Story:
Der Italoamerikaner Tony „Lip“ Vallelonga arbeitet im Club Copacabana als Rausschmeißer und hält sich mit kleinen Nebenjobs über Wasser. Das alles reicht gerade so, um mit der Familie über die Runden zu kommen.
Als die Nachricht kommt, dass der Club wegen Renovierungsarbeiten mehrere Monate schließt, bleibt Tony optimistisch, es wird schon irgendwie weitergehen. Als er plötzlich zu einem Bewerbungsgespräch bei Dr. Don Shirley eingeladen wird, scheint das die willkommene Lösung für die finanzielle Zwangspause zu sein.
Doch der angenommene Doktor entpuppt sich als gebildeter, kultivierter und in hohen Kreisen angesehener Pianist. Tonys Aufgabe wäre, ihn in einer zweimonatigen Konzerttournee, die von New York in die Südstaaten führt, als sein Chauffeur zu begleiten. Allerdings ist Shirley ein Schwarzer, das Unterfangen in den 60er Jahren, als solcher in die Südstaaten zu reisen, ist problematisch. Shirley kennt natürlich Tonys Arbeit aus dem Club, darum scheint er der richtige Mann für diese Aufgabe zu sein. Nach anfänglicher Skepsis willigt Tony schließlich ein und so machen sich die beiden auf den Weg in den Süden. Es dauert nicht lange und Shirley erntet die ersten rassistischen Schikanen, es werden nicht die letzten sein, auf dieser langen Reise.
Auch wenn er vieles mit Fassung trägt, umso überraschter ist er, von den auftretenden Einschränkungen, die er aus New York so gar nicht kennt. Aber auch die ungehobelte Art von Tony, entspricht generell nicht seiner erwarteten Vorstellung und lässt ihn Anfangs zweifeln, ob die Wahl des Fahrers richtig war. Somit beginnt die Odyssee der beiden sehr unterschiedlichen Männer, auf deren Reise sie nicht nur miteinander klarkommen müssen, sondern auch mit dem Rassismus, der ihnen entgegenschlägt. Scheinbar eine nicht funktionierende Konstellation, in der beide während ihrer Reise auf viele Hindernisse stoßen, sowie Situationen, die immer brenzliger werden. Auch weil der intellektuelle Pianist vieles überhaupt nicht nachempfinden kann und durch seine geschwollene Wortwahl noch zusätzliche Konflikte heraufbeschwört. Es wird eine unvergessliche Reise werden, die beide prägt und vor eine große Herausforderung stellt, in der sich zeigen wird, ob sie dem gewachsen sind.
Eindruck:
Diese Art von Film erfordert ein perfektes Zusammenspiel ihrer Darsteller, hier muss die Chemie stimmen. Und das gelingt äußerst beachtenswert. Viggo Mortensen spielt seinen Charakter dermaßen leidenschaftlich, es ist eine Freude, ihm dabei zuzusehen. Mahershala Ali präsentiert seine gebildete Figur absolut glaubhaft und verschafft somit einen spannenden Kontrast, nicht nur zu Tony.
Die unterschiedlichen Rollen sind fabelhaft ausgearbeitet, schon der für die Zeit ungewöhnliche Rollentausch birgt Unterhaltungswert. Der schwarze Pianist von Welt, dessen Worte stets gut gewählt sind, lässt sich von einem, recht ungehobelten Weißen durch das Land fahren.
Die Annäherung der beiden ungleichen Charaktere aus ebensolchen Welten, ist so einnehmend dargestellt, man lechzt förmlich nach mehr. Eine einfühlsame Inszenierung, nicht immer frei von Klischees, diese werden aber in einer beachtlichen Art zelebriert, dass man gern darüber hinwegsieht. Und das geschieht mit derart pointierten Dialogen, die einen zum Lachen und Nachdenken gleichermaßen bringen. Sicherlich sind die Dialoge in Green Book das Salz in der Suppe und hier wurden sie perfekt abgeschmeckt. Perfekt abgeschmeckt ist auch das Darsteller Duo, beide liefern eine grandiose Performance, in der sie ihre unterschiedliche Wahrnehmung dieser Zeit einfach köstlich darbieten.
