Hanau – Blu-ray Review | Tiberius Film | 17.02.2022

Hanau – Blu-ray Review Artikelbild

Am 4. März 2022 kommt der Film „Hanau“ auf Blu-ray und DVD in den Handel und wir haben schon jetzt das Review dazu:

Uwe Boll ist in erster Linie für seine Videospielverfilmungen berühmt-berüchtigt. Die überschatten sein Tun leider oft noch so negativ, dass gar nicht richtig auffällt, dass er im späteren Verlauf seiner Karriere auch viele gesellschaftskritische Filme rausgebracht hat. Mit Filmen wie „Darfur“, „Assault on Wall Street“, „Siegburg“ oder die „Rampage Trilogie“ zeigte er knallhart und schonungslos die Abgründe der Menschheit und der Politik. 2016 zog er sich weitestgehend aus dem Filmgeschäft zurück, doch nun juckte es ihn anscheinend erneut in den Fingern, sodass er nach 5 Jahren Pause wieder einen Film gedreht hat. Und auch dieses Mal nimmt er sich einem sehr kontroversen Thema an, nämlich dem Attentat von Hanau. Schon vorab musste Uwe Boll viel Negatives wegen des Filmes einstecken, inklusive einer Petition, die den Dreh des Film verhindern wollte. Wir haben den Film nun getestet und können euch genau sagen, wie skandalträchtig der Film geworden ist.

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Story:

Am 19.02.2020 läuft Tobias in Hanau Amok, er tötet dabei 11 Menschen inkl. sich selbst. Klar psychisch gestört und politisch motiviert, hinterlässt er ein 32-seitiges Manifest, wo er erklärt, warum er diese Tat begangen hat. Inspiriert von diesem Manifest werden die blutigen Ereignisse dieser grauenhaften Nacht aus der Sicht von Tobias nachgestellt.

Eindruck:

Ich selbst habe, wie so viele andere Menschen auch, natürlich über die Medien von diesem Amoklauf erfahren. Was Uwe Boll angeht, ich habe frei nach dem Motto Leben am Limit alle Uwe Boll Filme ab „Alone in the Dark“ gesehen. Filme wie „Bloodrayne 1-3“ empfand ich persönlich als richtig schlecht, wiederum aber Filme wie „Darfur“ oder „Assault on Wall Street“ sehr gut, entsprechend war hier im Bezug auf „Hanau“ schon einiges an Neugierde da und ich muss sagen, dieser Film wird sicherlich nicht jedem gefallen.

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Man merkt optisch schnell, dass der Film minimalistisch und mit einem sehr geringen Budget gedreht wurde. Uwe Boll, der vorab versucht hat mit Betroffenen zu sprechen, dies aber von einem Anwalt abgelehnt wurde, weist direkt am Anfang darauf hin, dass der Film eine Inspiration des Manifests war. Da der Film komplett aus der Sicht des Attentäters abläuft, ist auch schnell klar, dass es keine 1 zu 1 Verfilmung der Ereignisse ist. Jetzt muss man erwähnen, dass der Film – klassisch Boll – keine einfache Kost darstellt, die mal eben zu verdauen ist. Uwe Bolls Stammschauspieler Steffen Mennekes liefert hierbei eine sehr beeindruckte One-Man-Show ab und zeigt sehr deutlich die Abgründe eines psychisch gestörten Mannes. Wenn man ihm so zuhört, wie er mit den Stimmen in seinem Kopf spricht und auch das Manifest nach und nach aufsagt, dann merkt man natürlich auch, wie extrem wahnsinnig und gestört der Mann wohl gewesen sein mag.

Gleichzeitig ist das Ganze natürlich auch grenzwertig, da schließlich beim Zuhören des Ganzen auch die Gefahr besteht, dass es da draußen tatsächlich noch Leute gibt, die an das Glauben, was der Attentäter da von sich gibt. Was ich persönlich schade fand ist, dass das Versagen der Behörden in der Nacht und auch davor nur angedeutet wird. Wobei Uwe Boll das Ganze auch nicht ausschlachten wollte, sondern extra den Blick nur auf den Attentäter wirft.

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Die Tat selbst wird kurz und brachial gezeigt, ohne irgendwas zu verherrlichen. Also kein Geballer alla John Woo. Und auch wenn die Opfer eher von Laiendarstellern gespielt werden, ist es schon heftig mit anzuschauen, wie schonungslos diese niedergeschossen werden. Hier hat auch Olaf Ittenbach sehr gute, handgemachte Bluteffekte geschaffen. Inhaltlich überrascht der Film sicherlich nicht, da es kaum einen in Deutschland gibt, der nichts von dem Amoklauf gehört hat. Trotzdem ist das Ganze auf eine Art faszinierend und verstörend zugleich, was man hier zu sehen bekommt, was natürlich durch die Monologe, die von Steffen Mennekes gesprochen wurden, noch mal sehr gut unterstützt wird.

Der Film will nicht unterhalten und ist daher wie andere Filme von Boll auch, ein weiterer, extremer Schlag in die Magengrube, der uns einen Blick auf eine sehr dunkle Seite mancher Menschen preisgibt. Nach einer Stunde ist der Film an sich auch vorbei. Danach sieht man Uwe Boll selbst in Hanau an den Tatorten und den Mahnmalen. Was ebenfalls für einen gewissen Gänsehautfaktor sorgt ist, als er die Ereignisse von damals noch mal erklärt.

Bild:

Das Bild ist von der Schärfe ganz okay geraten, zwar sieht man nicht viele Details wie einzelne Hautporen, aber man merkt stets, dass man ein Film in HD schaut. Farblich ist das ganze recht kühl und trist gehalten. Man merkt so natürlich, dass mit recht einfachen Mitteln gedreht wurde, aber gleichzeitig schafft es auch eine Art Doku Look. Trotz vieler dunkler Szenen bleibt das Bild stets sauber, ohne Grieseln, Rauschen oder Filmkorn.

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Ton:

Der deutsche Ton liegt in DTS HD 5.1 vor, ist aber in Sachen Raumklang sehr frontlasig. Es muss sich auch nicht wirklich beweisen, da die Geräusche in erster Linie aus den Monologen des Attentäters bestehen. Der Ton ist durchgehend sauber und frei von Rauschen. Die Kraft ist ganz ordentlich.

Extras:

  • Making of
  • Trailer
  • Audiokommentar

Neben den üblichen Trailern gibt es ein ca. 17 Minuten langes Making of des Films, wo sehr gut gezeigt wird, wie der Film an sich gedreht wurde, das Ganze wird dann immer wieder von Interviews mit Boll unterbrochen. Großes Highlight, wie bei all den Uwe Boll Filmen, ist natürlich der Audiokommentar, den ich grundsätzlich jedem ans Herz legen möchte.

Fazit:

Dieser Film wird sicherlich nicht jedem gefallen. Recht einfach gedreht, hat „Hanau“ optisch und abseits von Steffen Mennekes als Hauptdarsteller, sicherlich einen leichten Trashfaktor. Der Blick in die Gedankenwelt des psychisch gestörten Mannes ist keine leichte Kost. Faszinierend und verstörend zugleich, werden hier die Ereignisse dieser traurigen Nacht nachgestellt. Schonungslos und heftig. Es ist zwar nicht der beste Uwe Boll Film, aber auch nicht der schlechteste, zumal „Hanau“ im Nachhinein immer noch eine starke Wirkung entfaltet.

Hier erhältlich:

  • Hanau (Blu-ray)
  • Hanau (DVD)

(Pierre Schulte)
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Bewertungen: 4.7 / 5. 759

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