Am 5. März 2021 kommt „Greenland„ als 4K UHD, als Blu-ray, als DVD und digital in den Handel und wir haben schon jetzt das Review dazu:
„Von Kometen, Blutzuckerregulierung und goldenen Tickets“
Gerard Butler, der in den letzten 15 Jahren vielleicht zum zugänglichsten Filmstar geworden ist, sieht man eigentlich immer wieder gerne am Bildschirm. Mit Ausnahme vom großartigen sowie testosterongeschwängerten Alphatier-Geprahle „300“ porträtiert er gerne grobe durchschnittliche Typen, die versuchen, ihr Bestes zu geben. Sein neuestes Werk „Greenland“, einer der ganz wenigen Kinofilme aus dem Jahr 2020, erschien unlängst im Vertrieb von Leonine auf Video on Demand, DVD, Blu-ray Disc und auch ultrahochaufgelöst als 4K UHD. Wie gut der dramatische Katastrophenfilm unterhält und wie sich die Technik der Blu-ray Fassung so schlägt, durfte die Redaktion von filme.de bereits auf Herz und Nieren testen…
STORY:
Ein außergewöhnlich großer Komet rast unaufhaltsam auf die Erde zu, der nicht nur das Leben darauf, als auch den Planeten selbst zerstören wird. John Garrity (Gerard Butler) und seine Frau Alison (Morena Baccarin), sowie der gemeinsame Sohn Nathan machen sich gemeinsam auf eine gefährliche Reise, um Zuflucht in einem Bunker zu finden. Währenddessen sehen sie erschreckende Nachrichten von überall auf der Erde, wo der Komet seine zerstörerischen Vorboten niederlässt. Aber auch die Gesellschaft wird gefährlicher. Die zunehmende Panik und die daraus resultierende Gesetzlosigkeit vieler Menschen machen es ihnen schwer, ihr Ziel zu erreichen. Werden sie es noch rechtzeitig schaffen, einen sicheren Unterschlupf zu finden?
EINSCHÄTZUNG:
Gleich vorweg: diejenigen, die auf ein Effekt-Spektakel eines „2012“ oder einer Macho-Prahlerei eines „Armageddon“ gehofft haben, könnten etwas enttäuscht werden. Regisseur Ric Roman Waugh, der bereits gemeinsam mit Butler den soliden „Angel Has Fallen“ aus dem Jahr 2019 inszenierte, hält sich im Gegensatz zu Roland Emmerich oder Michael Bay nicht lange mit unzähligen farbenfrohen Szenen kolossaler Verwüstungen auf. Einer der Gründe ist natürlich das recht geringe Budget von gerade einmal 35 Millionen US-Dollar, das nun mal nicht allzu viele Bombast-Effekte zulässt. Der Hauptgrund ist aber die „realistischere“ Ausrichtung des Films. Regisseur Waugh („Shot Caller“) und Autor Chris Sparling („Buried – Lebendig begraben“) lassen Gerard Butler („300“, „Hunter Killer“) und seine Familie von einem Schicksalsschlag zum nächsten ringen, während sie, wie tausend andere, verzweifelt auf der Suche nach einem sicheren Ort sind.
Erfrischend anders für dieses Genre, verzichtet „Greenland“ auf ein geschöntes Bild der Widerstandsfähigkeit des menschlichen Körpers und Geistes. An dessen Stelle steht ein Pragmatismus darüber, wie sich ein solches Szenario entwickeln würde, wenn Panik in der Bevölkerung einsetzt und eine weit verbreitete Gesetzlosigkeit Einzug hält. Zu diesem Chaos kommt noch hinzu, dass der Garrity-Clan letztendlich nicht in der Lage ist, eines der Flugzeuge zu nehmen, die sie nach Grönland fliegen würden. Darüber hinaus macht ein von der Regierung ausgestelltes Armband, das als „Golden Ticket“ fungiert, sie überall zum Ziel, das zu mehreren angespannten Auseinandersetzungen und Kämpfen führt. Diese vielschichtigen und real gehaltenen Szenen machen „Greenland“ so anders… so packend.
