Seit kurzem kann man den Film „Maradona: Leben wie ein Traum“ auf Amazon Prime ansehen und wir haben das Review dazu:
Diego Maradona gehörte zu den schillerndsten Fußballern aller Zeiten. Ein Virtuose am Ball, verehrt von unzähligen Fans weltweit, aber abseits des Spielfeldes hat er keinen Skandal ausgelassen und war für Trainer und Vereinsbosse ein sehr schwieriger Spieler. Nun gönnt Amazon diesem Ausnahmetalent eine eigene Serie, die pünktlich zum einjährigen Todestag von Diego Maradona erschien. Doch wird die Serie diesem Mann, der schon zu den Lebzeiten zur Legende wurde, gerecht? Wir haben die Serie für euch getestet und können es euch ganz genau sagen.
Story:
Im Jahr 2000 erleidet Maradona einen Herzinfarkt, während er im Krankenhaus ums Überleben kämpft, wird sein Leben Revue passiert. Durch Glück darf er als kleiner Junge zum Probetraining Argentinos Juniors, wo schnell sein Talent bemerkt und gefördert wird. Mehr und mehr steigt er zum Fußball Gott auf, während es in Argentinien zu politischen Konflikten kommt. Von den Konflikten aber eher weniger betroffen, zeigt sich Maradona nicht nur sehr volksnah, sondern lässt auch keine Party aus. Schnell sorgt sein Partyleben auch für gewaltige Probleme, die ihn mit der Zeit immer mehr abstürzen lassen.
Eindruck:
Die Staffel besteht aus 10 Folgen mit einer Laufzeit zwischen 57 und 70 Minuten pro Folge. Das Ganze ist zwar durchgängig erzählt, aber nicht linear. Zeitlich springt es immer wieder hin und her, aber man verliert nie die Übersicht. Zumal man das Ganze auch gut gelöst hat, in dem man mehrere Darsteller Maradona hat spielen lassen, je nachdem in welcher zeitlichen Epoche man gerade ist. Ich kann zwar nicht sagen, wie gut die Serie sich an die Realität hält, aber der Cast macht seine Sache sehr gut.
Natürlich ist auch ein bisschen Heldenverehrung mit dabei. Negative Schlagzeilen werden zwar nicht ausgelassen, aber man geht nie so richtig ins Extreme. Man versucht Maradona immer auf einem liebenswürdigen und sympathischen Level zu halten, trotz der vielen Verfehlungen. Also so richtig böse auf ihn wird man hier nie, auch wenn man bei einigen seiner Taten den Kopf schüttelt. Einige Sachen wurden aber definitiv beschönigt, um Maradona in ein besseres Licht zu rücken.
Politische Probleme in Argentinien kommen vor, aber man geht auch nicht so richtig ins Detail dabei es wirkt so, als ob man es aus Maradona Sicht darstellt, sprich nur wie ein Rauschen im Hintergrund. Man hörte es, aber so richtig mit der Situation befasst hat man sich nicht. Toll ist, dass man auch viele reale Szenen mit einfügt hat, seien es Fußballszenen, Interviews, TV-Auftritte oder Zeitungsartikel. Dadurch bekommt das Ganze einen sehr guten Doku-Flair.
Auch im Abspann jeder Folge gibt auch noch fleißig Textkarten, die die Situation, in der Maradona sich gerade während der Folge in erster Linie befand, noch mal erläutern. Der rasante Aufstieg des Ausnahmespielers kommt sehr gut rüber, aber auch sein Fall wird in aller Ausführlichkeit dargestellt. Vor allem während der zweiten Hälfte erfährt man, dass er sich schon öfters sehr schwierig verhält. Auch wenn die Abgründe, die sich dadurch auftun, immer größer werden, kommt es einem so vor, dass alles nur passiert ist, da er falsche Freunde, die einen schlechten Einfluss auf ihn hatten und Maradona und ihn zu schlechten Entscheidungen und Taten gelenkt haben, hatte. Sicherlich, mit dem richtigen Umfeld ist es natürlich nicht auszuschließen, dass er sich vielleicht mehr unter Kontrolle gehabt hätte.
Ich muss aber auch sagen, Maradona selbst wird in den letzten beiden Folgen etwas anstrengend. Klar wird er inzwischen von allen vergöttert und belagert, aber man sieht auch wie weltfremd und unantastbar er sich selbst hält und vor allem auch, wie wenig er aus gemachten Fehlern lernt. Dadurch schüttelt man als Zuschauer schon den Kopf, trotzdem kann man aber auch nicht abschalten, denn jeder, der sich nur einen Hauch mit Fußball auskennt, weiß, dass wie seine Geschichte ausgeht. Man sieht einfach zu, wie stark er sich immer mehr dem Abgrund nähert. Aber auch hier muss ich dann sagen, wird man etwas enttäuscht, denn sein eigentlicher Abstieg wird nicht gezeigt.
Zeitlich hält man sich an die Ereignissen ab seinem 9. Lebensjahr wo er entdeckt wird, bis zum Jahr 1986, dem Gewinn des WM-Titels und zuzusagen dem Höhepunkt seiner Karriere. Und erzählt man noch die Ereignisse, die im Jahr 2000 geschehen sind. Somit lässt man viele negative Jahre seines Lebens aus. Aber wer weiß, vielleicht, wenn eine zweite Staffel kommt, werden diese dann doch noch erzählt.
Fazit:
Eine sehr interessante Serie mit leichtem Doku Touch über einen der besten Fußballer aller Zeiten. Nicht auszudenken, auf welchem Level er gewesen wäre, hätte er mehr Disziplin und sein Leben besser im Griff gehabt. Der Cast spielt sehr gut und es gibt viele Originalszenen, die Fußballgeschichte geschrieben haben. Leider bekommt man hier in erster Linie nur seinen Aufstieg bis zum Höhepunkt mit. Den radikalen Absturz des argentinischen Volkshelden, lässt man eher dezent aus. Trotz der vielen schlimmen Dinge die er macht, wirkt es schon etwas, als ob man diesem „Helden“ nicht zu kritisch gegenüber sein wollte. Da hätte man mehr herausholen können, aber für jeden Fußballfan ist diese Serie klar Pflichtprogramm.
Amazon bietet die Serie in 4k an.
Hier erhältlich:
- Maradona: Leben wie ein Traum
(Pierre Schulte)
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