Story:
In einer fast leeren Bar sitzt der Polizeipsychologe Dr. Rossini und genießt in Ruhe ein paar Drinks. Etwas entfernt von ihm sitzt eine junge Frau, die ihm aus heiterem Himmel ein Gespräch aufzwingt. Auch wenn er anfänglich lieber seine Ruhe hätte, so folgt er ihren merkwürdigen Ausführungen. Nora erzählt von einer alten Freundin namens Luz, welche eine Affinität zu Teufelsbeschwörungen hat, die sie in einer chilenischen Klosterschule für sich entdeckt hat. So lauscht Dr. Rossini der ungewöhnlichen Geschichte über Luz, die Nora ihm hier auftischt. Und beide genehmigen sich weitere Drinks, als unerwartet der Piepser von Dr. Rossini die Unterhaltung beendet. Seine Hilfe wird dringend benötigt, eine leicht verletzte Taxifahrerin ohne Erinnerungen wurde aufgegriffen.
Ihr Name ist Luz!
Eindruck:
Deutschland kann nicht nur Komödien, das beweist hier Regisseur und Autor Tilman Singer. Erstaunlich, dass dieser Film sein Erstlingswerk ist, besser gesagt seine Abschlussarbeit an der Hochschule.
Und er bricht gleich mit allen Konventionen. Allein die Einführungsszene in der Bar, spielt fast ausschließlich für rund 20 Minuten dort. Das allein wirkt schon so surreal, dass der Zuschauer glaubt, mit den Akteuren getrunken zu haben. Dennoch schafft es der Regisseur, den Zuschauer neugierig zu machen, man will mehr über Luz wissen.
Wer glaubt, so geradlinig wie der Beginn des Filmes ist, geht es weiter, wird deutlich überrascht sein. Allein die darauffolgende Szene in der Toilette stellt alles auf den Kopf und fordert den Zuschauer. Eine kleine Herausforderung, nicht nur der Story weiter zu folgen, sondern sie auch zu verstehen. Eine ebenfalls simple Hypnose-Szene, welche recht nachvollziehbar beginnt, mündet unerwartet in Bildern, die der Zuschauer so nicht erwartet.
Man versucht, ein Faden zu finden, der durch die Story führt, doch Tilman Singer denkt nicht daran, es dem Zuschauer einfach zu machen. Er lässt häufig Bilder in Luz sprechen, die dank der ungewöhnlichen Kameraarbeit, leicht an David Lynchs Werke erinnern, ohne ihn dabei zu kopieren. Irgendwie lässt sich Luz in keine Schublade ablegen und das ist positiv hervorzuheben.
Nicht nur dank der Kamera wird hier eine gelungene Atmosphäre geschaffen, der gelungene Score mit einem Mix aus Streichern und Synthesizer trägt viel zur Stimmung bei.
Fazit:
Mit seiner ersten Arbeit setzt Tilman Singer definitiv eine Duftmarke. Mutig experimentiert er in seinem Horror-Independent-Film, entfernt sich weit vom üblichen Mainstream und bietet allerdings auch kein trashiges B-Movie.
Vielleicht ist vieles zu bizarr und auch verschachtelt dargestellt, hier hat Tilman Singer in „Luz“ vielleicht mehr gewollt, als ihm möglich war. Es gibt jedoch viele positive Ansätze, die zwar nicht immer gelungen vollendet werden, häufig aber überzeugen. So bleibt überwiegend ein positiver Beigeschmack bei mir hängen, dank gelungener Inszenierung, passenden Score und auch weil er eine solide Performance aus den Akteuren herauskitzeln kann. Somit ein guter Start ins Filmleben von Tilman Singer, ich hoffe, er macht seinen Weg und man wird in Zukunft mehr von ihm hören. Von mir daher, eine klare Empfehlung, schaut euch dieses Werk an.
Bildstörung bietet erneut einen Film, weit abseits des Tellerrandes von Mainstream Inszenierungen an. Und gibt scheinbar kleinen Filmen eine Plattform, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dazu als DVD bis hin zu der exklusiven und limitierten Blu-ray Edition inklusive Soundtrack, für jeden das passende. Schön, dass es solche mutigen Labels gibt, die Filme präsentieren, die sonst kaum einer wahrgenommen hätte. Letztlich aber sehenswert sind, weil sie erfrischend anders daherkommen und den Zuschauer ungewöhnlich gut unterhalten, wie hier mit „Luz“.
Bild:
Das Bild ist kühl gefiltert, dazu gesellt sich ein permanentes Rauschen und offensichtliche Bildfehler. Doch all dieses erweist sich als gelungenes Stilmittel, das thematisch bestens passt. Der Kontrast und Schwarzwert sind solide, ersterer hat es bei den Stilmitteln natürlich häufig nicht einfach. Die Schärfe schwankt etwas, passt sich der Atmosphäre an und vermittelt nur Details, die man sehen soll. Allerdings ist es nicht so schlimm, wie es vielleicht klingen mag, das Gezeigte ist aufgrund der angesprochenen Stilmittel schon nicht rasiermesserscharf abzubilden. Somit entsteht ein ungewöhnlicher aber durchaus gelungener Look, der zu gefallen weiß.
Ton:
Die deutsche DTS-HD MA 5.1 Spur kann nicht nur beim Score glänzen, der dynamisch aufspielt und sich gekonnt in den Raum verteilt. Hin und wieder werden in dem eher dialoglastigen Film die Rears gefüttert. Dies geschieht sehr effektiv und ist nicht Mittel zum Zweck, sondern wird gekonnt eingesetzt und bereichert die Kulisse. Eine Tonspur, die mit dem gezeigten verschmelzt, mal ruhig wie die Bilder und temperamentvoll, wenn es darauf ankommt.
Extras:
- Audiokommentar
- Making Of
- Splish Cola
- 2 Teaser
- Kurzfilme: The Events at Mr. Yamamoto´s Alpine Residence / El Fin Del Mundo
- Trailer
- Booklet
- Soundtrack CD
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
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