Am 25. November 2021 kommt „Hexen hexen“ auf Blu-ray und DVD in den Handel und wir haben das Review dazu:
„Ein charmantes Märchen vom Kampf gegen glatzköpfige und zehenlose Hexen!“
Die erste Verfilmung von Roald Dahl´s „Hexen hexen“ (1990) mit Anjelica Huston in der Hauptrolle liegt nun schon eine Weile zurück und so dachte sich Regisseur Robert Zemeckis („Zurück in die Zukunft“), dass es nun an der Zeit wäre, den Stoff neu zu adaptieren. In den USA erschien der Fantasy-Streifen, der im Original „The Witches“ heißt, im Oktober 2020 „dank“ Lockdowns während der Pandemie direkt beim Streaming-Anbieter HBO Max, während er bei uns in Deutschland einen Monat später auf Sky zum Abrufen bereitstand. Seit 07.11.2021 kann man ihn übrigens auch auf Netflix streamen. Aber auch für Filmsammler hat Warner ein Herz und veröffentlichte nun im Vertrieb von Universal fürs heimische Wohnzimmer „Hexen hexen“ (2020) sowohl als DVD und auch als Blu-ray Disc, jeweils im herkömmlichen Keep Case. Das filme.de Team konnte sich für euch bereits die hochauflösende Blu-ray ansehen und sie auf Herz und Nieren prüfen.
STORY:
„Hexen hexen“ (2020) erzählt die herzerwärmende Geschichte eines jungen Waisenjungen, der Ende der Sechziger Jahre zu seiner liebevollen aber geheimnisvollen Großmutter in die ländliche Stadt Demopolis in Alabama zieht. Als der Junge und seine Großmutter immer öfter auf einige teuflische Hexen treffen, verfrachtet diese unseren jungen Helden klugerweise für ein Weilchen in ein opulentes Hotel mit Strandanbindung. Bedauerlicherweise kommen sie genau zur selben Zeit an, zu der die Ober-Großmeisterhexe sich und ihre Weggefährtinnen unter falscher Identität aus allen Teilen des Erdballs versammelt hat, um ihre ruchlosen Pläne zu verwirklichen.
EINDRUCK:
Ehe nun einige Fans der Erstverfilmung von 1990 vielleicht „Blasphemie“ rufen, soll zu allererst erwähnt werden, dass auch Neuauflagen eine faire Chance verdient haben und das „Original“ ja immer das Original bleiben wird. Auch ich mag, ganz im Gegensatz zu Autor Roald Dahl, die Verfilmung von 1990 und wünsche sie mir selbst endlich als deutsche Blu-ray Disc in Händen halten zu dürfen, aber solche Vergleiche führen meistens ohnehin zu nichts. Daher wird das Hauptaugenmerk dieses Reviews so gut es geht auf die Neuverfilmung gerichtet. Außerdem darf man nicht übersehen, dass nun niemand geringeres als Robert Zemeckis („Zurück in die Zukunft“, „Forrest Gump“, „Der Polarexpress“) Regie führte, während Fantasy-Koryphäe Guillermo del Toro („Pans Labyrinth“, „The Shape of Water“) und Kenya Barris („Black-ish“) am Drehbuch mitwerkelten. Aber zurück zum Film selbst.
Wie in allen seinen Filmen, schaffte es Zemeckis auch dieses Mal binnen Minuten eine lebendige sowie glaubwürdige Welt zu erschaffen, die uns dank einer warmen Farbpalette, einer bis ins letzte Detail durchdachten Ausstattung und den goldenen Oldies des Soundtracks allzu vertraut erscheint. Aber es stimmt schon, der leicht zottelige Charme des bereits 30 Jahre alten Erstverfilmung wich einem Südstaaten-Look und auch Anne Hathaways Oberhexe wirkt im Vergleich zu Anjelica Hustons Darstellung ein wenig cartoonhaft – fast schon wie eine Mischung aus Joker und Venom. Diejenigen, die mit Zemeckis Werken vertraut sind, werden auch an allen Ecken und Enden Fingerabdrücke des Regisseurs finden, denn vom Forrest Gump-artigen Hit-Soundtrack, dem ruhigen Erzähltempo eines „Cast Away – Verschollen“ bis hin zum makabren Produktionsdesign von „Der Tod steht ihr gut“ ist wieder alles vertreten. Also keine Sorge, „Hexen hexen“ (2020) wurde nicht die klobige Katastrophe, die viele Filmfans im Vorfeld erwartet hatten.