Beide lernen sich nicht nur schätzen, sie profitieren auch voneinander. Was angesichts ihrer gesellschaftlichen Konstellation jetzt vielleicht etwas grotesk klingt, birgt aber zusätzlich eine interessante Note in „Green Book“. Natürlich ist das während ihrer längeren Zusammenarbeit zu erwarten, aber eben nicht auf diese außergewöhnliche Art. Dadurch wird die ohnehin gelungene Story um einen Aspekt bereichert. Hier hat man sich rundum Gedanken gemacht, damit das Drehbuch sowie die Inszenierung abwechslungsreich gestaltet wird.
Und das Ganze ist sehr eindrucksvoll und mit dem richtigen Gespür umgesetzt worden. Nicht nur, weil der Zuschauer hier bestens unterhalten wird, nein weil er auch alles nachvollziehen kann. Denn in „Green Book“ wirkt alles menschlich, nichts scheint wie sonst so häufig, hollywoodmäßig mit dickem Puderzucker überzogen zu sein. Und wenn überhaupt, dann verzeiht man diese paar kleinen Ausrutscher dem ergreifenden Film absolut gern.
Nicht vergessen zu erwähnen, das wunderbare Setting bei dieser Inszenierung, hier isst das Auge wirklich mit. Aufwendig wird man mit imposanten Bildern aus den Sechzigern verwöhnt. Sodas dieses Roadmovie, neben der ohnehin unterhaltsamen Geschichte, auch optisch ein wahrer Genuss ist. Das Erzähltempo ist richtig gewählt, es zieht an, wenn es die Situation erfordert, bleibt ansonsten aber ruhig und widmet sich den Dialogen der Darsteller. Auch hier, alles richtig gemacht, es gibt keine Längen im Erzählfluss, die Geschichte wird somit stetig und spannend fortgeführt.
Fazit, in „Green Book“ ist, wie der Zusatz es im Filmtitel schon beschreibt, eine besondere Freundschaft, das zentrale Thema. Der nach einer wahren Begebenheit inszenierte Film ist wirklich herzergreifend umgesetzt worden. Die drei Oscars, unter anderem als bester Film, sind ohne Zweifel berechtigt. Nun nach soviel Schwärmerei, fragt sich der ein oder andere sicher, wo ist hier der Haken?!
Ich habe lange überlegt, ob es irgend etwas gibt, was mich an diesem Film gestört hat. Mir ist beim besten Willen, nichts eingefallen. Man kann sich der bemerkenswerten Erzählung einfach nicht entziehen, hier stimmt einfach alles. Daher „Green Book“ eben nur zu empfehlen, wäre fatal, dafür ist die Geschichte nun einmal zu brillant inszeniert. Denn das ist wirklich ganz großes Kino, exzellente Unterhaltung und macht einfach nur Spaß.
Bild:
Das Bild ist stimmig, die Farbgebung ist mal kräftig und auch mal leicht gedämpft. Dazu etwas gefiltert, um den Look der Zeit entsprechend zu untermauern. Die Schärfe ist sehr ordentlich, gelegentlich ist das Bild etwas weicher, gerade in der totalen, allerdings ohne wirklich zu stören. Auch der Kontrast und Schwarzwert geben keinen großen Anlass zur Kritik. Das leicht körnige Bild wirkt filmisch und passt bestens zu der Thematik. Selbst in den dunklen Szenen bleiben Details überwiegend sichtbar. Auch wenn es hierbei so ein paar kleinere Defizite gibt, so ist das Gesamtpaket gelungen und bietet die richtige Atmosphäre.
Ton:
In DTS-HD MA 5.1 bekommt man die deutsche Tonspur auf der Blu Ray.
Natürlich erwartet man hier kein Feuerwerk aus den Lautsprechern, dass Dialoge im Vordergrund stehen, war zu erwarten. Dennoch überrascht die Abmischung mit einer soliden Räumlichkeit. Die Rears werden effektiv mit Nebengeräuschen versorgt, ohne aufdringlich zu wirken, das ist bestens gelungen und wertet den Film zusätzlich auf. Die Musikstücke von Shirley sind entsprechend dynamisch ausgefallen und runden die gelungene Vertonung, ausgezeichnet ab.
Extras:
- Eine Virtuose Darbietung
- Unvergessliche Freundschaft
- „The Green Book“ Damals und Heute
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
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