Freaks – Sie sehen aus wie wir – Blu-ray Review | Splendid Film | 14.05.2020

Story:

In einem verwahrlosten Haus, indem die Fenster komplett verdunkelt sind und somit keinen Blick nach draußen gewähren, lebt die erst sieben Jahre junge Chloe mit ihrem Vater, der sie täglich impft, nicht mit anderen Menschen zu sprechen, geschweige überhaupt nach draußen zu gehen. Doch die Neugier von Chloe steigt, heimlich schafft sie es durch ein Fenster zu blicken und erspäht einen Eiswagen. Da ihr Vater nur das Haus verlässt, um Einkäufe zu tätigen, bittet sie ihn, ihr ein Eis mitzubringen. Als er zurückkehrt ist er verletzt, zwar mit den Einkäufen, allerdings ohne das Eis für Chloe. Unbemerkt von ihrem Vater schafft es Chloe, das Haus zu verlassen und kommt mit dem alten Eisverkäufer ins Gespräch. Sie fasst etwas Vertrauen zu ihm und begleiten ihn in seinem Eiswagen zu einem Spielplatz im Park. Der alte Eisverkäufer ist sehr neugierig und fragt Chloe beim Schaukeln unentwegt aus. Als ein Polizist auftaucht und den Eindruck hat, der alte Mann belästigt Chloe, offenbart sie ungewöhnliche Fähigkeiten. Zurück daheim scheint das Band zu ihrem Vater leicht zerrissen, Chloe haut erneut ab und trifft sich mit dem Eisverkäufer. Dieser bringt sie in ein Restaurant zu einem Treffen mit einer Polizistin und bietet ihr Chloe an. Schockiert flüchtet sie in die Küche, die Beamtin holt ihre Kollegen dazu und ihr Vorhaben zwecks Chloe und dem alten Mann sieht tödlich aus. Die Situation für beide erscheint ausweglos, die Beamten nähern sich mit gezogener Waffe.

Warum reagieren die Polizisten so aggressiv, wer ist der geheimnisvolle Eisverkäufer und erholt sich Chloe´s verletzter Vater, das wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten..

Eindruck:

Das Regisseur Duo Adam Stein & Zach Lipovsky erschufen das Drehbuch zu „Freaks – Sie sehen aus wie wir“ und produzierten diesen mit recht geringem Budget. Nun wie schlägt sich der Mix aus Sci-Fi, Mystery und Thriller Elementen?

Das ist jetzt nicht so leicht zu beantworten, nicht, weil es an der Qualität des Films liegt, sondern ich kaum etwas zu der Story sagen kann, ohne euch die Spannung zu nehmen. Der Reiz liegt in der Erzählung, die relativ ruhig beginnt und von ihren Twists lebt. Warum verschanzt der Vater Chloe im Haus und verbietet ihr jeglichen Kontakt, was ist so besonders an Chloe und wer ist der mysteriöse Eisverkäufer.

Die Inszenierung der Regisseure ist ungewöhnlich, genauso wie Chloe, bleibt der Zuschauer vorerst im Dunkeln. Es gibt keine Hintergründe oder Details zu Beginn, erst nach und nach entdeckt man mit Chloe, um was es geht und wie außergewöhnlich sie ist.

Die Darsteller beeindrucken mit einer gelungenen Performance und verleihen diesem mysteriösen Film das gewisse Etwas. Allen voran Lexy Kolker (Chloe) die ihre kindliche Wissbegier und Entdeckung ihrer Fähigkeiten eindrucksvoll interpretiert. Ihr Vater (Emile Hirsch) und der Eisverkäufer (Bruce Dern) füllen ihren Part gekonnt aus und bereichern den Film definitiv.

