Was tun, wenn die Liebe geht, aber der Partner nicht? Im besten Fall lachen. Zumindest, wenn man dabei zuschauen darf. Anne und Erik Merz sind schon lange verheiratet, als ihnen auffällt, dass sie eigentlich keine Liebe, sondern nur noch Alltag leben. Die beschlossene Trennung umzusetzen ist gar nicht so leicht, denn die beiden haben nicht nur ein großes Haus und einen pubertierenden Sohn, sie arbeiten auch in der Firma von Annes Vater Ludwig, bei dem ausgerechnet jetzt Demenz festgestellt wird. Und unter diesen Umständen will Ludwig nicht auf seinen Schwiegersohn in der Firma verzichten. Wird das gut gehen: sich privat zu trennen und beruflich weiter zusammenzuarbeiten? Natürlich nicht. Aber es wird lustig. Anne und Erik müssen also weiter miteinander auskommen, was ihrer Paartherapeutin Frau Heller viel Arbeit und viel Honorar einbringt. Da werden Schrankwände quer durch das Wohnzimmer gestellt, Freundinnen ausgespannt, Businesspläne torpediert. Und gleichzeitig wird eine gescheiterte Ehe in wortgewaltigen Therapiesitzungen aufgearbeitet. Merz gegen Merz eben.
Eindruck:
Wenn ich an Christoph Maria Herbst denke, fällt mir zuerst seine Rolle des Bernd Stromberg ein. Die Serie „Stromberg“ habe ich mittlerweile schon häufig geschaut und bin nach wie vor begeistert. Denn Herbst spielt in der Serie, welche uns den Büroalltag der Versicherung Capitol zeigt, für mich schlichtweg grandios.
Hier wird sein Handeln von einem Kamerateam des TV begleitet, wodurch häufig eine Interaktion mit dem Zuschauer entsteht, sobald Stromberg den Blick in die Kamera wechselt. Dazu gesellt sich ein wunderbarer wie vielfältiger Cast, Dialoge mit enormem Wortwitz und eine abwechslungsreiche Story. Der Autor Ralf Husmann hat mit der Serie einen riesigen Erfolg gefeiert, welche quasi mit einem Stromberg Kinofilm gekrönt wurde.
Nun kam es erneut zu einer Zusammenarbeit zwischen Ralf Husmann und Christoph Maria Herbst, das klang vielversprechend. Für mich ist Stromberg der Maßstab für diese neue Serie, der Autor tritt also in seine selbst erschaffenen und sehr großen Fußstapfen der Fernsehunterhaltung.
Allerdings mit einem anderen Thema, wie der Titel „Merz gegen Merz“ schon andeutet, handelt es sich hier um ein Trennungsdrama, aber eines mit ebensolchem Wortwitz wie zu Stromberg Zeiten.
Aber keine Angst, es ist kein Abklatsch, die Thematik birgt wenig Bürosprüche, sondern konzentriert sich selbstverständlich auf das Paar Merz. Garniert wird der verbale Rosenkrieg mit allerlei Nebenschauplätzen, angefangen mit der Paartherapie der beiden, den recht unterschiedlichen Schwiegereltern, dem pubertierende Sohn und der Firma seines Schwiegervaters. All das bietet eine solide Grundlage und viel Potenzial für jede Menge Drama sowie recht boshaften Humor.
Hinzu kommt, dass Christoph Maria Herbst, als Erik Merz hier nicht nur austeilt, nein, seine Frau Anne, gespielt von Annette Frier, liegt hier voll auf Augenhöhe und besorgt es ihrem Mann ebenso ordentlich.
Beide spielen ihre Rolle so brillant, es ist eine Freude ihre Streitigkeiten zu verfolgen und man wünscht sich insgeheim, sie würden nie enden. Denn selten wurde eine gescheiterte Ehe so augenzwinkernd dargestellt.
Dank der gut eingebauten Nebenstränge mit den Schwiegereltern, dem Sohn Leon und auch das Geschehen der Firma, ist das Ganze vielseitig aufgestellt. Gekonnt verpackt Ralf Husmann die Dramödie mit irrsinnigem Humor, bei dem eigentlich jeder beteiligte seine eigenen Highlights hat. Aber auch ernstere Töne werden gekonnt mit gepfefferten Dialogen umhüllt und das, ohne aufgesetzt zu wirken.
