Den Film „FREIES LAND“ gibt es seit 23. Juli 2020 im Handel auf DVD und Blu-ray und hier gibt es das ausführliche Review dazu.
Story:
Der Mauerfall ist schon rund drei Jahre her, als es den norddeutschen Kommissar Patrick Stein in die Provinz von Mecklenburg-Vorpommern verschlägt. Hier soll er an der Seite des dort ansässigen Kollegen Markus Bach das Verschwinden zweier Mädchen aufklären. Für Kommissar Stein wird der Einstieg ins Dorfleben allerdings holprig, eine frei stehende Kuh auf der Straße beendet seine Anreise, das Hotelzimmer ist dank später Ankunft vergeben, an seinem Kollegen Bach. An der Rezeption wird ihm mitgeteilt, man möge sich das Zimmer teilen, doch sein Kollege empfängt ihn alles andere als herzlich. Zudem scheint in der Provinz sich niemand groß an dem Verschwinden der Mädchen zu stören. Die Bewohner des Dorfes reagieren gelassen, sie vermuten, dass es sie in den Westen gezogen hat. Als dann plötzlich die Leichen der beiden auftauchen, gibt es von den Bewohnern zwar ein paar offenere Worte, doch auskunftsfreudig sieht anders aus. So stehen die beiden ungleichen Kommissare vor einem schweren Fall, indem es ihnen niemand ein Stück einfacher macht, das Puzzle zusammenzusetzen. Dadurch gestalten sich die Ermittlungen extrem schwierig und all das wirft die Frage auf, ob die Bewohner mehr wissen als sie zugeben.
Eindruck:
Der Regisseur Christian Alvart adaptiert hier die spanische Vorlage von „La Isla Minima“ (Mörderland) aus dem Jahre 2016. Da ich die Vorlage kenne, bin ich gespannt ,wie Christian Alvart die Thematik und natürlich Umsetzung in die Ostdeutsche Provinz transportiert.
Gleich zu Beginn fällt mir das coole und stimmige Intro auf, das deutsche Landschaften und deren Industrie gekonnt kameratechnisch einfängt. Der Look zieht sich bravourös durch den ganzen Film, die überwiegend düster wirkenden Bilder erzeugen eine bemerkenswert dichte Atmosphäre. Das liegt auch an den ehrlichen und authentischen Kulissen, die man hier serviert bekommt, die einerseits ein recht idyllisches Bild liefern, aber dahinter recht trostlos wirken. Dadurch entsteht eine unheilvolle Stimmung in „Freies Land“, die dank der sehr gelungenen Kameraarbeit, ihren eigenen Reiz entwickelt und ein gutes Fundament für den Film bildet.
Das solide Bauwerk besteht aus den beiden Ermittlern Trystan Pütter (Patrick Stein) und Felix Kramer (Markus Bach). Sie sind exzellent gewählt, verkörpern ihre Rollen eindrucksvoll und das, ohne sich in irgendeiner Weise in den Vordergrund zu spielen. Das würde zu der recht ruhigen Inszenierung auch in keinster Weise passen. Der Regisseur geht wie bei der spanischen Vorlage gemächlich an die Story ran. Nimmt sich Zeit, für die frischen Kollegen sich zu beschnuppern und genauso viel für deren zähe Ermittlungen. Christian Alvart zeigt uns, wie sie bei den Bewohnern an Grenzen stoßen, kaum Antworten bekommen und eher unerwünschter Natur sind.
Fazit:
„Freies Land“ kopiert seine spanische Vorlage gekonnt in die Ostdeutsche Provinz. Der Regisseur versteht es perfekt, die Stimmung, nachdem Mauerfall mit der mörderischen Tat zu kombinieren. Integriert darin Menschen wie du und ich, dessen Ansichten nachvollziehbar sind, denn der versprochene Effekt der blühenden Landschaften hat sich nicht eingestellt. Auch das Aufeinandertreffen der beiden Kommissare, frei nach Ost trifft West, wird hier nicht unnötig als Kulturcrash inszeniert. Es gibt zwar ein paar kleine klischeehafte Sticheleien, doch die Wiedervereinigung der Kommissare funktioniert bestens.
