Es ist mal wieder Zeit, ein bisschen nostalgisch zu werden. Mit „Jason King“ aus den Jahren 1971/72 veröffentlicht Pidax alle 13 deutsch synchronisierten Folgen auf vier DVDs. „Jason King“ ist ein Spin-off der damaligen Vorgänger Serie „Department S“ aus den Jahren 1969/70. Dort spielte die gleichnamige Figur einen Krimi-Autor, der einer übergeordneten Sonderabteilung Interpols, nicht nur beratend, sondern auch aktiv zur Seite steht. Da sich der extrovertierte Charakter Jason Kings besonderer Beliebtheit erfreute, entschlossen sich die Macher, dieser Figur eine eigene Serie zu gönnen. Dabei wird Jason King hervorragend von Peter Wyngarde, herrlich blasiert und dennoch sehr clever sowie scharfsinnig, dargestellt. Erstmalig 2005 veröffentlichte Koch Films die Serie in einer Box inkl. der in Deutschland weder gezeigten noch synchronisierten Folgen. Wie sich nun die erneute Veröffentlichung von Pidax präsentiert und ob Unterschiede zur ersten Auflage von Koch bestehen, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.
Story:
Jason King Autor und Dandy hat seinen Dienst bei der Sonderabteilung „Department S“ quittiert, um sich wieder ganz der Schreiberei zu widmen. Sein Titelheld Mark Caine begeistert Leser im ganzen Land. Neuerdings erwecken die Romane nicht nur Interesse bei der Leserschaft, sondern auch bei Film und Fernsehen. Somit bleibt King einfach keine Zeit mehr für seine Ausflüge in die reale Verbrecherwelt von „Department S“. Doch sehr zum Missfallen seiner Verlegerin, wird King nicht nur von schönen Frauen abgelenkt. Immer wieder manövriert er sich selbst in die mysteriösesten Kriminalfälle. Doch mit Charme, Cleverness, immer einem lockeren Spruch auf den Lippen sowie einem scharfen Spürsinn und auch schlagkräftigen Argumenten, weiß Jason jeden Fall zu knacken.
Meinung und Wertung:
Die siebziger und achtziger Jahre waren die Geburtsstunde der Schnodder Synchro. Der wie so oft von seinen Fans zu Recht genannte, Synchro-Großmeister Rainer Brandt, veredelte selbst die langweiligsten Filme und Serien mit seinen genialen Dialogbüchern. Darunter solche Titel wie „Die Zwei“, „Ihr Auftrag Al Mundy“, „Department S“ und vieles mehr. So auch die Serie „Jason King“, die von lockeren Sprüchen in der deutschen Synchro unheimlich profitierte. Wie bereits geschrieben, handelt die Serie von einem Autor, der sich nur allzu gern in Kriminalfälle verwickeln lässt. Dabei schlüpft der extravagante und extrovertierte King nur allzu gerne in seine eigene Titelfigur Mark Caine. Oder andersherum, Mark Caine löst die Fälle, die Jason King selbst erlebt. Wobei King mehr zufällig in diese Kriminalfälle gerät. Am besten zu vergleichen kann man „Jason King“ mit der ebenfalls englischen Serie „Die Zwei“ mit Roger Moore und Tony Curtis, ebenfalls aus den 70er Jahren.
Wie so oft wurde auch „Jason King“ ein Opfer der Einkaufsmoral der deutschen öffentlich-rechtlichen Sender. Denn anstatt wie heute üblich, ganze Staffeln zu kaufen, wurde eine Auswahl „sendefähiger“ Titel für das deutsche Publikum getroffen. Doch damit nicht genug, damit diese u. a. auch in ein geplantes Ausstrahlungsfenster passten, schnitt man viele Folgen gerne auch mal um bis zu rund acht, neun Minuten zusammen. Dies traf in den 70er und 80er Jahren so gut wie jede Serie, von „Mit Schirm, Charme und Melone“ bis hin zu „Miami Vice“. Manches wurde auch des Inhalts wegen gekürzt, das ist aber ein anderes Thema. Um wieder auf „Jason King“ zurück zu kommen, gibt es auch hier nicht alle Folgen in synchronisierter Fassung. Pidax Veröffentlichung enthält nur die 13 synchronisierten Folgen, entgegen der Box von Koch Films, die auch die restlichen nicht synchronisierten Folgen enthält.