Der Mix funktioniert prima, hier wird die Balance gut gehalten und auch das Tempo der Inszenierung variiert bestens. Eine Folge mit etwas mehr als 20 Minuten Laufzeit vergeht daher wie im Fluge. Zudem liegt die Qualität der acht Episoden umfassenden Serie, alle auf dem gleichen Level, Langeweile ist hier absolut Fehlanzeige.
Zugegeben, sehe ich Christoph Maria Herbst, habe ich immer noch irgendwie Stromberg vor Augen. Das ging mir anfänglich auch bei dieser Serie so, da sein Acting und eben der zynische Humor, dieser Figur sehr ähnelt. Das hat sich allerdings schnell gelegt, der gelungene Einstieg der Serie, beginnend mit dem Paar bei der Therapeutin, hätte besser nicht sein können. Man nutzt das Gespräch der Sitzung als Aufhänger, um in deren Alltag einzutauchen. In dem es natürlich genauso turbulent weitergeht, auch wie gesagt, dank der anderen Figuren, die hier ebenfalls groß aufspielen. Die Trennung des Paares wird hier gekonnt zelebriert, ebenso wie die daraus resultierenden Folgen als Single. Indem beide sich natürlich glücklicher geben, als es in Wahrheit ist und mit der neuen Situation sichtlich zu kämpfen haben. Das sie dann auch noch zusammen arbeiten müssen, ist eine schwere Hürde, erst recht für die Arbeit ihrer Therapeutin.
Inhaltlich möchte ich nicht tiefer auf die Geschichte eingehen, den Spaß sollte jeder ohne Vorwissen genießen. Da die Story recht vielschichtig ist, fiebert man wirklich mit, wenn Erik sich seiner Frau anscheinend wieder annähert. Verfolgt gespannt das Treiben des Sohnes Leon und dessen ersten Annäherungsversuche zu seiner Freundin. Aber genauso auch die Schwiegereltern, die unterschiedlicher nicht sein können und dadurch dem Paar nicht immer hilfreich sind.
Außerdem die Sichtweise seiner Frau Anne auf die Geschehnisse, machen es dem Zuschauer sichtlich schwer, sich nur für eine Partei zu begeistern. Während der Folgen pendeln also die Sympathien für das Paar hin und her, das ist eine weitere Bereicherung, der ohnehin sehenswerten Serie.
Was soll ich sagen, eine fantastische Serie, die 2. Staffel ist schon bestellt und das freut mich sehr. Denn hinter den bekannten Comedy Serien aus der Traumfabrik braucht sich „Merz gegen Merz“ gewiss nicht zu verstecken, ganz im Gegenteil.
Ich habe herzlich gelacht, bei vielen Gezeigten ertappt man sich auch irgendwie selber und lacht dann erst recht, einfach köstlich, was einem hier geboten wird. Dazu eine runde Story mit extrem sympathischen Darstellern, die alle ihren Figuren Ecken und Kanten vermitteln. Auch die nachdenklichen Momente, die trotz ernsterem Grundton so charmant integriert wurden, dass man auch hier schmunzeln kann, ohne sich zu schämen. Somit kann ich nur sagen, die selbst gesteckten großen Fußstapfen von Ralf Husmann, erwiesen sich als nicht zu groß. Was er und sein Team hier abliefert ist schon eine Hausnummer und macht süchtig nach mehr.
Letztlich noch eines, sollte jemand tatsächlich kein Fan von Stromberg sein, so stellt das kein Problem dar. Der Humor ist wirklich erfrischend anders, nicht so deftig wie bei Stromberg, allerdings auch nicht zu zahm.
Bild:
Die DVD bietet ein sehr ansprechendes Bild, die Schärfe überzeugt genauso wie der Kontrast. Farblich ist das Ganze recht natürlich gehalten, welches der Stimmung der Serie extrem zuträglich ist. Dadurch bleibt der Focus mehr auf den Akteuren und lenkt nicht mit modernen Bildkompositionen ab. Daher eine angemessene Vorstellung, an der ich nichts Negatives feststellen konnte.
Ton:
Leider gibt es nur eine Dolby Digital 2.0 Tonspur. Ob eine 5.1 Abmischung die Serie tonal aufwerten würde, schwer zu sagen. Denn diese dialoglastige Serie, bietet wenig Spielraum für räumliche Momente. Vielleicht würden ein paar Szenen letztlich davon profitieren, aber nur vielleicht. Somit bleibt eine gute Sprachverständlichkeit, der sauber abgemischten 2.0 Spur und das ohne Mängel.
Extras:
- Making-of
- 10 Bonus Clips
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
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