Hustlers (2019) – Blu-ray Review | LEONINE | 03.05.2020

2019 präsentierte uns die Regisseurin und Autorin Lorene Scafaria („Mit den besten Absichten“) einen Mix aus Drama, schwarzer Komödie, Heist-Movie und einem Hauch Gesellschaftskritik. Dazu bediente sich Scafaria eines Zeitungsartikels der Autorin Jessica Pressler und entnahm diesem einige auf der Wahrheit basierenden Elemente. Dieser Artikel beschäftigte sich mit einer Gruppe von Stripperinnen, die ihre reichen Kunden zu Zeiten der Bankenkrise 2007 regelrecht ausnahmen. Mit von der Partie sind: Constance Wu („Fresh of the Boat“), Jennifer Lopez („Genug“, „Ice Age“) und Julia Stiles („Jason Bourne“, „Dexter“). Wie sich Scafarias Genre-Mix sich bei mir geschlagen hat, erfahrt ihr wie immer in den nachfolgenden Zeilen

Story:

Die Stripperin Destiny kommt finanziell gerade so über die Runden. So reicht es gerade so für sie und ihre Großmutter. Im Club ist sie eine von vielen und als Anfängerin auch noch nicht wirklich routiniert. Das ändert sich als Destiny auf Ramona Vega trifft, das „Zugpferd“ des Clubs. An Ramona kommt kein männlicher Gast vorbei. Während eines Gesprächs unter Frauen kommen sich die beiden näher und es entsteht eine Art Freundschaft. So nimmt Ramona Destiny unter ihre Fittiche und leitet sie an. Daher dauert es nicht lange, dass Dank reicher Banker und Broker bald die fette Kohle fließt. Doch der Reichtum ist von kurzer Dauer, als 2007 mit ungeahnter Wucht die Finanzkrise zuschlägt. Beide versuchen unabhängig voneinander, irgendwie Geld zum Überleben zu verdienen. Während Ramona einen festen Job gefunden hat, in dem sie wenigstens regelmäßig Geld für sich und ihre Tochter verdient, steht Destiny, inzwischen selbst Mutter, finanziell vor dem Aus und versucht sich erneut als Tänzerin. Doch in ihrem alten Club überwiegt der Anteil an russischen Mädchen, die einiges „Mehrwert“ für ihre Kunden bieten. Für Destiny bedeutet dies, ein einfacher Lap-Dance reicht nun nicht mehr aus, die Kunden wollen mehr für Geld. In diesen harten Zeiten trifft sie wieder auf Ramona, die von ihrem Job ebenfalls die Nase voll hat. Ramona hat einen Plan, wie sie wieder Kohle scheffeln können, ohne ihren Körper feil bieten zu müssen. So setzten sie die willigen „Freier“ unter Drogen und plündern in deren Rausch derweil ihre Kreditkarten. Kurz darauf fließt der schnöde Mammon wieder in Strömen. Doch Ramona scheint nicht genug zu kriegen und versucht, das Business mit weiteren „Mädels“ auszubauen. Skrupellos wird jeder ausgenommen der in ihre Fänge gerät. Doch Destiny plagen mehr und mehr Zweifel an ihrem Geschäftsmodel und sie sollte Recht behalten. Nach einigen missglückten Deals wird es für Destiny und Ramona verdammt eng, als sich die Polizei beginnt, an ihre Fersen zu heften.

Meinung und Wertung:

„Hustlers“ ist mal wieder einer der Filme, dessen Trailer erstens einen anderen Eindruck vermittelt und zweitens schon das Interessanteste gezeigt hat. Dabei hätte „Hustlers“ wirklich gute Unterhaltung werden können. Aber fangen wir von vorne an. Regisseurin Lorene Scafaria zeigt uns eine recht erfolglose Stripperin, die gerade so das Geld für sich und ihre Großmutter zusammen bekommt. Diese lässt sie auf die überaus clevere Ramona treffen, die weiß, wie man im Geld schwimmen kann. Dazu nimmt sie auf trickreiche Art und Weise ihre reichen „Zuschauer“ aus. Das Ganze klingt jetzt erstmal wie ein Film der „Oceans 11“ Reihe bzw. eher nach dem weiblichen Reboot, „Oceans 8“.

