Am 10. Dezember 2020 kam „Irreversible im Straight Cut “ auf Blu-ray, DVD und digital in den Handel und wir haben das Review dazu:
Story
Gerade hat Alex erfahren, dass sie schwanger ist, allerdings weiß es weder ihr Freund Marcus noch ihr Ex-Freund Pierre, der Alex immer noch innig liebt. Gemeinsam auf einer Party, kommt es zu einer Streiterei, worauf Alex die Feier verlässt und sich allein auf den Heimweg macht. In einer menschenleeren Fußgängerunterführung wird sie plötzlich von einem Fremden attackiert und vergewaltigt. Anschließend tritt und schlägt er noch ziemlich brutal auf Alex ein. Als Marcus und Pierre auftauchen, sehen sie nur noch die bewusstlose Alex, die von einem Krankenwagen abtransportiert wird. Beide sind entsetzt und versuchen dem Täter auf die Spur zu kommen, sie bekommen schnell einen Anhaltspunkt. Zusammen machen sie sich auf ins Rectum, einem Nachtclub. Dort soll sich der Vergewaltiger aktuell aufhalten und sie kennen seinen Namen.
Eindruck
Der Regisseur Gaspar Noe ist bekannt für seine kontroversen Filme. Schnell erlangte er den Ruf als Skandal-Regisseur. Mit Filmen wie „Menschenfeind“, „Enter the Void“ oder „Climax“ schockierte und faszinierte er das Publikum, wie auch Kritiker gleichermaßen. Rund vier Jahre nach „Menschenfeind“, im Jahre 2002, erschien sein Film „Irreversible“ und löste gleich riesige Empörung aus. Gaspar Noe erzählte seine Geschichte sehr brutal aber innovativ, nämlich rückwärts und verstörte zudem die Zuschauer mit äußerst harten Szenen.
Der Cast mit Monica Bellucci (Alex) und Vincent Cassel (Marcus) in den Hauptrollen, überraschte mich durchaus. Die beiden hätte ich kaum in einem derart verstörenden und extrem gewalttätigen Film erwartet. Aber beide spielen fantastisch auf und geben ihren Figuren die notwendige Tiefe. Auch für, ich sag mal freizügige Szenen, sind sich beide nicht zu schade gewesen, letztlich dient es hier der Geschichte. Das Setting, die Kulisse ist düster gehalten, mal abgesehen vom Anfang. Man sieht dunkle Ecken, zwielichtige Personen und auch der Nachtclub ist keiner, den man unbedingt besuchen muss. Dazu ein teils bedrückender Score mit hypnotischer Wirkung, dieser vertieft die düstere Atmosphäre genau richtig.
Fazit, Irreversible wurde ursprünglich rückwärts erzählt, ähnlich wie der Film „Memento“. Das erfordert eine gewisse Aufmerksamkeit. Es ist kein Film, den man bei zwei, drei oder mehr Bier schauen sollte. Auch wenn der Film in eine aggressive Kerbe schlägt, so ist er deutlich anspruchsvoller und anstrengender zugleich, „Irreversible“ erfordert Aufmerksamkeit. Jetzt erscheint der Film mit dem Straight Cut in regulärer Zeitfolge, eben von Anfang an. Schön, dass die Kinofassung ebenfalls zum erstmal als Blu-ray im veröffentlichten Limited Steelbook beiliegt. Natürlich stellt sich die Frage, funktioniert das? Funktioniert die Geschichte, die absichtlich und gewollt vom Regisseur rückwärts erzählt wurde, nun auch einfach geradeaus? Das kann ich mit einem klaren Ja beantworten, es funktioniert erstaunlich gut. Ein paar Umschnitte in gewissen Szenen gab es, aber der Film ist dadurch auch zugänglicher geworden.