Das ist natürlich nur eine von mehreren Handlungssträngen: Als Johns Nachbarn herausfinden, dass er zum Überleben ausgewählt wurde und sie nicht, flehen sie ihn an, sie oder zumindest ihre Kinder, mitzunehmen. Regisseur Waugh erweitert das Drama, ohne jemanden in einen bequemen Bösewicht zu verwandeln. Er zeigt uns großteils verwirrte, verängstigte Menschen, die nicht wissen, was sie tun sollen. Dieser „Kniff“ funktioniert hervorragend und hebt „Greenland“ aus dem Katastrophenfilm-Einheitsbrei positiv hervor.
Butlers Rolle wurde nicht sonderlich kompliziert ausgerichtet. Er spielt einen durchschnittlichen, etwas verletzt zerknitternden Kerl aus der gehobenen Mittelschicht, der einige Probleme mit seiner Frau hat. Wie sich herausstellt, sind die Reibereien in Johns Ehe auf seine Untreue zurückzuführen, eine Tat, die er zutiefst bedauert. Natürlich, und für uns Zuschauer vorhersehbar, bekommt er die Chance seinen Fehler etwas auszumerzen, indem er seine Frau und sein Kind während dieser erschütternden Odyssee beschützt. Seine Dialoge können schon mal aufgesetzt und unbeholfen wirken, aber „B-Movie-Star“ Butler strahlt trotzdem während des gesamten Filmes eine ruhige Autorität eines gewöhnlichen Mannes aus, der unverhofft in eine außergewöhnliche Situation geraten ist.
Aber auch die zierliche Morena Baccarin („Serenity“, „Deadpool“) spielt die findige Ehefrau Allison so überzeugend, dass man sich als Zuschauer trotz gewisser Klischees in der Story gut in ihre aktuelle Notlage hineinversetzen kann. Anstelle eines übertriebenen Spektakels, das wir von Filmen dieses Genres sonst erwarten, zeigt „Greenland“ eine rohe Überlebensgeschichte, die neben einigen wenigen Ungereimtheiten (warum bekommt gerade die Familie Garrity ein extrem rar gesätes goldenes Ticket?) ab und an sogar Platz für echte Emotionen schafft. Hollywood-Katastrophenfilme haben die Menschheit schon oft ausgerottet, aber selten so bescheiden wie hier… und das ist durchaus als positiv zu verstehen.
BILD:
Der vollständig digital gedrehte Film kommt im Ansichtsverhältnis 2,39:1 daher und kann bis auf wenige Ausnahmen überzeugen. Positiv seien erst einmal die tollen Schärfe- und Auflösungswerte erwähnt, die wirklich jede Falte in Gerard Butlers Gesicht oder auch Strukturen der Outfits erkennen lassen. Die Hochhäuser in der ersten Szene des Films gelangen extrem detailliert zum Zuschauer. Auch die Laufruhe des Films ist, wenn nicht gerade eine Wackelkamera in eine der hektischeren Szenen im Einsatz ist, beachtlich. Farben kommen gut saturiert und recht warm daher. Gerade in der zweiten Hälfte des Films dominieren Rot- und Brauntöne, da hier Kameramann Dana Gonzales akkurat zeigt, wie der Himmel nach dem Kometeneinschlag Staub aufgewirbelt hat.