Für einen Low Budget Film bietet „Freaks – Sie sehen aus wie wir“ mehr als ansehnliche Effekte, die wohl dosiert eingesetzt wurden. Dazu ein stimmiger Score, der ungemein passend die Szenerie untermalt und für eine beachtliche Atmosphäre sorgt. Die Location und das Setting sind recht begrenzt, das verbarrikadierte Haus ist hier der Dreh und Angelpunkt, die Abstecher nach draußen bieten nicht nur Abwechslung, sondern sind auch ein Schlüssel zum Geheimnis von Chloe.

Fazit:

„Freaks – Sie sehen aus wie wir“ ist komplexer als man es anfänglich vermutet. Der verschachtelte und teils verwirrende Einstieg in die Story erfordert Aufmerksamkeit und etwas Geduld des Zuschauers. Dafür wird man mit einer abwechslungsreichen und unterhaltsamen Geschichte, die einige Aha-Momente beherbergt, belohnt.

Das Chloe besonders ist, liegt auf der Hand, ihre Fähigkeiten erinnern etwas an die Mutanten in X-Men. Die Story legt hier nicht nur unterschwellig einen Blick auf die menschliche Gesellschaft. Sind die Freaks wirklich die Bösen, vor denen man sich ängstigen muss? Oder sind es die Menschen, mit ihrer eingeschränkten Sichtweise, die das Unbekannte fürchten und daher mitleidlos Jagd auf die Freaks machen. Aufgelockert wird alles mit einigen sehenswerten Actionszenen, die allerdings nie dazu da sind, um den Schauwert zu steigern, sondern aus der Situation heraus entstehen.

Trotz der unkonventionellen, aber souveränen Herangehensweise, welche den Film anfänglich schwer greifbar erscheinen lässt, entfaltet er sich zunehmend spannend und sehr packend. „Freaks – Sie sehen aus wie wir“ startet mit vielen Momenten, die beim Zuschauer Fragezeichen erzeugen, von denen einige beantwortet werden und andere bewusst offen bleiben. Wenn Chloe aus dem Haus flieht, entdeckt der Zuschauer mit ihr die Welt, die augenscheinlich völlig normal erscheint. Jedoch wie Chloe lernen wir von Minute zu Minute dazu, es gibt hoffnungsvolle Momente wie schmerzhafte Erfahrungen, die wir mit ihr teilen. Ein Film, dessen seltsame Erzählstruktur sich zu seiner Stärke entpuppt und den Zuschauer dadurch gefangen nimmt. „Freaks – Sie sehen aus wie wir“ ist wohltuend anders, eine kleine Indie Perle, mit einem furiosen Finale und ein Film, der mich positiv überrascht hat.

Bild:

Ein ungewöhnlicher Film mit einem ebensolchen Bild. Vieles erscheint sehr scharf, einiges wirkt leicht verwaschen, das Bild ist auf unterschiedlichste Weise stilisiert, vom Farbschema angefangen bis zum Einsatz von Farbfiltern. Der Kontrast ist teils zurückgenommen und vermittelt oftmals ein wenig lebendiges Bild. Der Schwarzwert gefällt mit seiner satten Vorstellung. Trotz der beeinflussenden Merkmale des Bildes, überzeugt das Gezeigte und zaubert eine gelungene visuelle Umsetzung auf die Leinwand.

Ton:

Die DTS-HD MA 5.1 Tonspur ist dynamisch und wuchtig. Angefangen bei der stets klaren Dialogwiedergabe, werden die Reas gekonnt mit Umgebungsgeräuschen angereichert. Dies geschieht Szenen bedingt mal mehr oder weniger intensiv, trägt aber viel zu der Atmosphäre bei, wie auch der bestens arrangierte Score, der gelungen im Raum steht. Der Sub meldet sich nicht nur bei den Actionszenen oder Effekten, sondern ist überwiegend präsent. Eine Abmischung, die erstaunlich abwechslungsreich und treffend gestaltet ist.

Extras:

• Behind the Scenes
• Filmtipps

Testequipment:

JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1

(Hartmut Haake)

©Bilder und Trailer Splendid Film – Alle Rechte vorbehalten!