Im April kam der Film „Lamb“ auf 4K UHD in zwei Mediabooks, auf Blu-ray, DVD und Digital in den Handel und wir haben das Review dazu:
Story
Inmitten der idyllischen wie kargen Landschaft von Island leben Maria und Ingvar. Gemeinsam kümmern sie sich um ihre Schaffarm, die Abläufe sind täglich dieselben, Überraschungen gibt es keine, routiniert erledigen sie ihre Aufgaben. Isoliert, aber zufrieden scheint ihr Leben zu sein, trotz der Monotonie, welche sie umgibt. Doch irgendetwas scheint nachts in dem Stall der Schafe passiert zu sein, man sieht wie sie unruhig sind und flüchten wollen. Nichtsahnend davon, geht der gewohnte Alltag von Maria und Ingvar weiter. Selbst als sie sich um die lammenden Schafe kümmern, wirkt alles wie Routine bei den beiden. Jedoch ein Schaf bringt einen Nachwuchs zur Welt, der sofort die volle Aufmerksamkeit von Maria und Ingvar bekommt, doch warum nur?
Eindruck
„Lamb“ ist das Spielfilmdebüt des Isländers Valdimar Jóhannsson, dessen Werk recht schwer einzuordnen ist. Ein Mix aus Drama, Folklore, Horror und/oder Mystery, ist hier definitiv zu finden. Man könnte allerdings auch von einem Märchen sprechen, letztlich mag sich der Zuschauer sein eigenes Bild machen.
Die Inszenierung ist unspektakulär. In langsamen Kamerafahrten mit imposanten Aufnahmen, nicht nur von der beeindruckenden Landschaft, wird die Geschichte überwiegend erzählt. Und ja, richtig gelesen, die Bildersprache steht hier klar im Vordergrund. Dialoge sind Mangelware und wenn, dann werden sie recht spärlich eingesetzt. Einzig ab dem Besuch von Ingvars Bruder ändert sich der Umstand ein wenig. Jedoch auch hier legt der Regisseur weiterhin mehr Wert auf die eingefangenen Bilder.
Wie schon bei der Story, will ich inhaltlich nichts verraten, um dem Zuschauer möglichst unvoreingenommen diese Geschichte selbst entdecken zu lassen. Nur so viel, der Regisseur spielt gekonnt mit dem Zuschauer. Er verschleiert viel, lässt einiges geheimnisvoll wirken und verstörendes, präsentiert er dann, als sei es das normalste der Welt.
Der Cast ist begrenzt. Neben den Schafen, einer Katze und dem Hofhund, sieht man fast keine Menschen. Einzig Maria (Noomi Rapace), Ingvar (Hilmir Snær Guðnason) und Pétur (Björn Hlynur Haraldsson) dominieren ansonsten mit ihrer Screentime in „Lamb“.
Fazit
„Lamb“ ist ein Film, der für Irritation sorgt. Die einen werden ihn und seine Herangehensweise zäh finden und die Story vielleicht sogar lächerlich, oder absurd. Zugegeben, ich musste ihn auch erst einmal sacken lassen, dennoch faszinierte mich das Gezeigte immer mehr und schön, dass es solche Filmperlen gibt, die aus dem bekannten Einerlei der aktuellen Filmlandschaft herausstechen. Ein Faible für ruhig inszenierte Filme habe ich sowieso, insofern die Story und der Spannungsaufbau stimmt. Bei „Lamb“ passt es, erscheint es anfänglich alles ganz normal bei Maria und Ingvar, streut der Regisseur immer mal wieder Momente ein, welche die Spannung ansteigen lassen. Dabei verändert sich das Erzähltempo keinesfalls. Gemächlich wird die Geschichte fortgeführt, auch die Bilder laden häufig eher zum Träumen ein, anstatt Dynamik zu entwickeln.
Als Ingvars Bruder auftaucht, übernimmt er fast die Rolle des Zuschauers, der bis dato auf Antworten wartet, von Fragen, die Maria und Ingvar sich überhaupt nicht stellen. Denn als er das Paar auf die unfassbare wie ungewöhnliche Situation anspricht, lächeln beide fast wortlos seine Frage weg. Man erhält den Eindruck, seine Frage sei so etwas von unpassend und unangebracht. Für mich anfänglich etwas verstörend, fand ich den Kniff in der Erzählung schon spannend, ich war gespannt wie es weitergeht.
Wie man liest, „Lamb“ ist kein Film für jedermann, er ist bizarr, versprüht hier eine harmonische Atmosphäre, um dann mit gewissen Bildern und Einstellungen, ein unbehagliches Gefühl zu erzeugen. „Lamb“ erzeugt in teils märchenhafter Erzählweise eine besondere Magie. Der Film ist anders als alles, was man kennt, anders als erwartet, aber einzigartig und mutig inszeniert. Ein lethargischer Film voller Trauer, Hoffnung, Verrat und Illusion. Eine filmische Erfahrung, die auf den Zuschauer nachwirkt, so muss innovatives Kino sein.
Bild
Auch wenn die erste Einstellung des Bildes mit den Pferden im Schnee schlimmes erwarten lässt, erscheint diese mit Überstrahlen, teils verrauscht und wenig detailliert. So ändert sich das Bild schlagartig, die isländische Kulisse darauf verzaubert mit guter Schärfe und bietet genug Feinheiten zum Entdecken. Ob die Wolle der Schafe bei einer Nahaufnahme oder eben die Totale der Landschaft, die Schärfe gefällt. Die Bilder sind teils recht kühl oder gräulich gehalten und erzeugen somit eine passende Atmosphäre. Insgesamt ein gutes Bild, indem auch die Trickaufnahmen beeindrucken und kaum zu entlarven sind.
Ton
Die DTS-HD MA 5.1 Tonspur gefällt, denn beim Sounddesign hat man sich trotz des ruhigen Filmes Mühe gegeben. Ob Windgeräusche, ein gruselig klingendes Atmen, oder die Geräusche von verängstigten Schafen, all das wird voluminös von allen Lautsprecher in den Raum gestellt, teils auch mit direktionalen Effekten. An Umgebungsgeräuschen mangelt es nicht, das fällt nicht nur auf, weil der Film ansonsten recht dialogarm ist. Auch der Score spielt dynamisch auf, hier dezent und eher unterschwellig, entwickelt er plötzlich eine bassgewaltige Dynamik, ohne jedoch zu aufdringlich zu erscheinen.
Extras
- Behind the Scenes Clips
- Deleted Scenes
- VFX Featurette
- Interview mit dem Regisseur Valdimar Jóhannsson
- Kurzfilm von Valdimar Jóhannsson
- Originaltrailer
- Originalteaser
- Deutscher Trailer
- Trailershow
- Bildergalerien
Testequipment
JVC DLA-X35
SONY KD-77AG9
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
Hier erhältlich:
- Lamb (4k UHD) im Mediabook A
- Lamb (4k UHD) im Mediabook B
- Lamb (Blu-ray)
- Lamb (DVD)
- Lamb (Digital)
(Hartmut Haake)
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