Story:
Der in die Jahre gekommene Henry Brogan (Will Smith) hat als professioneller Killer viele Aufträge auf dem Buckel und nach Eliminierung seines letzten Ziels, ruft der Ruhestand mehr denn je. Henry trifft die Entscheidung, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen – allerdings wird das Vorhaben durch einen jüngeren Agenten, der auf Henry angesetzt wird, boykottiert. Auf verblüffende Art und Weise, scheint Henrys Verfolger stets den nächst geplanten Schritt zu kennen und erweist sich als ebenwürdiger Gegner – doch Henry schafft es, den jungen Mann zu stellen und schaut dabei direkt in das Gesicht seines jüngeren Ichs.
Kritik:
Bereits in den 90er Jahren plante Disney eine Umsetzung von „Gemini Man“ und mit Tony Scott bzw. Curtis Hanson waren ebenfalls bereits passende Regisseure im Gespräch. Allerdings konnte das Projekt durch die damalige unausgereifte Technologie nicht umgesetzt werden und die Produktion wurde kurzerhand eingestampft. 2016 wurden die Rechte von Skydance Media aufgekauft und Dank der heutigen technologischen Fortschritte im Segment der visuellen Effekte, konnte das Projekt erneut in Angriff genommen werden. Hierfür hat man Ang Lee als Regisseur und Will Smith in der Hauptrolle für sich gewinnen können sowie Paramount Pictures als Vertriebspartner und Jerry Bruckheimer als namenhaften Produzenten. Die Aussichten für eine erfolgreiche Produktion sind vollends gegeben, aber hat sich das lange Warten auf „Gemini Man“ gelohnt?
Greift man auf den signifikanten Grund der Verzögerung zurück, so war es tatsächlich die richtige Entscheidung abzuwarten, denn wir bekommen die wohl aktuell beste Qualität in puncto Verjüngung eines Schauspielers zu Gesicht. Die visuelle Rekonstruktion von Will Smith sieht optisch verdammt gut aus – besonders während der Nahaufnahmen zeigt die Technik das vorhandene Potenzial, denn alle relevanten Details werden dem Zuschauer auf einem sehr realistischen Niveau zur Schau gestellt. Hautporen und Farbnuancen der Haut sowie noch so kleine, menschliche Merkmale werden beeindruckend wiedergeben und ergeben im Zusammenspiel eine faszinierende Echtheit. Dennoch sei gesagt, dass die Animation – vor allem, wenn echte Menschen als unmittelbarer Vergleich im Bild sind, – erkennbar bleibt, was bei der gebotenen Qualität aber nicht als Kritik aufzufassen ist.
Die am Computer entstandenen Ganzkörperaufnahmen, wie z.B. bei der Verfolgungsjagd auf den Motorrädern, ist eher kritisch zu betrachten, da die Körperbewegungen wiederholt zu schnell und unnatürlich aussehen, wodurch die Illusion zwischenzeitlich genommen wird.
Abseits von den lobenswerten visuellen Effekten bietet „Gemini Man“ eine sehr gradlinige Geschichte, die leider nicht viel Tiefe in das Geschehen offenbart, obwohl unter dem Aspekt der Thematik einiges möglich gewesen wäre. Immerhin können beim Thema „Klon“ so einige interessante Türen, Ansätze oder Ereignisse ins Rampenlicht gezogen werden, doch diese Chance nutzt der Film leider zu keiner Sekunde. Auch die Charaktere bekommen kaum Entwicklung verpasst und der Fokus liegt einzig und allein im überschaubaren Plot, der keine Überraschungen offeriert. Die Spannung wird dementsprechend sehr flach gehalten und doch hat „Gemini Man“ seine Vorzüge. Das Zusammenspiel des Cast, mit Will Smith in der Doppelbesetzung und Clive Owen als Widersacher, funktioniert wunderbar und die Nebenrollen sind mit Mary Elizabeth Windstead und Benedict Wong ebenfalls bestens besetzt. Im Besonderen ist zudem die realistische und bodenständige Machart hervorzuheben, die in allen Belangen durch Ihre Authentizität überzeugt. So sind die Zweikämpfe wirklichkeitsgetreu eingefangen worden und jeder Schlag bringt seine Verletzung oder körperliche Einschränkung mit sich. Selbiges zählt auch bei der Inszenierung der Schusswechsel, die vornehmlich an Werke wie „Heat“ von Michael Mann erinnern und folglich den Zuschauer akustisch wie auch optisch fesselt.
Obwohl Ang Lee mit „Gemini Man“ eine wirklich beachtliche Leistung abliefert, ist es umso trauriger, dass dem Film durch ein undurchdachtes und oberflächliches Drehbuch die Möglichkeit zu mehr genommen wird. Die Drehbuchautoren David Benioff und Darren Lemke, der kürzlich bei „Shazam!“ eine deutlich bessere Arbeit fertig stellte, haben sich gefühlt gar nicht mit der vorhandenen Materie auseinandergesetzt und das Potenzial rund um das Thema „Klon“ wird augenscheinlich ignoriert.
Leider werden die Charaktere und deren Entwicklung mit dem gleichen Augenmerk behandelt, wodurch „Gemini Man“ letztendlich als guter und gelungener Actionfilm bezeichnet werden darf.
Fazit:
Ang Lee liefert mit „Gemini Man“ einen soliden Action-Thriller ab, der durch seine Inszenierung und den gut gewählten Schauspielern vollends überzeugt. Hinzu wird die wohl aktuell beste CGI in Sachen „Gesichtsbearbeitung“ demonstriert. Leider bleibt aber die Story durchweg flach und die Charaktere sowie die Thematik genießen so gut wie keine Beachtung, wodurch eine höhere Punktzahl leider verfehlt wird.
(Deniso)
©Bilder und Trailer Paramount Pictures – Alle Rechte vorbehalten!
Ja, chance vertan, der Klon sieht leider in seinen Bewegungen so künstlich aus, das man meint, man schaue einem Androiden anstatt einem menschlichen Wesen zu. Optisch top, sobald Bewegung dazu kommt, flop. Oder um fair zu bleiben, nicht ganz gelungen und entlarvt den Klon, als nicht reales Pixelgebilde.