Bereits 2016 erwähnte Regisseur und Drehbuch Autor James Gray sein zukünftiges Projekt „Ad Astra – Zu den Sternen“. Dabei sollte es sich nach seinen damaligen eigenen Angaben, um die bis dato wohl realistischste Darstellung eines Weltraumtrips handeln. Mit Brad Pitt konnte er nicht nur einen prominenten Schauspieler gewinnen, sondern zugleich einen weiteren Produzenten. Der restliche Cast ist dabei nicht weniger prominent, Tommy Lee Jones spielt Pitts Vater. Donald Sutherland einen gealterten Colonel, der Pitt auf der Suche nach seinem Vater begleitet. Sowie Liv Tyler, die Pitts Ehefrau darstellt. Mit „Ad Astra“ bewegt sich James Gray in den Fußspuren bekannter Sci-Fi Epen wie „2001: Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick oder auch „Interstellar“ von Christopher Nolan. Ob Gray die Fußstapfen der genannten Filme zu groß waren oder ob er sie ausfüllen konnte, erfahrt ihr in diesem Review.
Story:
Seit geraumer Zeit wird die Erde von elektromagnetischen Stürmen heimgesucht. Die Weltraumbehörde SpaceCom hegt einen Verdacht, dass dies etwas mit einer 20 Jahre alten Weltraum-Mission zum Neptun unter der Leitung von Clifford McBride zu tun haben könnte. Diese verschwand damals angeblich spurlos. Daraufhin rekrutiert die SpaceCom Roy McBride, ebenfalls Astronaut und Sohn des verschollenen Clifford McBride. Für die SpaceCom ist Roy der perfekte Kandidat, da ihn scheinbar nichts aus seiner stoischen Ruhe und Kontrolle bringen kann. Diese Eigenart der Unnahbar- und scheinbaren Gleichgültigkeit kostete ihn bereits seine Ehe. In der Zentrale der SpaceCom erfährt Roy, das sein Vater noch am Leben sein könnte und wohl auch der Auslöser dieser elektromagnetischen Stürme ist. Damit die Bevölkerung nichts von einer Sonder-Mission erfährt, wird er auf dem Mond zu einer versteckten Militärraketenbasis gebracht, um von dort zum Mars zu fliegen, sowie Kontakt zu seinem Vater aufzunehmen. Begleitet werden soll er von Colonel Pruitt, doch schon auf dem Weg zur Raketenbasis kommt es zu einem Zwischenfall und Pruitt kann Roy nicht mehr weiter begleiten. Aber auch der Weg zum Mars birgt Komplikationen, so verliert das Raumschiff seinen Captain bei einer Rettungsmission eines gestrandeten Raumschiffs mit außer Kontrolle geratenen Pavianen. Auf dem Mars angekommen, erfährt Roy von der Stationsleiterin Helen Lantos die Wahrheit über seinen Vater. Dieser schlug an Bord des Missionsraumschiffs eine Meuterei mit aller Härte zurück, worauf auch unschuldige getötet wurden, darunter auch Helens Eltern. Die SpaceCom war sehr daran interessiert, keine negative Presse zu erhalten und so stilisierte sie Roys Vater zu einem Helden und verschleierte die Wahrheit. Daraufhin zeigt der sonst so unnahbare Roy auffällige psychologische Muster, die ihn für die weitere Mission disqualifizieren. Doch Roy wird sich auch von einem direkten Befehl nicht abhalten lassen, um seinen Vater zur Rede zur stellen und die nahende Katastrophe irgendwie aufzuhalten…
Meinung und Wertung:
Anfangs nannte ich Titel wie „2001: Odyssee im Weltraum“ und „Interstellar“ und stellte die Frage, ob „Ad Astra“ die Fähigkeit besitzt, in diese Fußstapfen zu treten. Vorweg und ohne Umschweife: Nein, das konnte er leider nicht. Kommen wir aber erstmal zu den positiven Punkten. Optisch ist der Film äußerst gelungen, ob er der Film mit der realistischsten Darstellung eines Weltraumtrips ist, lasse ich mal dahingestellt. Da er so einige Szenen bietet, die mich sehr an dieser Aussage zweifeln lässt. Hier seien nur „Monkeys in Space“, „der Einstieg in eine startende Rakete“ oder auch „der Ritt auf, bzw. mit einer Stahlplatte auf einer Explosionswelle“ genannt. Der Cast kann überzeugen, wobei deren Auftreten doch sehr kurz ausfällt. Tommy Lee Jones Auftritt ist schon recht kurz, Donald Sutherlands und Ruth Neggas Auftritt noch kürzer und Liv Tylers Erscheinen eigentlich nicht mal mehr der Rede wert. Somit muss Brad Pitt den Film alleinig tragen. Was durch die Vorgabe seiner emotional sehr reduzierten Figur auch kein großes Problem darstellt. Gäbe es einen Preis für die Stoiker-Darstellung des Jahres, Pitt hätte ihn definitiv gewonnen. So in sich gekehrt, unnahbar und weitestgehend emotionslos, habe ich schon lange keine Figur mehr erlebt.
