Mit „Mutafukaz“ präsentiert uns peppermint Anime einen Animationsfilm, der auf einer Comic-Serie aus dem Jahre 1997 von Guillaume „Run“ Renard, basiert. Zusammen mit Co-Regisseur Shōjirō Nishimi und Studio 4°C adaptierte der Franzose „Run“ 2017 sein Comic selbst für die große Leinwand. 4°C, welche auch für Tekkonkinkreet verantwortlich sind, zeigen wieder einmal ihre Vorliebe für abgefahrenes, und bei „Mutafukaz“ konnten sie sich vollends austoben. „Mutafukaz“ ist kein typischer Anime, er ist eher eine Mischung aus Anime und französischem Underground Comic. Diese „französischen“ Wurzeln merkt man dem Film auch zu jeder Zeit an, da diese einfach etwas Eigenes haben. Hervorzuheben ist auch der geniale Sound dieses Films. Ich muss gestehen, dass ich diesen französischen Stil auch seit jeher mag, deswegen war ich auch ziemlich gespannt darauf, wie „Mutafukaz“ geworden ist, aber das verrate ich natürlich erst am Ende des Reviews.
Story: Angelino fristet sein Leben in der verwahrlosten und kriminellen Stadt Dark Meat City – D.M.C. (oder auch – Depression – Miserable – Chaos) und versucht, wie jeder hier, irgendwie über die Runden zu kommen. Seine Jobs wechselt er wie andere die Unterhosen. Zusammen mit seinem besten Freund Vinz teilt er sich eine verlauste Bude voller Kakerlaken, die ihm merkwürdigerweise auch noch zu gehorchen scheinen. Nach einem Unfall mit seinem Roller plagen ihn merkwürdige Kopfschmerzen und Visionen. Als wenn das nicht schon genug Elend sei, kommt es ihm auch noch so vor, als würde er von Männern in schwarzen Anzügen verfolgt werden. Was hat das alles zu bedeuten, und warum interessiert sich plötzlich jemand für den kleinen, schwarzhäutigen Freak mit den übergroßen Augen und seinem flammenden Totenkopfschädel Freund? Eines Abends, als mal wieder die Glotze spinnt, empfangen sie plötzlich den Polizeifunk, aus dem sie heraushören, dass gleich ihre Wohnung gestürmt wird. Und tatsächlich, ein SWAT Team baut sich vor der Wohnungstür auf. Als die Kugeln fliegen, wächst Angelino plötzlich über sich hinaus, und zerschlägt eine der Schutzmasken eines Angreifers. Angelino traut seinen Augen nicht, er glaubt, in sein eigenes Gesicht zu blicken. Doch es bleibt keine Zeit herauszufinden, was er da sah, es bleibt ihnen nur noch die Flucht, wenn sie überleben wollen. Was soll das alles, warum er, wieso will man ihn fangen oder gar tot sehen, was steckt dahinter. Ist er doch nicht nur ein kleiner unbedeutender Wicht?
Bewertung: Ich muss zugeben, mir war bis vor ein paar Jahren, „Mutafukaz“ oder auch Guillaume „Run“ Renard kein Begriff. Zwar stolperte ich bei Youtube über verschieden Flash Videos, hatte aber weder den Macher Guillaume Renard, noch seine eigene Comic Verfilmung: „Mutafukaz“ auf dem Schirm. Bis ich Anfang 2018 einige Szenen sah und der Meinung war „das behalte ich mal im Hinterkopf, das könnte taugen“. Und was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Wie beschreibt man nun dieses abgedrehte und actiongeladene Werk. Man könnte sagen, Quentin Tarantino hätte gerade seine französische Phase und meint, er müsse GTA im Anime Stil verfilmen. Der Film strotzt nur so voller bizarrer Einfälle, während alle Nebenfiguren wirken, als seien sie dem Spiel GTA entstiegen, könnten die Hauptfiguren wiederum nicht andersartiger sein. Angelino ist ein Dreikäsehoch, komplett schwarz mit rundem Schädel und riesen Augen, sein Freund Vinz ist nicht wirklich größer, dafür ist sein Kopf ein flammender Totenkopfschädel. Trotzdem fallen sie in dem Sündenloch Dark Meat City nicht wirklich auf. Warum das so ist, keine Ahnung? Es scheint gerade so, als wenn der Regisseur die Erklärungen den Zuschauern überlässt. „Nehmt es als gegeben hin oder lasst es“. Mich persönlich stört es in keiner Weise. Ich verstehe aber auch, wenn es Menschen gibt, die zu alles und jedem eine Erklärung brauchen und deswegen ein Problem mit dem Verlauf haben. Die Story selbst, gibt es schon in zig Varianten, daher gehe ich auf diese nicht groß ein. Das Besondere ist die Umsetzung einer bereits bekannten Story, denn diese lebt von den bizarren Einfällen, abgedrehter Szenen, schräger Charaktere, der Detailverliebtheit und der durchgeknallten Umsetzung der Geschichte, sowie dem doch recht hohen Gewaltgrad. Das Ganze wird durch einen genialen Soundtrack mit Technobeats untermalt. Man merkt dem Film den nicht reinrassigen Anime Hintergrund an und die französischen Einflüsse machen sich durchaus bemerkbar, was mir sehr gut gefallen hat. Gerade das hebt „Mutafukaz“ für mich aus der Masse heraus. Zugegeben, „Mutafukaz“ erfindet das Genre nicht neu und kann auch nicht als „das Meisterwerk“ der Anime Kunst schlechthin, bezeichnet werden. Da gibt es weitaus größere Produktionen, allen voran „Akira“. Was„Mutafukaz“ aber von diesen Großproduktionen abhebt, Guillaume „Run“ Renard, hat den Film hauptsächlich in Eigenregie hergestellt und seine Vision verfilmt. Das, was dabei rauskam, kann sich mehr als sehen lassen und hat mich regelrecht begeistert. Somit gibt’s von mir eine absolute Sichtungsempfehlung.
Bild:Das Bild der Blu-ray besitzt eine sehr gute Schärfe, Farben, Kontraste, Schwarzwerte, alles auf ausgeglichen hohen Niveau. Kurzum, das Bild ist ohne Fehl und Tadel.
Ton: Der Ton liegt auf Deutsch & Französisch im DTS-HD MA 5.1 Format vor. Die Dialogverständlichkeit ist immer gegeben, die Beats kommen schön kraftvoll aus den Boxen und wenn es mal zur Sache geht, haben die Boxen auch genügend zu tun.
Extras: Das Bonusmaterial besteht aus einem Trailer und Neun Making-of Videos, in denen Guillaume „Run“ Renard u. a. mit Co-Regisseur Shōjirō Nishimi auf die Entstehung eingeht. Diese Making-ofs zeigen Ausschnitte vom Produktionsprozess, dem Sound-Design, Locations und noch einiges mehr. Im Gegensatz zu Großproduktionen fallen diese recht informativ aus und wirken nicht wie so oft, wie kleine Werbefilmchen.
(Marc Maurer)
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