„High Life“ ist ein dystopisches Science-Fiction Drama aus dem Jahr 2019, der französischen Regisseurin Claire Denis, die auch das Drehbuch schrieb. Der französische Philosoph und Astrophysiker Aurélien Barrau war als wissenschaftlicher Berater an diesem Projekt beteiligt. Für die Hauptrolle des Monte konnte „Robert Pattinson“, bekannt aus den „Twilight Filmen“ und zukünftiger „Batman“ Darsteller, gewonnen werden. Oscar-Preisträgerin Juliette Binoche übernahm die Rolle der Bordärztin Dibs und André Benjamin bekannt aus der HipHop Combo „OutKast“ spielt Tcherny. Der Film wurde durch verschiedene Filmförderungen aus Frankreich, England und Deutschland finanziert, die Dreharbeiten selbst fanden in den Kölner Medienparks NRW Studios statt. Wie sich der Film im Vergleich zu seinen Genre Vertretern wie „2001“, „Lautlos im Weltall“ und unter anderem auch „Moon“ geschlagen hat, möchte ich euch in diesem Review erläutern.
Story:
Ein Raumschiff in den Tiefen des Alls, auf dem Weg zu einem schwarzen Loch und bereits jenseits unseres bekannten Sonnensystems. Die Besatzung, von der Gesellschaft ausgestoßene, kriminelle Individuen. Die Wahl, die man ihnen ließ, bestand entweder aus der Todesstrafe oder einer wahnwitzigen Mission. Der Plan, der hinter diesem Unterfangen steckt, Energie am Rande eines schwarzen Lochs aufzufangen. Unter strenger medizinscher Kontrolle einer ebenso kriminellen Ärztin namens Dibs, sind ihr alle Besatzungs-Mitglieder ausgeliefert. Auch sie verfolgt einen irrsinnigen Gedanken. Sie versucht die weiblichen Mitglieder der Crew, mit Sperma der Männer künstlich zu befruchten, doch die kosmische Strahlung macht diese Hoffnung immer wieder zunichte. So arbeitet die Mannschaft jeden Tag ihre tristen Aufgaben ab. Die einzige „Unterhaltung“ ist die Fuck-Box, in der die Crew ihre sexuellen Fantasien auslebt. Nur Monte enthält sich diesen „Freuden“, seiner Meinung nach macht es ihn stärker, woraufhin er von den anderen Mönch genannt wird. Doch diese surrealen Befriedigungen lösen nicht alle Probleme und die Erkenntnis über den Diebstahl der eigenen Existenz lässt die unterdrückten Emotionen explodieren. So kommt es zu Gewalt, Rache, Vergewaltigung, Samenraub, ungewollte Befruchtung und einer nach dem anderen kommt auf die eine oder andere Art zu Tode. Einst waren sie rund ein Dutzend, doch nun lebt an Bord niemand mehr, außer Monte und einem Baby, seinem Baby. Welches er dem Irrsinn von Dr. Dibs zu verdanken hat. Monte hält alleine das Raumschiff in Gang und kümmert sich um seine Tochter Willow, bis diese zu einem Teenager herangewachsen ist. Nun hat auch das Raumschiff sein Ziel, das schwarze Loch, erreicht. Für Monte und Willow ist der Zeitpunkt gekommen, einen Schritt weiter zu gehen…
Meinung und Fazit:
Ich muss sagen, der Film ließ mich am Ende etwas sprachlos zurück, was hatte ich da denn gerade gesehen. Der Film eifert im Stil, seinem Look, seiner Story und dem Schauspiel, Titeln wie, „2001“, „Lautlos im Weltall“, „Event Horizon“ oder auch „Moon“ nach. Dabei erreicht er aber nicht deren Klasse, kann aber dennoch für sich alleine stehen. Der Plot verfolgt einen ganz eigenen, in dieser Form bisher noch nie gezeigten Stil. Im Mittelpunkt stehen die von der Gesellschaft Verstoßenen. Menschen, die für ihre Taten die Todesstrafe erwartet hätten. Doch die Wahl an dieser Weltraum Mission teilzunehmen, gibt ihnen eine zweite Chance. Im Verlauf des Films ist man sich als Zuschauer aber nicht mehr sicher, ob die Todesstrafe nicht doch die bessere Wahl gewesen wäre.
