Als Hitler das rosa Kaninchen stahl: Eine bewegende Geschichte über Flucht, Familie und das Finden von Heimat
Caroline Links Verfilmung von Judith Kerrs gleichnamigem autobiografischem Kinderbuchklassiker ist mehr als nur ein Kinderfilm. „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ ist eine einfühlsame und berührende Geschichte über den Verlust der Heimat, den Zusammenhalt einer Familie in der Not und die Suche nach einem neuen Zuhause in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist. Der Film erzählt aus der Perspektive der neunjährigen Anna die dramatischen Ereignisse des Jahres 1933, als ihre jüdische Familie vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen muss.
Eine glückliche Kindheit findet ein jähes Ende
Anna Kemper führt ein unbeschwertes Leben in Berlin. Sie ist ein aufgewecktes und fantasievolles Mädchen, das ihre Zeit am liebsten mit ihrem geliebten rosa Kaninchen verbringt. Doch die politische Lage in Deutschland spitzt sich immer weiter zu. Annas Vater, ein bekannter jüdischer Journalist und Schriftsteller, sieht die Gefahr, die von den Nationalsozialisten ausgeht. Um seine Familie zu schützen, beschließt er, Deutschland zu verlassen. Eines Morgens ist er plötzlich verschwunden. Anna und ihr älterer Bruder Max ahnen, dass etwas nicht stimmt. Kurz darauf erfahren sie, dass ihr Vater in Prag ist und sie mit ihrer Mutter so bald wie möglich nachkommen sollen.
Die Flucht gestaltet sich schwierig und voller Ungewissheiten. Anna muss ihr geliebtes rosa Kaninchen zurücklassen, ein schmerzlicher Verlust, der symbolisch für den Verlust ihrer Kindheit und ihrer Heimat steht. In Prag angekommen, ist die Familie zwar in Sicherheit, aber das Leben ist alles andere als einfach. Sie leben in einer kleinen, heruntergekommenen Wohnung und müssen sich an eine neue Sprache und eine fremde Kultur gewöhnen. Das Geld ist knapp, und die Eltern haben Mühe, Arbeit zu finden. Anna und Max vermissen ihre Freunde und ihr vertrautes Leben in Berlin.
Eine Odyssee durch Europa
Doch die Familie Kemper gibt nicht auf. Sie halten zusammen und versuchen, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Anna lernt Tschechisch und freundet sich mit anderen Kindern an. Ihr Bruder Max engagiert sich politisch und setzt sich für die Rechte der Flüchtlinge ein. Die Eltern suchen unermüdlich nach Möglichkeiten, ihre Familie zu unterstützen. Als die Lage in Prag unsicherer wird, beschließen sie, weiter nach Zürich zu fliehen. Dort hoffen sie auf ein besseres Leben.
In Zürich angekommen, müssen die Kempers erneut von vorne anfangen. Sie finden eine kleine Wohnung und versuchen, sich in die Schweizer Gesellschaft zu integrieren. Anna geht zur Schule und lernt Französisch. Ihr Vater findet Arbeit als Schriftsteller, aber der Erfolg lässt auf sich warten. Die Familie lebt weiterhin in bescheidenen Verhältnissen, aber sie sind dankbar für die Sicherheit und die Möglichkeit, ein neues Leben zu beginnen.
Doch auch in Zürich sind sie nicht vor den Auswirkungen des Nationalsozialismus gefeit. Die Nachrichten aus Deutschland werden immer bedrohlicher, und die Familie sorgt sich um ihre Verwandten und Freunde, die zurückgeblieben sind. Anna und Max werden mit dem Antisemitismus und der Ausländerfeindlichkeit konfrontiert, die auch in der Schweiz existieren. Trotz aller Schwierigkeiten versuchen sie, ihren Optimismus und ihre Hoffnung nicht zu verlieren.
Die Suche nach einem neuen Zuhause
Die Flucht vor den Nazis wird für die Familie Kemper zu einer traumatischen Erfahrung, aber auch zu einer Chance, sich neu zu erfinden. Sie lernen, sich an neue Umstände anzupassen, neue Sprachen zu lernen und neue Freundschaften zu schließen. Sie entdecken ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten und entwickeln einen unbändigen Willen, zu überleben. Anna lernt, dass Heimat nicht nur ein Ort ist, sondern auch ein Gefühl von Geborgenheit, Zusammenhalt und Liebe. Sie erkennt, dass sie ihre Heimat in ihrer Familie und in sich selbst finden kann.
„Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ ist ein Film, der Mut macht und Hoffnung gibt. Er zeigt, dass man auch in den dunkelsten Zeiten die Zuversicht nicht verlieren darf. Er erinnert daran, wie wichtig es ist, zusammenzuhalten und für seine Überzeugungen einzustehen. Und er mahnt, dass wir aus der Geschichte lernen müssen, um zu verhindern, dass sich solche Gräueltaten jemals wiederholen.
Die Charaktere im Detail
Der Film überzeugt durch seine authentischen und vielschichtigen Charaktere, die von talentierten Schauspielern zum Leben erweckt werden.
- Anna Kemper: Die Protagonistin des Films ist ein aufgewecktes und fantasievolles Mädchen, das die Welt mit offenen Augen betrachtet. Sie ist sensibel und intelligent und lernt schnell, sich an neue Situationen anzupassen. Ihr Verlust des rosa Kaninchens symbolisiert den Verlust ihrer Kindheit und ihrer Heimat, aber sie findet auch neue Freunde und entdeckt ihre eigenen Stärken.
- Max Kemper: Annas älterer Bruder ist ein intelligenter und engagierter Junge, der sich für Politik interessiert. Er setzt sich für die Rechte der Flüchtlinge ein und versucht, seine Familie zu unterstützen. Er ist ein wichtiger Anker für Anna und gibt ihr Halt in der schwierigen Zeit.
- Arthur Kemper: Annas Vater ist ein bekannter Journalist und Schriftsteller, der die Gefahr des Nationalsozialismus frühzeitig erkennt. Er ist ein liebevoller Vater und Ehemann, der alles tut, um seine Familie zu schützen. Er kämpft mit dem Verlust seiner Heimat und seiner beruflichen Karriere, findet aber auch neue Wege, sich auszudrücken.
- Dorothea Kemper: Annas Mutter ist eine starke und mutige Frau, die ihre Familie in der Not zusammenhält. Sie ist einfühlsam und verständnisvoll und gibt ihren Kindern Halt und Geborgenheit. Sie lernt, sich an neue Umstände anzupassen und neue Fähigkeiten zu entwickeln.
Die Botschaft des Films
„Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ vermittelt eine wichtige Botschaft über Toleranz, Mitgefühl und die Bedeutung von Familie und Freundschaft. Der Film zeigt, dass man auch in den schwierigsten Zeiten Hoffnung und Zuversicht bewahren kann. Er erinnert daran, dass jeder Mensch das Recht auf ein Leben in Frieden und Freiheit hat. Und er mahnt, dass wir aus der Geschichte lernen müssen, um eine bessere Zukunft zu gestalten.
Eine gelungene Verfilmung eines Klassikers
Caroline Link ist mit „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ eine beeindruckende Verfilmung von Judith Kerrs autobiografischem Roman gelungen. Der Film ist einfühlsam, berührend und spannend. Er erzählt eine wichtige Geschichte, die auch heute noch relevant ist. Die Schauspieler überzeugen mit ihren authentischen Darstellungen, und die Kamera fängt die Atmosphäre der Zeit auf eindrucksvolle Weise ein. Der Film ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene sehenswert und regt zum Nachdenken an.
Hinter den Kulissen: Wissenswertes zum Film
Faktor | Information |
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Regie | Caroline Link |
Drehbuch | Caroline Link, Anna Brüggemann |
Basierend auf | „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ von Judith Kerr |
Hauptdarsteller | Riva Krymalowski, Marinus Hohmann, Carla Juri, Oliver Masucci |
Musik | Niki Reiser |
Kamera | Bella Halben |
Erscheinungsjahr | 2019 |
Länge | 119 Minuten |
Fazit: Ein Film, der berührt und bewegt
„Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ ist ein wichtiger und bewegender Film, der uns die Schrecken des Nationalsozialismus aus der Perspektive eines Kindes vor Augen führt. Der Film ist ein Appell für Toleranz, Mitgefühl und Menschlichkeit. Er erinnert uns daran, dass wir die Fehler der Vergangenheit nicht vergessen dürfen und dass wir uns für eine bessere Zukunft einsetzen müssen. Ein Film, der lange nachwirkt und zum Nachdenken anregt.