Mitten im Sturm – Review | Lighthouse Home Entertainment

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Mitten im Sturm Review CoverInhalt: 1937 wird die privilegierte sowjetische Universitätsprofessorin Eugenia Ginzburg (Emily Watson) aufgrund von absurden Anschuldigungen verhaftet und zu zehn Jahren Zwangsarbeit im sibirischen Gulag verurteilt. Mit Gedichten aus der von ihr über alles geschätzten russischen Literatur gelingt ihr der intellektuelle Kraftakt, dem Wahnsinn stalinistischer Willkür nicht nur selbst die Stirn zu bieten, sondern auch ihre Leidesgenossinnen im Lager zum Durchhalten zu inspirieren.

Doch als Eugenia vom Tod ihres Sohnes erfährt, erlischt ihr Lebensmut. Erst die Liebe zu dem russlanddeutschen Lagerarzt Anton Walter (Ulrich Tukur) gibt ihr, wider aller Vernunft, neue Hoffnung: Er versteht es, trotz seines eigenen Schicksals den barbarischen Lebensbedingungen mit uneigennütziger Menschlichkeit zu begegnen. Selbst die strengsten Repressalien können nicht verhindern, dass die Beziehung der beiden allen Anfechtungen standhält.

Die auf vielen Filmfestivals gefeierte Literaturverfilmung basiert auf der Autobiographie der sowjetischen Journalistin, Publizistin und Hochschullehrerin Jewgenija Semjonowa Ginsburg.

© Pressetext: Lighthouse Home Entertainment

Mitten im Sturm Review SzenenbildDer Film zeigt eine Zeit, in der nicht immer derjenige Recht bekam, der Recht hatte. Dies musste auch die hier aufgezeigte Protagonistin Eugenia Ginzburg am eigenen Leib erfahren. Die stets politisch korrekt handelnde Professorin wird im Zuge der „Entmachtung“ der sowjetischen Elite 1937 zu zehn Jahren Arbeitslager im „Gulag“ von Sibirien verurteilt. Obwohl sie bei der Urteilssprechung glücklich über das milde Urteil ist, denn viele ihrer Kollegen wurden sofort zum Tode verurteilt, kommt man selbst ins zweifeln, warum jemand der so parteitreu ist und gefestigt in der Gesellschaft steht, von einem Gericht zu dieser Strafe verurteilt werden kann.

Mitten im Sturm Review SzenenbildAuf dem Weg ins Lager erfährt sie, dass ihr Mann selbst auch verhaftet wurde, später dann, dass er sich im Gefängnis das Leben genommen hat. Über den Verbleib ihrer zwei Kinder erfährt sie in dem Moment nichts. Im Laufe der Gefangenschaft hilft ihr die Poesie über die Verzweiflung ihrer Mitgefangenen und ihrer selbst ein wenig über die lange Zeit der Haft hinweg. Erstaunlicher Weise trifft sie immer wieder auf andere Freunde der Poesie, die oft unvermittelt in ihr Leben treten. So auch auf den Lagerarzt Anton Walter (Ulrich Tukur), der ihr immer wieder versucht zu helfen, auch wenn sie diese Hilfe anfänglich ausschlägt. Als sie später erfährt, dass er selbst Häftling des Lagers war und seine Frau und seine zwei Kinder gestorben sind, entwickelt sie ein tieferes Band der Freundschaft was bald in eine tiefere Beziehung mündet.

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Der in zwei unterschiedlichen Arten abgedrehte Film wirkt der Thematik entsprechend aufgeräumt. Der erste Teil im stabilen Russland wirkt teilweise verklärt und verschönt. Der Teil im Gefängnis versucht hingegen durch dunkle Farben und farblos gestalteten Szenen das Drama zu verstärken. Die endlose weiße Weite Sibiriens wird durch das überzeichnete Weiß der schneebedeckten Landschaft gerecht.

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Fazit:
Der Film berührt und macht oftmals sprachlos, aber er zeigt bei Weitem nicht, wie die Situation damals wirklich war. Das Lager wurde überlebbar gestaltet, sofern man halbwegs gesund und arbeitswillig war. Das im wahren „Gulag“ wohl mehr als 50% der Inhaftierten ihr Leben verloren haben, zeigt der Film nicht. Somit verschenkt der Film viel Potenzial. Die Poesie hilft dem Zuschauer nicht immer die ausweglose Situation mitzuerleben. Trotzdem ein Film, den man gesehen haben sollte, da bisher nur wenige Filme über das Leid der damals in Gulag inhaftierten Menschen in Sibirien gedreht wurden, zumindest ein Anfang.

(Rodney McKay)

 

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