Zu Beginn des Films sehen wir Robert Pattinson, der versucht das Raumschiff zu reparieren. Über Funk hört er die Schreie seiner kleinen Tochter. Die Vorgeschichte wird durch Monologe Pattinsons erzählt und im späteren Verlauf auch mit realen Bildern in Rückblicken der vergangenen Tage, Wochen, Monate gezeigt. Bis zu dem Punkt, wo er allein mit seiner Tochter auf dem Raumschiff verbleibt. Dieses Heranwachsen der Tochter geschieht aber so sprunghaft, dass ich im ersten Moment nicht wusste, ob das nun die Tochter oder wieder eine Rückblende darstellt. Eigentlich besteht der Großteil des Filmes aus Monologen und Rückblenden. Die gezeigten Bilder sind je nach Sichtweise mutig bis heftig, besonders, wenn die Körperflüssigkeiten überlaufen. Manches davon könnte auch problemlos aus einem deftigeren Erotikstreifen entsprungen sein. Auch die Formen des Ablebens sind sehr „abwechslungsreich“ und teils emotionslos dargestellt. Dies reicht von einem ganz normalen Infarkt bis zum Zerbersten eines Körpers in einem Raumgleiter, der den einwirkenden Kräften nicht mehr gewachsen ist.
Ich vermute mal, dass dies wieder einer der Filme sein wird, den die Kritiker bejubeln und das Publikum ziemlich gespalten zurücklässt. Und was soll ich sagen, meine Recherchen in die Richtung geben mir Recht, die Kritiker sind mit ihren Aussagen sehr wohlwollend unterwegs. Dieser wird das Komplexe lieben, während der normale Zuschauer eventuell verstört zurückbleibt. Ich für mich interpretiere den Film so: Der Science-Fiction Anteil ist dabei nur die Kulisse und soll die Einsamkeit und Hilflosigkeit in einer lebensfeindlichen Umgebung darstellen. Der Mensch wird dabei zu einem Versuchskaninchen und die Isolation fördert unterdrückte Triebe zu Tage. Die sexuellen und teils gewalttätigen Szenen finde selbst ich irritierend und heftig. Doch diese sollen wohl zeigen, zu was die Isolation führt und wenn dann noch die Erkenntnis wie ein Blitz einschlägt, dass es nichts mehr gibt, wofür es sich eigentlich zu leben lohnt, fallen alle Hemmungen und Hürden. Der philosophische Aspekt bezieht sich auf die Punkte, Leidenschaft, Tod, Gewalt, Sex und der Erkenntnis des eigenen Seins. Dabei zeigt Regisseurin Claire Denis diese genannten Punkte absolut ungeschönt. Das dauernde Thema der künstlichen Befruchtung schwebt dabei während des ganzen Films wie ein Damokles Schwert über der Ärztin und ihrer menschlichen Befruchtungs- und Gebärmaschinen. Interessant dabei, gezeigte Sternenkonstellationen oder auch das schwarze Loch, wirken wie ein Befruchtungsvideo aus dem Biologieunterricht. Die Sterne sind die Spermien und umkreisen Planeten oder das schwarze Loch wie eine Eizelle. Das Ende hat dann etwas von „2001“, es ist die Ankunft am schwarzen Loch, gekleidet in ihren Raumanzügen, fliegen Monte und Willow in ihrem Raumgleiter auf dieses zu. Die Schlussszene endet für Monte und Willow, losgelöst von Raumgleiter und Raumanzügen mit dem Dialog: „sollen wir?“, „Ja“…
