Story:
Im Hey Hey Club in Kansas City gibt es nicht nur guten Jazz, es ist auch das Domizil des Ganoven Seldom Seen und seiner Organisation. Natürlich verdient Seen sein Geld unter anderem mit Glücksspiel, in dem scheinbar rund um die Uhr geöffneten Nachtclub.
Als ein Spieler und sein Gast während einer Taxifahrt, von einem vermeidlich schwarzen Ganoven überfallen wird, reagiert Seen prompt. Schnell ist der Taxifahrer eingeschüchtert und der Dieb ausgemacht. Der Kleinganove Johnny O´Hara entpuppt sich jedoch als Weißer und wird unverzüglich in den Hey Hey Club befördert. Seldom Seen befragt beide recht entspannt, doch unterschwellig ahnt man, es wird für beide nicht so zwanglos, wie das Gespräch scheint.
Unterdessen ist seine Frau Blondie O´Hara in großer Sorge um ihren Mann. Die selbstbewusste Frau entführt spontan Carolyn Stilton, die Frau des Senators und Roosevelt Beraters Henry Stilton. Wohl wissend, dass die Situation ihres Mannes im Hey Hey Club brenzlig ist. Per Anruf fordert sie Senator Stilton auf, ihren Mann aus dem Club zu befreien, möchte er seine Frau je wiedersehen. Die Entführte erweist sich, anders als erwartet, scheinbar überdrüssig von ihrer Ehe, nimmt sie die Situation eher gefasst auf. Ihre für Blondie recht überraschende Drogensucht, lässt sie die Umstände noch leichter ertragen und Widerstand ist von ihr nicht zu erkennen.
Wird Senator Stilton einen Weg finden, Johnny rechtzeitig aus dem Club zu bekommen und damit Blondie zurückbekommen?
Natürlich verrate ich nicht mehr zu der Story, sicherlich gibt es einige, die den Film nicht kennen und oder neu entdecken möchten.
Eindruck:
Der Film „Kansas City“ von Robert Altman, der hier nicht nur Regie führte, sondern auch das Drehbuch beisteuerte, besticht durch eine einzigartige Atmosphäre. Das fängt schon mit der Jazz Band des Hey Hey Clubs an, für die er eine Vielzahl an erlesenen Jazzmusikern dazu holte. Denn die Musik ist ein ständiger Begleiter und zieht sich wie ein roter Faden durch den Film.
Robert Altman verewigte die 21 hochkarätigen Jazz Musiker zudem in einem Dokumentarfilm Namens Jazz 34. Hier kann man dann alle Tracks ohne filmische Unterbrechungen genießen und sogar ein paar Titel mehr.
Doch genauso exklusiv sind auch die Darsteller, Harry Belafonte als Seen, Jennifer Jason Leigh als Blondie und Dermot Mulroney als Johnny. Daneben geben sich unter anderem Miranda Richardson, Steve Buscemi und Michael Murphy die Ehre.
Robert Altman erzählt seinen Thriller „Kansas City“ sehr bedächtig, aber mit gut ausgearbeiteten Figuren, die unterschiedlicher nicht sein können. Auch, wenn man anfangs vielleicht von Leighs aufdringlicher Performance der Blondie regelrecht erschlagen wird. So ist das einfach ihr Charakter, den sie bis zum Ende treu bleibt. Dass die entführte Carolyn dagegen eher still und langweilig wirkt, bildet nicht nur einen interessanten Kontrast, sondern macht den Zuschauer von Beginn an neugierig auf deren Interaktion.
Harry Belafonte spielt seine Rolle reserviert, leicht kühl sowie eher besonnen und zeigt aber, wenn es nötig ist, die erforderliche Präsenz. Man nimmt ihm das Ganze sofort ab und zweifelt nie daran, dass er der Boss im Hey Hey Club ist.
