Story:
Die letzte Tankstelle in Dänemark vor der deutschen Grenze ist aktuell eher verwaist. Grund dafür ist, dass Dänemark bei einem Sportereignis im Finale steht und so langweilen sich Agnes und Belinda während ihrer Schicht an der Tankstelle merklich. Aber nach und nach erscheinen doch ein paar seltsam auftretende Kunden, doch die routinierten Mädels denken sich allerdings nichts dabei, das ist ihr alltäglicher Job, man kennt so etwas. Doch die Umstände ändern sich. Erst seht ein Auto an der Tankstelle und rührt sich nicht vom Fleck. Als wenn es auf etwas warten würde. Als dann auch noch das Luftdruckgerät plötzlich inmitten der Tankstelle steht und es dann auch noch ein Feuer in der Waschstraße gibt, kippt so langsam die Gelassenheit der erfahrenden Damen und sie werden unruhiger, sie versuchen ihre beiden Freunde zu bewegen, bei ihnen vorbeizukommen. Es schleicht sich zunehmend Angst ein, die, wie sich zeigen wird, absolut begründet ist.
Eindruck:
Ein Horrorfilm oder besser ein Torture Porn aus Dänemark, ist durchaus ungewöhnlich. Gerade Frankreich ist bekannt und beliebt bei den Fans mit Filmen wie „High Tension“ oder „Frontier(s)“. Aber auch „Martyrs“, „I Spit on your Grave“ und auch „Hostel“ steht bei Genrefans sehr hoch im Kurs. Der dänische Regisseur Søren Juul Petersen schlägt mit „FINALE“ in die gleiche Kerbe. Kann er die hartgesottenen und durchaus verwöhnten Fans der härteren Gangart mit seinem Film begeistern?
Die Location mit der einsamen Tankstelle bietet schon einmal eine durchaus brauchbare Idee, Søren Juul Petersen beginnt seinen Film mit einer interessanten Einführung, lässt uns daneben die beiden unterschiedlichen Frauen kennenlernen. Zudem gibt es immer Bilder außerhalb der Tankstelle, die Zapfsäule wird in der Dunkelheit eingefangen, die Kamera starrt auf die Überwachungskameras und viele andere eingefangen Szenen bauen eine zunehmend unheilvolle Stimmung auf. Dazu die eigenartigen Kunden, die sporadisch auftauchen, deren Verhalten recht ungewöhnlich erscheint, vermitteln eine zusätzliche Dynamik.
Seine beiden Hauptakteure gestaltet er sehr unterschiedlich, Agnes, eine angehende Psychologin, die eigentlich ihren letzten Tag auf der Tankstelle hat. Auf der anderen Seite steht Belinda, ein einfaches Mädchen mit Beziehungsproblemen, ihr Freund ist nämlich alles andere als der Vorzeigeschwiegersohn. Agnes Freund Benjamin dagegen steht fest und erfolgreich im Leben. Die Mixtur passt und gefällt, wenn Søren Juul Petersen dann den Horror auf beide loslässt, wird sich zeigen, wer mit der Situation souveräner umgeht. Apropos Horror, das Gezeigte ist hart, wirklich hart inszeniert und wird auch abgebrühten Fans das eine oder andere Mal schlucken lassen.
Inhaltlich möchte ich nicht groß auf die Story von Finale eingehen, nur so viel, es wird bizarr, teils grotesk und bietet eine abwechslungsreiche Inszenierung, welche von dem gesamten Cast eindrucksvoll vorgetragen wird. Die unbekannten Darsteller bieten eine intensive wie glaubwürdige Vorstellung.
Fazit:
„FINALE“ ist ein fieser Film, der die eine oder andere Überraschung bietet. Das offensichtlich Böse, welches eben noch gefoltert hat, erscheint als Entertainer. Dieses macht den Zuschauer natürlich neugierig, wer oder was steckt hinter dem Ganzen und die Antwort ist wirklich erschütternd. Der Regisseur Søren Juul Petersen erzählt die Geschichte nicht geradlinig, von Beginn an platziert er verstörende Bilder in den Film, während wir noch beim Kennenlernen der beiden Frauen in der Tankstelle sind. Immer öfter erscheinen Sequenzen, die länger werden und uns zeigen, was ihnen zustößt. Mit der Herangehensweise, dass er uns beide in unterschiedlichen Zeiten zeigt, lockert er nicht nur die Einführung auf, sondern macht uns neugierig, wie es schlussendlich dazu kam.