Mit dem Fazit tue ich mich ehrlich gesagt etwas schwer. Den philosophischen Ansatz über Leben und Tod habe ich schon verstanden. Die bizarren, gewalttätige und sexuelle Bildsprache stoßen mich aber wieder etwas ab. Ebenfalls ist mir klar, dass man mit solchen Bildern Aufmerksamkeit erregen will und das Gezeigte, eindringlich in des Zuschauers Hirn zu verankern versucht. Doch nur mit provozierenden Bildern ist es bei mir nicht getan. Dafür ist der Film mir dann doch nicht komplex genug, sondern nur auf die menschlichen Triebe reduziert. Die im Angesicht der eigenen Sterblichkeit die Oberhand gewinnen, sowie das genialer Geist und gute Absicht, nah an der Besessenheit wandeln. Die Absicht, mich gedanklich länger mit dem Film beschäftigen zu wollen, hat die Regisseurin zumindest bei mir verfehlt. Dennoch muss man ihr eines lassen, die Inszenierung ist sehr mutig, dass jetzt Gesehene habe ich nach Sichtung des Trailers tatsächlich nicht erwartet. „High Life“ ist zwar in meinen Augen nicht das oft in Kritiken gelesene Meisterwerk geworden, aber trotzdem ist es irgendwie ein interessanter Film. Freunde dieses Genres sollten diesen einfach mal zum Vergleich sehen. Allen anderen, die schon mit „2001“ und anderen Titeln dieser Art nicht warm geworden sind, dürften auch mit „High Life“ wohl nicht glücklich werden.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild ist teils auf gehobenem Niveau, doch die eingesetzten Stilelemente wie verschiedene Lichteffekte, Close-Ups, Farbspiele, Unschärfen, lassen das Bild immer recht unterschiedlich wirken. Gerade Close-Ups sind sehr scharf, doch das Lichtspiel lässt manche Details immer wieder verschwimmen. Farben und hell/dunkel Kontraste werden entsprechend als Stilmittel eingesetzt. In Rückblenden überwiegt meist eine graue Farbgebung, die durch die Sets und Kostüme unterstützt wird. Das einzig Konsistente ist der Schwarzwert, dieser ist durchweg ausgewogen.
Ton:
Der Ton liegt in Deutsch und Englisch, jeweils in Dolby Digital 5.1 und Stereo vor. Die Dialoge sind durchweg gut verständlich, Musik- und Soundeinlagen unterstreichen nur die Dialoge, ohne Überhand zu nehmen. Dennoch unterstützen sie die jeweilige Stimmung mit sauberem Klang.
*Für den Film gibt es auf der DVD ebenfalls eine Hörfilmfassung.
Extras:
- Interviews mit Juliette Binoche, Robert Pattinson, Lars Eidinger und Andrè Benjamin
- Trailershow
Leider gibt es zu diesem außergewöhnlichen Film keine weiteren Extras, nicht mal ein Interview mit der Regisseurin selbst. Schade, ich hätte gerne mehr über das warum, weshalb und wieso sie diesen Film so anlegte erfahren.
(Marc Maurer)
©Bilder, Trailer und Medium zur Verfügung gestellt von Pandora Film GmbH – Alle Rechte vorbehalten.
Hi Marc, vielen Dank für dein Review. Ich selbst habe den Film auch gesehen und musste das Ende zwei mal sehen, da ich dachte ich hätte etwas übersehen. Aber nein, die meinen das tatsächlich ernst. Trotzdem möchte ich ihn unbedingt noch mal sehen, denn ich denke, der Film ist vielschichtiger, als man denkt und mit dem Wissen um das Ende sicherlich bei der zweiten Sichtung noch aufschlussreicher. Aber ich mag auch Filme wie „2001“ 😉
Gern geschehen, ich brauch auf jedenfall erstmal ne Pause bis zur Zweitsichtung, der Film ist schon recht heftig, da muss man das Gesehene erstmal verdauen. 😉
Ich werde ihn als Sci-Fi Fan definitiv schauen, ich bin gespannt..!