Streaming Sender wie Netflix und Apple nehmen enorm viel Geld in die Hand, um Stars, Regisseure und Showrunner zu binden. Amazon macht es natürlich nicht anders. Für viel Geld haben sie Drehbuchautor, Regisseur und Oscarpreisträger Jordan Peele für sich gebunden. Den meisten bekannt durch Filme wie „Get Out“ oder „Wir“. Nachdem Jordan Peele bereits für Amazon die Doku Serie „Lorena“ produziert hat, startet er nun mit einer neuen Serie, und zwar „Hunters“. Jordan Peele ist aber nicht der einzige bekannte Name bei „Hunters“. „Hunters“ kommt nämlich mit einer gewaltigen Star-Power. Angeführt wird die Serie, nämlich von niemand geringeres als Oscar Preisträger Al Pacino. Also wenn das alleine schon nicht neugierig macht, dann weiß ich auch nicht. Wir von Filme.de waren natürlich mega neugierig und haben die Serie für euch getestet und können euch direkt sagen, ob die Serie den hohen Erwartungen gerecht wird.
Story:
New York 1977, der 19-jährige Jonah musste mit ansehen, wie seine geliebte Großmutter getötet wird. Kurz darauf nimmt ihn ein Freund seiner Großmutter, Meyer, unter seine Fittiche. Jonah findet heraus, dass seine Großmutter ein Teil einer jüdischen Gruppierung war, die Jagd auf in den USA untergetauchte Nazis macht. Jonah schließt sich der Gruppe an und bald finden sie heraus, dass die Nazis in den USA nicht nur untergetaucht sind, sondern auch ein Anschlag vorbereiten, dummerweise wird eine FBI Agentin auf die Gruppierung aufmerksam.
Eindruck:
Die erste Staffel besteht aus zehn Folgen zwischen 56 und 90 Minuten Laufzeit und ist durchgängig erzählt. Vom Stil her ist die Serie ein absolutes Genre Mix, man bekommt hier einen Mix aus Thriller, Action, Comedy, Drama, Heist Movie und Explotationfilm geboten. Es wirkt so, als könnte „Hunters“ direkt aus der Feder von Tarantino oder Guy Ritchie stammen. Dadurch wird die Serie natürlich sehr speziell, regelrecht im Minutentakt wechselt die Stimmung der Serie. Was aber gesagt werden muss, diese Serie ist nichts für einfache Nerven. Alleine schon die Rückblenden, welche das Leben im KZ beschreiben, sind knallhart, schonungslos, brutal und schlichtweg heftig. Diese Rückblenden werden immer wieder während der Staffel eingestreut, um so etwas mehr Background zu den Charakteren zu zeigen und natürlich auch um immer wieder zu zeigen, warum die Hunters das alles machen. Alleine durch diese Rückblenden ändert sich schon die Stimmung stellenweise brachial, da wird nämlich teilweise Mal eben von lockere Comedy zu schockierendes Drama gewechselt. Etwas, was natürlich nicht immer einfach zu verdauen ist und entsprechend auch sehr gewöhnungsbedürftig.
Optisch bekommt man aber bei der Serie was ganz Feines geboten. Nicht nur der Part im KZ ist von der Ausstattung her toll dargestellt, auch das New York der Siebziger kommt klasse rüber und man fühl sich wirklich klasse in die Zeit zurückversetzt, ähnlich, wie es Tarantino mit „Once Upon a Time in Hollywood“ mit den 60ern nicht besser machen konnte, zumal bei „Hunters“ auch reale Ereignisse mit eingebaut wurden, die sich im Jahr 1977 in New York abspielten.
Die Action während der Staffel ist sehr realistisch, heftig und sehr brutal, also der entsprechende Hinweis vor jeder Folge dazu kommt nicht von ungefähr. Logan Lerman, den meisten bekannt aus den „Percy Jackson“ Filmen, macht seine Sache als Hauptdarsteller wirklich super und führt den Zuschauer wirklich durch ein Wechselbad der Gefühle in dieser hochinteressanten Geschichte. Er spielt den Charakter auch sehr realistisch, wenn auch etwas übertrieben intelligent, aber dafür fiebert und leidet man wunderbar mit ihm mit, wenn man sieht, wie er in eine vollkommene andere Welt reingeworfen wird und alles andere als damit klarkommt und dadurch im Verlauf eine sehr gute charakterliche Entwicklung macht.
Als kleiner Showstealer erweist sich „How I met Your Mother“ Star Josh Radnor, herrlich schmierig und überheblich mit obligatorischer Porno Rotzbremse, sorgt er hier für jede Menge Lacher und verrückte Momente, ohne jetzt an seine alte Rolle aus Ted zu erinnern. Dazu lockert er auch des Öfteren so manch heftige Szene auf und hat auch direkt einen coolen Running Gag.
Die restlichen Charaktere machen ihre Sache ebenso super, auch wenn man sagen muss, dass sie ähnlich wie Josh Radnor stellenweise sehr verrückte Charaktere spielen, ich sag nur ehemalige MI6 Killerin, die ständig im Nonnenkostüm rumläuft. Wobei jeder vom Typ her komplett anders ist. Und dann ist da natürlich noch Al Pacino, der, auch wenn der komplette Cast wirklich gut spielt, er hier natürlich wieder über allen steht. Es ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, dass er ständig mit hebräischen Wörtern um sich wirft, wie fast alle jüdischen Charaktere, aber er ruft hier klar seine beste Leistung seit langem ab. Er spielt seine Rolle mit viel Gefühl, aber auch mit extrem viel Coolness und Intelligenz.
Es wird aber nicht nur im Originalton mit fleißig Hebräisch um sich geworfen, viele Dialoge sind auch komplett in Deutsch. Teilweise ganz gut, aber oft mit heftigem Akzent und leider auch recht häufig grammatikalisch falsch, aber immerhin im Gegensatz zu der berüchtigten Szene in „24“ bleibt es für Deutschsprachige noch verständlich. Trotzdem bleibt es dann schwer, den Charakteren abzunehmen, dass diese Personen wirklich Deutsche spielen sollen.
Von der Story her macht die Serie ohne Frage Spaß und auch der Drama Part ist wirklich gut, aber ich muss sagen, dass die Staffel stellenweise ein paar minimale Längen. Vielleicht eine Folge weniger hätte der Serie gutgetan, um in der obersten Liga mitzuspielen. Aber das ist nur eine minimale Schwäche, weil das Level der Staffel grundsätzlich wirklich hoch ist. Die Wendungen, die zu Schluss kommen sind extrem böse, damit rechnet keiner und schockt total. Das Ende selbst ist extrem cool und lässt einen gespannt zurück, wie man darauf bauen wird, falls eine zweite Staffel kommt.
Fazit:
Extrem hochwertig in Szene gesetzte Serie, mit einer wirklich tollen Starbesetzung, die sehr hervorragend spielen. Von Genre her will die Serie aber in keine Schublade passen. Es ist von allem etwas dabei und deswegen stellenweise auch etwas gewöhnungsbedürftig, da es mal recht durchgeknallt witzig ist, dann aber wieder knallhart schockierend und heftig. Aber die Story macht trotz kleiner Längen gut Laune und lässt sich tatsächlich trotz recht langer Laufzeit ganz ordentlich bingen. Eine zweite Staffel würde ich mir definitiv auch anschauen.
(Pierre Schulte)
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