In den 70ern war das Blaxploitation Genre enorm beliebt. Für wenig Geld wurden stellenweise sehr brachiale Filme mit fleißig Sex und Gewalt gedreht und das Ganze meist mit farbigen Personen in der Hauptrolle. Richard Roundtree und Pam Grier waren die Könige des Genres und wurden durch diese Filme weltberühmt. Zwar öfters von den Kritikern belächelt, schafften Filme wie „Shaft“ „Coffy“ oder „Cleopatra Jones“ enormen Kultstatus. Nun brachte OFDb Filmworks erstmalig in Deutschland den Blaxploitation Klassiker „Frauen in Ketten“, vielen bekannt auch unter „Black Mama, White Mama“ auf Blu-ray heraus. Das Ganze in drei verschiendenen Mediabooks, streng limitiert. Cover A auf 444 Stück, Cover B auf 333 und Cover C auf 222 Stück. OFDb Filmworks hat uns freundlicherweise eines dieser Mediabooks zur Verfügung gestellt, sodass wir euch nicht nur zeigen können, ob das Mediabook optisch was hermacht, wir haben natürlich auch den Film für euch getestet, sodass wir euch sagen können, ob der Film heute noch überzeugen kann oder wir uns fragen werden, was an dem Film überhaupt gut sein sollte.
Story:
Die farbige Lee und die blonde Karen werden gemeinsam in ein Frauengefängnis auf einer Insel verfrachtet. Schnell erhalten beide die Aufmerksamkeit der Wärterin, die beide gerne als Liebessklaven haben möchte. Lee und Karen geraten aneinander, weil beide die Situation unterschiedlich handhaben. Als ihnen aber aneinander gekettet die Flucht gelingt, werden die Streitereien nicht besser. Lee will von der Insel fliehen, während Karen als Teil der Rebellion kämpfen will. Werden es beide schaffen, ihre Ziele zu erreichen bevor sie sich gegenseitig umbringen?
Eindruck:
Der Film wurde ein bisschen von „Flucht in Ketten“ inspiriert, ohne ein offizielles Remake zu sein. Das Szenario ist bei „Frauen in Ketten“ ähnlich, erreicht aber allgemein nicht das Level der übermächtigen Vorlage. Aus heutiger Sicht ist „Frauen in Ketten“ auch nicht mehr ganz so skandalös und heftig, sodass der Film zurecht zurück auf eine FSK 16 runtergestuft wurde. Ein Familienfilm ist „Frauen in Ketten“ natürlich immer noch nicht. Vor allem das Finale bietet hier einen sehr blutigen und sehr hohen Bodycount.
Wer meint, dieser Film wäre ein schöner alter Klassiker für ein romantisches Date, der ist mit „Frauen in Ketten“ ebenfalls schlecht beraten, es sei denn, man möchte die Dame loswerden, dann ist der Film natürlich sehr zu empfehlen. Frauen werden in diesem Film nämlich ganz klar als Objekte dargestellt, in der Linie nur dafür da, halb bzw. ganz nackt rumzurennen und schmierige Bösewichter glücklich zu machen. Okay, es gibt natürlich schlimmeres als Pam Grier und Margaret Markov leicht bzw. ohne Bekleidung rumlaufen zu sehen. Beide sind sich hier auch für nichts zu schade und zicken sich vor der Kamera mit jeder Menge Körpereinsatz an und harmonieren als komplett unterschiedliche Persönlichkeiten ganz ordentlich zusammen. Klar, so richtig Bäume ausreißen tut der Film nicht mehr. Die Dialoge sind schon recht stumpfsinnig, der Cast wird sicherlich auch keinen Oscar kriegen, wobei Sid Haig, den meisten bekannt aus den Rob Zombie Filmen, hier definitiv einen klasse gemeinen Bösewicht spielt. Er gehört ja schließlich zum Stammpersonal als Gegenspieler von Pam Grier. Die Story selbst ist recht einfach gehalten und von Anfang bis Ende sehr vorhersehbar ohne Überraschungen, auch wenn das Ende schon etwas böse ist und wenn man die Filme von damals mit Pam Grier kennt, weiß man auch ungefähr, worauf es hinauslaufen wird. Man merkt aber von der Optik, dass das Budget selbst für damalige Verhältnisse sehr gering war und man sehr minimalistisch gedreht hat, ebenso hat der Editor nicht immer gut gearbeitet. Die Schnitte zum Perspektivenwechsel und Szenenwechseln sind nicht gerade fließend und teilweise sehr ruckartig gemacht. Okay könnte natürlich auch Vorreiter gewesen sein zum allseits bekannten Schnittgewitter bei Actionszenen, wie es Hollywood aktuell ganz gerne hat, wer weiß, wer weiß.
