Ursprünglich aus einem Studio für Werbeclips entstanden, überraschen uns die LAIKA Studios jetzt schon seit 2009 mit ihren außergewöhnlichen Geschichten, gefilmt im Stop-Motion Animationsstil. Hierbei seien nur „ Coraline“, „Paranorman“, „Die Boxtrolls“ und „Kubo – der tapfere Samurai“ genannt. Mit diesen Titeln konnten sie schon so einige Auszeichnungen einheimsen, darunter bereits zweimal den Oscar und elf Emmys. Im Gegensatz zu den Aardman Studios, die unter anderem für ihre Stop-Motion-Animationen wie „Wallace & Gromit“ oder „Shaun das Schaf“ bekannt sind. Setzt man bei LAIKA auf moderne Technik, hierbei werden die Puppengesichter in 3D Druckern erstellt, anstatt aus Knetmasse und es wird auf einen Mix aus Stop-Motion-Animation und CGI Grafik gesetzt. Mit „Mister Link – Ein fellig verrücktes Abenteuer“ liefern die amerikanischen LAIKA Studios ihr neustes Werk ab. Ob dieses ebenfalls wie seine Vorgänger überzeugen kann, verrate ich euch in diesem Review.
Story:
Sir Lionel Frost ist am Verzweifeln, egal was er unternimmt, er wird einfach nicht im englischen Club der Abenteurer und Entdecker aufgenommen. Selbst sein Versuch, das Ungeheuer von Loch Ness zu fangen, wird nur belächelt. Zu phantastisch erscheinen den Mitgliedern Frosts Hirngespinste. Doch nun hat er scheinbar mal das Glück auf seiner Seite. Ein Brief aus Amerika weist eindeutig darauf hin, dass jemand das Urvieh Sasquatch (besser bekannt als Bigfoot) gesichtet hat. Sein weiterer Anlauf, in der Akademie der Abenteurer mit dieser Story aufgenommen zu werden, scheitert erneut. Frost platzt der Kragen und er fordert den Leiter der Institution mit einer Wette heraus. Bringt er ihm den Beweis, dass Bigfoot existiert, wird er Mitglied und der Leiter des Clubs und Lord Piggot-Dunceb hat sich öffentlich bei ihm zu entschuldigen. Lord Piggot-Dunceb nimmt an, nicht aber ohne Hintergedanken und für Sir Lionel Frost beginnt nicht nur eine Jagd.
Merkwürdigerweise ist es für Sir Lionel Frost, nach seiner Ankunft in Amerika, ein leichtes, Sasquatch aufzuspüren. Um genau zu sein, ist es sogar zu leicht und was noch viel erstaunlicher ist. Sasquatch oder auch Bigfoot genannt, hat ihn selbst auf seine Spur gebracht. Es stellt sich heraus, dass Bigfoot keine Bestie, sondern gebildet, clever und gutherzig ist. So hat er sich das Lesen und Schreiben selbst beigebracht und so war es ihm auch möglich, mit Sir Lionel Frost in Kontakt zu treten. Mister Link, wie ihn Frost nun nennt, hat ein Problem. Er ist der letzte seiner Art hier in Amerika und er fühlt sich so alleine. Während seiner Suche nach Artgenossen ist Mister Link auf den Hinweis gestoßen, dass der Yeti, seine Verwandtschaft sein könnte. Nun braucht er Sir Lionel Frosts Hilfe, um die Yetis zu finden. Frost wittert eine win-win Situation, hilft er Mister Link, die Yeti zu finden, ist dieser nicht mehr alleine und er kann mit dem Beweis des Ur-Menschen zurückkehren und Mitglied im elitären Kreis der Abenteurer und Entdecker werden. Doch Lord Piggot-Dunceb ahnt bereits, dass eventuell mehr hinter Frosts Spinnereien stecken könnte und so jagt er ihm, den fiesesten und gemeinsten Trophäenjäger, Mister Stenk hinterher. Stenk ist weltweit dafür bekannt, alles zu erlegen, was ihm vor die Flinte läuft.