Gekonnt strukturiert er die Szenen aus den unterschiedlichen Zeiten, die er nach rund zweidrittel des Filmes zusammenfließen lässt. Was man bis hierhin zu sehen bekommt, ist schon Horror pur, doch das war noch längst nicht alles. Die Inszenierung gefällt, sie baut eine düstere und enorm dichte Atmosphäre auf. Die gezeigten Gewaltspitzen sind wie gesagt nicht zimperlich und brauchen sich vor ihren viel gelobten Genrekollegen nicht zu verstecken. „FINALE“ ist ein überwiegend atemberaubender Film, mit der entsprechenden Portion Gewalt, die man von diesem Genre eben erwartet.
Trotz guter Ansätze kommt einem allerdings auch vieles bekannt vor und hin und wieder stockt die Erzählgeschwindigkeit, das reißt den Zuschauer etwas raus. Dennoch profitiert der Film von seinem fesselnden Beginn, ab der Hälfte fehlt etwas Feinschliff im Drehbuch, um den Zuschauer zu überraschen und endgültig zu fesseln. Daher kann der Film die beklemmende und düstere Stimmung leider nicht komplett in dem Film aufrechterhalten.
Aber, Regisseur Søren Juul Petersen macht hier vieles, richtig, richtig gut. Spickt seinen Film mit durchdachten Einfällen und versteht es Spannung aufzubauen, mit „FINALE“ hat er einen mehr als soliden Horrorfilm inszeniert. Ich kann Genrefans nur empfehlen, sich „FINALE“ anzuschauen, ihr werdet es nicht bereuen. Denn der Titel „FINALE“ ist vielleicht nicht hundertprozentig Programm im Endprodukt, aber dazu fehlt ihm verdammt wenig.
Das Mediabook von Pierrot Le Fou begeistert mit einem schicken Coverartwork. Die glänzende Oberfläche ist gelungen und verleiht ihm eine edle Optik. Neben der Blu-ray und DVD sowie dem Booklet, das bei Mediabooks üblich ist, bekommt der Kunde hier noch ein Poster dazu. Das Booklet besticht ebenfalls durch glanzvolle sowie gut ausgewählte Bilder und auch der Textteil begeistert mit seiner Vielfalt. Fans der Mediabookreihe von Pierrot Le Fou ist das sicherlich bekannt, also schnappt euch das feine Teil, bekanntermaßen ist die Reihe recht begehrt und das limitierte Mediabook somit schnell vergriffen.
Bild:
Ein recht scharfes Bild erwartet uns mit den üblichen Stilmitteln. Die düsteren Szenen wirken rauer und gröber inszeniert. Auch wird es hier etwas detailarmer, was aber durchaus beabsichtigt erscheint, um eine entsprechende Stimmung zu erzeugen. In der Tankstelle selber erwartet einen ein kontrastreiches und sehr ansprechendes Bild. Der Schwarzwert ist überzeugend und die Farbgebung im Allgemeinen recht kräftig, ohne jedoch zu bunt zu wirken.
Ton:
Der DTS-HD MA 5.1 Spur fehlt das Futter, um richtig aufzuspielen. Hier wäre in diesem Genre definitiv mehr drin gewesen, vieles wirkt wie mit angezogener Handbremse. Es gibt durchaus dynamisch vertonte Szenen, die zeigen, dass es druckvoller geht. Doch die Abmischung bleibt überwiegend zu zahm, auch der sonst so präsente Subwoofer in diesem Genre schaltet sich zu selten dazu. Hier wurde durchaus Potenzial verschenkt, welches dem Film definitiv gutgetan und ihn aufgewertet hätte. Letztlich natürlich kein Totalausfall, keineswegs, aber eben nur gehobenes Mittelmaß.
Extras:
- Interviews
- Q&A Talk mit Cast und Regie
- Audiokommentar des Regisseurs
- Poster
Testequipment:
JVC DLA-X35
Panasonic DMP UB704
Marantz AV8801 / MM7055
B&W 7er Serie 5.1
(Hartmut Haake)
©Bilder und Trailer Pierrot Le Fou