Wie angesprochen ist die Erzählweise sehr ruhig, selten kommt etwas Dynamik in die Szenen. Und wenn, dann sind diese so gewollt und bleiben dem Tenor des Films treu. Das heißt aber nicht, dass der Film langatmig ist, das Tempo entwickelt sich aus dem Handeln der Figuren, die Dialoge aus den Gesprächen, wodurch man gespannt dem Ende entgegenfiebert. Erfrischend ist, dass auf Klischees wie Schwarz und Weiß fast komplett verzichtet wird. Man versucht, den Zuschauer nicht zu beeinflussen, wie zum Beispiel hier ist der Rassist und dort der Gute. Wenn überhaupt, dann mit ein paar Andeutungen in diversen Nebensträngen, die der Zeit entsprechen und nichts dramatisieren.
Sicherlich muss man die Film-Noir-artige Inszenierung schon mögen oder sich zumindest darauf einlassen können. Hier wirkt das Gangstermilieu fast schon unaufgeregt und mit der stark im Vordergrund stehenden Jazz Musik vielleicht schon etwas romantisch. Aber gerade dieser Mix macht ihn so unterhaltsam, sehenswert und natürlich extrem hörenswert.
Ich persönlich kannte den Film „Kansas City“ , habe auch nichts gegen etwas Jazz zwischendurch. Dazu ein gelungener Einblick in die Zeit der 30er Jahre von Robert Altman, die nicht Schablonenhaft wirkt und man das Gefühl hat, alles schon einmal gesehen zu haben. Er zeigt die Depressionen der Zeit ebenso gekonnt, wie die Lust am Leben, und durch die gekonnte Einbindung der stetig präsenten Jazzband, flüchtet man förmlich mit aus dem tristen Alltag der Protagonisten. Das Ganze eingebettet in sehr passende Kulissen, vermittelt es ein ehrliches Bild dieser Zeit.
Hier ist Robert Altman ein stimmungsvoller Film gelungen, mit besonderem Flair und das alles sind einfach beste Zutaten für einen schönen Filmabend.
Koch Media veröffentlicht diesen Film „Kansas City“ als Mediabook, leider gab es nur die Blu-ray und DVD Disc zu Testzwecken. Daher kann ich leider nichts zum Cover, Booklet oder Design des Mediabooks berichten.
Bild:
Der Film spielt überwiegend im Dunklen oder ist spärlich beleuchtet. Dennoch bietet er eine gute Schärfe und zeigt genügend Details. Der Schwarzwert und Kontrast können durchaus überzeugen, selten gibt es ein paar kleine Ausrutscher. Da selbst die dunklen Szenen noch genügend ausgeleuchtet sind, bleiben auch die meisten Details gut sichtbar. Auch wenn es hier mal ein paar Ausnahmen gibt, so ist das kaum der Rede wert. Die Szenen am Tag wirken natürlich ausgeglichener, auch wenn hier ein leichter Farbfilter eingesetzt wurde, welcher aber dem Gesamtbild entsprechen gut gewählt ist. Daher visuell gesehen, fängt es die Epoche, farblich gesehen sehr stimmig und adäquat ein.
Ton:
Der Film „Kansas City“ lebt in aller erster Linie von den Dialogen, diese werden hier bestens wiedergegeben. Auf gleicher Höhe hat die Jazz Musik ihren Stellenwert, die Tonspur der Blu-ray bietet uns diese in DTS-HD MA 2.0 und stellt die Musik sehr gelungen in den Raum. Die einzelnen Instrumente sind gut zu orten und lösen sich perfekt von den Lautsprechern, hier entsteht für den Zuschauer eine eindrucksvolle Bühne. Nebenher werden noch einige Nebengeräusche dezent aber angemessen integriert. Von der Dynamik her ist es natürlich kein Vergleich mit heutigen Tonspuren, allerdings bietet diese 2.0 Abmischung schon einiges, gerade in musikalischer Hinsicht.
Extras:
- Trailer
- Dokumentation Robert Altmans Kansas City
- Einführung von Filmhistoriker Luc Lagier
- Interviews mit Cast und Crew
- Behind the Scenes
- Bildergalerie
- Booklet
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
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