Story:
Seit 1960 gewinnen und dominieren Jahr für Jahr die Rennwagen von Enzo Ferrari das 24-Stunden-Rennen von Le Mans in Frankreich. Doch 1965 entschließen sich der amerikanische Konstrukteur Carroll Shelby (Matt Damon) und der britische Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale) dem ein Ende zu setzen, in dem Sie einen neuartigen und fortschrittlichen Sportwagen für Ford bauen, der die Dominanz von Ferrari endgültig beenden soll.
Kritik:
2009 veröffentlichte der amerikanische Autor „A. J. Baime“ mit dem treffenden Titel „Go Like Hell: Ford, Ferrari and their battle for speed and glory at Le Mans“, ein passendes Buch zu den wahren Ereignissen rund um das berüchtigte Rennen von Le Mans aus dem Jahre 1966. Auf diese blendende Vorgabe konnten die Filmemacher – um Regisseur James Mangold – für die Entstehung und Verwirklichung von „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ zurück greifen und lieferten ein beeindruckendes Werk, dass mit 7.000 Umdrehungen pro Minute zu begeistern weiß.
Von Anfang an wird der Rennsport mit eindrucksvoller Authentizität zelebriert und in den kompletten 153 Minuten Laufzeit, wird eine wahre Wertschätzung für diese Sportart zur Schau gestellt. Mit dem ersten Rennen wird diese Botschaft konsequent verdeutlich, da es zu damaliger Zeit tatsächlich ums Rennen an sich ging – der Fahrer und sein Automobil. Keine technische Computeranalysen, keine ständigen Wasserstandsmeldungen mit der Crew oder ein Hightech-Lenkrad mit unzähligen Knöpfen und Funktionen. Hier wird demonstrativ der Fahrer und sein Können, sein Gespür und Gefühl für den eigenen Rennwaagen und die Strecke ins Rampenlicht gestellt.
James Mangold hat bei der Inszenierung ein wahrlich goldenes Händchen bewiesen, denn die Aufnahmen der Rennen sind einfach fantastisch geworden und wurden lobenswerterweise größtenteils mit echten Autos erzielt. Dabei wird das Geschehen sagenhaft auf den Zuschauer übertragen und durch jede Kurve oder Beschleunigung wird man regelrecht von der Szenerie eingesaugt, der diese phänomenale Intensität freisetzt. So imposant die Bildsprache daher kommt, erst durch die kolossale Akustik wird die Wucht der Sequenzen vervollständigt, die unsere Sinne auf überwältigende Art und Weise verwöhnen. Kleinste metallische Geräusche, quietschende Reifen oder das Aufgrölen des Motors, drücken einen unbewusst tiefer in den Kino-Sessel, wobei die Armlehne etwas fester mit der Hand umklammert wird – wow!
Die Soundkulisse gehört eindeutig den Autos – die taktgebenden Tenöre des Films – und auch Marco Beltrami war sich wohl dem bewusst, denn seine Musik übernimmt nie das Lenkrad – ganz im Gegenteil. Stattdessen nimmt man vorlieb auf dem Beifahrersitz Platz und begleitet die kreischenden Motoren mit musikalischen Stücken, die begleitend den Adrenalinpegel perfekt auf Hochtouren anschlagen lässt. Kurz gesagt: Sobald das Zündschloss gedreht und der Motor eingeheizt wird, ist die Inszenierung der Rennen – in all seinen Facetten – ein erstklassiger Genuss!
Sollte man nun die Befürchtung haben, dass „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ nur auf der Rennpiste grandios ist, so kann man beruhigt sein, dass neben der Strecke der Film qualitativ genauso brilliert. Einen beachtlichen Anteil daran hat das hervorragend geschriebene Drehbuch von den Brüdern Jez und John-Henry Butterworth sowie Jason Keller, die gekonnt jede Szene detailverliebt dem Rennsport und allen Beteiligten widmen. Sei es bei der Erzählung der Rivalität zwischen Ford und Ferrari, wie der Ford GT40 Schritt für Schritt mit Leidenschaft gebaut und perfektioniert wurde oder natürlich das in die Geschichtsbücher eingegangene Rennen in Le Mans – alles, wirklich alles hat Hand und Fuß-Pedal. Doch nicht nur die Autos sind ein tragender Teil dieser Geschichte, auch die Darstellung und Entwicklung der Charaktere ist formidabel. Allen voran verdienen „Matt Damon“ und „Christian Bale“ höchste Anerkennung für ihre Performance, die ihre Charaktere schlicht und ergreifend sagenhaft mimen. Charakteristisch stark voneinander abweichend, entsteht genau durch diese Diskrepanz und der gemeinsamen Passion für den Rennsport, eine einzigartige Chemie und Freundschaft zwischen den zwei Figuren, die menschlicher hätte nicht sein können. Ob mal der Hals platzt, der Sarkasmus überhand gewinnt oder der dramaturgische Teil zum Vorschein kommt – das Zusammenspiel dieser Zwei hätte nicht lebensechter sein können und genießt staunenswerte Bewunderung.
Neben den zwei Hauptakteuren, überzeugt der restliche und namenhafte Cast, um Josh Lucas und Jon Bernthal, bis in die kleinste Rolle und die vortreffliche Balance der Stimmung, in den verschiedenen Situationen, hat ebenfalls einen großen Anteil an der Lobeshymne. Ob der dezent eingesetzte Humor, die dramatischen Augenblicke, der immer wieder aufgebaute Spannungsbogen oder der sportliche Teil, einfach jedes Rädchen greift flüssig und geschmeidig, wie bei einem gut geölten Motor, harmonisch ineinander.
Egal ob mit knapp 250km/h auf der Rennstrecke oder den stets interessanten Abhandlungen neben dem brennendem Asphalt, die beachtliche Laufzeit von gut zweieinhalb Stunden rast zielgerade auf die wehende Flagge zu und bietet, auf zwischenmenschlicher Ebene sowie sportlicher Hinsicht, ein ergreifendes und emotionales Ende. Ein Kino-Besuch kann jedem ans Herz gelegt werden, denn das gebotene Potenzial wird durch die große Leinwand und dem aktuellen Sound-Standard von Dolby Atmos vollständig ausgeschöpft. James Mangold ist mit „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ ausnahmslos ein besonders wertvoller Beitrag im Rennsport-Genre gelungen, der in jeglicher Hinsicht begeistert und eine echte Perle in der Filmwelt darstellt.
Fazit:
„Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ zelebriert nicht nur den Rennsport in grandioser Art und Weise, sondern huldigt insbesondere die Menschen, die täglichen diesen mit Herz und Leidenschaft ausleben.
(Deniso)
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