Film: Für die ehrgeizige Kriminalkommissarin Sophie Haas bricht eine Welt zusammen. Anstatt sie mit der Leitung des Kölner Morddezernats zu betrauen, versetzt man sie kurzerhand nach Hengasch, ein winziges Kuhdorf in der Eifel. Die dort beschäftigen Polizisten Bärbel Schmied und Dietmar Schäffer pflegen ihre Langeweile und beschäftigen sich lediglich mit kleinen Bagatellen. Zu allem Überfluss hat sich auch Sophies Vater Hannes (Hans Peter Hellwachs), ein pensionierter Arzt, in Hengasch einquartiert, um seiner Tochter mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Als Sophie aus purer Langeweile damit beginnt, alte Fälle wieder aufzurollen, bringt sie damit einen Stein ins Rollen – womit sie sich allerdings nicht überall Freunde macht.
Während man auf dem Privatsendern des internationalen Marktes nach und nach alle Fälle mit technischen Spielereien und hochkomplizierten Methoden der modernen Kriminaltechnologie aufklärt, wird in Hengasch erst mal die Leberwursstulle geschmiert.
Die Polizeimeisterin Bärbel schläft über der Schreibmaschine ein, weil sie nebenher den Hof ihres Bruders bestellen muss, während Kollege Schäffer schon morgens nur an sein Lieblingsgulasch am Abend denkt. Damit ihm dies auch nicht aus dem Kopf geht, meldet sich seine Frau Heike (Petra Kleinert) in regelmäßigen Abständen auf dem Revier, und schaut, ob es ihrem Bär auch gut geht. Ebenso wie der frühere Dienststellenleiter Zielonka (Michael Hanemann), der zwar in Rente ist, aber nach wie vor ein straffes Regiment führt.
In der Tat, hier ticken die Uhren anders. Das größte Verbrechen, dem die beiden gemütlichen Ermittler gerade nachgehen, ist der Diebstahl von Muttererde aus einem Bauaushub. Nur die Kriminaloberkommissarin Sophie Haas macht da nicht mit. Sie ist der fleischgewordene Kultur-Crash. Genervt von den Atavismen, die sie umgeben, versucht sie, das Beste aus ihrer misslichen Lage zu machen. Und wer suchet, der findet.
So bekommt sie es mit einem Erpresser zu tun, der einem Klaviervirtuosen den kleinen Finger gestohlen hat, einem Mordfall im von Orkan Kyrill verwüsteten Wald und Nachbarn, die aus Eifersucht auf die Gartenzwerge des Nebenmannes zu Rattengift greifen. Unter Druck arbeiten selbst die trägen Dorfpolizisten gut, und dank der „mündlichen Überlieferung“ aller Neuigkeiten ist man auch stets auf dem Laufenden.
Aber nicht nur die gewohnten Arbeitsabläufe werden hier auf den Kopf gestellt, auch das Liebesleben der Single-Frau aus Köln ist nicht mehr das, was es einmal war. One-Night-Stands sind in der erzkonservativen Eifel ein Ding der Unmöglichkeit, vor allem, weil auch binnen kürzester Zeit der ganze Ort darüber spricht. Am besten, man bändelt mit einem Kollegen aus dem Nachbarort an, aber dabei handelt es sich ausgerechnet um den Sohn von Sophies Vorgänger, der diesen gerne auf Sophies Platz sehen würde. Das ausgerechnet Sophies Vorgänger auch noch ihr Vermieter ist, erschwert die Sache natürlich ungemein, erst recht, nachdem sie seinen alten Fall wieder aufrollte, und dabei offenkundige Ermittlungsfehler aufdeckt.
Das Grundkonzept der von Marie Reiners erdachten Serie ist simpel aber genial: Man nehme eine Großstadtpolizistin und versetze sie in die Provinz, wo sie sowohl mit der dortigen Lebensweise als auch mit dem Arbeitsalltag konfrontiert wird, der in einem krassen Gegensatz zu allem steht, was sie bisher gewohnt war.
Das Ganze bekommt durch den Schauplatz Eifel noch einen zusätzlichen Regionalbezugs-Bonus, obwohl bei dieser Serie leider auf den Eifelüblichen Dialekt verzichtet wurde. Dabei sind gerade Mundart-Krimis doch sehr beliebt. Sei’s drum, das Konzept funktioniert trotzdem. Lokalkolorit und schillernde Figuren, spitze Dialoge und Running-Gags, gepaart mit einem in sich geschlossenen Kriminalfall pro Episode – so sieht perfekte Unterhaltung aus.
Zu behaupten, die von Heike Schwarzbach produzierte Serie „Mord mit Aussicht“, die sich derzeit in der dritten Staffel befindet, hätte einen leichten Start gehabt, wäre glattweg gelogen.
