Anime sind weltweit enorm beliebt, auch wenn diese von Nicht-Anime-Fans eher belächelt werden. Doch der Erfolg spricht für sich. Nicht umsonst produziert auch Netflix eigene Animes und Amazon sichert sich außerhalb von Japan die weltweiten Vertriebsrechte japanischer TV Animes. Jeder will was vom großen Anime-Kuchen abhaben. Aber neben Netflix und Amazon Prime bieten auch andere Streaming Sender Animes an. Einer der größten Anime Streaming Sender ist Crunchyroll mit ca. 50 Mio Usern weltweit. Nun haben sie angefangen, auch eigene Animes zu produzieren. Als erste Crunchroll Original Produktion hat man beschlossen, die Romanreihe „In/Spectre“ von Kyo Shirodaira zu adaptieren. Natürlich waren wir von Filme.de neugierig wie sich Crunchroll hier schlägt und haben die erste Staffel von „In/Spectre“ für euch getestet, sodass wir euch sagen können ob man Crunchyroll nun mit den großen Anime-Studios mithalten kann oder es eher heiße Luft ist.
Story:
Der junge Kuro besitzt übernatürliche Kräfte, doch seine Welt wird noch mal komplett aus dem Ruder geworfen, als er Kotoko trifft. Kotoko hatte nämlich schon lange ein Auge auf Kuro geworfen und hatte nur auf den richtigen Moment gewartet. Beim ersten Date stellt sich heraus, dass Kotoko eine Göttin ist und verbrecherische Yokai jagt, mächtige Monsterwesen, manche sind gut, manche weniger gut. Als mehrere Personen von einem Yokai ermordet werden, fängt Kotoko mithilfe von Kuro an, zu ermitteln.
Eindruck:
Die erste Staffel besteht aus 12 Folgen zu je 24 Minuten Laufzeit und sind nur im japanischen Original-Ton mit Untertitel abrufbar. Inhaltlich dauert es etwas, bis die Story in Fahrt kommt. Man lässt sich Zeit, die Charaktere in Ruhe vorzustellen. Anfangs wirkt es auch noch etwas wie ein bisschen Mission of the Week, aber das ändert sich im Verlauf und die Story wird durchgängiger und ist besser als großes Ganzes sichtbar. Die ruhige Erzählweise könnte vermutlich vielen Anime Fans aufstoßen. Es ist zwar an sich nicht langweilig, aber anfangs passiert auch nicht wirklich viel. Im Grunde sieht man erst mal, wie Kuro und Kotoko anfangen zu ermitteln. Das Ganze hat dann schon ein bisschen was von einer klassischen Crime Story, nur halt, dass hier Monster mit von der Partie sind und auch befragt bzw. verhört werden.
Vom Design her sind die „Monster“ aber wirklich sehr gelungen, sie sehen nicht nur optisch toll aus, sondern erweisen sich auch als sehr vielfältig, komplex und stellenweise tragisch. Wer es schafft, den Anfang zu überstehen, der wird aber sehr gut belohnt, weil die Erzähl-Geschwindigkeit steigert sich im Verlauf von Folge zu Folge, wird spannender und intensiver und vor allem Actionreicher. Hier muss auch gesagt werden, dass es nicht gerade zimperlich zur Sache geht und so manche Tötungen sehr blutig und brutal sind.
Die Action im Kampf mit der Serienkillerin ist auch hier toll choreografiert und vom Design her richtig großes Kino, aber man darf jetzt hier nicht mega Power Action wie z. B. bei „Psycho Pass“ oder „Akame Ga Kill“ erwarten. Denn die Kämpfe sind fast schon mehr oder weniger im Background, sprich während Kuro am Kämpfen ist, sieht man in erster Linie Kotoko am Laptop im Hintergrund sitzen, wie sie ruhig und gelassen am Überlegen ist, welche Ermittlungen anstellt, damit man die Serienkillerin aufhalten kann. Dadurch bleibt die Erzähl-Geschwindigkeit auch bei der Action eher ruhig. Etwas, was natürlich sehr gewöhnungsbedürftig ist. Aber ich muss sagen, die Gedankengänge, die Kotoko hier anstellt, machen Laune und es macht Spaß, ihr bei der Lösungsfindung zuzuhören.
Die letzte Folge dient dann als Epilog und sorgt dafür, dass die Story sehr rund abgeschlossen ist, falls es zu keiner zweiten Staffel kommen sollte, jedoch da an sich in der letzten Folge sowas von wenig passiert, dauert diese eine gefühlte Ewigkeit, so sehr, dass es fast schon besser gewesen wäre, die Staffel nach Folge Nr. 11 zu beenden.
Fazit:
„In/Spectre“ ist jetzt nicht die Überserie geworden, aber mit dieser Serie legt Crunchyroll einen sehr soliden Start hin. Die ruhige Erzählweise wird im Verlauf sicherlich viele abschrecken. Aber die Animationen und die Designs sind wirklich klasse und die Charaktere sind sehr liebevoll. Die wenige Action in der Staffel ist sehr brachial und toll anzuschauen. Die Story an sich sehr komplex erzählt, aber trotzdem, es fehlt noch das Gewisse etwas, um in der großen Liga mitspielen zu können. Aber wer weiß, was ja nicht ist, kann ja noch werden. Wir sind gespannt.
(Pierre Schulte)
©Bilder Crunchyroll Original – Alle Rechte vorbehalten!
Ich muss dem Artikel in einem Punkt widersprechen: Meiner Meinung nach wird der Anime im Verlauf langsamer und nimmt dann wieder an fahrt auf und wird nicht nach und nach immer „schneller“. Das kann, meiner Meinung nach, schon daran erkannt werden, dass die ersten 2 Folgen sehr kurz und knapp die Charaktere vorstellen und einen „Fall“ auflösen, während die restlichen 10 Folgen sich mit einem Fall und Kleinigkeiten der Hintergrundgeschichten der Charaktere beschäftigen.