Und immer, wenn man meint, nun folgt eine emotionale Regung, hat man das Gefühl, der Regisseur legt seinen Darsteller sofort wieder an die kurze Leine. Und so habe ich auch gleich die perfekte Überleitung zu den negativen Punkten. Wie interessant ist es einem Charakter zu folgen, dem scheinbar selbst alles recht egal ist und er in Selbstzweifeln und in einer Selbstfindungsphase steckt? Recht mäßig wäre meine Antwort. Ist man anfangs noch der Meinung, der Charakter entwickelt sich und es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser aus seiner Starre erwacht, so bekommt man am Ende nur die Worte zu hören, „ich kann jetzt leben, ich kann jetzt lieben“ und selbst diese Erkenntnis nimmt man ihm nicht wirklich ab. Hier hat es der Regisseur meiner Meinung viel zu sehr mit der stoischen Darstellung des Charakters Roy McBride übertrieben. Denn eigentlich will ein Zuschauer mit der Figur mitfiebern, mitleiden, etc. doch Grays Figur bietet all das eben nicht. Selbst bei der gegen Ende des Films einsetzenden dramaturgische Wendung, lässt James Gray dies seinen Protagonisten nur sehr reduziert emotional agieren.
Wie anfangs erwähnt, nannte ich ja ähnliche Genrevertreter und „Ad Astra“ ähnelt diesen nicht nur, um genau zu sein, es ist ein Potpourri aus eben diesen und noch vielen weiteren mehr. Da wären unter anderem: „2001: Odyssee im Weltraum“, „Interstellar“, „Moon“, „Apokalypse Now“, „Lautlos im Weltraum“, „Solaris“, „Zardoz“, „Dark Star“ sowie einem Hauch „Mad Max“ und „Alien“ und schlussendlich „Sunshine“. Regisseur Gray scheint sie alle zu kennen und hat sich auch aller bedient (Sollten mir noch andere Titel entgangen sein, so schreibt uns diese in die Kommentare). Anstatt zum Jupiter wie in „2001“ geht es zum Neptun, die Monologe, die Fragen, die Erkenntnisse über den Vater, bis hin zur Selbsterkenntnis des eigenen Seins, des Loslassens, etwaiger Veränderungen, das alles kennt man bereits aus den oben Genannten und das auch noch viel besser. Um den Film nicht ganz in Metaphysik und Pseudo-Philosophie versumpfen zu lassen, setzte Regisseur Gray ein paar Actionspitzen, diese wirken aber aufgesetzt und eher unpassend. So gab es auf dem Mond eine Action Szene mit einem Piraten Angriff, welche auch aus „Mad Max Fury Road“ hätte stammen können. Anstatt einem Alien trifft McBride auf zwei ausgerastete Paviane an Bord eines notrufenden Raumschiffs. Und am Schluss erfolgt die Sprengung des Missionsraumschiffs von Papa McBride, ähnlich der in „Sunshine“. Dabei werfen diese und weitere Szenen immense Fragen auf. Nur um mal zwei zu nennen: die Affen Szene und Pitts Einstieg in eine startende Rakete. Denn wo sind die Leichen, sprich die Opfer der Paviane, haben diese sie mit Haut, Haar, Knochen und Anzug völlig verspeist? Und wie kann es möglich sein, dass Pitt eine startende Rakete mit bereits gezündeten Antrieb betritt, ohne die ganze Kapsel in die Luft zu sprengen, geschweigen denn die Luke in dieser Phase öffnen zu können. Das passt mit Grays Aussage bezüglich Realismus überhaupt nicht zusammen. Der abschließende Knüller war aber Pitts Flug / Ritt mit einer Metallplatte oder einem Luftschott auf einer Explosionswelle durch einen Meteoriten Gürtel, dies erinnerte mich unheimlich stark an die Schlussszene aus „John Carpenters – Dark Star“.