Leider hat der Film, gerade im nächtlich angelegten Mittelteil, so seine Probleme mit der Durchzeichnung. Klar mag es realistischer erscheinen, in dunklen Szenen ohne künstliche Beleuchtung weniger Details zu erkennen, aber wenn dann längerfristig Gesichter in der Dunkelheit versumpfen, ist dies für den Zuschauer etwas ärgerlich. Gut, oder besser gesagt „nicht“ gut zu erkennen in den Szenen, als Allison und John unfreiwillig getrennte Wege gehen und jeder für sich eine Mitfahrgelegenheit wahrgenommen hat. Aber auch das Schwarz könnte hin und wieder etwas satter daherkommen. Im Großen und Ganzen kann sich das Bild von „Greenland“ aber in den meisten Szenen sehen lassen und spielt im oberen Mittelfeld mit.
TON:
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Leonine spendiert der Blu-ray sowohl in der deutschen, als auch in der englischen Originalversion eine mehr als ordentliche DTS-HD MA 5.1 Tonspur. Die Dialoge sind, spätestens nach einer kleinen aber feinen Anhebung des Lautstärkepegels, jederzeit sauber und klar verständlich. Bereits zu Beginn am Hochhaus, im Supermarkt, aber auch später, zB. während der Explosion des Flugzeugs, bei den Kometeneinschlägen oder der Schießerei in der Apotheke, sind akkurate direktionale Effekte aus jedem platziertem Lautsprecher im Raum zu orten, womit sich ein angenehmer Klangteppich ausbreitet. Der Subwoofer kommt in besagten Szenen ebenfalls nicht zu kurz, da auch er so einiges zu tun bekommt und die ein oder andere tolle Druckwelle simuliert. Der bedrohliche Score von David Buckley („Unhinged – Außer Kontrolle“, „Jason Bourne“) macht zwar musikalisch alles richtig, könnte aber, zumindest für meinen Geschmack, etwas prägnanter mitmischen.
Insgesamt gesehen macht „Greenland“ in punkto Sound eine hervorragende Figur. Für eine Höchstwertung reicht es aber leider nicht ganz, da hier noch minimal Luft nach oben herrscht. Etwas schade, dass gerade hier auf einen 3D-Ton in Form von Dolby Atmos oder DTS:X verzichtet wurde…
EXTRAS:
- Mini-Making Of (deutsch)
- B-Roll
- Deleted Scenes (OV)
- Interviews (OV)
- Trailer
- Bildergalerie
Einzig das kurze Mini-Making Of wird in deutscher Sprache angeboten, das restliche Bonusmaterial bleibt, fast schon typisch bei Leonine, im Originalton, sprich englisch. Neben den drei Interviews und den ca. 8 Minuten Deleted Scenes, gesellen sich noch eine Bildergalerie und vier weitere Trailer aus dem Hause Leonine dazu:
- „Catweazle“
- „Vergiftete Wahrheit“
- „Weißbier im Blut“
- „Der Spion von nebenan“
Immerhin wurde an ein Wendecover ohne FSK 12 Siegel gedacht.
FAZIT:
Das Bild, aber vor allem der feine sowie kräftige Ton der blauen Scheibe aus dem Hause Leonine, können durchaus überzeugen. Abzüge gibt es lediglich bei der Durchzeichnung in einigen dunklen Szenen. „Greenland“ ist eine bescheiden wirkende Apokalypse, mit echten Emotionen (fast) fernab von jeglichem Hollywood-Kitsch geworden. Katastrophenfilm-Fans, die auch mal eine spannende Story dazu serviert bekommen möchten, sollten sich das neueste Werk mit Gerard Butler sowie Morena Baccharin nicht entgehen lassen und können blind zugreifen.
Testgeräte:
TV: LG OLED 55C8PLA
Player: Sony UBP X-700
AV-Receiver: Denon AVR X-1500 H
Center-Lautsprecher: Teufel Ultima UL 40 C Mk3
Front- und Surround-Lautsprecher: Teufel Motiv 6
Atmos-Lautsprecher: Teufel Reflekt (Front Height)
Hier erhältlich:
- Greenland (4K UHD)
- Greenland (Blu-ray)
- Greenland (DVD)
- Greenland (digital)
(Alexander Gabler)
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