Als die ersten sechs Episoden der von Marie Reiners erdachten Krimi-Comedy-Serie im Januar 2008 ausgestrahlt wurden, stießen diese lediglich bei Kritikern auf wohlwollende Zustimmung. Allein an Zuschauern fehlte es der Serie, und dennoch entschied sich die ARD dazu, weitere sieben Episoden zu produzieren.
Die Umlegung des Sendeplatzes auf Dienstagabend brachte dann auch endlich den Durchbruch und fand den Zuspruch des Publikums. Trotz Fußball-WM schalteten im Schnitt über fünf Millionen Zuschauer ein, und sogar bei den jüngeren Zuschauern stieß die Serie auf Zustimmung. Plötzlich wollten im Durchschnitt 11,8 Prozent der werberelevanten Zielgruppe die Abenteuer der Revierleiterin wider Willen und ihrer beiden Kollegen im Ersten verfolgen. Von nun an ging es bergauf.
Auf dem Regiestuhl nahmen abwechselnde Größen aus der deutschen Comedy-Szene Platz. Die ersten Episoden verdanken wir der fähigen Arbeit des mehrfach preisgekrönten Arne Feldhusen, der unter anderem für die Erfolgsserien „Stromberg“, „Der kleine Mann“ und „Der Tatortreiniger“ verantwortlich war. In allen Serien arbeitete er mit Bjarne Mädel zusammen, der hier dem Publikum wohl vor allem als Berthold „Ernie“ Heisterkamp in der Pro7 Serie Stromberg im Gedächtnis geblieben sein dürfte. Als Polizeiobermeister Schäffer dominiert Mädel auch in dieser Serie ganz klar das Geschehen. Mit Topffrisur, Drei-Tage-Bart, Wampe und Brille entspricht seine Darstellung bis ins kleinste Detail den Erwartungen, die man als klischeehaft denkender Zuschauer in die Polizei eines Eifeldörfchens stellt.
Für seine Rolle als Tatortreiniger Heiko „Schotty“ Schotte wurde der gebürtige Hamburger zweimal in Folge mit dem Grimme-Preis geehrt. 2012 erhielt er noch den Deutschen Comedypreis als bester Schauspieler und darüber hinaus gab es noch zahlreiche Nominierungen für den Deutschen und den Bayrischen Fernsehpreis.
Übrigens: Stromberg-Darsteller Christoph-Maria Herbst ist in der Episode „Fingerübungen“ in einem kurzen aber einprägsam witzigen Cameo-Auftritt zu sehen.
Dietmar Schäffers Kollegin Bärbel Schmied wird von der Theaterschauspielerin Meike Droste ebenso naiv wie schüchtern gespielt – eine Polizistin also, die man nicht nur an der Nase herumführen kann, sondern der man auch nicht zutraut, dass sie ernsthaft Maßnahmen ergreift, wenn man sie mit einem Verbrechen konfrontiert. Auch Droste kann auf Auszeichnungen für ihre Arbeit zurückblicken, allerdings aus dem Theaterbereich. 2005 erhielt sie die Goldene Maske des Schauspielhauses Zürich und 2009 gab es für ihre Rolle der „Mascha“ in Tschchows „Die Möwe“ den Faust-Theaterpreis für die Beste darstellerische Leistung.
Das Aufeinandertreffen der beiden „Kulturen“ hat freilich auf alle einen positiven Einfluss. Mit Sophie Haas Ankunft ändert sich nicht nur das Arbeitsverständnis der beiden lethargischen Polizisten vor Ort, Sophie bringt auch ein wenig Leben in den tristen Alltag. Die Hauptrolle der Kriminalkommissarin Sophie Haas wird von der Grimme-Preisträgerin (Arnies Welt) Caroline Peters gespielt. Für ihre Rolle als Sophie Haas gab es den Jupiter-Publikumspreis der Cinema sowie jeweils eine Nominierung für den Bambi und den Bayrischen Fernsehpreis 2011.
Die erste Staffelbox beinhaltet zwei Blu-rays und enthält sowohl die ersten sechs Episoden der damals als Mini-Serie ausgestrahlten Serie, als auch die später folgenden sieben Episoden der zweiten Welle. Auf DVD wurden Episode 7-13 bereits als zweite Staffel vertrieben, wodurch bei der Blu-ray-Veröffentlichung das ein oder andere Missverständnis entsteht.
Bildqualität: Leider liegt die Bildqualität weit hinter dem, was man von einer aktuellen Serie erwarten darf. Die Schärfe befindet sich bestenfalls auf mittlerem Niveau und erinnert stark an eine gut hochskalierte DVD. Mit der Detailzeichnung sieht es dabei natürlich ähnlich aus. Lediglich in Nahaufnahmen lassen sich kleinere Details erkennen, aber alles in allem ist das Bild eher weich und schwammig. Die Farben bleiben allerdings erfreulicherweise stark und natürlich, womit zumindest dieser Punkt keinen Anlass zur Kritik bietet. Auch der Kontrast ist recht gut eingestellt und erlaubt sich keine größeren Patzer. Was den Schwarzwert angeht, so wird dieser kaum bis überhaupt nicht gefordert, fällt in den wenigen Momenten aber nicht negativ auf. Die Schwarzflächen sind, wenn sie denn erscheinen, gut und sauber und bilden ein einwandfreies Schwarz ab. Tiefenwirkung besitzt das Bild hingegen fast überhaupt nicht und alles wirkt sehr zweidimensional.