Fazit:
Kommen wir nun zum Fazit: Der Begriff Potpourri trifft den Film ziemlich gut. Es gibt etliche Anlehnungen an so ziemlich alle bekannten Genrevertreter. Hier könnte man den Spruch verwenden: zu viele Köche, in dem Fall „Zutaten“, verderben den Brei. Alles was Brad Pitts Figur durchlebt, bekomme ich bei oben genannten Titeln besser und mit mehr emotionaler Tiefe serviert. Er führt dieselben Zwiegespräche, stellt sich die gleichen Fragen, ebenfalls stellt er sein Dasein in Frage, findet neue Erkenntnisse und noch vieles mehr was mit der psychologischen Selbsterkenntnis einher geht. Das alles aber auf recht langwierige und langweilige Weise. Somit reduziert sich der Film von einem Mystery-Weltraumabenteuer zu einer Selbstfindungsreise/phase eines beziehungs- und emotionsuntauglichen Menschen, der erst in der Extreme zu sich selbst findet. Es könnte eigentlich alles so interessant sein, wenn man dies nicht alles schon besser gesehen hätte und es nicht als mittelmäßige Kopie und Mix erfolgreicher Vorgänger erkennbar wäre. Dazu strotzt dieser auch noch so von Ungereimtheiten. Zugegeben, optisch weiß der Film wirklich zu gefallen nur inhaltlich kann dieser nicht überzeugen. Denn im Gegensatz zur Hauptfigur, die sich selbst mit tausenden Fragen löchert, bleibt der Zuschauer mit einem ganzen Sack voller offener Fragen und einem Haufen unlogischer Szenen zurück. Die erwähnten Spannungs-, Action-Szenen sind ebenfalls nicht der Rede wert. Teilweise sind diese sogar irgendwie besonders unlogisch und stören den Filmfluss eher, anstatt ihm zu helfen. Ich möchte dennoch nicht ausschließen, dass auch dieser Titel seine Liebhaber finden wird. Besonders diejenigen, die bisher in Unkenntnis der oben genannten Titel lebten. Dort könnte „Ad Astra – Zu den Sternen“ zu einem unterhaltsamen Selbstfindungs-Filmtrip werden. Dennoch möchte ich diesen Personen empfehlen, sich auch mal der prominenten Vorgänger anzunehmen, da alle von mir zitierten Titel das noch einen ganzen ticken besser können. Eigentlich tendiere ich bei der Wertung zu fünf von zehn Punkten, dennoch hat mir die Optik gefallen, womit sich „Ad Astra“ noch einen Bonuspunkt verdient hat.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild ist einer aktuellen Blu-ray Veröffentlichung vollends angemessen. Super scharf, klar, kontrastreich und die Schwarzwerte stimmen ebenfalls, was bei einem Film, der mit vielen dunklen Szenen ausgestattet ist, bzw. im Weltall spielt besonders wichtig ist. Der Film spielt mit Farben als Stilmittel und sind so gewollt. Somit gibt’s bis auf ein paar Kleinigkeiten bzgl. der farblichen Stilmittel nicht wirklich viel zu bemängeln.
Ton:
Während die englische Tonspur mit 7.1 DTS-HD Master Audio ausgestattet wurde, so müssen sich die Deutsche, Französische, Italienische und Spanische Tonspur mit 5.1 DTS begnügen. Wirklich Unterschiede konnte ich zwischen beiden Formaten aber nicht wirklich ausmachen. Der Film ist rundherum stimmig abgemischt. Räumliche Effekte sind zwar rar gesät, dafür drängt der Score umso mehr in den Raum. Die Dialoge sind immer klar verständlich und lassen einen während den Effektszenen nicht zur Fernbedienung zum nachregeln greifen. Dennoch gibt es gerade in der heutigen Zeit beim Tonstandard noch gehörig Luft nach oben, hierbei sei das nicht vorhandene Dolby Atmos Format genannt, was zu Abzügen führt.
Extras:
- Ein Mann Namens Roy
- Entfallene Szenen
- Zu den Sternen
- Die Crew der Cepheus
- Das Design von Ad Astra
- Audiokommentar
- Nach den Sternen greifen
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
©Bilder, Trailer und Medium zur Verfügung gestellt von 20th Century Studios – Alle Rechte vorbehalten.
Story 6 Punkte, ja damit liegst du völlig im Rahmen, mehr ist da leider auch nicht drin.
Sehr sehr schade, weil hier viel mehr möglich war.