Nachdem wir bereits „Das Schloss im Himmel“ und „Mein Nachbar Totoro“ jeweils ein Review gegönnt haben, müsste rein theoretisch als dritter im Bunde „Die letzten Glühwürmchen“ dran kommen. Schließlich erschien dieser Ghibli Film als Double Feature 1988 mit „Mein Nachbar Totoro“. Da aber Netflix aus rechtlichen Gründen „Die letzten Glühwürmchen“ nicht im Programm hat, überspringen auch wir den Film und gehen direkt weiter ins Jahr 1989. In diesem Jahr startete nämlich der offiziell vierte Film des Studio Ghibli und zwar „Kikis kleiner Lieferservice“.
Das Studio Ghibli konnte mit den drei Filmen davor bei den Kritiken und an den Kinokassen enorm punkten. Mit „Kikis kleiner Lieferservice“ legten sie noch einen drauf. Der Film wurde der erfolgreichste Film in Japan im Jahr 1989 und ist bis heute auf Platz 41 der erfolgreichsten Anime Filmen in Japan. Doch bedeutet dieser enorme Erfolg auch, dass der Film was taugt. Wir haben uns den Film angeschaut und können dies euch natürlich ganz genau sagen.
Story:
Für die 13-jährige kleine Hexe Kiki ist es nun Zeit, in die große Stadt auszuziehen und einen wichtigen Schritt in Richtung Erwachsenenwerden zu machen. Aber das Leben in der Stadt ist alles andere als günstig und das Einzige, was sie wirklich gut kann, ist auf ihrem Besen fliegen. Also startet sie einen kleinen Lieferservice. Aufgrund ihrer hilfsbereiten Art bekommt sie schnell einen Auftrag nach dem anderen. Doch dann hat sie mit erwartenden Problemen zu kämpfen.
Eindruck:
Kiki erinnert vom Charakter her ein bisschen an Bibi Blocksberg trifft auf Sabrina, wobei natürlich Ghibil eine ganz andere Hausnummer ist. Dabei erzählt der Film eigentlich gar nicht so viel Story. Studio Ghibli zeigt uns hier einfach nur den Alltag einer kleinen Hexe, die zum ersten Mal ohne ihre Eltern leben muss und nun einen Neustart in der großen Stadt anfängt. Klingt jetzt natürlich erst mal langweilig, ist es aber nicht. Tatsächlich macht der Film richtig viel Laune, zumal Kiki und vor allem ihre schwarze Katze Jiji unglaublich charmant sind, dass man sie einfach nur gernhaben muss. Das Zusammenspiel der beiden ist auch richtig klasse, wobei ich auch sagen muss, Jiji stiehlt der kleinen Kiki mit der niedlichen verspielten Katzenart schon etwas die Show.
Sehr schön ist, dass man sich selbst in den Film wunderbar wieder erkennen kann, okay jetzt nicht was die Sache angeht, dass man ständig auf einem Besen rumfliegt, sondern die Tatsache wie es ist, zum ersten Mal richtig von zu Hause weg zu sein und sich um alles selbst kümmern zu müssen und auch mit was man für Problemen zu kämpfen hat. Kiki bringt das Ganze aber wirklich super und wunderbar mit viel Herz, wie man es nur von dem Studio Ghibli her kennt, rüber. Obwohl jetzt nicht so viel passiert, taucht man wunderbar in die Welt von Kiki ein und vergisst alles drum herum. Das Leben in der Stadt kommt wirklich sehr gut rüber und die vielen Nebencharaktere spielen ihr perfekt die Bälle zu. Es ist wirklich toll zuzusehen, wie Kiki nach und nach in der Welt zurück kommt und natürlich auch die Herzen der Einwohner erobert. Das Stadtleben wird hier mit unglaublich viel Detail erzählt und nahezu auf jede wichtige Kleinigkeit wird eingegangen und beachtet. Genau wegen solcher tollen Details wird man als Zuschauer selbst Teil der Stadt.
Im letzten Drittel kommt dann mit Wucht einiges an Dramatik hinzu, wodurch die Story auch gewaltig an Melancholie gewinnt. Wobei die Melancholie zum Glück nicht zu lange dauert, denn kurz bevor es anfängt langweilig zu werden, dreht „Kikis kleiner Lieferservice“ noch mal auf und sorgt für Spannung und einiges an Action, was wirklich ein toller Höhepunkt des Films ist.
Was man den Film aber ankreiden kann ist, dass der Film recht plötzlich zu Ende ist, sodass die Frage kommt: Wie jetzt schon vorbei? Warum kommt da nicht noch mehr. Ist das alles? Man wird halt sehr schnell bzw. plötzlich aus dem Traum den „Kikis kleiner Lieferservice“ darstellt rausgerissen. Aber die Botschaft des Films ist wirklich schön, dass man nicht alles für Selbstverständlich halten darf.
Fazit:
Eine vergleichsweise einfache Geschichte, gleichzeitig mit unglaublich viel Detail, sodass der Zuschauer alles drum herumvergisst. Kiki als Hauptcharakter ist einfach nur toll und sorgt dafür, dass jeder sich auf irgendeine Art in sie wieder erkennt und gleichzeitig wie bei den anderen Ghibli Filmen das Gefühl eines großen Abenteuers weckt. Ein toller Film für Jung und Alt, der leider viel zu plötzlich vorbei.
(Pierre Schulte)
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Mal wieder einfach nur Beste Ghibli Unterhaltung. 😉