„Nashville Lady“ ist seit dem 17. Juli 2020 im Handel erhältlich und hier gibt es nun ein ausführliches Review dazu.
„Nashville Lady“ ist ein Bio-Pic, welches die Geschichte der amerikanischen Country-Sängerin Loretta Lynn erzählt. Regisseur Michael Apted („Gorky Park“, „Gorillas im Nebel“) verfilmte 1980 das Leben der Künstlerin mit Sissy Spacek („Carrie – Des Satans jüngste Tochter“) als Loretta Webb/Lynn in der Hauptrolle. In weiteren Rollen sind Tommy Lee Jones („Auf der Flucht“, „Men in Black“) als Lorettas Ehemann Dolittle und Beverly D’Angelo („Die schrillen vier auf Achse“, „Hilfe die Amis kommen“) als Lorettas beste Freundin Patsy Cline zu sehen. Apteds Film erhielt sieben Oscar Nominierungen, darunter auch eine für die Beste Darstellerin. „Nashville Lady“, im Original „Coal Miner’s Daughter“, unterlag bei den Oscars dem Drama „Eine ganz normale Familie“ des Regisseurs und Schauspielers Robert Redford. Wie sich mir die Blu-ray präsentierte und wie der Film heute auf mich wirkt, erfahrt ihr wie immer wenn ihr meinen Zeilen folgt.
Story:
Die 13-jährige Loretta Webb lebt mit ihren Schwestern und Brüdern zusammen auf dem Hof ihres Vaters in den Bergen. Hier versorgt sich die Familie mit dem Nötigsten, zudem baut ihr Vater noch Braunkohle für den Lebensunterhalt ab. Loretta ist sein ganzer Stolz, doch das Familienidyll ist durch den jungen Kriegsheimkehrer Doolittle „Mooney“ Lynn ziemlich gestört. Besonders, als der Heißsporn beginnt, ein Auge auf Loretta zu werfen, was ihren Eltern gar nicht Recht ist. Doch wie immer heißt es: „wo die Liebe hinfällt“ und so wirbt Doolittle um Loretta. Widerwillig stimmt ihr Vater unter der Bedingung zu, dass er seiner kleinen Tochter keinerlei Leid antun darf. Doch bereits nach der Heirat wird Doolittle bei seiner jungen unerfahrenen Frau handgreiflich und wirft sie hochkant hinaus. Dennoch kehrt sie zu ihm zurück und die beiden versuchen ihr Glück außerhalb von Kentucky. Doolittle tut eine Farm auf und schenkt seiner Frau zu ihrem Hochzeitstag eine Gitarre, da es ihm gefällt, wenn sie ihren gemeinsamen Kindern etwas vorsingt. Loretta beginnt, sich das Gitarre spielen beizubringen und Lieder zu schreiben. Doolittle ist völlig fasziniert und überredet sie in der Dorfkneipe aufzutreten, was auch ein voller Erfolg wird. Doolittle ist nicht mehr nur fasziniert, sondern auch Feuer und Flamme und versucht, seine Frau groß rauszubringen. So nimmt er gleich eine Platte auf, die aber sang und klanglos untergeht. Als dies nicht so klappt wie geplant, werden die Kinder bei Lorettas Mutter abgesetzt und die beiden tingeln auf den Spuren des Erfolgs durch das ganze Land. Ihre Bemühungen sollen sich tatsächlich auszahlen und trotzdem wird es für Loretta alles andere als leicht werden, ihr Leben, ihre Ehe und ihre Karriere unter einen Hut zu bringen.
Meinung:
Vorab muss ich zugeben, dass Country Musik nicht mein liebstes Steckenpferd ist, auch wenn ich manche Lieder von der Country Legende Johnny Cash („Columbo – Schwanengesang“) mag. Trotzdem schaffte es „Coal Miner’s Daughter“ oder wie er hierzulande heißt „Nashville Lady“, mich wirklich gut zu unterhalten und die Geschichte um Loretta Webb/Lynn faszinierte mich sogar irgendwie. Was auch an der sehr guten Regie von Michael Apted gelegen haben dürfte. Heutzutage kann jemand mit Talent eine der vielen Casting Shows besuchen und bekommt seine Chance. Damals war es ein Unding, als „Niemand“ zu versuchen, die Hitparaden des Landes zu stürmen. Besonders, wenn man aus einfachen Verhältnissen stammte, schon sehr jung geheiratet hatte und bereits Mutter war. Für die damalige Zeit ein unglaublich schwieriges Unterfangen, wo ein Talent nicht nur einmal, sondern in jeder Stadt und jedem Radiosender von neuem überzeugen musste. Ja, es gab tatsächlich eine Zeit, in der nicht alles viral gehen konnte, ja ich weiß, absolut unglaublich.
Die damals schon 31-jährige Sissy Spacek verkörpert Loretta gleich zu Beginn als 13-Jährige. Vielleicht nicht ganz glaubwürdig, aber mit dem auf jung getrimmten Look kommt sie dem Alter schon recht nahe. Ihr Spiel ist durch die ganzen Lebensjahre durchweg authentisch und auch so nachvollziehbar. Ebenso Tommy Lee Jones, ihm nimmt man den Draufgänger, der Lorettas Herz im Sturm eroberte, ebenfalls fraglos ab. Allgemein ist Michael Apteds Charakterzeichnung aller Figuren wirklich gut gelungen, bis auf Beverly D’Angelo, die mir etwas zu drüber vorkam. Wobei dies natürlich auch an ihrer darzustellenden Figur gelegen haben kann.