Dennoch bleibt eines gleich, „Irreversible“ schockiert immer noch. Allein die Vergewaltigungsszene, nimmt selbst abgebrühte Hardcore Freaks mit. Minütlich leidet der Zuschauer mit Alex. Das Schlimme, ihr Leid, dauert lange, sehr lange. Eine verstörende, grausame und leidvolle Erfahrung, die der Zuschauer hier erdulden muss. Auch weil es dermaßen realistisch inszeniert ist, das einem nach Sekunden schon die Luft wegbleibt. An Intensität ist die Szene einfach nicht zu überbieten. Die Kino oder Original Version des Filmes suggeriert fast ein Happy End, am Ende sieht man das glückliche Paar. Der Straight Cut, erzeugt das Gegenteil. Es beginnt harmonisch und endet im Chaos. Eine für Kenner des Filmes ungewohnte Erfahrung, aber eine erfahrenswerte, eben Irreversible, also alles umgekehrt. „Irreversible“ ist aus meiner Sicht einer der französischen Terror-Horrorfilme, der einstigen französischen Welle. Fans des Genres kennen die vier Titel, mit „High Tension“, „Martyrs“, „Inside“ und auch „Frontiers“, machte sich Frankreich schnell einen Namen, bezüglich harter Filmkost. „Irreversible“ gehört aus meiner Sicht definitiv mit zu dem Kreis und das ist jetzt kein Kompliment oder eine Empfehlung, das ist Fakt. Schaut einfach selbst und urteilt, „Irreversible“ ist ein Film, dessen Bilder lange im Kopf bleiben. Selten erreichen Filme eine derart verstörende Wirkung, bei denen der Zuschauer in vielen Momenten gefühlt einen Schlag in die Magengrube bekommt, dieser ist so einer.
Da hier beide Versionen in der „Irreversible Blu-ray Limited Steelbook Edition“ sind, entscheidet ihr natürlich selber, womit ihr beginnt. Ich empfehle zuerst die ursprüngliche Kinofassung. Eines ist sicher, ob Kinofassung oder Straight-Cut, der Film entfacht immer eine einzigartige Sogwirkung, die fordernd und unbequem ist und den Zuschauer dabei auch zum Nachdenken anregt. „Irreversible“ ist Erfahrung und Erlebnis zugleich, kein einfacher Film, aber nicht weniger, als ein richtig guter.
Bild
Ein sehr körniges Bild, leicht hell zu Beginn und sehr orange-lastig gefiltert. Das Bild ist relativ kontrastarm, nicht unbedingt scharf, mit übermäßig kräftigen Farben bisweilen und zeichnet sich durch seinen dreckigen Stil aus. Die Farbgebung geht von warmer Note in eine aufdringliche, fast aggressiv erscheinende Farbe. Bei der Kinofassung ist der Verlauf, dann natürlich umgekehrt. Wie angedeutet, ein körniger, verwaschener Look durchzieht den Film, nichts für Freunde kristallklarer Bilder. Ich sag es mal so, macht ein klinisch reines Bild, einen Film besser? Meiner Meinung nach, nein! Hier würde ein Referenzbild einfach nicht passen, das Gezeigte trägt deutlich zu der düsteren Atmosphäre des Filmes bei. Umso schwerer fällt mir die Bewertung, regulär würde ich bei dem Gezeigten eine 5/10 vergeben. Ich muss mir aber in den Kopf rufen, dass alles so gewollt ist, es ist eben ein Stilmittel und dient nur dazu, um dem Gezeigten, eine besondere Stimmung zu vermitteln.
Ton
Schön dass eine DTS-HD MA 5.1 Tonspur vorhanden ist, der pulsierende, wie hypnotischen Score, wird sehr ansprechend in den Raum gestellt und der Soundtrack nimmt den Subwoofer gut in Beschlag, sprich, Standby Zeiten sind eher Mangelware. Der Film an sich ist recht dialoglastig ausgefallen, nutzt dabei aber geschickt das komplette Boxenset und beschert uns dabei ein mittendrin Gefühl. Hier gibt es nichts zu beanstanden. Eine dynamische wie raumfüllende Abmischung, die einfach Spaß macht.
Extras
- Trailer
- Die unumkehrbare Reise
- Audiokommentar von Gaspar Nö
- Audiokommentar von Filmwissenschaftler Prof. Dr. Marcus Stiglegger
- Die Spezialeffekte
Testequipment
JVC DLA-X35
SONY KD-77AG9
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
Hier erhältlich:
- Irreversible im Straight Cut – Limited Steelbook Edition (Blu-ray)
- Irreversible im Straight Cut – Collector’s Edition (DVD)
- Irreversible im Straight Cut (digital)
(Hartmut Haake)
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