Doch Scafaria versucht noch mehr in diese Story einzubauen und so kommen noch Raffgier und das Muttersein mit ein. Sprich mehr Drama sowie eine Gesellschaftskritik, die das Leben von Müttern zeigt, die ihr Geld als Stripperinnen verdienen „müssen“. Dazu wird der Film mit leicht schwarzem Humor angereichert, der nicht immer passen mag. Das Problem an dieser Kombi, der Film will so viel unter einen Hut bringen, nichts davon aber so richtig. Was ich aber noch wesentlich negativer empfand, „Hustlers (2019)“ schafft es weder durch seine Figuren und noch weniger durch seine Dialoge, Sympathien beim Zuschauer aufzubauen. Ebenso scheitert der Versuch mittels Drama-Anteil, das Mitgefühl des Zuschauers für die Figuren zu erwecken. Dabei spielt der Cast wirklich gut auf, kann aber ebenfalls keine Sympathien aufbauen, was aber definitiv nicht am Schauspiel, sondern an den geschriebenen Figuren liegt. Die einzig witzige Szene des Films wurde bereits im Trailer verschossen und wirkt in ihre Gänze im Film auch längst nicht mehr so unterhaltsam, sondern eher pseudo lustig-dramatisch.

Fazit:

Machen wir‘s kurz und kommen zum Fazit: „Hustlers“ ist für sich gesehen leichte Unterhaltung für Zwischendurch. Der Nachteil daran, der Genre-Mix versucht zu viele Genre zu bedienen und schlussendlich hat man weder ein Drama noch eine Komödie. Die Gesellschaftskritik wirkt zu aufgesetzt und dient einzig als Vorwand dazu, um die Taten der Figure zu rechtfertigen. Denn genau hier versagt dieses Element, da im Film die Tänzerinnen ebenso skrupellos wie die „Freier“ reagieren und man schlussendlich keinen Sympathieträger im Film findet. Auch wenn einige Kritiker meinten, dass genau dieses Dilemma der Frauen nicht übersehen werden darf, bin ich wiederum der Meinung, ein Unrecht kann ein anderes nicht aufheben, geschweige denn als Rechtfertigung für gleiche Taten dienen. Somit bleibt für mich auch das Identifizieren mit diesen Figuren völlig aus. Regisseurin Scafaria versucht in diesem Zusammenhang die Mutter/Kind Karte auszuspielen. Doch dafür ist die Screentime der Kinder zu kurz und so manche Handlungen der „ach so treusorgenden Mütter“, direkt vor ihren Nachwuchs, auch nicht wirklich nachvollziehbar. So ist „Hustlers“ eher ein durchschnittlicher Unterhaltungsfilm geworden, der es durch seine Figurenzeichnung nicht schafft, den Zuschauer emotional abzuholen. Was ich dem Film aber dennoch zu Gute halte, er versucht am Ende nicht alles mit Friede, Freude, Eierkuchen zu erklären, sondern bleibt sich zumindest damit treu, dass entsprechende Taten andere nicht ungesühnt lassen. Dennoch gibt es so etwas wie eine Light Version eines Happy Ends oder sagen wir mal eine versöhnliche End Szene. Die ich als eine der wenigen sogar für nachvollziehbar hielt, welche den Film auch wieder etwas aufwertete.

Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.

Bild:

Das Bild ist knackig scharf, Farben und Kontraste sind durchwegs ausgewogen, wobei die Farben gerne mal als Stilmittel überzeichnet werden. Der Schwarzwert ist ebenfalls gelungen und lässt Details nicht absaufen. An der Bildqualität gibt es soweit nichts auszusetzen, dennoch bekommt es nicht die Höchstwertung. Dies liegt daran, dass die überzeichneten Farben gerade in den Clubszenen, das Bild nicht mehr ganz so knackscharf aussehen lassen und diese teils matschig, weich wirken. Wobei das nur Gemecker auf gehobenem Niveau ist.

Ton:

Der Ton liegt in folgenden Formaten vor: dts HD-Master 7.1 für Deutsch und dts HD-Master: 5.1 für Englisch. Der Film selbst ist sehr dialoglastig und das meistert der Ton hervorragend, Dialoge bleiben stets verständlich. Dafür schafft es der Sound aber auch in den Club Szenen durchaus eine Disco Atmosphäre im heimischen Wohnzimmer zu erschaffen. Räumliche Effekte sind zwar seltener, werden aber gut in den entsprechen Einstellungen bei Außengeräuschen wie Verkehr, etc. in Szene gesetzt

Extras:

• Featurette: Red Carpet – Toronto Film Festival
• 3 Kinotrailer
• Trailershow

Technische Bewertungen beziehen sich immer auf das Alter und das vorhandene Ausgangsmaterial!

Wie immer möchte ich mich für eure Aufmerksamkeit bedanken und hoffe wir lesen uns bei meinem nächsten Review wieder.

(Marc Maurer)

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