Stattdessen wurde daraus eine raffinierte und liebevolle Produktion, dessen Story sofort packt, auch wenn im Mittelteil einige unnötige Längen auftreten. Tatsächlich hält sich Zemeckis noch näher an die Vorlage, während Action und auch einige Lacher nicht zu kurz kommen. Dazu fangen noch prächtige Bilder von Stamm-Kameramann Don Burgess und verrückte Kamerawinkel perfekt das Chaos im Hotel ein. Auch die namensgebenden dämonischen Hexerinnen werden schön schaurig und eklig in Szene gesetzt – was uns zum nächsten Punkt bringt.
Für Eltern sicher nicht uninteressant ist die Altersfreigabe ab 12. Diese sollte, wenn möglich, eingehalten werden. Zahlreiche verzerrte Fratzen, Schockmomente und rabiate Übergriffe sind absolut nichts für zartbesaitete junge Kinderaugen. Wenn die Kids unbedingt schauen möchten, dann bitte gemeinsam mit den Eltern.
Aber zurück zum Cast, denn dieser ist wahrlich der Schlüssel zum Erfolg dieses Films. Den im wahren Leben guten Freunden Anne Hathaway („Interstellar“) als fiese Oberhexe und Stanley Tucci („Der Teufel trägt Prada“) sieht man genauso gerne in seiner Rolle als unglücklicher Hotelmanager über die Schultern, wie auch Jungdarsteller Jahzir Bruno („The Christmas Chronicles 2“) als namenloser Heldenjunge.
Der wahre Star der „Hexen-Show“ ist jedoch Oscarpreisträgerin Olivia Spencer („The Help“, „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“, „Ma“). Die Rolle der Großmutter ist wahrlich eine Tour de Force. Sie spielt eine Frau, die einem eine „verdiente“ Tracht Prügel androht, während sie gleichzeitig eine liebevolle Umarmung schenkt, wenn man sie braucht. Ob es darum geht einen Zaubertrank zu brauen, Sicherheitsratschläge zu erteilen oder zu erzählen, wie ihre beste Freundin in ein Huhn verwandelt wurde – Spencers Leistung ist das Herz und die Seele dieses fantastischen Films.
Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt und so hat auch „Hexen hexen“ (2020) so seine Schwachstellen. Da wären zum einen die bereits oben angesprochenen Längen im Mittelteil. Hier wird das Erzähltempo kurzfristig drastisch heruntergefahren – das kann man als Fan von ruhigen Inszenierungen natürlich auch wieder gutheißen. Zum anderen treten viele CGI Effekte offensichtlich als solche hervor und nehmen, obwohl Masken und Make-Up clever integriert wurden, so etwas den Zauber aus besagten Szenen. Dennoch, Robert Zemeckis weiß immer noch, wie man schick ausgestattete Abenteuer voller fantastischer Effekte zusammenstellt. Gepaart mit dem großartig aufspielenden Cast, ist „Hexen hexen“ (2020) perfekt für einen (FSK 12) grusligen Filmabend.
BILD:
Der Film wird uns im beliebten Ansichtsverhältnis 2,39:1 präsentiert und bietet neben warmen, teils sepia angehauchten Farben einen sehr hochwertigen Look. Details lassen sich fast jederzeit unzählige ausmachen. Seien es die Flecken auf der Linse des Projektors in den ersten Minuten, die Muster der eleganten Kostüme der Hotelgäste, die hübschen Verzierungen an den Wänden der Hotelflure oder aber auch Hautporen der menschlichen Protagonisten – alles kommt sehr scharf und plastisch zum Betrachter. Vollständig digital gedreht mit einer hochwertigen Panavision Millenium Dxl2 sowie einer nicht weniger exzellenten Red Weapon Monstro Kamera, bekommen wir hier neben einer enormen Laufruhe auch feinstes (künstlich hinzugefügtes) Filmkorn zu Gesicht. Der Kontrast ist klasse und überstrahlt so gut wie nie, nicht einmal bei den hellen Außenszenen. Lediglich der Schwarzwert könnte bisweilen etwas satter ausfallen und auch die CGI Effekte (Anne Hathaways Schlange!) wirken stellenweise etwas zu weich.