Meinung und Bewertung:
Wem der Plot jetzt bekannt vorkommt, den kann ich nur bejahen, denn die Geschichte klingt nicht nur nach „In 80 Tagen um die Welt – von Jules Verne“, sondern sie kommt ihr sogar ziemlich nahe. Dabei orientieren sich die Macher von LAIKA mehr an der aktuellen Version mit „Steve Coogan“ und „Jackie Chan“ in den Hauptrollen, als an die Ur-Version mit „Sir David Niven“. Während der Ur-Film mehr im Abenteuerbereich angesiedelt war, lehnt sich „Mister Link“ mehr an die abgedrehte und lustige Variante des Coogan/Chans Film an. Anstatt eines Erfinders, der verzweifelt versucht in die Akademie der Wissenschaft aufgenommen zu werden, ist es hier ein Abenteurer. Die zu gewinnende Wette ist in allen Verfilmungen gleich, ebenso die hinterher gejagte Person, wobei dieser sich nur in der Funktion unterscheidet (früher Inspektor / heute Bösewicht). Anstatt um die Welt zu jagen, wird daraus die Suche nach den Verwandten von Bigfoot. Um ehrlich zu sein, habe ich mir anhand des Trailers wesentlich mehr versprochen. Die Jagd nach Mister Link wurde in dem Moment abgehandelt, als ich das Zimmer verließ, um kurz darauf wieder vor dem TV zu sitzen, nicht mal drei Minuten dürfte meine Abwesenheit gedauert haben. Als ich zurückkam waren Frost / Mister Link fast schon dicke Kumpel. Na, das ging aber recht fix, dachte ich mir noch. Damit war klar, die Suche nach Bigfoot dürfte nicht der Hauptplot sein. Zumindest hatte Sir Lionel Frost, wie Phileas Fogg aus „In 80 Tagen um die Welt“, seinen Diener Passepartout gefunden. Und auch das Frauenzimmer, das weder Fogg „In 80 Tagen um die Welt“ noch Frost in den Kram passt, stößt ebenfalls zum Duo hinzu. Somit beginnt die mehr oder weniger turbulente Reise, gespickt mit ein paar netten Gags, von Amerika über den Ozean bis hin zum Himalaya. Das dann doch recht einfach zu findende Volk der Yeti, entpuppt sich als blasiert dümmliche Gesellschaft, der es zu entrinnen gilt. Doch so erhaben sich die Yetis geben, so dümmlich sind sie auch, was die Flucht ziemlich begünstigt und auch für keine Spannung sorgt. Der Endkampf, der zwischen Lord Piggot-Dunceb mit Stenk an seiner Seite und überwiegend Sir Lionel Frost geführt wird, wandert auf einem schmalen Grat der Kinderunterhaltung. Den doch recht heftigen Abgang von Stenk, fand ich etwas derb für eine Freigabe ab 6 Jahren.
Kommen wir zur Bewertung: mit „Coraline“ und „Paranorman“ hatten mich die LAIKA Studios vollends in ihren Bann gezogen. „Die Boxtrolls“ waren daraufhin noch recht interessant, zogen aber schon nicht mehr ganz so, wie dessen Vorgänger. Mit „Kubo“ zog auch immer mehr die Unterstützung der CGI ein. Mir persönlich gefällt die von den Aardman Studios praktizierte Methode besser, sprich, der überwiegende Anteil von Stop-Motion-Animation und (wenn überhaupt vorhanden) geringem Anteil von CGI. Mit „Mister Link“ erhoffte ich mir wieder so einen Hit, wie „Paranorman“ zu sehen, bekommen habe ich aber leider nur eine nette Interpretation von „In 80 Tagen um die Welt“. Die Tricktechnik selbst ist über jeden Zweifel erhaben, für mich im Hinblick der CGI Unterstützung, fast aber schon zu perfekt. Daher fällt für mich die Faszination der Stop-Motion- Technik etwas zurück, da ich nicht weiß, wieviel Handwerkskunst, per Computer glattgebügelt wird. Dies ist aber nur mein persönlicher und subjektiver Eindruck, der nicht in die Wertung fällt. Lasse ich meine persönlichen Präferenzen außer Acht, bekommt der Film in der technischen Wertung 100 Punkte. Leider konnte mich die arg zusammen geklaubte Story nicht völlig überzeugen, geschweige denn mich abholen. So kommt die Story Wertung leider nicht groß über das Mittelmaß hinaus. Schade eigentlich, wenn man bedenkt, dass die Produktionszeit mit dieser angewandten Technik in einem Zeitraum von drei bis vier Jahren liegt. Meiner Meinung nach sollte bei solch einer Produktionsdauer der Film auch eine angemessene Story erhalten. Besonders, wenn man weiß, dass die Jungs und Mädels von LAIKA es besser können.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Am Bild der Blu-ray gibt es nichts auszusetzen. Sehr schöne Schärfe, knallige Farben, passender Kontrast, sauberer Schwarzwert. Nein, da gibt es nichts zu bemängeln.
Ton:
Ebenso der Ton, trotz aller Surroundeffekte wurde eine ausgewogene Abmischung vorgenommen. Die Dialoge sind immer klar verständlich und wenn sich die Protagonisten eine Schlacht, eine Jagd oder Flucht liefern, wird dies sehr schön Surroundtechnisch untermalt. Da fliegt dann mal eine Kugel aus Mister Stenks Colt, quer durchs Wohnzimmer oder die Stimmen hallen in Shangri-La angenehm hinterher. Das es aber noch besser geht, zeigen andere Filme wie zum Beispiel „Avengers: Endgame“.
Extras:
Auf der BD befindet sich folgendes Bonusmaterial:
- Audiokommentar
- Gesichter schneiden
- Featurette: Wie die letzte Schlacht auf der Eisfläche zum Leben erweckt wird
- Featurette: Die Erschaffung von Mr. Link
- Featurette: Visuelle Effekte
- Featurette: Welch ein Mysterium
- Featurette: Die Magie von LAIKA
- Fotogalerie
(Marc Maurer)
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