der Darstellung. Mein Tipp, wer die Serie anschauen möchte, sollte definitiv das Original ausblenden, denn dann kann „Das Boot“ 2018 auch unterhalten. Blendet man dagegen das Original nicht aus, säuft das neue Boot leider ziemlich schnell ab.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild macht bei dieser TV-Serie wirklich was her, klar, gestochen scharf, gute Farben und Kontraste. Knallig bunt wird es dennoch nie, da man für die Serie ein eher kaltes Farbschema gewählt hat. Der Schwarzwert ist top und was mich ebenfalls überrascht hat, das Banning das gerne bei U-Boot Filmen / Serien auftritt, ist mir nirgends aufgefallen.
Ton:
Beim Ton gibt man überraschenderweise absolut Vollgas. Dolby Atmos + True HD, das habe ich bei einer Serie bisher noch nirgends erlebt. Die Dialoge sind durchweg klar verständlich, der Surroundsound lässt das Kriegsgeschehen in das Wohnzimmer einziehen, dass es nur so eine Freude ist. Tontechnisch sollte sich jedes Label, besonders größere, an dieser VÖ mal ein Beispiel nehmen.
Extras:
- kein Bonusmaterial vorhanden
(Marc Maurer)
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Ich kenne das alte Boot, bin aber auch sehr gut vom neuen unterhalten worden. Mein Mann und ich haben durch Zufall Folge 1 und 2 im TV gesehen und sind am nächsten Tag gleich los zu mm um uns die Staffel zu kaufen. Und das will ja dann schon was heißen….. :)).
Was mich auch sehr freut das Staffel 2 schon in Arbeit ist!!!
Fantastisches Abenteuer mit Tarnanstrich.
Für Leute, denen schon falsches Equipment im Set ein Immersionsbreaker ist, ist der Plot im Großen und im Kleinen schlicht eine Zumutung.
Interessant fande ich einen Twitterpost, einer jungen Dame, die nicht wisse, ob der Kaptain oder der Gestapomann mehr zum verlieben sei.
Da versucht man auf Teufel komm raus, moderne Ansichten in ein historisches Setting zu pressen und es kommt ein Ergebnis raus, auf das sogar Goebbels stolz gewesen wäre. ^^
Der nahm es ja auch nie so genau mit Fakten…