Fazit:
Kommen wir zum Fazit: Lange mussten Fans warten, während die Boxen von Koch Films zwischenzeitlich zu horrenden Preisen gehandelt werden, veröffentlicht Pidax diese nun wieder zu einem erschwinglichen Preis. Doch wie ich feststellen musste, gibt es ein paar Unterschiede. Wie gesagt enthält die Box einzig die synchronisierten Folgen. Dies wird aber eindeutig in der Beschreibung und auf der Verpackung kommuniziert, sodass ein jeder selbst abwägen kann, ob er zugreift oder nicht. Wesentlich schwerer liegt der Fall bei der Bildqualität des Ausgangsmaterials. Das erste, was mir in den Sinn kam: wer hat denn meinen UHD Player gegen einen Videokassetten-rekorder ausgetauscht?
Ich besitze die erste VÖ von „Department S“ von 2005, diese Box ist qualitativ identisch zur ersten „Jason King“ Box ebenfalls von 2005. Diese zog ich nun zum direkten Vergleich heran. Was dabei sofort auffällt, Koch Films muss bei „Department S“ und auch „Jason King“ Zugriff auf die wesentlich besseren englischen Master gehabt haben. So setzt man bei Pidax eindeutig auf die alten deutschen Fernsehausstrahlungen. Dies ist einwandfrei, an den deutschen Titel und Texteinblendungen der damaligen Zeit zu erkennen. Mir ist zwar nicht bekannt, aus welcher Quelle diese stammen, aber dieses Ausgangsmaterial muss enorm gelitten haben. Die Bildqualität ist gelinde gesagt sehr wechselhaft und variiert von Folge zu Folge. Diese reicht von teils gut über okay, bis naja. Das Bild leidet immer wieder an Unschärfen, Blitzern, Bildfehlern, zu steilen Kontrasten und überzeichneten Farben sowie auch Bildrauschen. Dazu führen Bildbewegungen, egal ob von Akteuren oder Kameraschwenks immer wieder zu Nachzieheffekten. So hat das Bild leider auch noch mit Doppelkonturen und unruhigen Bildstand zu kämpfen. Im direkten Qualitätsvergleich mit der alten nicht mehr erhältlichen Box verliert die VÖ von Pidax leider.
Zur Ehrenrettung möchte ich sagen, dass es dennoch von Pidax sehr löblich ist, sich dieser alten Serien anzunehmen. Ebenso muss man auch erwähnen, dass neue Lizenzen und / oder ein neues Bild- Mastering enorme Kosten verursachen und man diese natürlich bei dem zu erwartenden Gewinn abwägen muss. Zumindest bekommt man die Möglichkeit, die Serie zu einem weitaus geringeren Preis zu erwerben. Besonders wenn man sich die teils schon absurd hohe Preise, für die alten und gebrauchten Boxen bei den bekannten Online-Verkaufsplattformen anschaut.
Habt ihr die Serie gesehen, wie habt ihr sie empfunden, hat sie euch gefallen, bejubelt ihr sie oder fandet ihr sie bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
- siehe Fazit*
Ton:
Der Ton liegt für Deutsch und Englisch jeweils in Dolby Digital 2.0 vor. Dieses Format ist für eine Serie der damaligen Zeit zweckmäßig gewählt und geht soweit in Ordnung. Wobei mir aufgefallen ist, dass die deutsche Synchro einiges klarer als der englischen Original Ton klingt.
Extras:
Leider ist mir auch hier ein weiterer Fehler aufgefallen, denn entgegen der Angabe auf der Rückseite, konnte ich das Interview mit Jürgen Thormann, dem deutschen Synchronsprecher von Jason King, auf keiner der vier Discs finden.
Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.
(Marc Maurer)
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