Das liegt auch an der gelungenen wie amüsanten Figurenzeichnung, der Ostdeutsche ist offen und direkt, trinkt auch gern ein Bier im Dienst. Sein westdeutscher Kollege dagegen erscheint anfänglich etwas unbeholfen und reserviert. Dennoch wird keiner der beiden als inkompetent oder arrogant skizziert und letztlich merkt der Zuschauer schnell, sie sind aufeinander angewiesen.
Das mag jetzt nach einer besseren Tatort Folge klingen und das wäre bei dieser erfolgreichen Serie noch nicht einmal abwertend gemeint. Doch dank der beiden großartig aufspielenden Hauptdarsteller, den geschliffen Dialogen, der famosen Bildersprache und seiner beklemmenden Stimmung, hebt sich „Freies Land“ wohltuend ab, vom üblichen Krimiabend am Sonntag. Wenn man „Freies Land“ etwas vorwerfen kann, dann das, dass er etwas zu lang ausgefallen ist, dadurch schleichen sich ein paar kleinere Längen ein.
Wer bei Krimis auf schnelle Schnitte, Hochglanzbilder und reichlich Action verzichten kann, wird mit dieser, wenn auch nüchtern, erzählten Story, bestens unterhalten. Sicherlich auch eine Geschichte, die etwas Aufmerksamkeit benötigt, dieses aber dem Zuschauer mit einer audiovisuell hochkarätigen Inszenierung zurückzahlt. „Freies Land“ ist deutsches Kino, wie man es selten zu Gesicht bekommt, meisterhafte Bilder gepaart mit minimalistischen, aber effektivem Sounddesign, dazu interessante Figuren, die ihren eigenen Reiz ausstrahlen. Christian Alvart’s Herangehensweise ist beeindruckend, gekonnt verknüpft er all dieses, zu einer packenden Story. Zugegeben, eröffnet er keine neue Welt des Kriminalfilmes, bereichert diese aber mit einem imponierenden Beitrag. Nun liegt es an euch, das mit einer Sichtung des Filmes zu würdigen, meine Empfehlung habt ihr definitiv.
Bild:
Ein kühles mit gelegentlich bräunlicher Filterung versehenes Bild, zaubert hier ein passendes Aussehen der Szenerie. Kräftigere Farben sind überwiegend Fehlanzeige, die Stilisierung des Bildes ist reichhaltig, nicht immer Randscharf und kontrastreich, auch der ansonsten gute Schwarzwert, wird manchmal auf die Probe gestellt. Dabei ist der Film durchzogen von sehr scharfen und detailreichen Szenen, die häufig an der Referenzklasse kratzen. Mir hat die Umsetzung gefallen, weil sie die filmische Atmosphäre bestens einfängt.
Ton:
Die DTS-HD MA 5.1 Spur kann nur bedingt ihr wahres Potenzial ausnutzen. Definitiv bei dem düsteren und unheilvoll klingenden Score. Ein paar Nebengeräusche verirren sich zwar auf die Rears, letztlich entspricht die Vertonung allerdings der Stimmung des Filmes. Selbstverständlich werden die Dialoge klar und korrekt abgebildet, ansonsten eine selten dynamische Tonspur, die allerdings wenige Möglichkeiten bekommt, um druckvoll aufzuspielen. Wenn sie dann gefordert wird, stellt sie es mehr als solide in den Raum, ohne dabei zu viel Wucht hereinzulegen. Somit, das, was ich erwartet habe, eine unspektakuläre Tonspur mit gelegentlich dynamischen Ausbrüchen und einen raumfüllenden Score.
Extras:
- Trailer
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
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