Hin und wieder machen sich kleinere Kompressionsartefakte, Postering und Doppelkonturen bemerkbar, und das ganze Bild ist stets von einem leichten Bildrauschen durchzogen. Alles in allem eine sehr traurige Performance für eine derart gelungene Ausnahmeserie, wobei man gerade der ersten Staffel zugutehalten könnte, dass man es vorher nicht wissen konnte. Das ist natürlich kein Grund, in der Herstellung nachlässig zu sein – vorausgesetzt, dass dies der Fall war! – aber selbst wenn dies der Fall sein sollte, und aus dem Ausgangsmaterial nicht viel mehr herauszuholen war, ist das Endergebnis ernüchternd.
Tonqualität: Das Auswahlmenü kommt noch mit tiefen Bässen daher und lässt, trotz 2.0 Tonspur, auf großes Hoffen. Allerdings heißt es ja: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Im Endeffekt bedeutet das aber – sie stirbt! Und so ist bereits der Vorspann, dessen Titelmelodie identisch mit der des Menüs ist, sehr zurückhaltend und wesentlich leiser. Und leider setzt sich die ruhige und zurückhaltende Tonspur in gleichem Masse fort. Das eine großartige Räumlichkeit bei einer 2.0 Tonspur nicht zu erwarten war, liegt ja bereits auf der Hand. Auch die Direktionalität bleibt auf der Streck, da alles von vorne kommt und keinerlei Ansteuerung der Rears stattfindet. Das gleiche gilt für den Subwoofer. Zumindest ist die Tonspur einigermaßen gut ausbalanciert, so dass weder Musik noch Hintergrundgeräusche die Dialoge überlagern. Die Dialoge bleiben erfreulicherweise jederzeit klar verständlich und sind dabei glasklar. Zumindest hier kann die Tonspur Boden gutmachen.
Nun kann man zur Entschuldigung anführen, dass die Serie bereits genrebedingt kein großes Audio-Effektfeuerwerk erwarten lassen würde. Alles in allem macht die Tonspur, trotz der oben aufgeführten Kritikpunkte, eine gute Figur und ist zweckmäßig in Ordnung. Nicht mehr, aber zumindest auch nicht weniger.
Extras: Auch bei den Extras merkt man, wie viel Wert der Herausgeber dieser Serie beimisst. Es wurde nämlich schlicht und ergreifend keinerlei Bonusmaterial aufgespielt. Kein Booklet, kein Wendecover (da die Innen- beziehungsweise Rückseite als Episodenguide Verwendung findet) und selbst das Menü ist sehr spartanisch und übersichtlich gestaltet. Zudem kommt erschwerend hinzu, dass man zwar die Wahl hat, ob man die Episoden am Stück oder einzeln ansehen möchte, aber bei einer Lauflänge von einer runden Dreiviertelstunde wären Kapitel innerhalb der einzelnen Episoden nett gewesen, schon alleine, um den Vorspann zu überspringen. Aber auch hier bleibt der Wunsch der Vater des Gedankens. Sehr viel liebloser geht es fast schon nicht mehr.
Fazit: Eine fantastische Serie voller Ideen und Witz, aber so ganz scheint KNM Home Entertainment das nicht erkannt zu haben. Die Präsentation dieser genialen Serie ist nämlich alles andere als gelungen. Das Bild erreicht zu keiner Zeit auch nur annähernd das Niveau, welches man von einer Blu-ray erwarten würde, erst recht nicht, wenn es sich um eine Blu-ray mit relativ aktuellem Inhalt handelt. Das Bild hat mehr von einer gut hochskalierten DVD als von einer Blu-ray. Auch der Ton ist alles andere als zeitgemäß und kann bestenfalls als zweckmäßig bezeichnet werden. Auf Bonusmaterial wurde ebenfalls komplett verzichtet.
Die Serie ist, wie bereits erwähnt, absolut kultverdächtig und in jeder Hinsicht empfehlenswert. Gut aufgelegte Darsteller, kurzweilige Kriminalfälle, eingebettet in eine Comedy-Rahmenhandlung, die immer witzig, aber nie albern werden. Perfekte Unterhaltung für Jung und Alt.
Die Serie ist zu empfehlen, die Blu-ray hingegen nicht. Bei einem entsprechenden Preisunterschied raten wir von daher eher zum Kauf der DVD.
(Michael Speier)
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