Ebenso fand ich das Setting, die Ausstattung zu der Zeit und Gegend in der „Nashville Lady“ spielt sehr gelungen. Apted hatte wirklich ein sehr gutes Händchen für Cast, Sets und Details, aber auch die Mischung aus Bio-Pic, Drama und komödiantischen Anteilen hat er sehr ausgewogen umgesetzt. Trotz der Laufzeit von rund zwei Stunden, kehrt entgegen meiner anfänglichen Bedenken, zu keiner Zeit Langeweile ein. Dafür sorgt das Ehepaar Loretta und Dolittle Lynn/Webb bzw. Spacek und Jones. Sie streiten, lieben, trennen sich und finden dennoch immer wieder zueinander. Trotzdem wird ihre Beziehung nie romantisiert, als hätten es keinerlei Eheprobleme gegeben. Die hatten sie und dies nicht zu knapp, was den Film aber umso authentischer wirken lässt. Besonders Spacek mit ihrem burschikosen Auftreten in den günstigsten, wie auch in den ungünstigsten Augenblicken ist zu herrlich. Apted beleuchtet während des Films die Lebensphase von Loretta Lynn/Webb von ihrem 13. bis zu ca. ihrem 50. Lebensjahr und zeigt, wie sie auf der Bühne zusammenbrach, sich eine Auszeit nahm, sich wieder aufrappelte und erfolgreich ein Comeback startete.
Fazit:
Betreten wir die Bühne und kommen zum Fazit: Auch wenn ich Anfangs bedenken wegen der Story hatte und Country Musik wie erwähnt, nicht wirklich mein Ding ist, wurde ich außergewöhnlich gut unterhalten. Was an der wirklich sehr guten Regiearbeit von Michael Apted sowie dem herrlichen Spiel, von Sissy Spacek und Tommy Lee Jones zu verdanken ist. Besonders gut fand ich, dass Apted die Beziehung zwischen Loretta und Dolittle nicht beschönigte, sondern ebenfalls die Höhen und Tiefen zeigte. Loretta Lynn selbst sagte einst in einem Interview, ihre Ehe sei eine der schwersten Liebesgeschichten gewesen, die man sich vorstellen kann. Das merkt man den Figuren im Film ebenfalls an, doch irgendwie rauften sie sich immer wieder zusammen und waren dennoch 50 Jahre verheiratet. Der Film hat mich wirklich beeindruckt, sei es die Machart, die Authentizität, das Schauspiel und auch die Story. Die Geschichte um Loretta Lynn wurde wirklich sehr unterhaltsam und ausgewogen inszeniert und zeigt nicht nur die schönen Seiten einer Ehe, einer Karriere oder eines Lebens. So geht meine Sichtungsempfehlung dieses Mal an all diejenigen, die mal wieder einen wirklich gut gemachten und authentischen Biographischen Film sehen wollen.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Vom Bild dieses schon 40 Jahre alten Streifens war ich fast durchwegs begeistert. Unglaublich, was Capelight aus dem Material herausgeholt hat. Es gibt zwar ein paar Szenen, die das Alter erkennen lassen, aber der überwiegende Teil sieht einfach hervorragend aus und kann sich definitiv mit so manch aktueller Veröffentlichung messen. Die Farben wirken frisch, sind aber teils auch Stilmittelfiltern unterworfen, die die jeweilige Stimmung und Landschaft einfangen sollen. Somit geht es von knallbunt bis trist, düster auf der Filmfarbpalette zu. Die Kontraste sind alle stimmig und ab und an schleicht sich leichtes Filmkorn ein, was aber meist nur in dunkleren Szenen und wirklich nur selten zu erkennen ist. Der Schwarzwert ist durchweg auf einem hohen Niveau und Details bleiben in dunklen Bereichen immer erkennbar. Die Schärfe ist das Highlight, diese reicht von gut bis sehr gut und lässt öfter sogar einzelne Haare, Poren und andere Details knackscharf erkennen. Für das Alter des Films und das bewerte ich ja wie bekannt immer mit, hat Capelight hier einen sehr guten Job abgeliefert.
Ton:
Der deutsche Ton liegt in seiner damaligen Synchronform im Format PCM 2.0 Mono vor. Der englische hingegen im Format DTS-HD Master 5.1. Allein am Tonformat der deutschen Tonspur kann man erraten, dass diese keine Bäume ausreißen wird. Und so ist es auch, die Dialoge sind zwar dauerhaft klar und verständlich, dennoch bildet sich im Hintergrund ein leichtes rauschen und die Tonspur bleibt recht Saft und kraftlos. Auch die musikalischen Auftritte klingen wie aus einem älteren Radio. Nicht nur dort ist die englische Tonspur der deutschen weit überlegen, da sie sauberer, moderner und kraftvoller klingt.
Extras:
- Tommy Lee Jones erinnert sich an „Nashville Lady“
- Präsidiale Ehren
- Interview mit Loretta Lynn und Michael Apted
- Audiokommentar von Sissy Spacek und Michael Apted
- Original Kinotrailer
- Trailer
Auch wenn die Extras nicht in die Bewertung einfließen, möchte ich hervorheben, dass diese VÖ besonders deswegen gelungen ist, da Capelight noch ein Interview der echten Loretta Lynn mit auf die Scheibe gepackt hat. Dieses hebt das allgemeine Verständnis über den Film und die Figuren nochmals an und lässt den Film auch noch einen Ticken besser nachwirken.
Technische Bewertungen beziehen sich immer auf das Alter und das vorhandene Ausgangsmaterial!
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
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