House of Gucci – Blu-ray Review | Universal Pictures

House of Gucci Film 2021 Kinostart Trailer Blu-ray DVD Artikelbild

Am 10. März kam der Film „House of Gucci“ auf Blu-ray, DVD und Digital in den Handel und wir haben das Review dazu:

Gleich zwei Filme schickte Ridley Scott im Kinojahr 2021 ins Rennen: Das Mittelalter-Historiendrama „The Last Duel“ im Oktober sowie das Biopic „House of Gucci“ im Dezember. Über „The Last Duel“, dessen durchaus gelungene Bilder und handwerkliche Machart nicht darüber hinwegtäuschen können, dass der Film insgesamt misslungen ist, äußerte ich mich an anderer Stelle bereits in aller Ausführlichkeit. Wie aber steht es um „House of Gucci“, welcher ebenfalls auf tatsächlichen und in gewisser Weise historischen Begebenheiten beruht?

House of Gucci – Blu-ray Review Film 2022 Szenenbild
Photo credit: Fabio Lovino © 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.

Story:

1970 lernt die aus ärmlichen Verhältnissen kommende Patrizia Reggiani (Lady Gaga) in Mailand den Jurastudenten Maurizio Gucci (Adam Driver) kennen, welcher aus jener Familie stammt, der das gleichnamige Luxus-Modeunternehmen gehört. Die beiden verlieben sich ineinander, doch Heiratspläne führen zum Zerwürfnis zwischen Maurizio und seinem Vater Rodolfo Gucci (Jeremy Irons). Der Film beleuchtet die Ehe und das Zusammenleben Maurizios und Patrizias mit Krisen und familieninternen Konkurrenzkämpfen bis hin zum schicksalhaften Jahr 1995…

Eindruck:

Gemeinsam ist den Filmen „The Last Duel“ und „House of Gucci“ eigentlich nur, dass sie vom gleichen Regisseur stammen, jeweils einen realen Hintergrund haben und Adam Driver in einer der Hauptrollen zu sehen ist. Abgesehen davon ist „House of Gucci“ der weitaus bessere Film und zeigt sehr deutlich das Potenzial, das Ridley Scott als Regisseur mitbringt, jedoch nur allzu selten wirklich ausschöpft. Wo „The Last Duel“ an dem Bemühen scheiterte, ein künstlerisch ansprechendes Produkt zu sein, gelingt dies Ridley Scotts zweitem im vergangenen Jahr erschienenen Film mit Bravour. Der hochkarätige Cast leistet herausragende Arbeit und bietet neben den bereits genannten Darstellern auch Namen wie Al Pacino als Aldo Gucci oder Jared Leto als Paolo Gucci auf. Insbesondere Stefani Joanne Angelina Germanotta, weit besser unter dem Namen „Lady Gaga“ bekannt, welche die Welt  ansonsten vorrangig musikalisch bespaßt, entpuppt sich in der Rolle der Patrizia Reggiani als echte und ungeahnte Schauspielüberraschung.

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Photo credit: Fabio Lovino © 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.

Wie es sich für einen Film gehört, der im luxuriösen Mode-Milieu spielt, sieht „House of Gucci“ zu jeder Zeit erhaben, edel und schlicht fantastisch aus. Der Film ist von den Sets und Kulissen bis hin zu Bekleidung und Make-Up äußerst opulent und elegant eingerichtet, sodass sich in jeder der 158 Minuten filmische Schönheit und Ästhetik finden lassen. Es ist hier auch hilfreich, dass man den größtenteils in Italien spielenden Film konsequenterweise an authentischen Schauplätzen in eben diesem Land drehte. Gewöhnungsbedürftig, aber ebenfalls konsequent ist der italienische Akzent, mit welchem die Darsteller in der englischen Originalversion sprechen. Für ein Experiment wie es Regie-Exzentriker Quentin Tarantino 2009 bei seinem großartigen „Inglorious Basterds“ wagte, in welchem je nach Situation und Charakteren vorrangig Französisch, Deutsch oder auch Italienisch gesprochen wird und Englisch nur am Rande vorkommt, fehlt Ridley Scott vermutlich der Mut. Doch auch so gelingt die Immersion und die filmische Versetzung nach Italien größtenteils – auch wenn es nicht nötig gewesen wäre, die Charaktere in „House of Gucci“ ostentativ gar so viele Espressi trinken zu lassen, um uns zu überzeugen, dass der Film auch wirklich in Italien spielt. Einmal davon abgesehen, dass das, was wir unter Espresso verstehen und im Film fälschlicherweise auch so genannt wird, in Italien schlicht als Kaffee gilt.

