Wir schreiben das Jahr 2017, Reese Witherspoon hat gerade mit „Big Little Lies“ so ziemlich alle Kritiker begeistert, nun sitzt sie mit ihren Freundinnen im Buchclub und es wird Zeit für einen neuen Roman, sie entscheidet sich für „Little Fires Everywhere“ von Celeste Ng und schnell waren sie und ihre Freundinnen von diesem Bestseller begeistert. Sofort empfahl Witherspoon das Buch auch ihrer guten Freundin Kerry Washingtion, die in den letzten Jahren für ihre Hitserie „Scandal“ unzählige Nominierungen erhalten hatte. Auch sie war so begeistert, dass beide direkt beschlossen, daraus eine Mini Serie zu machen.
Mit zwei Top TV-Stars an Bord kam es zu einem Bieter Streit und am Ende bekam der Streaming-Sender Hulu den Zuschlag. Im Frühjahr 2020 lief dann „Little Fires Everywhere“ erfolgreich auf Hulu. Für Deutschland hat sich Amazon die exklusiven Rechte geholt und natürlich haben wir auch den Blick gewagt, sodass wir euch sagen können, ob der Film nur viel Rauch um nichts ist oder sich hier eine kleine Serienperle versteckt.
Story:
Elena Richardson hat das perfekte Leben, vier Kinder, einen erfolgreichen Anwalt als Ehemann und als Frau der gehobenen Klasse ist sie in der Lage, alle, um den Finger zu wickeln. Dann trifft sie auf die Künstlerin Mia und ihre Tochter Pearl. Scheinbar obdachlos, bietet Elena ihre Hilfe an. Während Mia stets skeptisch und verschlossen gegenüber Elena ist, will Elena mehr über Mia erfahren. Schnell merken beide, dass sie jeweils nur Fassaden aufgebaut haben und nichts so ist, wie es scheint.
Eindruck:
Diese Miniserie besteht aus acht Folgen zwischen 53 und 65 Minuten und ist durchgängig erzählt. Das Storytelling selbst ist eher ruhig gehalten, aber zu keiner Sekunde langweilig, da man als Zuschauer total fasziniert ist, wie da zwei unterschiedliche Welten aufeinanderprallen und dann die jeweiligen Abgründe nach und nach herauskommen. Reese Witherspoon als klassische gehobene Klasse Mutter, die versucht, den Schein zu wahren, erweist sie als perfekte Besetzung. Sie hat die entsprechende Ausstrahlung, aber gleichzeitig auch das nötige Können, dem anscheinend oberflächlichen Charakter die nötige Tiefe zu geben, damit man erkennen kann, dass ihr Charakter im Grunde zwei Gesichter hat. Als Gegenpol mit Kerry Washington hat man natürlich eine weitere Power-House in Sachen Schauspielerin. Sie spielt den zerbrochenen, aber starken Charakter wirklich herausragend und beide liefern sich einen klasse Kampf der Giganten, man spürt zu jederzeit, wie es in beiden Charakteren tierisch brodelt. Beide sind zwar die absoluten Stars der Serie, aber auch die Teenie Kids machen ihre Sache hervorragend und sorgen für jede Menge Dramatik und auch Wechselbad der Gefühle.
Hier ist es wirklich klasse gemacht, wie die Kinder jeweils nach und nach dafür sorgen, wie die jeweiligen Fassaden zerbrechen, über Rückblenden werden dann nach und nach die schockierenden Geheimnisse der jeweiligen Persönlichkeiten aufgezeigt, die dann für eine ungeheure Dramatik sorgen, aber gleichzeitig auch den Zuschauer etwas baff werden lassen, weil man dann erst Recht merkt, wie sehr so manche Fassade täuschen kann und was für Abgründe zum Teil verborgen sind, dadurch kommt es natürlich auch zu einigen Wendungen.
Auch sehr schön ist die kleine „Eiskalte Engel“ Reunion, weil Joshua Jackson hier eine Nebenrolle spielt. Sichtlich gealtert, harmoniert er ganz gut mit Reese Witherspoon, er überragt zwar nicht großartig, aber er spielt seine Rolle sehr routiniert.
Die 90er Jahre Atmosphäre kommt ebenfalls klasse rüber dank jeder Menge toller neu interpretierter Musikklassiker aus den 90ern, die die Szenen wunderbar unterlegen und noch mal klasse die Stimmung der jeweiligen Situation verdeutlichen.
Die vielen Wendungen der Serie kommen, auch wenn man sich denken kann wohin der Hase läuft, immer wieder überraschend, vor allem die große Frage die zur Beginn der Serie gestellt wurde, ist sehr überraschend und auch recht böse aufgelöst, mit einem recht runden Ende, auch, wenn es noch genug offene Fragen gibt, worauf man hätte bauen können, aber aktuell ist „Little Fire Everywhere“ weiterhin nur als Miniserie geplant.
Fazit:
Eine tolle Miniserie, die mit den Klischees der Kleinstadtfamilien
spielt und wunderbar einen an der Nase herumführt, dass nichts so ist, wie es nach außen hin scheint und sehr vieles nur Fassade ist. Der Cast, allen voran natürlich Reese Witherspoon und Kerry Washington, spielen brillant und sorgen für Drama pur mit unglaublichen Wendungen, die unter die Haut gehen. Trotz der ruhigen Erzählweise ist es nie langweilig, sondern ein sehr intensiver Trip. Eine tolle kleine Serienperle mit dem Zeug zu einem Geheimtipp.
Amazon bietet die Serie auch in 4k an.
(Pierre Schulte)
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