In den letzten Jahren kam es immer wieder zur Zusammenarbeit zwischen BBC und Amazon. Viele BBC Serien laufen international exklusiv auf Amazon Prime und nicht nur das, es wurden auch Serien wie zum Beispiel „Ripper Street“ oder „The Collection“ gemeinsam produziert.
Mit „Good Omens“ kam es nun zu einer erneuten Kooperation zwischen den beiden Mediengiganten. Als Vorlage hierzu diente der gleichnamige Megabestseller (der deutsche Titel lautet: Ein gutes Omen) von den Kultautoren Terry Pratchett und Neil Gaiman. Das Ganze wartet mit einer wirklich großen Starbesetzung auf.
Mit dieser Konstellation, kombiniert mit dem BBC Ruf, extrem hochwertige Serien zu schaffen, waren die Erwartungen an diese 6-teilige Miniserie „Good Omens“ riesig. Die Frage ist natürlich: Konnten sie die Erwartungen erfüllen?
Story:
Seit Jahrtausenden verbringen der Dämon Crowley und der Engel Aziraphale ihre Zeit auf der Erde unter Menschen. Beide haben schon viel gemeinsam erlebt und beide verbindet inzwischen so eine Art Freundschaft. Doch nun soll der Antichrist das Ende der Welt heraufbeschwören. Nicht mehr lange und das Armageddon steht an. Crowley und Aziraphale versuchen nun gemeinsam, das Ende der Welt zu verhindern, denn das Leben unter den Menschen finden beide recht angenehm und würden es nicht mehr missen wollen. Ein verrückter Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Ja, die Erwartungen waren riesig und ich kann nur sagen: Alter Schwede, was für eine herrlich durchgeknallte Serie, die sich recht nah an die Vorlage hält. Man spürt zu jeder Sekunde den Respekt vor der Vorlage und es ist klar von Vorteil, dass Neil Gaiman mit die Drehbücher schrieb und als Showrunner dabei war. Dadurch war eine getreue Umsetzung so gut wie garantiert.
David Tennant (Doktor Who) und Martin Sheen (Frost/Nixon) brillieren regelrecht in ihren Rollen als Dämon und Engel. Beide Charaktere, die vom Typ her nicht unterschiedlicher hätten sein könnten, kommen hier einfach nur klasse rüber. Das Zusammenspiel von Sheen und Tennant ist zu herrlich. Man spürt zu jeder Sekunde, dass beide unglaublich viel Spaß an ihren Rollen haben und schlichtweg die Sau rauslassen konnten. Beide schaffen es wirklich, die verrücktesten Szenarien und Slapstick Momente herrlich trocken und lässig rüber zu bringen, wie man es sich kaum vorstellen kann. Dadurch ist die Gagdichte wirklich enorm. Ein Schenkelklopfer jagt den Nächsten und die beiden stehlen klar die Show, und dass, obwohl man Leute wie Jon Hamm, UKs Top Comedian Jack Whitehall oder Mireille Enos an Bord hat. Und selbst die Stimmen so mancher Charaktere sind absolute Top Stars wie z.B. Benedict Cumberbatch, Frances McDormand oder Brian Cox.
Optisch merkt man ebenfalls, dass Amazon und BBC sehr viel Geld in die Hand genommen haben, denn die Ausstattung und die Kostüme von„Good Omens“ sind richtig klasse, vor allem letzteres braucht sich vor großen Kinoproduktionen nicht zu verstecken. Hinzu kommen noch richtig tolle Kulissen, die das Riesen-Projekt wunderbar abrunden. Einzig so manche CGI hätte nen Hauch besser sein können. Das brennende Auto zum Beispiel sah zwar cool aus, aber die CGI war leider da auch recht sichtbar. Dies sind aber nur ganz kleine Wermutstropfen einer wirklich herausragenden Serie, die auf Kinoniveau ist.
Die Serie „Good Omens“ selbst besteht aus sechs Folgen zwischen 51 und 58 Minuten Laufzeit und ist durchgängig erzählt. Vom Erzählerischen ist es etwas sprunghaft, da zum einen drei parallellaufende Storylines existieren, bedingt durch entsprechende Perspektivenwechsel. Gleichzeitig gibt es auch immer wieder Rückblenden quer durch die Jahrhunderte, wodurch die Charaktere mehr Tiefe gewinnen und die Story auch besser verständlich wird. Das Ganze ist aber dadurch, dass es durch Erzähler begleitet wird, wunderbar gelöst und man wird bei den Sprüngen nicht ständig aus der Story rausgeworfen, wie es bei anderen Serien öfters der Fall ist. Dazu wird auch immer wieder ein Countdown eingeblendet, wodurch man die nahende Apokalypse nie vergisst.
Action oder Gore gibt es hier nicht wirklich, „Good Omens“ ist eine total verrückte Fantasy-Comedy, wo ein Charakter skurriler als der andere ist.
Es wird wunderbar mit den Klischees gespielt und diese aufs Korn genommen. Für manche könnte der britische Humor etwas albern wirken, und ist vielleicht zu verrückt, aber ich muss sagen, ich hatte einfach zu jeder Sekunde extrem viel Spaß an der Serie. Man taucht wunderbar in diese vergleichbar komplexe Welt aus Menschen, Göttern, Dämonen und Sehern ein, und hat die Charaktere ganz schnell gerne und es kommen wirklich sehr, sehr viele Charaktere vor. Die Serie schafft es hierbei tatsächlich, dass nahezu jeder Charakter einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Alle Charaktere sind hier sehr Over the Top und selbst in ernsten Momenten merkt man halt, dass sich keiner null ernst nimmt, dadurch bekommt die Serie einen ganz besonderen Charme.
Wenn man mit dem Humor klarkommt, bekommt man hier wirklich eine richtig tolle Serie und die sechs Folgen vergehen wie im Fluge und eignen sich perfekt zum Bingen. Das Ende selbst ist abgeschlossen, ohne Cliffhanger. Da es als Miniserie auch ausgelegt ist und die Story der Vorlage auch komplett erzählt wurde, ist auch keine Staffel 2 geplant, aber wer weiß, vielleicht schafft es ja nun auch eine weitere Serie auf Grundlage der Pratchett/Gaiman Romane nach Amazon Prime.
Fazit:
Eine wunderbar verrückte Serie mit tollen noch verrückteren Charakteren. Martin Sheen und David Tennant brillieren regelrecht in ihren Rollen und es ist einfach ein Genuss, ihnen hier bei der Arbeit zuzusehen. Eine wirklich herausragende durchgeknallte Spaßserie, perfekt geeignet, um mal eben zu Bingen. Muss man einfach gesehen haben.
Amazon bietet die Serie auch in 4k an.
(Pierre Schulte)
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