Die elegante, stilvolle und mondäne Optik in „House of Gucci“ hat jedoch noch eine andere Funktion als nur diejenige, den Film schön aussehen zu lassen. Diese Äußerlichkeit der Geschichte, der Charaktere und des Settings kontrastiert sehr effektiv damit, was dahinter steckt, was sich hinter diesen extravaganten und glamourösen Kulissen abspielt. Und genau hiervon erzählt „House of Gucci“ vorrangig. Dabei beginnt er scheinbar harmlos als relativ lockere Liebesgeschichte zwischen dem reichen Unternehmersohn und Jurastudenten Maurizio Gucci und Patrizia Reggiani, der Tochter eines Transportunternehmers. Der Film entwickelt langsam die aufkeimende Liebe zwischen zwei Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, arbeitet Schritt für Schritt jedoch das sich anbahnende Konfliktpotenzial ein. So ist Maurizios Vater Rodolfo etwa gegen die von Maurizio geplante Ehe mit einer Frau aus vergleichsweise niedrigem Stand, und er stellt seine Überzeugung in den Raum, dass Patrizia Maurizio nur als Mittel zum Zweck, als Sprungbrett verwenden möchte, um den sozialen Aufstieg in die „High Society“ von Mailand zu vollziehen.

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Photo credit: Fabio Lovino © 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.

Wirklich spannend und damit ihr volles Potenzial entfaltend, gerade im Zusammenspiel mit der visuellen Gestaltung, wird die Geschichte, wenn sich innerhalb der Gucci-Familie verschiedene Fraktionen und Gegenfraktionen bilden, die einen Machtkampf um die Vorherrschaft innerhalb des Modeimperiums ausfechten. Die Assoziation, welche der Name des Films zur US-Politikserie „House of Cards“ weckt, sollte nicht als Zufall abgetan werden. Nicht zuletzt auf das Betreiben Patrizias hin kommt es über den gesamten Film hinweg zu verschiedenen und wechselnden Bündnissen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern, zu Verrat, Intrigen und Betrug – bis die Geschichte ihren tragischen Höhepunkt erreicht, welcher den tatsächlichen Geschehnissen entspricht. In diesen Momenten ist „House of Gucci“ besonders stark, wenn er all die Dinge und Vorgänge hinter den prächtigen Kulissen des Unternehmens Gucci und seiner Protagonisten zeigt. Diejenigen Dinge also, von denen der wohlhabende Kunde, der sich luxuriöse Artikel des Unternehmens kauft, nichts mitbekommt. „House of Gucci“ ist ein besonders am Ende sehr nachdenklicher Blick auf Machenschaften und Kungeleien hinter einer glänzenden Fassade.

Bild:

Die Bildqualität ist sehr hoch und erfüllt alle Erwartungen, die man an eine Blu-ray-Ausfertigung entrichtet. Das Bild ist sehr klar und detailliert und übertrumpft in dieser Hinsicht auch ein Stück weit die Bildqualität vieler anderer Blu-rays.

House of Gucci – Blu-ray Review Film 2022 Szenenbild
Photo credit: Courtesy of Metro Goldwyn Mayer Pictures Inc © 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.

Ton:

Hier gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln. Der englische Originalton ist in den Dialogen klar und stets verständlich. Auch der Soundtrack, der vor allem auf Popmusik aus den 1960er und 1970er Jahren sowie auf klassische Musikstücke zurückgreift, kommt gut zur Geltung.

Fazit:

Ridley Scotts filmisches Œuvre ist bekanntermaßen durchwachsen. Von Meisterwerken (allerdings eher im Frühwerk des Regisseurs zu verorten) bis hin zu Schund ist alles dabei. Auch wenn der Regisseur mit „House of Gucci“ nun keinen Film von der Gewalt und Bedeutsamkeit eines „Alien“ oder „Blade Runner“ schuf, gelang ihm erfreulicherweise doch ein sehr guter Film. Dass Ridley Scott sich noch einmal so stark zurückmelden würde, war mit Blick auf sein Gesamtwerk nicht unbedingt zu erwarten – umso angenehmer ist die Überraschung jedoch.

 

Hier erhältlich:

  • House of Gucci (Blu-ray)
  • House of Gucci (DVD)
  • House of Gucci (Digital)

(Pascal Weber)
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Bewertungen: 4.9 / 5. 917

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