TON:
- Deutsch DD 5.1
- Deutsch (Hörfilmfassung) DD 2.0
- Englisch DTS-HD MA 5.1
- Englisch (Hörfilmfassung) DD 5.1
- Tschechisch DD 5.1
Warner hat der Disc eine Auswahl von drei Sprachen zu vier Tonspuren serviert. Während der Originalton im (etwas!) dynamischeren DTS-HD MA 5.1 erklingt, bekommen wir deutschen Hörer eine 5.1 Dolby Digital Spur serviert, die zwar nicht ganz ans Original herankommt, dennoch ganz ordentlich abliefert.
Die Dialoge sind jederzeit klar und deutlich zu verstehen und auch die hinteren Lautsprecher bekommen immer wieder etwas Futter – seien es Umgebungsgeräusche wie das Donnern beim Unwetter oder bei den Verwandlungen der Hexen im Speisesaal. Etwas mehr Effekte hätte ich mir aber von einem Fantasyfilm dann doch erwartet.
Auch der feine Soundtrack mit Motown-Songs wie „Reach out´ll be there“ von den Four Tops oder dem allseits bekannten „(Sittin´on) the dock oft he bay“ von Otis Redding oder aber auch dem Klassiker „We are family“ von Samantha Jade kommt immer wieder mal aus den hinteren Speakern und passt recht gut zur Atmosphäre des Films.
Insgesamt kann man den Ton als solide bis gut bezeichnen, da bis auf das letzte Quäntchen Dynamik, einem fehlendem 3D-Sound sowie etwas mehr Direktionalität so gut wie alles in ordentlicher Form geboten wird.
EXTRAS:
- Hexen hexen: Making-of (6:26 Minuten)
- Roald Dahl: Die Geschichte hinter Hexen hexen (5:07 Minuten)
- Hexen hexen: Nummer-86-Retard-Maustransformator Zaubertrank (0:55 Minuten)
- Verpatzte Szenen (1:28 Minuten)
- Nicht verwendete Szenen:
- Szenen 8 – 10: Basketball-Kids
- Szenen 23 – 24: Arztbesuche
- Szene 72: Hotelflur
- Szene 73: Brunos Rückkehr
Das kompakt gehaltene Bonusmaterial gewinnt vom Inhalt her zwar keinen Blumentopf, einen kurzen Einblick „Hinter die Kulissen“ bekommt man dann aber dennoch. Am interessantesten für Filmfans dürften dabei sicherlich die nicht verwendeten Szenen sowie auch das Roald Dahl Extra sein.
An ein Wendecover ohne FSK 12 Flatschen wurde leider nicht gedacht.
FAZIT:
Mit „Hexen hexen“ (2020) hat Regisseur Zemeckis erneut Magie der alten Schule gezaubert. Der charmante Cast, eine opulente Ausstattung und ein einzigartiger Look verzeihen schon mal einen trägen Mittelteil. Eltern, die mit ihren (älteren) Kindern einen gemeinsamen sowie unheimlichen Fantasy-Filmabend verbringen möchten, liegen hier genau richtig. Dem starken Bild der Blu-ray fehlt nicht viel zur Höchstwertung. Aber auch dem ordentlichen Dolby Digital 5.1 Ton kann man lediglich vorwerfen, eine Spur zu frontlastig sowie etwas zu dünn in Erscheinung zu treten.
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Center-Lautsprecher: Teufel Ultima UL 40 C Mk3
Front- und Surround-Lautsprecher: Teufel Motiv 6
Atmos-Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)
Hier erhältlich:
- Hexen Hexen (Blu-ray)
- Hexen Hexen (DVD)
(Alexander Gabler)
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