Der Film ist aber im Verlauf schon ein bisschen eintönig, weil an sich jetzt nicht so viel passiert, außer viel Rumgezicke, da ist es natürlich auch von Vorteil, dass „Frauen in Ketten“ jetzt nicht die extrem lange Laufzeit hat und somit keine große Langeweile entstehen kann. Zum Ende hin, gibt es noch ein sehr rohes und actionreiches Finale. Der Bodycount wird dann wirklich hoch und ist auch sehr konsequent gehalten. Zumindest da kommen dann Actionfans auf ihre Kosten.
Bild Blu-ray:
Die Farben habe sich im Vergleich zur alten MGM Blu-ray deutlich gesteigert und sind kräftiger. In Sachen Details ist es wechselhaft. Nahaufnahmen sind stellenweise wirklich sehr scharf, sobald man leicht raus zoomt bzw. im weiten Winkel ist, oder halt im Hintergrund, verliert das Bild schon etwas an Schärfe, bleibt aber immer noch über dem Niveau der DVD. Grundsätzlich ist auch leichtes Bildrauschen zu sehen, aber keine Artefaktbildung oder starke Verschmutzungen. Starkes Filmkorn ist auch nicht dabei. Also für so einen alten Film hat sich das Bild schon etwas gebessert, Referenzniveau erreicht es aber leider nicht.
Bild DVD:
Bei der DVD hat man wohl das alte MGM Master übernommen, hier gibt es zumindest optisch keine Unterschiede zu damals. Durchgängig leichtes Rauschen ist zu sehen, die Schärfe ist für eine DVD und für das Alter des Films ganz gut und auch die Farben sind okay. An aktuelle Filme auf DVD kann das Bild auch hier natürlich mithalten aber ist ansonsten auf ganz gutem Niveau.
Ton Blu-ray:
Der deutsche und der englische Ton liegen in PCM 2.0 vor, wobei der deutsche Ton vom Klang her sauberer ist und die Stimmen präsenter, dafür bietet der englische Ton mehr Details, aber hier kommt es stellenweise schon zum leichten Rauschen. Raumklang gibt es natürlich nicht. In Bässe reißt man jetzt auch keine Bäume aus, aber für den Alter des Films ist es noch im soliden Bereich.
Ton DVD:
Bei der DVD liegt der deutsche und der englische Ton jeweils in Dolby Digital 2.0 vor. Vom Hören her, hört man keinen Unterschied zur Blu-ray. Beide Tonspuren haben dieselben Stärken und dieselben Schwächen.Die deutsche Synchro ist ganz ordentlich geworden, ist natürlich auch von vielen bekannten Synchronsprechern von damals gesprochen worden, die zwar an sich nicht immer wie die Leute im Original klingen, aber dafür mit viel Begeisterung bei der Sache waren.
Extras:
- Audiokommentar von Stefan Jung (Deutsch)
- Audiokommentar von Filmemacher Andrew Leavold (Englisch)
- White Mama Unchained: Interview mit Hauptdarstellerin Margaret Markov
- Sid Haig’s Filipino Adventure: Interview mit Hauptdarsteller Sid Haig
- Trailer
Bis auf den Trailer liegt das komplette Bonusmaterial in HD vor. Die Interviews selbst sind beide sehr aktuell und Sid Haig sowie Margaret Markov berichten von den Dreharbeiten von damals, welches in der Summe zusammen ca. 30 Minuten dauert und man schon merkt, dass die Dreharbeiten so verrückt es auch damals zuging, ihnen auch viel Spaß machten. Das Bonusmaterial der DVD und Blu-ray sind identisch.
Fazit:
Auch wenn „Frauen in Ketten“ kein unbekannter Blaxploitation Film war und auch recht soliden Erfolg hatte, kommt er aber an die Kultfilme wie „Foxy Brown“ oder „Coffy“ nicht ran, dafür wird „Frauen in Ketten“ auf Dauer zu eintönig, weil an sich nicht wirklich viel passiert außer rumrennen, rumzicken und halt Bösewichter fies in die Kamera gucken. Aber trotzdem hat der Film trotz ein paar Längen im Mittelteil immer noch seinen gewissen dreckigen Love Budget B-Movie Charme von damals, den man jetzt nicht ganz so ernst nehmen kann und auch sollte. Die Action macht immer noch auf seine Art Spaß und Pam Grier ist immer noch auf ihre Art und Weise cool und sexy. Trotzdem bleibt der Film aber nur eher was für Genre Fans.
Die dazugehörige Mediabook, die wir zur Verfügung bekommen haben, macht optisch auch sehr was her und ist sehr hochwertig verarbeitet, mit einem sehr interessantes Booklet. Sieht definitiv toll aus im Regal.
(Pierre Schulte)
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