Basierend auf dem realen britischen „Shanty“ Chor, namens Fisherman’s Friends, kreierte Regisseur Chris Foggin 2019 aus der wahren Story einen „Feelgood Movie“. Kurz zur Erklärung: Der englische Begriff Shanty steht für Seemanns Lieder, welche die Seeleute auf ihren langen Seereisen gesungen haben sollen und die von erlebten Geschichten erzählen. „Shanty“ leitet sich wohl von dem englischen Wort „chant“ zu Deutsch: Gesang ab. Der wohl bekannteste dürfte sein: „what shall we do with the drunken sailer“, ich denke diesen werden so gut wie alle kennen. Der Film erzählt die Geschichte der Fisherman Friends, englische Fischer, die an der Küste Cornwalls leben, arbeiten und singen sowie einem Produzenten, der über diesen Sangeschor mehr oder weniger stolpert. Was für diesen mit einem Jux seiner Freunde beginnt, wird mit der Zeit zu einer Herzenssache. Wie sich dieser „Wohlfühlfilm“ tatsächlich anfühlt und ob er eine Sichtung wert ist, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Inhalt:
Eigentlich hat Musikmanager Danny keine Lust auf den Junggesellenabschied seines Kollegen, dumm nur, wenn deren beider Kumpel auch noch ihr Boss ist und dies anordnet. Noch übler, dafür muss er an die englische Küste nach Cornwall in ein Fischerdörfchen reisen. Das hat doch so gar nichts von einem Junggesellenabschied. Schlimmer noch, die gemietete Yacht fällt auch noch aus und so bleibt außer Paddeln gehen und dem örtlichen Pub nichts weiter übrig. Wahrlich ein „toller“ Junggesellenabschied. Am Tag der Abreise beobachtet Danny, wie sich die örtlichen Fischer am Kai versammeln und „Shantys“ zum Besten geben. Das ist das gefundene Fressen für seine Freunde, schnell wird seine Tasche wieder aus dem Kofferraum ausgepackt und abgedüst. Aber der Jux geht noch weiter, als Danny total entnervt seine Freunde anruft, teilt ihm sein Boss mit, dass er die singenden Fischer unter Vertrag nehmen soll, diese seien der absolute Hit, ansonsten bräuchte er erst gar nicht zurückkommen. „Was zum… und wie…???“ Danny versteht die Welt nicht mehr, wie soll er diese mürrischen Seebären zu einem Plattenvertrag überreden. Das Üble daran, Danny erkennt den Scherz hinter dieser Aktion nicht und stürzt sich tatsächlich mit vollem Einsatz in die Aufgabe. Selbst vor einer Fischertour auf rauer See schreckt er nicht zurück. Tatsächlich bekommt er mit Handschlag und seinem Wort darauf, dass es wortwörtlich keine „Verarsche“ sei, die Fischer dazu, einen Vertrag abzuschließen. Triumphierend präsentiert er seinen Freunden den Vertrag, während sich diese vor lachen wegwerfen und ihm eröffnen, dass es doch bloß ein Scherz gewesen sei. Nun zerbricht Dannys Triumph in tausend Scherben. Was wie ein gewöhnlicher Auftrag begann, wurde in der Zeit, der Überzeugung und des Kennenlernens zu einer Herzensaufgabe. Nicht nur wegen den Fischern, denen er sein Wort gab, sondern auch wegen Alwyn, der Tochter einer der Fischer, in die er sich immer mehr verliebte. Nun gilt es trotz aller Widrigkeiten, sein Wort zu halten und den Fischern einen Plattenvertrag zu verschaffen, doch das soll sich als ziemliche Hürde herausstellen, denn so voreingenommen die Plattenlabel sind so unvorhersehbar sind auch die Fischer aus Cornwall.
