In der aktuellen Verfilmung des achten Buches des Autors Jörg Bong, der unter dem Pseudonym Jean-Luc Bannalec schreibt, fällt seinen Titelhelden Kommissar Dupont das Opfer im wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße. Ich muss zugeben, bis letztes Jahr waren mir Jörg Bongs Krimis noch kein Begriff. Doch wie es der Zufall so wollte, bekam ich eine Blu-ray Veröffentlichung der letztjährigen Verfilmung für eine Kritik auf den Tisch. Jörg Bongs Kriminalfälle erfinden das Genre jetzt nicht wirklich neu, aber dieser letztjährige Krimi wusste mir doch sehr zu gefallen. Das kuriose daran, Jörg Bong schreibt nicht nur unter dem französischen Pseudonym Jean-Luc Bannalec, auch seine Krimis spielen in Frankreich, um genau zu sein in der Bretagne. Dorthin wurde sein Titelheld aus Paris strafversetzt. Dabei sind sich nicht nur die Mordfälle äußerst kurios, sondern auch das Zusammenspiel mit den Bretonen, die schon ein sehr eigenwilliges Völkchen sind. Vergleichbar wäre diese Konstellation mit einem Ur-Berliner und einem Ur-Schwaben. Wie man sich vorstellen kann, führt auch dies zu so einigen unterhaltsamen Auseinandersetzungen. Nun liegt mir Kommissar Duponts aktuellster Fall vor und wenn ihr weiterlest, verrate ich, ob es sich lohnt, diesen anzuschauen.
Story:
Kommissar Dupont wollte den Tag doch nur mit einem leckeren Kaffee in einem gemütlichen Bistro beginnen. Doch dies soll ihm nicht vergönnt sein und so fällt ihm seine erste Tages-Leiche prompt vor die Füße. Der im Ort angesehene Arzt Pierre Chaboseau scheint von seinem Balkon, oberhalb des Cafes, gestürzt zu sein. Als Dupont die Wohnung des Arztes betritt, trifft er auf Chaboseaus Frau, die wie versteinert an der Balkontür steht. War es Selbstmord, ein Unfall oder doch Mord. Erste Indizien lassen Dupont an einem Unfall oder gar Selbstmord zweifeln. Auch sehr merkwürdig ist die Aussage von Chaboseaus Frau Maelle. Will sie doch nichts von den Vorgängen mitbekommen haben, obwohl Dupont sie an der Balkontür vorgefunden hat. Sehr zum Missfallen Duponts steigt die Zahl der Verdächtigen bei den Ermittlungen immer weiter an. Der Fall bekommt eine ganz neue Wendung, als es nicht nur bei diesem einen Todesfall bleibt. Doch wer vergreift sich an hoch angesehenen Einwohnern, die angeblich so viel für das Städtchen und deren Bewohner getan haben. Könnte Rache ein Motiv sein?
Meinung:
Wie bereits erwähnt, zähle ich mich inzwischen zur Fangemeinde rund um die Kommissar Dupont Verfilmungen. Besonders die Charaktere von Kommissar Dupont, Inspecteur Thierry Kadeg und die Assistentin Nolwenn wissen zu überzeugen und verleihen der Krimiserie ihren eigenen Touch. Es gibt nichts Schlimmeres als eine Krimi-Serie, in der die Hauptprotagnisten keine Besonderheit aufweisen und steril vor sich hin agieren. Mit Pasquale Aleardi wurde in meine Augen ein sehr überzeugender Darsteller eines französischen Kommissars gefunden. Dieser stellt Dupont mit seinen kleine Macken, seiner Verbissenheit und seiner Angewohnheit, sich nicht unbedingt an die Regeln halten zu müssen, hervorragend dar und verleiht der Hauptfigur das gewisse etwas.
