Raus aus dem Untergrund und ab in die freie postapokalyptische russische Oberwelt.
Im dritten Teil der erfolgreichen Ego-Shooter Serie von 4A Games wagt sich Artjom mit seiner Frau und einer kleinen Gruppe von Spartanern nach draußen, um eine neue Heimat zu finden.
Alles beginnt zunächst im Moskauer-Untergrund. Bei einer gefährlichen Expedition in den Außenarealen findet Artjom durch Zufall einen Zug, der an der Oberfläche verkehrt. Nachdem man den Zug gekapert hat dient die Dampflok Aurora fortan als Transportmittel und gleichzeitige Basis bei der Reise durch das zerstörte Russland. Ziel der einjährigen Reise ist ein Berg im Ural – hier vermutet man weitere freie Menschen.
Auf dem Weg zum Berg muss sich die Gruppe vielen Abenteuern stellen. Nachdem man Moskau verlassen hat und sich auf freier Strecke Richtung Wolga befindet, wird der Zug durch einen Überfall von Rebellen abrupt gestoppt. Die erste Haupt-Mission führt zu religiösen Fanatikern, die Elektrizität als Sünde ansehen und Artjom direkt nach dem Leben trachten. Im Anschluss treffen wir auf die Krankenschwester Katja und ihre kleine Tochter, die sich unserer Reisegruppe anschließen. Um den Zug wieder flott zu bekommen, bzw. eine Brücke wieder befahrbar zu machen, gilt es diverse Missionen abzuschließen, z.B. einen Mechaniker finden, der uns bei der Reparatur der kaputten Lok helfen kann, aber von Mutanten umzingelt ist. Oder im weiteren Verlauf eine Draisine kapern, um einen einzelnen Wagon abzuholen, damit so die Kapazität des eigenen Zuges erweitert wird. Es wird in Haupt- und Nebenmissionen unterschieden. Die Hauptmissionen sind auf der Karte mit einem „X“ markiert, und die jeweiligen Nebenmissionen mit kleinen Symbolen. Dabei bleibt mir die Reihenfolge, wie ich die Missionen angehen möchte frei selbst überlassen.
Dies alles mag sich jetzt sehr nach einer Open-World anhören, dies ist Metro Exodus aber im eigentlichen Sinne nicht. Vielmehr handelt es sich um sehr große Einzel-Karten der verschiedenen Regionen. Man läuft im Verlauf der Missionen die Areale chronologisch ab. Trotzdem bietet Metro Exodus erstaunlich viel Abwechslung. Außer der winterlichen Wolga-Region, mit vielen Industrie- und Fabrikruinen gibt es eine Wüstenregion mit Canyons innerhalb der eurasischen Steppe, sowie die Taiga mit herbstlichen Waldimpressionen, Ruinen und feindlich gesinnten Stämmen.
In allen Klimazonen gibt es reichlich Feinde – im Wolga-Gebiet marodieren Gangster und Rebellen, zusätzlich ziehen kleinere Herden von Monstern und Mutanten umher und am Himmel ziehen Gargoyle-Dämonen ihre Kreise. Auf der technischen Seite macht Metro Exodus vieles richtig. Die Charakter-Modelle wirken scharf und detailliert, gleiches gilt für die Landschaft – die Fernsicht ist enorm. Es gibt viele kleine grafische Details zu bestaunen, beispielsweise hinterlassen die Figuren physisch korrekte Spuren im Schnee, die Wasseroberflächen und Wettereffekte sehen umwerfend aus und auch die Animationen der Figuren wirken lebensecht. Ebenfalls toll gelungen ist der Soundtrack. Die russischen Musik-Stücke sind passend gewählt und unterstreichen die jeweilige Spielsituation. Einzig die zu langatmigen deutschen Dialoge schmälern das tolle Gesamtbild. Die deutschen Sprecher wirken zudem nicht besonders engagiert.
Ein weiterer kleinerer Minuspunkt ist die überfrachtete Steuerung auf dem Gamepad. Es gibt einfach zu viele ähnliche Tastenkombinationen, die gerade in harten Kämpfen schon mal dazu führen können, dass man statt des Scharfschützengewehrs zum Feuerzeug greift und in den virtuellen Schnee beißt. Stichwort Kämpfe – Artjom kann wieder auf ein großes Waffenarsenal zurückgreifen, vom Revolver, Sniper-Gewehr, über eine Schrotflinte bis zum Jagdbogen ist alles vertreten, was man zum Überleben nach dem atomaren Schlag so benötigt. Man sollte es im Normalfall trotzdem vermeiden sich in größere Kämpfe verwickeln zu lassen, da die Munition schnell knapp wird. In kleineren Hütten und verlassenen Ruinen kann an Werkbänken durch zuvor gesammelte Werkstoffe Munition selbst hergestellt werden. Alternativ kann man auch die vorhandenen Waffen verbessern, oder einfach mal ausruhen.
Fazit: Metro Exodus ist der Schritt aus dem reinen Untergrund-Shooter auf die Oberfläche wirklich gelungen. Die Story bietet spannende Wendungen, die Charaktere sind glaubhaft gezeichnet. Die Welt wirkt durch die riesigen einzelnen Maps mit ihren unterschiedlichen Klimazonen und abwechslungsreichen Missionen fast schon wie ein Open-World-Spiel. Das bestimmende Shooter-Element der Serie bleibt so gut wie eh und je – die Kämpfe sind fordernd aber niemals unfair. Am Ende empfehle ich Metro Exodus jedem Gamer, der Bock auf einen Open-World Shooter in postapokalyptischer Umgebung mit toller Story hat.
Für mich schon der erste Spiele-Hit im Jahr 2019.
Pro
- tolle postapokalyptische Oberwelt
- verschiedene abwechslungsreiche Klimazonen
- spannende Hauptstory
- viele abwechslungsreiche Missionen
- fordernde Kämpfe
- großes Waffenarsenal
Contra
- Steuerung auf Gamepad wirkt überfrachtet
- schwache deutsche Lokalisation
(Michael Schröder)