Meinung und Wertung:
Dieses Jahr gab es schon so einige Bio-Pics und Filme, die auf wahren Begebenheiten beruhen, welche den Weg in meinem Player fanden. Ebenso auch einige „Feelgood“ Titel, die keinen realen Hintergrund besitzen. Wo nun reiht sich „Fisherman’s Friends“ ein? Vorab kann ich schon mal sagen: Trotz interessanter Story und gut aufgelegten Cast, kommt der Film nicht an meine diesjährigen Highlights heran. Die Inszenierung ist recht seicht geworden und man bediente sich der üblichen dramaturgischen Kniffe. Sprich, es kommt wieder die ausgelutschte Nummer der „gelebten“ Lüge zum Einsatz. Protagonist A versucht ohne Rücksicht auf Verluste etwas durchzusetzen, Protagonisten B, C, D, etc. bauen vertrauen auf. Protagonist A erkennt im Laufe des Films seine Verfehlung und kommt zur Erkenntnis es jetzt ehrlich zu meinen. Trotzdem fliegt dessen ursprüngliche Absicht oder Lüge auf und Protagonisten B, C, D, etc. sind tief enttäuscht und verstoßen (aus dramaturgischen Gründen) Protagonist A. Am Ende steht aber dennoch die Vergebung an und alle haben sich wieder lieb…. Laaaaangweilig!
Interessant daran, fast kein Regisseur traut sich aus diesem Schema auszubrechen. So auch Chris Foggin nicht, dieser inszenierte „Fisherman’s Friends“ komplett auf der sicheren Seite, ohne Ecken, Kanten, Konsequenzen oder emotionale Hochs oder auch Tiefs. James Purefoy (bekannt aus der Serie „The Following“) verkörpert den mürrischen Fischer Jim, Dreh und Angelpunkt des „Plattenvertrags-Partners“ und Vater von zweiter Hauptfigur der Tochter Alwyn sowie die dritte Hauptfigur Danny, gespielt von Daniel May (bekannt aus „Star Wars: Rogue One“). Alle spielen routiniert und ohne positive oder negative Ausreißer. Der gewollte oder auch erzwungene dramaturgische Kniff ist zwar da, aber durch die vorhersehbare Handlung, ist dieser nicht wirklich überraschend, im Gegenteil man erwartet ihn sogar.
Kurzum kommen wir zum Ende: Nur weil der Film seicht ist, ist er automatisch nicht wirklich schlecht, aber aus genannten Gründen leider auch nicht herausragend. Ich bin der Meinung, da hätte mehr gehen können, daher gestaltet sich meine Sichtungsempfehlung für mich umso schwieriger. Wer singende Fischer mag, kann beherzt zugreifen. Ebenso diejenigen, die die Lieder der „Fisherman’s Friends“ kennen und gerne erfahren wollen, wie sich das denn so abgespielt hat. Wer nette kleine romantische Filme mag, darf auch einen Blick riskieren. Jetzt wird der Kreis aber schon merklich kleiner. Wer ein Bio-Pic im Stile von „Eddie the Eagle“ oder gar „Rocketman“ erwartet, ist definitiv an der falschen Adresse. Das kann der Film weder von der Inszenierung her noch vom Script oder der Darstellung leisten. Wer nach all diesen Infos weiterhin Interesse hat bekommt dennoch einen netten, kleinen Film, über singende Fischer sowie einer kleinen Romanze geboten, nicht mehr und nicht weniger. Das was den Film dann noch etwas aus der Masse solcher Titel hervorhebt, ist der wahre Hintergrund der Männer von Cornwall.
Habt ihr den Film gesehen, wie habt ihr ihn empfunden, hat er euch gefallen, bejubelt ihr ihn oder fandet ihr ihn bescheiden, wenn nicht sogar schlecht? Teilt es uns in den Kommentaren mit.
Bild:
Das Bild ist recht ordentlich, ohne dabei zu brillieren. Farben, Kontraste und die Schärfe sind auf einem angemessenen Niveau auch der Schwarzwert passt soweit. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Ton:
Der Ton macht ebenfalls eine ordentliche Figur. Die Dialoge sind durchwegs gut verständlich und wenn die Fisherman’s Friends ihre Shantys anstimmen, kommt der Sangessound auch kräftig und stimmungsvoll durch die Boxen.
Extras:
- Making of
(Marc Maurer)
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