Ihm zur Seite steht der Neunmalkluge Besserwisser Inspecteur Thierry Kadeg sowie Inspecteur Riwal (Ludwig Blochberger) zur Seite. Letzterer war dieses Mal aber nicht mit von der Partie. Aber auch Duponts Assistentin und Sekretärin Nolwenn (Annika Blendl), die ihrem Kollegen Kadeg immer mal wieder auf die Sprünge helfen muss, weiß zu gefallen. Dabei bleibt aber besonders Kadeg mit seiner doch oft vorkommenden „Unfähigkeit“, der kleine Showstealer, der so manch trockene Ermittlungsarbeit auflockert. Jan Georg Schütte verkörpert Kadeg dabei allzu herrlich. Besonders in den Szenen, in denen Kadeg mal wieder einen geistigen Bock geschossen oder auch mal einen Volltreffer gelandet hat. Das Zusammenspiel mit Kollegen Ludwig Blochberger / Inspecteur Riwal war in den vorigen Folgen ebenfalls nett anzusehen. Dieses bleibt bei der aktuellen Folge aus, zeigt aber auch, dass Jan Georg Schütte den Part auch ohne Gegenpol alleine stemmen kann.
Jörg Bong alias Jean-Luc Bannalec konfrontiert seinen französischen Kommissar diese mal mit dem Thema Rache. Doch im Gegensatz zu einer gewöhnlichen Rachestory muss Dupont lange im Dunkeln tappen, da sich auch dem Zuschauer nicht sofort erschließt, wer der Racheengel ist, bzw. ob die vermutete Person auch der Racheengel sein kann. Dabei spickt Bong / Bannalec seine Geschichte mit pikanten Verknüpfungen aller Beteiligten, welches die Zahl der Verdächtigen enorm ansteigen lässt. Was diese von den bisherigen Verfilmungen unterscheidet, keinem der Verdächtigen spendiert man die Rolle eines Sympathieträgers, mit dem man Mitleid empfinden könnte. Die Verwicklungen der Personen unter und miteinander sowie deren Handeln selbst ist schon fragwürdig genug. Mitleid entwickelt sich erst am Schluss, als alle Fakten aufgedeckt und auch die Handlung des Täters nachvollziehbar wird. So bleibt für den Zuschauer jeder auch wirklich bis zum Schluss verdächtig. Auffallend fand ich, dass dieser achte Teil wesentlich düsterer daherkam. Kadegs Auftreten lockert zwar die bedrückende Stimmung ab und an etwas, doch der tiefdüstere Ton bleibt durchweg bestehen. Auch die Auflösung dürfte wohl Bongs / Bannalecs bisher heftigster Motivdarstellung gewesen sein.
Fazit:
Wie erwähnt, geht es in Kommissar Duponts achten Kriminalfall unerwartet düster zur Sache. Nicht das ein Mord eine unterhaltsame Angelegenheit wäre, die gängigen Motive wie Neid, Habsucht, Gier, Eifersucht lösen dabei meist aber keine persönliche Betroffenheit aus. Anders sieht es da mit dem Thema Rache aus, welches, je nach Geschichte und Inszenierung, den Zuschauer emotional treffen kann. Der Zuschauer wird mit den bereits genannten Motiven in die Irre geführt, bis das bitterböse Geheimnis um die Morde aufgedeckt wird. In dieser Folge ist niemand frei von Schuld, aber einige haben weitaus größere Schuld auf sich geladen als andere. Diese Verfilmung ist anders als die vorigen, ihr fehlt es an der Leichtigkeit der Vorgänger, was aber kein Nachteil darstellt, sondern den Mut zeigt auch etwas heftigere Geschichten zu erzählen. Wie die anderen TV-Filme habe ich auch diesen sehr genossen, auch wenn ich bezüglich der nicht erwarteten Düsternis erstmal etwas vor den Kopf gestoßen war, dies aber eher positiv. Daher würde ich behaupten, „Bretonisches Vermächtnis“ dürfte nicht nur die bisher düsterste, sondern auch die emotionalste Verfilmung gewesen sein. Und auch hier gilt: für Fans der Filmreihe diese achte Verfilmung ein absolutes Muss, aber auch der Krimifreund, der mit deutschen Krimis nicht soviel am Hut hat, darf hier gerne einen Blick riskieren, den er nicht bereuen wird.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
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