Am heutigen 5. März 2021 kommt „Music“ von Sia auf Blu-ray, DVD und digital in den Handel und wir haben das Review dazu:
Ich gehöre zu den Leuten, die in erster Linie nur Hardcore Heavy Metal hören und entsprechend bekomme ich wenig von dem mit, was sich für ein „Lärm“ weltweit in den Charts tummelt. Die Songs der Sängerin Sia, sowie ihre Musikvideos mit den Verrenkungen von Maddie Ziegler, kenne ich aber tatsächlich und empfinde die Musik überraschenderweise als sehr angenehm und die Videos sehr faszinierend. Nun feierte Sia mit dem Film „Music“ ihr Regiedebüt und spaltete damit die Welt. Die einen feiern den Film, sodass er direkt für 2 Golden Globes nominiert wurde. Auf der anderen Seite sorgte der Film für einen riesen Shitstorm bei der Autismus Gemeinde, da Autismus in dem Film total unrealistisch dargestellt wird. Wir waren natürlich auch sehr neugierig was an dem Hype von Sias Regiedebüt dran ist und haben den Film für euch getestet, sodass wir euch sagen können, ob Shitstorm oder die Nominierungen gerechtfertigt sind.
Story:
Music hat sehr starken Autismus und lebt in ihrer vollkommen eigenen Welt. Als ihre fürsorgliche Großmutter stirbt, soll sich nun ihre Halbschwester Zu um sie kümmern. Etwas, was für Zu alles andere als einfach ist, denn sie ist erst frisch auf Bewährung draußen, trockene Alkoholikerin und als Drogendealerin tätig, die in ihrem bisherigen Leben nichts wirklich ernst genommen hat. Die Frage ist, nur wird sie mit dieser neuen Situation klarkommen?
Eindruck:
„Music“ ist weniger Musical wie es im Trailer den Anschein hat, sondern eher ein sehr einfühlsames Melodram, mit unterschiedlichen Charakteren. Kate Hudson, die ja bereits einige Musical Erfahrung hat, spielt ihre Rolle wirklich hervorragend. Aus einer Mischung von einfühlsam, etwas verrückt und verzweifelt, merkt man ihr an, dass ihr die Rolle auf dem Leib geschrieben wurde. Es ist toll ihr dabei zuzuschauen, wie sie versucht, mit dieser extremen Situation klarzukommen. Man spürt zu jeder Sekunde, wie sie kurz davor ist, alles hinzuschmeißen, weil sie mit der Situation überfordert ist. Gleichzeitig sieht man aber, auch wie sie von Minute zu Minute mehr und mehr wächst und sich weiterentwickelt. „Hamilton“ Star Leslie Odom Jr. als Love Interest und männlicher Gegenpol, macht seine Sache ebenfalls sehr gut.
Nun kommen wir aber zu Maddie Ziegler, die im echten Leben kein Autismus hat, hier jedoch die autistische Music spielt. Ich persönlich kenne mich in Sachen Autismus nicht wirklich aus und würde sagen, sie spielt ihre Rolle sehr extrem und intensiv mit jeder Menge Körpereinsatz, wodurch ich persönlich sagen würde, tolle Leistung. Meine Frau dagegen, die den Film mit mir angeschaut hat und einen Master in Psychologie besitzt, sagt, dass Maddie Ziegler in jeder Situation Over the Top spielt und es maßlos übertreibt, sodass es nicht mehr Autismus ist, sondern eher eine andere Krankheit. Jetzt unabhängig wie man ihre Krankheit nun bezeichnet, kann man aber sagen, dass man hier eine sehr intensive Darstellung bekommt. Eine Film mit jeder Menge Gefühl, der trotz sehr ruhiger Erzählweise zu keiner Sekunde langweilig ist.
Etwas gespalten bin ich aber, wenn es in die Gedankenwelt von Music geht. Man erlebt auf sehr verrückte Weise, wie Music die Welt sieht. Mithilfe der Songtexte, die von Sia sehr gut gesungen wurden, geht die Story dann auch weiter und man sieht auf jeden Fall, dass die kleine Music mehr mitkriegt, als es von außen den Anschein hat. Aber gleichzeitig nehmen diese Clips einen irgendwie aus der Gesamtsituation raus, weil das Ganze wie ein Musikvideo von Sia wirkt, mit ähnlichen Verrenkungen/Tanzeinlagen von Maddie Ziegler, wie man es von den Sia Videos her bereits kennt. Dies ist natürlich schon sehr extrem und gewöhnungsbedürftig, aber weil sie so unglaublich bunt und komplett anders sind, als die triste Realwelt, wirkt es zwar gleichzeitig kunstvoll, aber auch ein bisschen, wie ein Fremdkörper innerhalb des Films. Wobei diese „Clips“ sich auch in Grenzen halten und sehr wohldosiert sind, sodass diese stets faszinierend sind, ohne, dass es anfängt zu nerven. Außerdem kann die Kleine tanzen. Überraschungen bietet der Film an sich keine, dafür ist dieser mit einem klassischem Schema zu gradlinig erzählt. Aber dafür geht „Music“ stets ans Herz.
Bild:
Das Bild ist sehr gelungen. Die Details sind unglaublich. Einzelne Härchen und Hautporen sind zu jederzeit sichtbar. Auch in den dunklen Szenen gibt es keinerlei Filmkorn oder Grieseln. Das Bild bleibt stets sauber ohne Pixelbildung. Die Farben sind superkräftig, was man vor allem während er Musikeinlagen hervorragend sehen kann.
Ton:
Der deutsche und der englische Ton liegen jeweils in DTS HD. 5.1 vor. Der deutsche Ton ist aber noch mal einen Ticken kräftiger abgemischt und damit meine ich nicht nur die Dialoge, sondern auch die Details aus der Umgebung kommen mit mehr Wumms daher, ohne Details zu verschlucken. Wobei ich sagen muss, auch wenn der englische Ton ein wenig leiser ist, ist dieser ebenfalls sehr hochwertig abgemischt. Die deutsche Synchro ist sehr gelungen. Man hat die Stimmfarben ähnlich gewählt, wie die Darsteller im O-Ton und auch die Art und Weise zu sprechen, wurde sehr gut übertragen.
Extras:
- Trailer
- Wendecover
Als Bonusmaterial gibt es leider außer Wendecover und Trailer nicht viel, was natürlich sehr schade ist. Hier hätte ich mir alleine schon wegen der Gedankenwelt von Music mehr Informationen gewünscht.
Fazit:
Jetzt unabhängig davon, ob Musics Krankheit realistisch dargestellt wird oder nicht, bekommt man ein sehr schönes, gefühlvolles Melodram, wo schauspielerisch sehr intensiv gespielt wird. Die Musik von Sia ist hervorragend gesungen, auch wenn die „Clips“ in dem Bereich schon manchmal too much sind. Man bekommt was fürs Herz. Inhaltlich ist es zwar sehr vorhersehbar und kann vielleicht nicht mit den ganz großen Melodramen mithalten, aber ein schöner Film ist es am Ende auf jeden Fall geworden. Das Ganze auf einer technisch herausragenden Blu-ray.
Hier erhältlich:
- Music (Blu-ray)
- Music (DVD)
- Music (digital)
(Pierre Schulte)
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